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Amelia sitzt mehrere Minuten draußen auf dem kühlen Rasen des Fuchsbaus. Sie hat immer noch die Klamotten von der Flucht an und Georges Blut ist komplett über ihrem Körper verteilt. Sie seufzt, dann steht sie auf und verlässt den Fuchsbau. Sie weiß, dass die anderen nichts dagegen sagen würden, weshalb sie einfach verschwindet. Amelia hält sich sowieso die meiste Zeit über im Grimmauldplatz auf und die anderen Mitglieder des Ordens wissen, dass sie sofort zur Stelle wäre, wenn sie sie bräuchten. Deshalb macht sich niemand Gedanken darüber, dass Amelia manchmal nicht aufzufinden ist. Denn sobald Gefahr droht, ist sie anwesend. Somit bleibt ihr Verschwinden in den meisten Fällen unbemerkt. Außerdem wissen alle, dass sie eine Einzelgängerin ist und schwere Zeiten gerne allein verbringt.
Amelia geht etwas weiter weg vom Haus, wirft noch einen letzten Blick auf dieses und disappariert.
Sie weiß ganz genau, wo ihr Ziel ist und hofft, dass sie unbemerkt dort ankommen wird.
Als Amelia den Boden der Straße Spinner's End unter sich spürt, zieht sie sich die Kapuze direkt tiefer ins Gesicht und läuft durch die Straßen, immer darauf bedacht, dass jederzeit jemand hinter einem Haus hervorspringen könnte und sie angreifen würde.
Die Straßen von Spinners End sind nicht gerade sauber und wirken auch nicht sonderlich sicher, doch das stört sie in diesem Fall gar nicht. Amelia weiß, dass hier hauptsächlich Muggel wohnen, da es eigentlich eine ganz normale Stadt ist. Snape hatte früher schon hier gewohnt, als er noch ein kleines Kind war und wahrscheinlich deshalb dieses Haus in dieser Muggelgegend. Anders kann sie es sich nicht erklären, dass er sich hier aufhält, wo er doch sonst eher negativ auf Muggel zu sprechen ist. Sie war bisher erst ein Mal hier, doch damals war sie direkt in sein Haus appariert, da sie sich auf seinen Armen befunden hatte. Sie hatte nichts von der Umgebung gesehen oder von dem Zustand, in dem sich diese Gegend hier befindet. Zumindest hatte sie es nicht in diesem Ausmaß gesehen.
Amelia ist verwundert, dass sich hier niemand befindet, sie hätte erwartet, dass zumindest jemand auf den Straßen unterwegs ist, denn das Wetter ist nicht gerade schlecht, doch sie irrt sich.
Die gesamte Straße ist wie ausgestorben und Amelia weiß nicht so genau, was sie davon halten soll. Vielleicht ist es auch einfach nur ein blöder Zufall... oder sie sieht den Vorboten eines bald erscheinenden Unheils vor sich, ohne ihn wirklich als diesen zu identifizieren.
Amelia geht weiter durch die Straßen und ignoriert das ungute Bauchgefühl, dass sich in ihr bildet, denn sie weiß, dass es wahrscheinlich an dem liegen wird, was sie vorhat. Zudem ist diese Gegend nicht gerade eine Gegend, in der man sich wohl fühlen kann. Zumindest für sie.
Als sie Snapes Haus sieht, stellt sie sich an ein Fenster und sieht vorsichtig herein, ob sich ein Todesser dort aufhält. Sie sieht Snape auf seinem Sessel sitzen, während er eine Zeitung liest, so als wäre nichts gewesen und wird augenblicklich wieder wütend. Zur Vorsicht schickt sie einen „Homenum Revelio" in das Haus, um zu sehen, ob sich nicht doch noch jemand dort befindet, doch bis auf Snape scheint das Haus leer zu sein.
Amelia legt einen Schweigezauber auf das Haus, damit sie niemand hört, wenn sie einbricht und ihn anschreit.
Eigentlich hatte Amelia einfach klingeln wollen, doch als sie Snape so ruhig da sitzen gesehen hat, hielt sie es für schlauer, wenn sie einfach einbricht und ihn überrascht, dann hat sie die besseren Chancen ihn zu überwältigen.
Amelia feuert einen Bombarda-Zauber auf das Fenster und springt dann durch den Fensterrahmen in das Innere von Snapes Haus. Sofort hält sie ihm die Spitze ihres Zauberstabs an den Hals und er hält in der Bewegung inne. Seine schwarzen Augen ruhen auf ihr und die Überraschung, die er ausstrahlt, ist nicht zu verbergen. Sie funkelt ihn wütend an und steht offensichtlich kurz davor, ihm einen Fluch auf den Hals zu hetzen. Snape rechnet fest damit, dass er einen nonverbalen Protego anwenden muss, als sie etwas tut, das ihn völlig überrascht. Amelia holt aus und schlägt ihm mit der Faust mitten ins Gesicht.
Snape stolpert nach hinten und hält sich seine Nase, aus der Blut strömt. Amelia war kräftiger, als er erwartet hätte und er ist sich sicher, dass sie wütend ist.
Sofort steht sie wieder vor ihm und hält ihr die Spitze ihres Zauberstabs gegen den Hals. Dieses Mal ist Snape allerdings direkt gegen die Wand gedrängt und Amelia hat die volle Kontrolle über die Situation, da er unmöglich an seinen Zauberstab herankommen kann. Die Spitze ihres Zauberstabs bohrt sich unangenehm in seinen Hals und ihre Augen funkeln ihn wütend an. Er hatte diesen Ausdruck in ihrem Gesicht schon länger nicht mehr abbekommen und erinnert sich unwillkürlich an die Zeiten zurück, in denen sie sich gehasst haben. Damals war noch alles einfacher und er hätte sich niemals vorstellen können, dass sich sein Verhältnis zu Amelia Hooch einmal ändern würde. Und vor allem nicht, dass es sich in so etwas ändern würde.
„Sag mal tickst du noch richtig?! Wolltest du uns umbringen?!", fährt sie ihn an und er weiß sofort, von was sie redet. Er schluckt, dann will er ihr antworten, doch sie lässt ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
„Ich verstehe es ja, dass du das Ganze glaubwürdig aussehen lassen musst und so, aber musst du wirklich so weit gehen?! George hat wegen dir ein Ohr verloren!", sagt sie und funkelt noch wütender zu ihm hoch als eben. Er wusste schon länger, dass sie eine besondere Beziehung zu den beiden Weasley Zwillingen hatte und weiß, dass die Tatsache, dass es einen der beiden Zwillinge getroffen hatte, ihre Wut nur noch schlimmer macht, doch er weiß auch, dass er seine Rolle überzeugend spielen musste. Immerhin hatte er schon die Blicke der anderen Todesser gesehen, als er gezögert hatte.
„Verdammt Severus, er wäre beinahe verblutet, nur, weil du zu viel Spaß an dieser Situation gehabt hast!", fügt sie dann noch hinzu und sieht ihn schwer atmend an. Snape weiß, dass sie innerlich immer noch völlig außer sich ist und sich gerade selbst ermahnt, dass sie nichts sagt, das sie später bereut. Doch er weiß, dass er sämtliche Beleidigungen, die sie ihm an den Kopf werfen könnte, verdient hat.
„Ich wusste, dass du ihm helfen kannst.", sagt Snape leise und Amelia entgleisen die Gesichtszüge.
„Ich konnte seine Blutung stoppen, sein verdammtes Ohr ist nicht wieder zurück gekommen!", zischt sie und Snape sieht sie mit einem undeutlichen Blick an.
„Ich weiß, dass dir nicht gefällt, was ich getan habe. Aber ich bereue es nicht.", sagt er und Amelia blickt ihn stumm an, unsicher, was sie davon halten soll.
„Aber was ich dir schwören kann, ist, dass ich dich niemals verletzen wollte.", fügt Snape dann noch hinzu und Amelia lässt den Zauberstab wenige Zentimeter sinken. Sie verflucht sich innerlich dafür, dass sie das Ganze einfach so hinnimmt. Sie sollte wütend sein. Sollte ihn für seine unmenschliche Tat verachten und nur das schlechte in ihm sehen. Sie sollte davon abgeschreckt sein, wie er sich bemüht, seine Rolle zu spielen und wie weit er dafür geht, doch sie kann sich zu nichts dergleichen durchringen.
„Dumbledore hätte es so gewollt.", fährt Snape fort und macht damit allerdings nichts besser, sondern alles wieder schlimmer. Doch wenigstens lässt sie ihren Zauberstab nun komplett sinken, sodass er sich nicht mehr in seinen Hals bohrt.
„Dumbledore muss ja mit dieser ganzen Situation auch nicht mehr klar kommen! Severus, du-", beginnt sie, doch unterbricht sich selber. Ihr gehen so viele Gedanken durch den Kopf und sie würde ihm am liebsten so viel sagen, doch sie kann es nicht. Stattdessen beschließt sie ihm zu sagen, was vorhin passiert ist.
„Harry hat mich verdächtigt, dir gesagt zu haben, wann wir den Plan durchführen wollen. Er hat gemerkt, dass du mich den einen Abend nicht angreifen wolltest.", sagt sie dann und Snape sieht die junge Frau vor sich geschockt an. Das ist gar nicht gut, und das weiß er auch. Denn wenn der Orden ihr nicht mehr vollkommen vertraut, dann kann sie nicht an der Erfüllung von Dumbledores Plan arbeiten. Und bisher ist sie die einzige im Orden, die genau weiß, was Dumbledore geplant hat. Und eigentlich soll das auch so bleiben.
„Hat jemand-", fragt er, doch Amelia unterbricht ihn sofort wieder, indem sie mit dem Kopf schüttelt.
„Nein, die anderen haben mich sofort in Schutz genommen und auch Harry hat eingesehen, dass es sehr naiv war, mich zu beschuldigen.", sagt sie und er atmet erleichtert aus. Er hätte es sich niemals verzeihen können, wenn sie wegen ihm Probleme bekommen hätte.
„Was hast du ihnen gesagt, als Grund, dass du verschwindest?", fragt er sie und Amelia weicht seinem Blick aus. Er würde sie für wahnsinnig erklären, dass sie den anderen nicht gesagt hat, dass sie verschwinden muss. Immerhin weiß er, dass so leichter der Verdacht unterstützt werden kann, dass sie etwas vor den anderen geheim hält - was ja auch der Fall ist.
„Amelia?", fragt er sanft und sieht sie fragend an, als sie ihren Blick hebt.
„Ich habe es ihnen nicht gesagt, ich bin einfach abgehauen.", meint sie nur kleinlaut und Snape sieht sie beinahe schon empört an. Das hätte er von ihr nun wirklich nicht erwartet.
„Direkt, nachdem Potter dir unterstellt hast, dass du Geheimnisse vor dem Orden hast?", fragt er zur Sicherheit noch Mal nach und bindet ihr somit erneut schön auf die Nase, weshalb sie ihm eigentlich nicht sagen wollte, dass sie den anderen nichts gesagt hat. Amelia seufzt, dann schwingt sie ihren Zauberstab. Snape realisiert sofort, was sie tut und sieht auf die Schlange, die sich einen Weg aus ihrem Zauberstab bahnt. In kurzen Worten richtet sie dem Patronus aus, das sich die anderen keine Sorgen machen sollen und sie etwas Ruhe braucht, morgen aber zurück sein wird und schickt den Patronus dann fort.
„War dein Patronus schon immer eine Schlange?", fragt Severus, als der Patronus schon weit weg ist und Amelia seufzt.
„Seit ich einen gestaltlichen Patronus beschwören kann ja.", meint sie und hofft, dass er sie nicht weiter darauf anspricht. Doch sein Gedächtnis ist besser, als sie gehofft hatte.
„Du hast mich letztes Jahr auf den Patronus-Zauber angesprochen... woher kam deine Interesse an der Frage wirklich?", fragt er und sieht sie fragend an. Amelia weicht seinem Blick aus, doch sie weiß, dass er eine Antwort verdient.
„Ist dein Patronus eine Schlange, weil Slytherin dein Haus ist?" Amelia schüttelt den Kopf.
„Mein Patronus ist eine Schlange, weil dein Haus Slytherin ist.", gesteht sie leise und Snape sieht sie wirklich erstaunt an.
„Wie meinst du das?", fragt er leise, denn er kann sich zwar eine mögliche Erklärung denken, doch er will sich sicher sein. In den letzten Wochen hatte er häufiger daran gezweifelt, dass Amelia ihn wirklich liebt und hatte mehrmals damit gerechnet, dass sie sich wieder von ihm abwendet, wenn sie ihn wirklich kennenlernt. Doch bisher hatte sie das nicht getan. Allerdings hatte das nicht gereicht die negativen Gedanken aus seinem Kopf zu verdrängen. Und wenn sie seine Theorie ihres Patronus nun bestätigt, dann würde er es vielleicht besser schaffen, sich von den negativen Erinnerungen seiner Vergangenheit zu lösen.
„Ich hatte dich gefragt, ob ein Patronus von einer negativen Erinnerung hinaufbeschworen werden kann, erinnerst du dich?", beginnt sie leise und Snape sieht, dass sie nicht gerne über das Thema redet.
„Ja."
„Bisher hatte ich keine Erinnerung, die es mir ermöglicht hatte, einen Patronus in einer Gestalt hervorzuzaubern. Harry hatte mir geraten mir eine frischere Erinnerung zu suchen und ich habe versucht meine Zeit in Hogwarts durchzugehen. Mein Patronus kam in dem Moment aus meinem Zauberstab, in dem du in meinen Gedanken aufgetaucht bist.", meint sie und sieht Snape wieder ins Gesicht.
„Zu dem Zeitpunkt wollte ich mir noch einreden, dass wir uns immer noch hassen und dass ich mit dir nichts positives verbinde... aber der Patronus war sehr eindeutig...", meint sie und seufzt.
„Das ist schon länger her...", meint er und Amelia versteht seine unausgesprochene Frage. Sie lacht spöttisch.
„Kannst du dir vorstellen, wie lächerlich ich mich gefühlt habe? Ausgerechnet du... du weißt, wie du auf andere wirkst.", meint sie und sieht ihn entschuldigend an. Doch er scheint sich nicht angegriffen zu fühlen, wegen dem, was sie gesagt hatte, sodass sie sich keinerlei Gedanken macht.
„Weißt du, was meine Mutter mir einst gesagt hat? Sie sagte, dass ich von der dunkle Seite angezogen werde. Ich habe ihr das nie geglaubt, aber mittlerweile weiß ich, dass sie Recht hatte.", meint sie noch und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. Sie sieht zu Snape, der sie mit einem undefinierbaren Blick ansieht und sie steht kurz davor den Blick abzuwenden. Sein Blick ist ziemlich durchdringend und sie fühlt sich unwohl. Sie spürt, dass er in seinem Kopf einen inneren Kampf mit sich selbst zu führen scheint und Amelia würde alles dafür geben, zu wissen, was in diesem Moment in seinem Kopf geschieht.
Snape sieht herunter zu Amelia. Sie steht immer noch leicht wütend vor ihm und funkelt ihn an. Sie trägt wie immer ganz schwarz, das einzig helle an ihr sind ihre blauen Augen. Er weiß, dass sie seine Bitte, die er gleich stellen möchte, wahrscheinlich ablehnen wird, doch er will sie trotzdem stellen. Er kann es sich einfach nicht verkneifen, als er sie so dort stehen sieht. So unglaublich stark und selbstbewusst. Und nachdem sie ihm all das von eben erzählt hatte.
„Bleibst du?", fragt er und Amelia verschluckt sich beinahe an ihrer Spucke. Hatte er diese Frage eben wirklich gestellt?!
„Morgen ist die Hochzeit.", sagt sie und sieht, dass Snapes Blick fast unmerklich fällt. Und in diesem Moment realisiert, sie, dass dieser Mann stärkere Gefühle für sie haben muss, als sie immer dachte. Amelia blickt ihn sanft an und tritt einen Schritt näher an ihn heran. Snape ist verunsichert, was er davon halten soll.
„Du kannst morgen noch ganz früh hier disapparieren und niemand würde etwas merken.", sagt er und Amelia lächelt noch mehr. Das Lächeln erreicht ihre Augen und Snape findet, dass sie in der letzten Zeit viel zu selten gelächelt hat.
„Okay, ich bleibe."
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Als Amelia am nächsten Morgen aufwacht, ist das Bett neben ihr leer. Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr und streckt sich ein Mal ausgiebig.
Als sie sich aufsetzt, rutscht die Bettdecke nach unten und gibt den Blick auf ihre nackten Beine frei. Amelia schnappt sich das Haargummi, das um ihr Handgelenk gebunden ist und bindet sich ihre Haare in einem lockeren Dutt hoch, dann schwingt sie die Beine aus dem Bett. Ihre Füße berühren den kühlen Holzfußboden, doch das stört sie nicht im Geringsten. Amelia wirft einen Blick in den Spiegel und stellt fest, dass sie eigentlich recht wach aussieht, was sie sehr überrascht. Sie beginnt wie eine Irre vor sich hin zu grinsen, als sie sich selber in Snapes T-Shirt sieht und schmunzelt über sich selber. Dann beschließt sie, dass sie herunter gehen sollte, schließlich ist bald die Hochzeit und sie muss sich noch fertig machen. Sie ist froh, dass sie gestern alles Wichtige mit einem Accio-Zauber hergeschafft hat, sodass sie sich jetzt fertig machen kann, wenn sie gefrühstückt hat, und dann einfach in den Fuchsbau apparieren kann.
Als sie unten in der Küche ankommt, kommt ihr direkt eine kleine Hauselfin entgegen. Sie strahlt Amelia förmlich an und versprüht unglaublich positive Energie, sodass sich Amelia unwillkürlich fragt, wie Snape es mit ihr aushält. Immerhin hasst er Fröhlichkeit meistens. Amelia wiederum findet die kleine Hauselfe entzückend.
„Guten Morgen, Miss.", begrüßt die Hauselfe sie und verbeugt sich direkt. Amelia beginnt zu lächeln.
„Guten Morgen.", antwortet sie dann und setzt sich an den Küchentisch.
„Kann Trixie Ihnen etwas bringen, Miss? Möchten Sie etwas essen?", fragt sie und Amelia nickt.
„Etwas zu Essen wäre sehr nett." Trixie freut sich, als sie merkt, dass Amelia sie nett behandelt und sie lächelt leicht. Dann rennt sie los, um etwas zu essen zu besorgen. Amelia bleibt am Küchentisch sitzen und wartet einfach nur stumm, denn sie weiß nicht, was sie sonst machen soll. Sie zieht die Beine auf den Stuhl und entspannt sich.
Als sie die Tür öffnet, kommt Severus herein und ihre Blicke treffen sich. Er sieht genau so aus, wie gestern, bevor er sich umgezogen hatte, sodass Amelia keinen Unterschied erkennen kann.
„Guten Morgen.", sagt sie sanft und er nickt ihr zu, offensichtlich schlecht gelaunt, denn er geht nur durch die Küche durch, um in das Wohnzimmer zu gelangen. Amelia weiß, dass sie ihn jetzt am besten in Ruhe lassen sollte und wartet weiterhin auf ihr Essen. Und sie weiß auch, dass sie nichts von ihm erwarten braucht. Ja, sie hatten eine wunderschöne Nacht zusammen gehabt und sie war wahrlich überrascht, dass ein Severus Snape seine Gefühle so gut ausdrücken kann, doch das macht ihn nicht gleich zu einem anderen Menschen. Er wird sie nicht überschwänglich mit Küssen begrüßen oder sie auf Händen tragen und darüber ist sie auch ganz froh. Immerhin hatte sie Gefühle für einen Mann entwickelt, der all das niemals tun würde und sie wäre sehr irritiert, wenn er sich plötzlich zu einem richtigen Romeo entwickeln würde. Das wäre nicht der Mann, für den sie Gefühle hat. Stattdessen gesteht sie sich erneut ein, dass sich ihre Gefühle an die schlechtgelaunte, fiese Fledermaus aus den Kerkern richtet, die ihre Gefühle nur bestimmten Personen gegenüber öffnet. Und das gefällt ihr viel besser, als jeder Romeo der Welt.
Als Trixie ihr das Essen bringt, bedankt sich Amelia brav und beginnt dann stumm zu essen. Wenn Severus Hunger haben sollte, dann wird er schon freiwillig zu ihr kommen und ebenfalls etwas essen. Sie wird ihn sicherlich nicht auffordern, mit ihr gemeinsam zu essen, und dabei vielleicht noch seinen Zorn auf sich ziehen, da er gerade wichtigeres zu tun hat.
Als sie fertig gegessen hat, ist Snape immer noch irgendwo im Haus, doch das interessiert Amelia jetzt gar nicht mehr so sehr, denn sie läuft ins Bad, um sich fertig zu machen. Hinter sich schließt sie die Badezimmertür und steigt unter die Dusche.
Nach wenigen Minuten steigt sie fertig gewaschen aus der Dusche. Amelia schnappt sich zwei Handtücher und wickelt das eine um ihren Körper, das andere kommt auf ihren Kopf. Jetzt muss sie sich erst Mal für die Hochzeit fertig machen.
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Als Snape unten auf dem Sofa sitzt und liest, hört er die Dusche rauschen und weiß, dass Amelia bald verschwinden wird. Er weiß nicht, ob er froh darum sein soll, oder ob er sie vermissen sollte, doch er weiß, dass sie sowieso nicht bleiben würde, egal, wie er es findet.
In dem Moment, in dem er ihre Schritte hören kann, sieht er auf und lässt beinahe die Zeitung fallen. Nur seine jahrelang erarbeiteten Fähigkeiten, seine Gefühle zu unterdrücken, helfen ihm dabei, dies nicht zu tun.
Amelia steht vor ihm, mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht. Sie trägt ein schwarzes Kleid, das oben sehr viel Spitze hat und unten weit ausläuft. Ihre Haare hat sie offen gelassen und sie hat sich leicht geschminkt, bloß ihre Augen hat sie betont. Dazu trägt sie hohe Schuhe, die sie gleich ein ganzes Stück größer wirken lassen. Snape schluckt. Amelia sieht unglaublich gut und attraktiv aus und er will sich nicht vorstellen, was er mit ihr machen würde, wenn sie jetzt nicht gehen müsste. Er wundert sich selber über diesen Gedanken, da er so etwas von sich selber nicht gewohnt ist. Doch eigentlich sollte er sich nach gestern Abend bewiesen haben, dass er auch anders kann.
„Danke für das Frühstück und die Dusche.", lächelt sie Severus an, welcher sich erhebt und näher an sie herantritt. Amelia weicht seinem Blick nicht aus, als er direkt vor ihr stehen bleibt. Sie sieht zu ihm hoch und scheint ganz genau zu wissen, was sie in ihm auslöst. Amelia tritt einen Schritt näher auf ihn zu und legt den Kopf leicht schief. Severus zögert nicht lange und lehnt sich nach unten, um Amelia einen überraschend sanften Kuss zu geben. Amelia erwidert diesen sofort und vertieft ihn etwas. Snape löst den Kuss recht schnell und Amelia weiß genau warum. Sie wollen wohl beide nicht, dass sich das ganze hier und jetzt zu etwas Weiterem entwickelt.
Amelia tritt wortlos einen Schritt von ihm weg und lächelt ihn an.
„Solltest du noch mal Flüche auf mich schießen, dann schieße ich zurück. Und zwar so, dass du nicht mehr ausweichen kannst." Mit diesen Worten disappariert Amelia mit einem Lächeln, noch bevor Snape etwas antworten kann.
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Am Fuchsbau angekommen ist die Party schon in vollem Gange. Amelia geht mit einem breiten Lächeln auf das frisch verheiratete Paar zu und fällt beiden in die Arme. Fleur und Bill erwidern diese Umarmung fröhlich und Fleur sieht an Amelia herunter.
„Wow, das ist ein sehr schönes Kleid!", sagt sie und Amelia strahlt sie an.
„Danke. Ich-", sagt sie, doch unterbricht sich selber, als sie eine Hand an ihrem Handgelenk spürt, die sie nach hinten zieht und herumwirbelt. Sie sieht Fred vor sich, der sie schmunzelnd ansieht. Amelia versteht, was er von ihr möchte und begibt sich in eine Tanzposition, in der beide zusammen tanzen können.
„Gut siehst du aus.", sagt er und Amelia lächelt schon wieder. Sofort denkt sie daran, dass Snape ihr nicht gesagt hatte, dass sie gut aussieht, doch mit seinem Verhalten mehr als nur deutlich gemacht hat, dass sie ihm gefällt.
„Danke. Du auch.", antwortet sie, denn sie findet, dass Fred sich echt herausgeputzt hat.
„Das hört man doch gerne. Wie geht es dir? Du warst ja gestern recht schnell weg. George wollte dir noch Mal danken, als er wieder bei klarem Verstand war.", sagt Fred und Amelia schmunzelt.
„George hat mir schon genug gedankt, auch, wenn ich nicht weiß wofür. Aber es geht... sein Ohr ist halt trotzdem weg, viel konnte ich nicht für ihn tun.", sagt sie und Fred sieht sie eindringlich an.
„George hat mir abends erzählen können, was passiert ist. Wärst du nicht gewesen, dann wäre er wahrscheinlich tot. Ohne dich wäre er vom Besen gefallen.", sagt er und Amelia seufzt.
„Aber ohne mich hätte er vielleicht ohne Probleme ausweichen können, als Snape den Fluch auf ihn geschossen hat.", sagt sie und Fred hält in der Bewegung inne, dann zieht er sie nach draußen.
„Hör mir mal zu, Lia! Keiner macht dir einen Vorwurf, wir sind alle dankbar, dass du George heile wieder hierher gebracht hast. Also hör auf dir selber Vorwürfe zu machen, Georgie würde das nicht wollen. Außerdem bist du die Tochter von Rolanda Hooch. Wenn du nicht alles mögliche Getan hast, um auszuweichen, als du auf dem Besen saßt, wer hätte es dann tun sollen?", sagt Fred eindringlich und sieht Amelia mit einem durchdringenden Blick an, so als würde er direkt in sie hereinsehen wollen.
„Damit hat er völlig Recht, also hör auf dir Vorwürfe zu machen. Ich bin dir mehr als nur dankbar.", ertönt es plötzlich hinter ihr und Amelia dreht sich zu George um, der ihr in die Arme fällt. Sie erwidert diese Umarmung und lächelt.
Gerade, als sie etwas sagen will, hört sie, dass im Zelt Chaos ausbricht. Verwirrt gehen alle drei näher an die Situation heran und Amelia kann gerade noch rechtzeitig reagieren, als ein Todesser auf sie zufliegt. Sie wirft sich auf den Boden und rollt sich herum, als sie merkt, dass ein weiterer Todesser auf sie zukommt. Sofort greift sie nach ihrem Zauberstab, den sie sich vorhin unter das Kleid an ihr Bein gebunden hatte und feuert Sprüche auf die Gegner. Alle stürmen aus dem Zelt und auch Amelia versucht sich schnell einen Weg nach draußen zu bahnen. Etwas, oder besser gesagt jemand, gerät in ihr Blickfeld und Amelia wird plötzlich wieder wütend. Snape wird doch mit Sicherheit gewusst haben, dass dieser Angriff geplant ist und hatte nicht Mal versucht sie davon abzuhalten, hier hin zu gehen oder jemanden zu warnen.
Amelia kann gerade so einem Avada Kedavra ausweichen, den ein Todesser auf sie geschossen hat. Sie sieht sich um und stellt fest, dass auch die Ordensmitglieder keinen Halt mehr davor machen, den Todesfluch gegen die Todesser zu benutzen, weshalb sie ihre Zweifel gegen diesen Fluch selber auch schnell überwindet und den ersten Todesser niederstreckt, der auf sie zukommt.
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Severus Snape wirbelt herum und versucht so viele „Feinde" auszuschalten, wie es nur geht, als Amelia in sein Blickfeld gerät. Sie feuert gerade einen Avada Kedavra auf einen der Todesser und wirbelt dann herum. Es ist offensichtlich, dass sie versucht sich einen Weg zu Snape vorzubahnen. Es ist offensichtlich für ihn, warum sie das plant und er weiß, dass er darauf nicht ehrlich antworten kann. Und wenn er es tut, dann wird Amelia ihn vermutlich persönlich angreifen. Amelia weicht einem weiteren Fluch aus und stolpert beinahe über ihr bodenlanges Kleid. Gerade noch rechtzeitig kann sie sich retten und Snape hört, dass sie flucht. Dann richtet sie ihren Zauberstab auf ihr Kleid und trennt ein Stück davon ab, damit sie besser kämpfen kann.
Sie wirbelt herum, als ein Fluch knapp an ihr vorbei schießt und feuert laut hörbar einen „Terebramus acuto" auf den Todesser, der sie angegriffen hat. Severus sieht beinahe mit einem geschockten Gesichtsausdruck auf die Zielgenauigkeit, mit der sie den Fluch auf die Person gefeuert hat. Er sieht die Entschlossenheit in ihrem Blick und vor allem auch die Wut. Die Flüche, die sie losschickt, sind stärker, als ihre normalen Sprüche, das sieht er. Sofort weiß er, dass Amelia ihre Kräfte benutzt und mit diesen die Schlagkraft ihrer Zauber verstärkt.
Ihr Blick fällt wieder zurück auf Snape und sie sieht drei Angreifer neben sich stehen. Mit voller Kraft feuert sie einen „Tenro" auf die drei Todesser, die kraftvoll von den Füßen gerissen werden und sofort von einem Stupor von ihr getroffen werden. Dann sieht sie direkt zu Snape und kommt mit schnellen und sicheren Schritten auf ihn zu. Severus spürt die Wut, die von ihr ausgeht und schluckt.
Als Amelia nahe genug bei Snape ist, sieht sie ihn an.
„Severus Snape, dieses Kleid hat ein Vermögen gekostet! Wusstest du hiervon?", fragt sie und brüllt nur, weil niemand in der Nähe ist und über den Kampflärm niemand verstehen könnte, was sie eigentlich sagt. Er weicht ihrem Blick aus und sie feuert den nächsten Spruch auf ihn, außer sich vor Wut. Sie hat keine Intention ihn zu verletzen, doch sie will ihrer Wut Luft machen und er ist immerhin der Verursacher für ihre Wut. Snape wehrt ihren Spruch mit einem Protego ab und wehrt sich nicht. Amelia feuert einen starken Stupor auf ihn und sieht ihn finster an.
„Hast du es nicht für nötig gehalten, mich zu warnen?!", fragt sie und er antwortet ihr immer noch nicht. Amelia sieht ihn erneut böse an, dann dreht sie sich um und stürzt sich wieder ins Kampfgetümmel. Sie wird es nicht zulassen, dass die Todesser noch mehr Leute töten. Vorher wird sie hier auch nicht verschwinden.
Amelia versucht Remus und Tonks zu finden und wird auch recht schnell fündig. Sie schließt sich den beiden an und sie kämpfen nun zu dritt weiter. Dabei sind sie auch recht erfolgreich, bis Snape auftaucht. Scheinbar hatte er entschieden, dass er keine Rücksicht mehr auf Amelia nehmen kann, denn er feuert einen Stupor auf die Gruppe. Amelia weiß, dass er das wahrscheinlich nicht tun möchte, seine Angriffe gegen sie waren eigentlich immer sehr schwach und nur zum Schein, doch sie kann sich denken, dass er seine Rolle überzeugender spielen muss. Remus greift Snape natürlich sofort an und Amelia feuert ebenfalls Sprüche gegen die nahestehenden Todesser, als sie einen Schmerzenslaut von Remus hört. Dieser wurde von einem von Severus Flüchen getroffen. Amelia reagiert schnell genug und wirft sich vor den nächsten Fluch, sodass er nicht Remus trifft, sondern sie selber. Erschrocken sieht Snape sie an und hätte beinahe seinen Zauberstab fallen gelassen. Er hatte Amelias schmerzverzerrten Blick gesehen, denn er hatte nicht gerade schwach gezaubert. Aber er hätte auch nie damit gerechnet, dass sie sich zwischen Remus und den Fluch wirft. Amelia kommt auf dem Boden auf und keucht, dann feuert sie einen Stupor auf Snape und hat gar nicht die Intention ihn zu verfehlen. Snape wird am Arm getroffen, doch er kann seinen Zauberstab trotzdem noch benutzen. Amelia kämpft sich zurück auf die Beine und lässt Flammen aus ihrem Zauberstab kommen, damit drängt sie Snape zurück. Dann feuert sie einen Bombarda auf ihn, den er nur abwehren kann, indem er zur Seite springt. Stöhnend kommt er auf dem Boden auf und wird direkt von einem „Verkestatum" getroffen. Severus schlittert drei Meter über den Rasen, dann richtet er sich auf die Unterarme auf und pustet sich die Haare aus dem Gesicht, um Amelia anzusehen. Es ist offensichtlich, dass sie stinksauer ist und ihn bewegungsunfähig machen will, ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Er kann nicht mal böse auf sie sein, denn er war es immerhin, der ihr diesen Angriff hier verschwiegen hatte.
„Wir müssen hier weg!", sagt Tonks und greift ihrem Mann unter die Arme, da dieser vor Schmerzen kaum noch stehen kann. Amelia geht es zwar nicht gerade besser, aber sie kann sich noch auf den Beinen halten, wenn auch wackelig. Amelia geht wenige Schritte zurück und behält Severus dabei genau im Auge. Als sie bei Remus und Tonks angekommen ist, errichtet sie einen Schutzschild, damit die beiden sicher disapparieren können. Mit einem Verletzten Seit-An-Seit zu Apparieren ist schon so gefährlich genug, aber mitten aus einem Angriff heraus ist noch gefährlicher.
„Los, ich halte euch den Rücken frei!", fordert Amelia die beiden auf und Tonks und sie tauschen noch einen kurzen Blick, dann disapparieren die beiden zusammen und Amelia wirft einen letzten Blick zu Snape, als sie ein weiterer Fluch in die Seite trifft. Sie keucht auf und muss einsehen, dass sie diesen Kampf nur verlieren kann.
Mit dem letzten bisschen Kraft, das sie hat, dreht sie sich zu dem Angreifer um und schockt ihn, dann disappariert sie, ohne auch nur noch einen Blick auf Snape zu werfen.
Im Hauptquartier des Ordens angekommen, bricht sie sofort auf dem Boden zusammen.
Severus verabschiedet sich von Amelia.
Amelia entdeckt Snape während des Angriffes.
Amelia greift Snape an.
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