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Amelia schlurft durch die Gänge von Hogwarts und will eigentlich nur in Ruhe ihr Frühstück essen - dass sie dafür eigentlich schon viel zu spät ist, ist ihr egal -, als Draco Malfoy auf sie zukommt. Mit diesem hatte sie sich gestern Abend das erste Mal kurz unterhalten und beschlossen, dass sie sich von diesem fernhalten sollte. Nicht nur, dass der Name Malfoy seit mehreren Generationen mit allem verbunden war, was sie hasst. Draco selber hatte auf sie den Eindruck von einem kleinen, illusionierten Kind gemacht. Völlig besessen von den Ansichten seiner Familie und ohne irgendwelche eigenen Meinungen dazwischen. Und genau von solchen Leuten wollte sie sich fernhalten. Sie will sich gar nicht ausmalen was passiert, wenn er seinem Vater erzählt, dass sie diese Fähigkeiten hat und sein Vater auf sie aufmerksam wird. Sie ist immer noch der vollen Überzeugung, dass Lucius Malfoy früher einmal Todesser war und er auch heute nicht nein sagen würde, wenn man ihm einen hohen Posten bei irgendwas anbieten würde, was den Idealen der Todesser entspricht. Und Draco wird mit Sicherheit einmal genauso werden, weil er sich nicht traut seinen eigenen Willen durchzusetzen, sofern es gegen seinen Vater geht. Und dieser redet dem Jungen ja wahrscheinlich seit seiner Geburt schon ein, wie toll seine Ansichten sind und dass es die einzig richtigen sind.

„Hey, Amelia!", ruft er und bekommt somit ihre volle Aufmerksamkeit. Sie überlegt einen Moment lang, einfach weiterzugehen, aber sie will sich hier jetzt auch nicht aufspielen und sich profilieren, nur, weil sie älter ist.

Amelia bleibt stehen und sieht den Jungen vor sich an.

„Hm?", fragt sie und sieht, dass er sie fast schon finster ansieht. Okay, was genau hatte sie ihm jetzt getan? Ihren Gedankengang vorhin wird er ja wohl kaum mitbekommen haben. Und selbst wenn, ist das ja eigentlich nicht ihr Problem. Sie würde ihm das auch ins Gesicht sagen.

„Du bist doch eine Slytherin. Du musst deinen „Potter stinkt"-Button tragen.", sagt er und drückt ihr besagten Button in die Hand, dann geht er. Amelia sieht verwirrt auf den Button in ihrer Hand. Auf dem Button ist einfach nur der Schriftzug „Potter stinkt!" abgebildet. Und das auch gar nicht mal in einer schönen Schrift. Dieser ganze Button sieht aus, als hätte ihn ein Kindergartenkind gebastelt.

„Was ein Dreck.", beschließt sie und schmeißt besagten Button in den Mülleimer. Ein dumpfes Geräusch ertönt, als der Button auf dem Boden des Mülleimers aufkommt. Sie ist sich sicher, dass Draco das Geräusch gehört haben könnte, wenn er darauf geachtet hätte.

„Da bist du scheinbar die einzige, die das denkt.", ertönt es hinter ihr und Amelia dreht sich um. Sie sieht sich Harry Potter gegenüber. Zwar hatte sie bisher erst ein Mal im Unterricht mit ihm geredet und danach gezwungenermaßen die Mittagspause mit ihm verbracht, aber Amelia erkennt, dass es ihm schlecht geht.

„Willst du mich nicht beleidigen oder verspotten?", fragt er sie dann noch und Amelia sieht ihn ehrlich verwirrt an. Sie spürt quasi wie unsicher er ist und das irritiert sie noch stärker. Hatte er wirklich so viel Angst vor ihr? Oder war es, weil sie eine finster aussehende Slytherin war? Neulich hatten sich die beiden doch auch gut verstanden.

„Wieso sollte ich das tun?", fragt sie und lässt sich neben Harry auf die Bank fallen. Er schnaubt spöttisch, scheint sich allerdings nicht so unwohl zu fühlen, wie Amelia erwartet hätte.

„Tun doch alle anderen auch... also von daher." Amelia schüttelt mit dem Kopf. Alleine die Tatsache, dass er so denkt, erinnert sie unglaublich viel daran, wie sie einst gedacht hatte. Sie hatte damals alle Leute, die mit ihr befreundet sein wollten, konsequent von sich gestoßen, bevor sie überhaupt mit ihr geredet hatten, weil sie der Meinung war, dass diese sie doch sowieso nur verspotten wollen. Damals war sie unglaublich alleine und hatte es aber trotzdem lieber vorgezogen, die anderen von sich zu stoßen, aus Angst, dass sie verletzt werden könnte.

„Harry, erstens kenne ich dich nicht richtig und kann alleine deshalb schon nichts gegen dich sagen. Und zum anderen glaube ich nicht, dass du deinen Namen in den Feuerkelch geworfen hast.", sagt sie und Harry sieht sie erstaunt an. Sie weiß all das und redet jetzt trotzdem unvoreingenommen mit ihm?

„Wieso glaubst du, dass ichs nicht war?", möchte Harry von ihr wissen und ignoriert die Blicke der Schüler, die hier in der Nähe sind. Diese warten wahrscheinlich nur darauf, dass Amelia sich über Harry lustig macht und hoffen, das Ganze in Echt mitzuerleben und nicht durch die Erzählungen von Mitschülern.

„Weil du, Harry Potter hin oder her, nicht mächtiger bist als Dumbledore. Unmöglich, dass du die Alterslinie von Dumbledore ausgetrickst hast." Amelia dreht ihren Oberkörper ein Stück zu ihm und sieht ihn aufmerksam an.

„Also, Harry, wieso rennst du hier alleine herum?", möchte sie dann von ihm wissen und er seufzt. Ja, so ungefähr hatte sie damals auch immer reagiert, wenn sie jemand darauf angesprochen hatte, wieso sie nicht mit den anderen Schülern unterwegs war.

„Weil meine Freunde auch glauben, dass ich meinen Namen in den Kelch geworfen habe und jetzt sauer sind. Und eben wollte ich Cedric warnen, weil ich jetzt weiß, was die erste Aufgabe ist... und er sich auf die Drachen vorbereiten sollte.", erklärt er und Amelia macht große Augen.

„Drachen?", fragt sie, um sich sicher zu sein, dass sie ihn richtig verstanden hat. Harry nickt.

„Ja, Hag- ein Freund hat es mir verraten.", meint er und Amelia lächelt.

„Drachen sind toll."

„Nicht, wenn sie dich umbringen wollen.", erwidert Harry säuerlich.

„Ich habe schon viele Drachen gesehen und keiner davon wollte mich umbringen. Man muss nur wissen, wie man mit ihnen umzugehen hat.", beteuert sie und Harry schnaubt. Sie hat gut reden, wenn sie das Drachenblut in sich hat, durch das sie wahrscheinlich nicht angegriffen wird.

„Wenn du möchtest, dann helfe ich dir.", bietet sie an und Harrys Blick schießt zu ihr hoch. Er versucht die Lüge in ihrer Aussage zu finden. Die Möglichkeit sich so über ihn lustig zu machen, doch er findet sie nicht.

„Wieso würdest du das tun?"

„Wenn dich gerade niemand unterstützt, dann tue ich es eben. Wenn du mich fragst, dann wirkst du nicht wie der arrogante Junge, der sich auf seiner Berühmtheit ausruht. Du wirkst einfach nur wie ein Junge, der in etwas herein geraten ist, in dem er eigentlich nicht sein möchte... und ich fände es schade, wenn ich dir nicht helfen darf, dir diese Zeit zu erleichtern.", sagt sie und Harry sieht sie überlegend an.

„Bist du dir sicher? Du könntest dafür bestimmt in Schwierigkeiten geraten.", äußert er seine Sorgen und Amelia zieht eine Augenbraue in die Höhe.

„Was soll denn groß passieren?"

„Die Slytherins könnten dich hassen." Amelia beginnt bei diesen Worten zu lachen.

„Die hassen mich eh schon, weil ich anders bin. Also kann es nicht mehr wirklich schlimmer werden. Mach dir da mal keine Sorgen, Harry.", versichert sie ihm und steht auf. Harry verfolgt sie mit seinen Blicken.

„Was tust du?", will er irritiert von ihr wissen. Amelia grinst ihn voller Tatendrang an.

„Los, komm schon. Ich zeige dir jetzt, wie man einen Drachen besiegt!"

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Als Amelia heute in Dumbledores Büro spaziert, um seinen Kamin zu benutzen, sieht sie sich nicht nur ihm gegenüber, sondern auch Professor Snape. Sie verdreht die Augen und winkt Dumbledore voller Freude zu. Sie ist heute unglaublich gut gelaunt. Nicht nur, dass heute Wochenende ist, aber sie hatte auch mit Sirius abgemacht, dass sie heute ihren Tag miteinander verbringen wollen und das freut Amelia wahnsinnig. Es ist lange her, dass sie richtige Freunde hatte, die freiwillig ihre Freizeit mit ihr verbracht haben.

„Wo willst du denn hin?", fragt Dumbledore sie verwundert, als Amelia sich eine handvoll Flohpulver nimmt und sich in den Kamin stellt.

„Ich bin mit Sirius verabredet.", meint sie und ignoriert Snapes angeekeltes Schnauben.

„Dann wünsche ich dir viel Spaß.", lächelt Dumbledore und dreht sich dann wieder zu Snape, mit dem er gerade irgendetwas zu besprechen scheint. Amelia kümmert sich gar nicht erst darum, sondern schmeißt das Flohpulver auf den Boden und findet sich wenige Sekunden später wieder im Ordensgebäude ein.

Sirius sitzt schon am Küchentisch und sieht sie mit einem Grinsen an, als sie hereinkommt.

„Amelia Hooch, welch Freude dich zu sehen.", meint er und zieht sie in seine Arme. Erst ist sie überrascht, dass er so offen mit ihr umgeht, da sich die beiden ja noch nicht so lange kennen, dann winkt sie es gedanklich ab und erwidert die Begrüßung ebenso fröhlich.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen, Sirius.", meint sie und löst sich wieder von ihm. Dann zieht sie sich die Jacke aus und legt sie auf das Sofa.

„Was hast du geplant für heute?", fragt sie dann und sieht, dass Sirius ihrem Blick ausweicht, fast so, als würde er wissen, dass ihr das gleich nicht gefallen wird.

„Sirius?", fragt Amelia grinsend.

„Ich hatte gehofft, dass wir zusammen hier sauber machen könnten... ich habe nicht unbedingt einen Hang zur Gemütlichkeit und deine Mutter meinte, dass du bestimmt ein paar Zauber kennst, um dieses Haus gemütlicher zu machen. Und danach dachte ich, dass wir etwas kochen können.", erklärt er ihr und Amelia sieht ihn mit leichtem Unglauben na.

„Du hast mich hier her geholt, damit ich mit dir putzen kann?", lacht sie dann und anhand ihrer Reaktion sieht Sirius zumindest, dass sie nicht sonderlich böse zu sein scheint.

„Bitte?", fragt er mit großen Augen und sieht die Frau vor sich bettelnd an. Amelia schüttelt immer noch grinsend den Kopf, dann nickt sie aber.

„Na schön, erst die Ordnung, dann das Essen.", stimmt sie ihm zu und bindet sich die Haare hoch, die sie sich vorhin noch so schön geglättet hatte.

„Was soll ich tun?", fragt Sirius sie interessiert, da er nicht wirklich den Plan hat, was er jetzt am besten machen wird.

„Du kannst erst Mal einen Reinigungszauber anwenden und sämtliche Gegenstände hier von der Staubschicht befreien.", meint sie grinsend und streicht zur Betonung über die Fensterbank, auf der direkt eine Lücke in dem Staub entsteht. Sirius seufzt ergeben, dann macht er aber wirklich das, was Amelia von ihm fordert. Die beiden arbeiten etwa eine Stunde konzentriert und in völliger Stille, als Amelia sich auf das Sofa fallen lässt, das jetzt wieder wie neu aussieht.

Sirius blickt zu ihr und stellt das letzte Glas zurück auf den Tisch, dann lässt er sich neben sie fallen und sieht sich um.

„Das hast du echt gut hinbekommen.", meint er anerkennend und Amelia dreht den Kopf zu ihm, damit sie ihn ansehen kann.

„Das habe ich ja nicht alles alleine gemacht, du hast mir ja geholfen.", meint sie nur und zieht die dünne Strickjacke aus, die sie bis eben noch über ihrem Top hatte.

„Aber jetzt habe ich ziemlich Hunger, da muss ich dir zustimmen.", meint sie noch und steht wieder auf. Sirius sieht ihr unmotiviert hinterher und Amelia stämmt gespielt empört die Hände in die Hüften.

„Also wirklich! Sirius Black, steh jetzt sofort auf.", lacht sie. Sirius jedoch bleibt einfach faul auf dem Sofa sitzen, sodass Amelia auf ihn zukommt und ihn gewaltsam hochzieht. Überrascht sieht Sirius sie an, als sie ihn in die Küche zieht.

„Woher kommt diese Stärke?", fragt er ehrlich interessiert, denn Amelia hatte ihn gerade mit Leichtigkeit vom Sofa gezogen.

„Keine Ahnung, vielleicht der Hunger, der aus mir spricht.", lacht sie nur, dann dreht sie sich fragend zu ihm um.

„Was wollen wir denn kochen?", fragt Amelia und sieht Sirius fragend an.

„Ich habe absolut keine Idee, weil ich überhaupt nicht kochen kann.", erwidert Sirius ihr und macht Anstalten sich an den Küchentisch zu sitzen, sodass sie alleine arbeiten muss. Amelias ermahnender Blick hält sie davon ab, sodass er sich nur betont lässig gegen den Küchentisch lehnt, als hätte er nie etwas anderes vorgehabt.

„Kann es sein, dass du mich nur für die Dreckarbeiten hierher geholt hast?", fragt Amelia, während sie einen Topf aus dem Schrank zieht und sich dann auf den Weg zum Kühlschrank macht, um nachzuschauen, was Sirius noch alles da hat.

„Nein, natürlich nicht!" Empört sieht Sirius sie an, doch kann sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

„Ich wollte nur etwas essen, das nicht vom Hauselfen zubereitet wurde, sondern mit etwas Liebe.", meint er dann und nimmt Amelia ein paar der Zutaten ab, die sie auf ihrem Arm stapelt.

„Wie kommst du darauf, dass ich mit Liebe koche? Oder dass ich überhaupt gut kochen kann?", fragt Amelia und lässt mit einem Schwenk ihres Zauberstabs alle nötigen Zutaten heranfliegen und sich verteilen.

„Weil du auch gute Zaubertränke brauen kannst. Ist das nicht so ähnlich?", erwidert er und nimmt das Messer entgegen, das Amelia ihm hinhält. Dann deutet sie auf die Paprika. Okay, das bekommt er gerade noch so hin.

„Ich weiß nicht... mag schon sein.", murmelt sie und beginnt plötzlich zu lachen. Fragend sieht Sirius sie an.

„Stell dir mal Snape beim Kochen vor. So schön mit Schürze und allem!", lacht sie und auch Sirius kann sich nicht mehr halten vor Lachen. Aber sie hatte schon Recht, Snape ist auch sehr gut im Tränkebrauen und kann bestimmt kochen. Als Amelia sich wieder von ihrem Lachen erholt hat, nimmt sie wieder die Zutaten und ermahnt sich innerlich dazu, ruhig zu sein.

„Okay, lass uns weiter machen.", meint sie dann noch und Sirius reißt sich auch wieder zusammen.

„Du hast Recht, ich hab nämlich echt Hunger.", bestätigt er ihren Tatendrang.

„Na dann wird es ja Zeit, dass du armer etwas zu essen bekommst.", meint Amelia gespielt bedauernd und Sirius sieht sie böse an, dann streckt er ihr die Zunge raus.

Amelia lacht erneut und beschließt, dass sie sich in nächster Zeit häufiger mit Sirius treffen muss, denn so viel Spaß hatte sie schon lange nicht mehr.

Amelia realisiert, dass Sirius sie zum Aufräumen gerufen hat.

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