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Dumbledore sitzt mit einem zufriedenen Grinsen an seinem Schreibtisch in seinem Büro. Er liebt es, wenn seine Pläne aufgehen und er sich um nichts anderes Gedanken machen muss, als die Frage, was er nachher zum Abendbrot essen wird.
Natürlich hatte es lange gedauert, bis er sich dazu entschieden hatte, dass er Amelia auf eine weitere Ordensmission schickt, doch im Endeffekt blieb ihm nichts anderes übrig. Er hatte überlegt, ob dies eine kluge Idee ist, wenn man bedenkt, dass Amelia soeben erst miterleben musste, wie Sirius vor ihren Augen gestorben ist. Dumbledore weiß, dass Amelia und Sirius sich gut verstanden haben und sein Tod hatte sie mitgenommen. Allerdings musste Dumbledore feststellen, dass es nicht so schlimm war, wie er es zuerst angenommen hatte. Erklären kann er sich dies nicht. Er hatte nicht gesehen, dass es jemanden gegeben hatte, der Amelia Kraft gegeben hatte, oder der sie getröstet hatte, wenn es ihr schlecht ging. Er weiß nur, dass sie außerordentlich viel Zeit mit Snape verbracht hatte. Aber er kann sich kaum vorstellen, dass deren Gespräche über die Effektivität von bestimmten Zaubertrankzutaten, und was er sonst noch so für wissenschaftliche Themen aufgeschnappt hatte, dabei geholfen hatten, dass Amelia diesen zweiten Schicksalsschlag so ohne weiteres hinnehmen konnte.
Als Amelia ihn angefleht hatte, dass er sie bitte wieder auf Missionen schickt, weil sie hier im Schloss sonst durchdreht, hatte er ihr versichert, dass er sie für die nächste geeignete Mission ruft. Was Dumbledore dabei wahrscheinlich am meisten überrascht hatte ist, dass Amelia spezifisch darum gebeten hatte, dass er sie wieder mit Snape auf Missionen schickt. Sie hätte auch fragen können, ob sie allgemein wieder eingesetzt wird. Doch dass sie Snape in ihrer Bitte erwähnt hat, hatte Dumbledore innerlich zum Grinsen gebracht.
„Woran denkst du, Albus?", fragt Minerva, als sie in das Büro des Schulleiters kommt und reißt diesen somit aus seinen Gedanken. Dumbledore schreckt leicht auf und sieht seine jahrelange Freundin mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht an.
„Ich denke an die Mission.", meint er mit einem schelmischen Grinsen, das der Frau ihm gegenüber natürlich nicht verborgen bleibt.
„Du denkst wohl eher daran, dass Snape und Amelia gemeinsam auf dieser Mission sind, gib es doch zu.", schmunzelt Minerva und setzt sich gemeinsam mit Dumbledore an den Schreibtisch.
„Natürlich, ich sorge mich.", meint Dumbledore. Minerva schmunzelt. Er weiß ebenso wie sie, dass sie sich keinerlei Sorgen machen müssen, wenn die beiden gemeinsam auf Missionen sind. Denn auch, wenn sie sicherlich alles abstreiten würden, haben die beiden auf Missionen immer ein Auge aufeinander.
„Nein, du hoffst, dass dein Verkupplungsplan endlich aufgeht." Dumbledore sieht ertappt aus, obwohl er es natürlich niemals so direkt zugeben würde.
„Das ist natürlich auch eine mögliche Option, da hast du Recht.", lacht er. Minerva sieht Albus mit einem nachdenklichen Blick an. Der Schulleiter lässt sich davon allerdings nicht aus der Ruhe bringen und wartet, bis die Hexe selbst zu sprechen beginnt.
„Wieso hast du ausgerechnet diese beiden wieder zusammen losgeschickt?", möchte sie wissen und Albus lächelt sanft.
„Weil es eine gefährliche Mission ist und ich zwei großartige Kämpfer brauchte, die beide keine Angst zeigen und gut zusammenarbeiten können.", sagt der Schulleiter neutral und greift in seine Schale Zitronendrops.
„Ach komm, ich kenne dich. Das mag da mit reingespielt haben, aber am Wichtigsten war dir doch, dass die beiden Zeit miteinander verbringen.", wehrt Minerva ab und bringt Albus damit zum Grinsen. Was würde er bloß ohne Minerva machen...
„Möglicherweise stimmt das. Außerdem hat Amelia mich persönlich darum gebeten, sie wieder mit Snape loszuschicken."
„Ach, hat sie das?" Völliger Unglauben schleicht sich auf Minervas Gesicht. Natürlich wusste sie, dass die beiden sehr gut zusammen arbeiten können, wenn es drauf ankommt, aber sie hatte niemals gedacht, dass Amelia persönlich darum bitten würde, mehr Zeit mit ihrem Hauslehrer verbringen zu dürfen.
„Ja. Sie war sehr spezifisch in ihrer Forderung."
„Kaum zu fassen... das heißt die beiden scheinen sich langsam wirklich zu mögen..." Albus verkneift sich einen Kommentar, in dem er erwähnen würde, dass es nicht erst „langsam" der Fall ist, sondern dass er schon länger den Eindruck hatte, dass die beiden sich mögen. Amelia war leichter zu durchschauen als Severus. Doch auch diesem merkt man langsam an, dass er Amelia deutlich sympathischer findet, als zu Beginn.
„Wie lange sind die beiden schon weg?", lenkt Minerva dann vom Thema ab und Dumbledore legt seine Hände gefaltet auf den Schreibtisch.
„Lange genug. Ich denke, dass sie bald wieder kommen.", meint er dann und Minerva sieht ihn mit einem mulmigen Gefühl im Bauch an. Sie weiß nicht, woher dieses Gefühl kommt, doch irgendwo her kommt es.
„Nicht, dass etwas passiert ist?"
„Die beiden passen auf sich auf, Minerva. Mach dir keine Gedanken, es kann sich nur noch um wenige Minuten handeln. Du kannst gerne gemeinsam mit mir warten, wenn du dich dann besser fühlst."
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Dumbledore hatte völlig Recht, dass es sich nur noch um wenige Minuten handeln kann. Minerva und er zucken zusammen, als sie plötzlich ein Husten aus dem Kamin hören und Amelia und Snape wenige Sekunden später aus dem Kamin purzeln. Niemand der beiden traut sich, etwas zu sagen, denn Snape und Amelia liegen nebeneinander auf dem Boden und scheinen nach Atem zu ringen. Dumbledore beobachtet die beiden und stellt fest, dass definitiv etwas schiefgelaufen sein muss. Die beiden sind komplett verdreckt und sehen so aus, als wären sie durch die Hölle gegangen. Sein Blick fällt zuerst auf Amelia, die halb unter Snape begraben liegt. Es wirkt beinahe so, als hätte Snape sich schützend vor sie gestellt, bevor die beiden von ihrer Mission zurück flohen konnten. Doch Dumbledore verwirft diesen Gedanken direkt wieder. Etwas so offensichtliches würde Snape nicht machen. Oder?
Snape ist der erste, der langsam wieder zu Kräften kommt. Er hebt seinen Kopf an und richtet sich dann bis auf die Oberarme auf. Sein Blick gleitet zu Amelia und Dumbledore meint fast, dass er einen dankbaren Blick auf dem Gesicht des Professors sehen kann, als er Amelia ansieht. Doch trotzdem erkennt Dumbledore auch Sorge im Blick seines Lehrers und wechselt einen Blick mit Minerva, der nicht deutlicher „Hab ich dir doch gesagt!" schreien könnte.
Snape richtet sich langsam weiter auf und scheint dabei höllische Schmerzen zu haben. Er dreht sich zu Amelia, die immer noch mit dem Gesicht auf dem Boden liegt. Mit einer Bewegung, die für Severus Snape sicherlich als sanft gelten würde, legt er ihr eine Hand an die Schulter und dreht sie vorsichtig um, damit er ihr ins Gesicht schauen kann. Dumbledore erschrickt, als er Amelia sieht. Diese sieht deutlich schlimmer aus, als Snape. Ihr Gesicht ist vor Schmerzen verzerrt, blutig und unglaublich blass.
„Alles okay?", krächzt sie und blickt mit einem Hauch von Sorge zu Snape. Dieser nickt und scheint nicht so recht zu wissen, was er sonst noch sagen soll. Man erkennt deutlich, dass er sich Sorgen um die junge Hexe macht, aber nicht weiß, wie er sie darauf ansprechen soll. Dumbledore beschließt, dass er Snape aus dieser ungünstigen Situation rettet und räuspert sich. Snapes Blick schießt förmlich zu ihm, als würde ihm erst jetzt bewusst werden, dass Dumbledore sich in seinem Büro befindet und er nicht mit Amelia alleine ist.
„Severus, was ist passiert?", erkundigt sich Dumbledore und tritt an die beiden am Boden hockenden Menschen heran.
„Wir sind in einen Hinterhalt geraten und konnten nicht fliehen.", keucht Snape und versucht sich aufzurichten, damit er nicht vor dem Mann knien muss, während die beiden sich unterhalten. Das ist ja wohl unter seiner Würde.
„Wie seid ihr rausgekommen?", fragt Dumbledore und Snape weicht seinem Blick aus. Dumbledore schiebt es erst darauf, dass Snape Zeit braucht, um sich aufzurichten, doch als er aufgerichtet ist und immer noch nicht zu sprechen beginnt, sieht Dumbledore den finsteren Mann vor sich mit einem forschen Blick an.
„Severus, wie seid ihr rausgekommen? Was verheimlichst du mir?", fragt er mit etwas Nachdruck und kann förmlich sehen, dass Snape am liebsten die Augen verdrehen würde. Scheinbar hat er aber noch genug Anstand, es nicht zu machen.
„Wir haben gekämpft...", meint er nur und er weiß in diesem Moment selbst nicht, weshalb er so in Geheimnissen redet, denn damit schützt er Amelia nur. Und er kann sich in diesem Moment nicht erklären, weshalb er ihr Verhalten schützen will. Er sieht aus dem Augenwinkel, dass Amelia versucht sich aufzurichten und widersteht dem Drang, ihr aufzuhelfen, obwohl er ihr das eigentlich schuldig ist.
„Severus hat einen Ausweg aus dieser Situation gesucht und ich habe versucht ihm den Rücken freizuhalten.", mischt sich Amelia mit schwacher Stimme ein und hat plötzlich die Aufmerksamkeit aller Personen in diesem Raum.
„Und wieso seht ihr dann so fertig aus?", fragt Minerva interessiert und gleichzeitig sehr besorgt.
„Weil ich nicht besonders erfolgreich war.", grummelt Amelia und streicht sich die Haare aus dem Gesicht, damit sie ihr nicht in den Augen hängen. Es missfällt ihr sehr, dass sie hier auf dem Boden hockt, und alle auf sie herunterstarren, doch was soll sie machen? Sie kann ja schlecht Snape bitten, ihr aufzuhelfen. Oder am besten noch Minerva. Die will sie nun wirklich nicht belasten. Amelia hofft, dass ihre Kraft in den Beinen gleich wieder kommt und sie dann ohne Probleme aufstehen kann. Oder zumindest ausreichend, um in ihr Zimmer humpeln zu können. Und dann schläft sie erst Mal eine halbe Ewigkeit.
„Aber scheinbar hat es gereicht, um dort herauszukommen.", meint Dumbledore und Amelia lächelt ihn schwach an, als sie merkt, dass er das nur sagt, damit sie selbst nicht so ein schlechtes Gewissen hat.
„Ja, weil Severus sich bemüht hat, dass wir einen Ausweg finden.", antwortet sie dann aber nur trocken und versucht erneut sich aufzurichten, doch ein stechender Schmerz fährt durch ihren Bauch.
„Was ist mit deinem Bauch? Wieso hast du solche Schmerzen?", fragt Minerva und kommt besorgt zu Amelia. Sie kniet sich vor sie und sieht sie besorgt an.
„Sie hat sich vor einen Fluch geworfen, den wir beide nicht mehr abwehren konnten, damit er mich nicht trifft.", antwortet, zur Überraschung aller, ausgerechnet Snape und Dumbledore ist sich sicher, dass er die Dankbarkeit in Snapes Blick sieht. Dann allerdings dringt erst richtig zu ihm durch, was Snape gerade gesagt hatte. Amelia wirft sich einfach so in die Schussbahn von Flüchen? Sie hätte doch sicherlich einen anderen Weg finden können! Und wenn sie Snape nur gewarnt hätte.
„Das war sehr leichtsinnig, Amelia.", meint er.
„Das war notwendig! Sonst wären wir vielleicht jetzt nicht hier!", verteidigt Amelia ihre eigene Handlung. Immerhin war Dumbledore nicht dabei und hatte nicht gesehen, dass es keinen anderen Weg gab. Sie hätte auch gerne anders gehandelt und hätte es auch am liebsten, wenn sie jetzt fröhlich durch die Gegend gehüpft wäre, doch manchmal muss man Opfer bringen, um zu leben.
„Ich bin mir sicher-"
„Du hättest dabei sterben können!", meint Dumbledore forsch. Amelia rollt nur mit den Augen.
„Wenn Severus nur dadurch dort weggekommen wäre, dann wäre es ein nötiges Opfer gewesen!", sagt Amelia genervt und sorgt damit dafür, dass alle Anwesenden sie sprachlos anschauen. Besonders Snape scheint von dem Opfer, das sie eingehen würde, damit er überlebt, beeindruckt zu sein.
Minerva ist die erste, die bemerkt, wie unwohl sich Amelia fühlt und geht langsam auf die junge Frau zu, während Snape und Dumbledore noch unsichere und ungläubige Blicke austauschen. Sie geht vor Amelia in die Hocke und ihre Blicke treffen sich.
„Können wir dir irgendwie helfen?", fragt Minerva sanft und sieht Amelia fragend an.
„Ich habe ziemliche Schmerzen und kann keinen Heilzauber anwenden...", beginnt sie als Antwort zu sagen und Minerva versteht sofort.
„Ich bringe dich in dein Zimmer."
„Danke." Mit einer überraschenden Stärke zieht sie Amelia auf die Beine und gibt ihr dann Halt. Sie nickt Snape und Dumbledore kurz zu, dann verlassen die beiden Dumbledores Büro und gehen gemeinsam in den Kerker, direkt in Amelias Zimmer.
Snape, nachdem Amelia ihn vor dem Fluch gerettet hat und sich selbst dadurch in Gefahr begeben hat.
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