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Sirius Black war noch nie so aufgeregt gewesen, als er von Hogwarts aus in das Haus des Ordens appariert ist und Amelia, die auf dem Sofa sitzt, fällt beinahe herunter, weil sie sich so erschrocken hat. Grummelnd hebt sie ihr Buch auf, das sie eben fallen gelassen hatte und sieht den Neunankömmling böse an. Seit wann kehrt Sirius so überstürzt aus dem Schloss zurück? Seitdem Dumbledore ihm gestattet hatte, dass er sich von nun an zwischen dem Schloss und dem Ordensgebäude bewegen darf, hatte Sirius recht viel Zeit in Hogwarts verbracht und war normalerweise nicht sonderlich erpicht darauf wieder zurück in das Ordensgebäude zurückzukehren.
Sirius Blick fällt auf Amelia, die ihn irritiert ansieht und ihr Buch gerade in diesem Moment auf den Wohnzimmertisch legt, damit sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenken kann.
Schnell geht Sirius die wenigen Schritte auf die junge Frau zu und zieht sie energisch und recht deutlich vom Sofa hoch.
„Geh dir was Ordentliches anziehen, los!", fordert er und Amelia sieht ihn einen Moment lang geschockt an. Neulich hatte er auch nichts dagegen gehabt, dass sie sich recht freizügig zu Hause aufgehalten hat, da hat es ihm eher noch gefallen. Und jetzt kommt er so überstürzt hier her und befiehlt ihr, sich anzuziehen? Was ist denn nur in ihn gefahren?
Amelia überlegt, ob sie ihn anmeckern sollte, dafür, dass er so grob mit ihr war, doch entscheidet sich dagegen und stürmt nach oben. Sie kennt Sirius mittlerweile gut und weiß, dass er nicht so eine Panik verbreiten würde, wenn es nicht etwas Ernstes wäre. Sofort stürmt sie nach oben zu ihrem Zimmer und reißt ihren Kleiderschrank auf. Es ist ihr immer noch ein Rätsel, wie sie es so lange geschafft hat, geheim zu halten, dass sie sich die meisten Nachmittage nicht im Ordensgebäude aufhält. Sie hatte schon lange damit gerechnet, dass Umbridge sie erwischt. Doch scheinbar hatte es auch etwas Gutes, dass Fred und George ihr so einige Geheimgänge im Schloss gezeigt hatten. Somit kam sie immer unbemerkt von den Slytherin-Gemächern zu Dumbledores Büro und wieder zurück. Seitdem Dumbledore von Umbridge mehr oder weniger dazu gezwungen wurde die Schule zu verlassen, wurde es noch schwerer, unbemerkt durch Hogwarts zu wandern. Aber bisher hatte Amelia ihren Weg immer sicher durch die Gänge des Schlosses gefunden.
Amelia zieht sich schnell eine schwarze Jeans, einen grauen Pullover und ihren schwarzen Trenchcoat über, dann steckt sie ihren Zauberstab wieder in ihren Gürtel und schlüpft in ihre Stiefeletten. Sie achtet nicht Mal darauf, ob ihre Kleidung ordentlich aussieht, denn irgendwas an Sirius Auftreten hatte ihr gezeigt, dass dies hier gerade keine Situation ist, in der sie sich um ihr Outfit kümmern sollte. Stattdessen stürmt sie die Treppe wieder nach unten und macht dann mehrere Stimmen im Wohnzimmer aus.
Im Gehen bindet sie ihre Haare zusammen und sieht dann fragend zu Sirius, der mittlerweile schon mehrere Ordensmitglieder versammelt hat. Amelia sieht Remus, Tonks, Mad Eye und Kingsley dort stehen. Neben Sirius bleibt sie stehen und wirft ihm einen kurzen Blick zu, dann blickt sie die anderen in der Gruppe mit einem auffordernden Blick an. Doch niemand scheint ihr Beachtung zu schenken.
„Also, Sirius. Was ist Sache?", fragt Amelia und Sirius sieht kurz an ihr herunter, ein fast schon bedauernder Gesichtsausdruck schleicht sich auf sein Gesicht. Er würde es niemals zugeben, aber er bedauert es, dass Amelia nun wieder in weniger freizügigen Klamotten zugegen ist. Denn wenn er ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann findet er Amelia unheimlich attraktiv und wenn er eine kleine Chance hat, ein weibliches Wesen zu sehen, dann nimmt er sie an. Immerhin hatte er schon lange nichts außer dem verdammten Haus des Ordensgebäudes und dem Schloss voller minderjähriger Schüler gesehen. Da war Amelia immer eine nette Abwechselung. Und er ist immerhin auch nur ein Mann.
„Harry steckt in Schwierigkeiten.", sagt er und Amelia rollt mit den Augen. Wie oft hatte sie diesen Satz in letzter Zeit bloß gehört? Steckte Harry nicht dauernd in Schwierigkeiten? Sie hat das Gefühl, dass er immer beteiligt ist, wenn in Hogwarts eine Katastrophe geschieht.
„Wie immer.", nuschelt sie und erntet deshalb ein kleines Schmunzeln von Sirius, da dieser weiß, dass sie es keinesfalls böse meint.
„Er ist wohl im Ministerium und kämpft gegen Todesser...", sagt er und Amelia nickt wissend. Sie hinterfragt gar nicht erst von wem er diese Information hat, dafür ist jetzt einfach keine Zeit mehr. Wenn Harry wirklich in Schwierigkeiten ist, dann wird wahrscheinlich nicht nur er dort sein, sondern auch Hermine und Ron, die anderen von Dumbledores Armee eventuell auch. Auch, wenn ihre Informationen unvollständig sind und sie nicht genau wissen, weshalb Harry sich überhaupt im Ministerium befindet, wissen sie, dass er einen guten Grund haben muss. Auch, wenn Harry gerne zu unüberlegten Handlungen tendiert, so steckt doch immer ein Funken Wahrheit an seinen Behauptungen.
„Okay, wir apparieren und holen alle da raus, niemand provoziert einen Kampf, wenn er nicht nötig ist!", befiehlt Mad Eye und alle nicken. Die Mitglieder des Ordens sehen sich noch ein letztes Mal an, dann apparieren sie ins Ministerium herein, genau dorthin, wo laut Shacklebolt der Kampf stattfindet.
Als Amelia wieder festen Boden unter den Füßen hat, kann sie sich gerade noch rechtzeitig abrollen, um nicht von einem Fluch getroffen zu werden. Neville fällt in ihr Blickfeld und sie setzt ihre mehr oder weniger elegante Drehung fort, dann steht sie neben ihm. Er dreht hektisch den Kopf, doch sieht sie erleichtert an, als er erkennt, dass es nur Amelia ist.
„Hey!", sagt sie und drückt ihn herunter. Eilig versucht sie sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen, doch sie kann nicht lange genug außerhalb ihrer Deckung bleiben, um zu erkennen, wie viele Todesser sich hier befinden. Sie weiß nur, dass sie schnell hier weg müssen. Denn je länger sie sich hier aufhalten, desto größer ist die Gefahr, dass sie angegriffen werden.
„Ich bring dich hier weg, komm.", erklärt sie Neville und legt ihre Arme um den zierlichen Jungen. Neville krallt sich fest an seinen Zauberstab und Amelia schiebt ihn vorsichtig ein Stück nach vorne. Sie schockt den Todesser, der sich in ihrer unmittelbaren Nähe befindet und zieht den Gryffindor dann mit sich.
„Amelia, Achtung!", ertönt ein Warnruf von hinten und sie kann ihren Zauberstab gerade noch rechtzeitig hochreißen, um nicht getroffen zu werden. Yaxley sieht sie fies grinsend an und Amelia schluckt. Sie muss immerhin nicht nur sich, sondern auch Neville beschützen und das zeitgleich.
„Ich gebe dir Rückendeckung!", versichert Neville ihr und Amelia weiß, dass es leichtsinnig ist ihm einfach so zu trauen, doch ein inneres Bauchgefühl sagt ihr, dass sie es kann. Denn in der letzten Zeit, in der sie ihn üben gesehen hatte, stellte sie fest, dass der Gryffindor sehr gute Fortschritte macht.
Sie konzentriert sich voll und ganz auf Yaxley und hätte beinahe aufgelacht, als sie ihn mit nur zwei Zaubern entwaffnet. Dafür, dass er dermaßen arrogant ist und von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt ist, hatte er einen dermaßen schwachen Gegner abgegeben.
Dann allerdings hört sie etwas, das ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt. Bellatrix feuert einen Avada Kedavra los und kurz darauf schreit Harry einen so schmerzhaften Schrei, wie Amelia ihn noch nie gehört hat. Sie dreht den Kopf in seine Richtung und sieht wie Sirius Black durch den Vorhang in die Halle des Todes fällt. Amelia ist wie erstarrt und wacht aus dieser Starre erst wieder auf, als sie Bellatrix wahnsinniges Lachen hört und Harry ihr hinterher rennt. Gerade, als sie sich auch in Bewegung setzen will, deutet ihr Remus, dass sie die anderen in Sicherheit bringen soll. Auch, wenn sich alles in Amelia dagegen strebt Bellatrix nicht hinterher zu jagen und einen der verbotenen Flüche an ihr zu probieren, wendet sie sich den anderen zu. Sie sieht Ginny, Ron, Luna, Hermine und natürlich Neville.
„Los, wir müssen hier raus apparieren.", sagt Amelia mit leiser, zittriger Stimme und greift nach Nevilles Handgelenk. Die anderen Mitglieder des Ordens tun es ihr gleich und gemeinsam disappariert die Gruppe.
Wieder im Haus des Ordens angekommen sieht sich Amelia schnell um.
„Geht's allen gut?", fragt sie und blickt die Schüler vor sich einmal prüfend an, bevor ihr Blick weiter zu den Ordensmitgliedern schweift. Auch diese scheinen nichts abbekommen zu haben, was Amelia innerlich beruhigt.
„Du blutest.", stellt Neville fest und Amelia scheint dies erst jetzt zu merken. Neville und sie blicken beide auf ihren Arm, doch Amelia winkt nur ab.
„Kein Ding, ich hab's nicht mal gemerkt. Ist nur ein Kratzer.", sagt sie und führt einen schnellen Heilzauber durch, dann sieht sie wieder zu den anderen.
„Wir sollten zurück nach Hogwarts... ich... ziehe mich nur schnell um.", sagt Amelia und verlässt den Raum. Somit merkt niemand, außer Neville, der ihr gefolgt ist, wie sie auf den Boden fällt und weint, als gäbe es kein Morgen mehr. Es dauert lange, bis sie sich beruhigt und sie ist sich sicher, dass die anderen schon bemerkt haben müssen, dass etwas nicht stimmt. Aus genau diesem Grund streicht sie sich die Tränen aus den Augen, doch sofort fließen neue nach. Sie seufzt, dann zieht sie sich wirklich schnell um und tritt dann wieder die Treppe nach unten herunter. Dort sieht sie Neville, Luna, Ginny, Ron und Hermine und lächelt den Schülern schwach zu. Nachdem sie ihnen bedeutet hat, dass sie sie festhalten, damit sie Seit-an-Seit-Apparieren können, disappariert die Gruppe zurück nach Hogwarts.
Wieder zurück in Hogwarts, begleitet Amelia die Schüler noch durch das Schloss und hält alarmiert inne, als sie Schritte hört. Sie rechnet fest damit, dass es Umbridge ist, doch zu ihrer Überraschung rennt Snape mit wallenden Gewändern um sie Ecke und bleibt stehen, als er Amelia sieht. Er sieht, dass sie ihren Zauberstab erhoben hat und registriert ebenfalls die Tränen auf ihren Wangen. Einen Moment lang spürt er, dass sich Sorge in ihm ausbreitet, doch als er bemerkt, dass es ihr gut geht, ist er nur noch frustriert. Nicht, weil es ihr gut geht, sondern weil er bemerkt, was für eine Wirkung sie auf ihn hat, wenn es ihr nicht gut geht.
„Amelia...", seufzt er und vergisst dabei die förmliche Anrede zu benutzen. Die Schüler hinter ihr sehen sich erschrocken an und wissen nicht so ganz, wie sie sich verhalten sollen. Sie hatten zwar gemerkt, dass sich Amelia und Snape etwas besser verstehen, als normal, allerdings hatten sie niemals damit gerechnet, dass die beiden sich duzen, oder relativ normal miteinander umgehen. Amelia widerum sieht ihn mit Tränen in den Augen an und obwohl ihr Blick so voller Trauer ist, erkennt Snape auch eine andere Emotion in ihrem Blick, die er allerdings nicht deuten kann. Ist es Wut? Oder Scham?
„Was macht ihr außerhalb der Sperrzeiten im Schloss und nicht in eurem Gemeinschaftsraum?", fragt er dann allerdings in seiner typischen Snape-Stimme und Amelia lässt die Schultern sinken. Nicht nur, dass sie gerade einen ihrer besten Freunde verloren hatte, sie musste sich jetzt wahrscheinlich auch noch den freudigen Blick in Severus Augen ansehen, wenn er realisiert, dass Sirius, der Mann, den er hasst, nicht mehr lebt. Wollte Severus nicht schon seit Ewigkeiten, dass Sirius von der Bildfläche verschwindet? Hatte er es in Harrys drittem Schuljahr nicht sogar selbst machen wollen? Amelia hebt den Blick und sieht Severus mit einem beinahe schon finsteren Blick an.
„Ach weißt du, Severus. Wir waren im Ministerium, wurden beinahe von Todessern abgeschlachtet und hatten unseren Spaß. Ach, und weißt du was? Wir haben Sirius verloren, freu dich! Immerhin wolltest du das ja schon lange." Mit diesen Worten geht Amelia an ihm vorbei und streift dabei seine Schulter mit voller Absicht. Die Gryffindors sehen sie voller Horror an und denken, dass sie gleich die Strafe des Jahrhunderts bekommt, doch Snape zieht nur verärgert die Augenbrauen zusammen und blickt Amelia hinterher, als sie die geschlossene Tür vor sich beinahe schon wütend aufstößt. Ihr Mantel schwebt förmlich hinter ihr her und Snape zögert einen kurzen Augenblick, dann folgt er ihr mit ebenso wallenden Gewändern.
Die Freunde werfen sich einen kurzen Blick zu, dann entscheiden sie sich dafür, sich schnell und leise zu verkrümeln, bevor Snape zurückkehren könnte. Amelia hatte ihnen Mal wieder den Arsch gerettet. Und das wollen sie nun nicht durch ihr eigenes leichtsinniges Handeln zerstören.
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Amelia sitzt einsam und alleine im Gebäude des Ordens und wirft einen Blick auf den Herd, auf dem sie sich gerade etwas zu Essen kocht. Sie hätte auch einfach ihre Magie benutzen können, doch ihr war heute nicht danach. Alle anderen Ordensmitglieder haben entweder etwas zu tun, oder verbringen ihre Ferien mit ihrer Familie, sodass Amelia heute alleine ist. Sie hätte sich natürlich jemandem anschließen können, Fred und George beispielsweise hätten bestimmt nichts dagegen gehabt, aber Amelia war der Meinung, dass sie ihre Ruhe haben möchte. Mittlerweile bereut sie diese Entscheidung zwar schon wieder, doch das ist ein anderes Thema. Deshalb sitzt sie jetzt alleine am Tisch und wartet darauf, dass ihr Essen fertig ist. Es müsste sich nur noch um wenige Minuten handeln, weshalb Amelia schon Mal aufsteht und einen Teller hervorkramt.
Als sie gerade zum Herd gehen möchte, um sich ihr Essen zu nehmen, hört sie plötzlich Geräusche und hält erschrocken inne. Die Ordensmitglieder hätten ihr vorher sicherlich Bescheid gegeben, wenn sie hierherkommen würden, da ist sie sich sicher. Amelia zieht den Topf vom Herd und zieht dann ihren Zauberstab hervor. Alarmiert stellt sie sich neben die Tür, als sie Schritte hört. Sie wartet darauf, dass der Angreifer in die Küche kommt und sie ihn überwältigen kann. Amelia versucht ihren Atem zu beruhigen und sich selber unter Kontrolle zu bekommen, als sie hört, dass sich die Tür leise öffnet. Sofort greift sie den ungebetenen Besucher an und hält inne, als sie ihn erkennt.
„Snape?", fragt sie ungläubig und vergisst dabei das Professor oder das Mister. Snape schnaubt und Amelia nimmt direkt den Zauberstab aus seinem Gesicht.
„Amelia, ein reizender Empfang.", spottet er und Amelia sieht ihn kurz verärgert an.
„Was zur Hölle machst du denn hier?", fragt sie ungläubig und steckt ihren Zauberstab wieder weg.
„Ich hatte gehofft Dumbledore hier zu finden.", antwortet Snape ihr ehrlich und Amelia zieht eine Augenbraue in die Höhe.
„Dumbledore? Hier?", fragt sie und schmunzelt. Scheinbar hatte Snape den Zauberer schon lange gesucht und sieht das hier als letzten Ausweg.
„Scheint so, als wäre er nicht hier.", stellt Snape fest und beobachtet Amelia dabei, wie sie zurück zum Herd geht. Als er sieht, dass sie wortlos einen weiteren Teller auf die Küchenzeile knallt, ahnt er schon, was sie gleich sagen wird und würde am liebsten wieder umkehren und verschwinden. Doch noch bevor er sich selbst in Bewegung setzen kann, ertönt ihre Stimme, die so wirkt, als würde sie keinerlei Widerrede dulden.
„Wenn du schon mal hier bist, dann kannst du mir auch Gesellschaft leisten.", sagt sie und gibt etwas von ihrem Essen auf beide Teller.
„Wie kommst du darauf, dass ich ausgerechnet mit dir MIttag essen möchte?", fragt Snape abwertend und Amelia grinst.
„Weil ich dich darum bitte. Also, was ist? Du siehst so aus, als hätten Sie schon länger nichts Ordentliches mehr zu Essen bekommen.", sagt sie und stellt einen Teller auf den Platz, an dem Snape essen kann. Sie selbst setzt sich und versenkt ihre Gabel in den Nudeln, die sie gekocht hat. Sie weiß, dass sie keinerlei Erfolg haben wird, wenn sie Snape zu etwas drängt, weshalb sie nur stumm zu essen beginnt.
Er zögert und überlegt, doch das Knurren, das sich in seinem Magen ausbreitet, überredet ihn schließlich doch dazu, sich zu ihr zu setzen und mit ihr zu Essen, obwohl er sich dermaßen dumm dabei vorkommt. Erst dieser Ausbruch von Sentimentalität während der Okklumentikstunde und jetzt sitzt er hier mit ihr und isst. Doch schon, als er die erste Gabel der Nudeln im Mund hat, merkt er, dass es eine kluge Entscheidung seinerseits war, mit ihr zu essen. Schon länger hatte er keine richtige Mahlzeit mehr zu sich genommen und dass Amelias Nudeln mehr als nur akzeptabel schmecken, hatte ihn im Nachhinein nur noch Mal in seiner Entscheidung bestärkt.
„Was ist denn so wichtig, dass du dringend mit Dumbledore sprechen musst?", fragt sie ihren Lehrer und sieht ihn fragend an.
„Wie kommst du darauf, dass es dringend sei?"
„Weil der Orden sicherlich einer der letzten Orte wäre, an dem du nachsehen würdest... oder zumindest war es so, als Sirius...-" Amelia unterbricht sich mit einem traurigen Lächeln und führt ihre Aussage nicht zu Ende. Stattdessen wendet sie den Blick von Snape ab und legt die Gabel stumm zur Seite.
„Black ist der Grund, weshalb ich dringend mit Dumbledore sprechen muss. Doch das soll nicht deine Sorge sein.", meint Snape und Amelia schnaubt leise.
„Er war ein wirklich guter Freund, weist du? Ich bin mir bewusst, dass du das sicherlich nicht verstehen kannst, weil ihr euch gehasst habt, aber ich habe viel Zeit mit Sirius verbracht und ich mag - mochte ihn wirklich."
„Nun, du hattest schon immer ein großes Verständnis für die Menschen um dich herum.", kommentiert Snape und Amelia sieht ihn beinahe schon etwas verwirrt an.
„Wie kommst du darauf?"
„Du hast mich gerade eingeladen mit dir zu essen.", sagt Severus, so als wäre mit dieser Aussage alles klar. Doch Amelia weiß, was er damit ausdrücken möchte und lächelt leicht. Er hat Recht. Amelia versteht sich meistens mit den Außenseitern. Sonst würde sie ihn auch nicht so mögen. Als Amelia diesen Gedankengang realisiert, wendet sie peinlich berührt den Blick von Snape ab und beschließt, dass sie vom Thema ablenken sollte.
„Ich hoffe das Essen hat geschmeckt.", sagt sie leise und Severus nickt.
„Danke, dass du mit mir gegessen hast. Es war- nun ja..." Severus sieht sie nickend an, denn er versteht, was sie mit ihren Worten ausdrücken möchte.
„Die Einsamkeit kann ein Fluch sein.", meint er und Amelia denkt eine gewisse Sehnsucht in seiner Stimme zu hören. Und obwohl alles in ihr drinnen danach schreit mit den Worten „Oder aber ein Segen" zu antworten, unterdrückt sie diesen Kommentar.
„Ja, das stimmt.", gibt sie deshalb nur zurück und räumt mit einem Schwenk ihres Zauberstabs die beiden Teller weg.
„Ich sollte meine Suche fortsetzen.", meint Severus dann plötzlich und Amelia nickt.
„Natürlich... ich sollte auch noch den Aufsatz schreiben, den du uns über die Ferien aufgegeben hast.", meint Amelia mit einem Grinsen und Severus verdreht beinahe die Augen. Es ist ihm bewusst, dass Amelia den Aufsatz innerhalb weniger als einer Stunde auf ihr Pergament gebracht haben wird.
„Wir sehen uns in Hogwarts."
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