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Es ist Amelias erste Unterrichtsstunde, außer ihrem Privatunterricht mit Dumbledore, und Professor Snape hatte sie heute zu seinem Unterricht in der vierten Klasse zugelassen. Sie wusste nicht, ob sie das gut finden sollte, oder ob es sie diskriminiert. Aber da Amelia allgemein sehr viel Spaß an Zaubertränken hat, ist es ihr soweit egal, welcher Klassenstufe sie zugeteilt wird. Sie wird diesem Professor Snape schon beweisen, dass sie es auch verdient hätte, in einer höheren Stufe Unterricht zu bekommen. Aber auf der anderen Seite weiß ja auch niemand, wie lange Amelia hier nun Scheinschülerin sein wird. Und wenn dies mehrere Jahre der Fall sein sollte, dann wäre es für sie natürlich auch blöd, wenn sie mehrere Jahre immer wieder den obersten Jahrgang besucht. Soweit sie weiß, ist der Lehrplan hier in Hogwarts sowieso ein anderer als in Deutschland, sodass Amelia die Hoffnung hat, dass sie hier vielleicht noch etwas lernt, das sie in Deutschland an ihrer Schule noch nicht gelernt hat. Ihr Lehrer für Zaubertränke in Deutschland war ein alter, fast schon verwirrter Mann, dessen Unterricht daraus bestand, dass sich die Schüler selbst alle möglichen Tränke beibringen mussten. Dementsprechend waren auch die Leistungen in diesem Fach. Amelia hatte Glück, dass sie sich sehr für Zaubertränke interessiert, denn sonst hätte sie niemals eine gute Note in dem Fach bekommen. Oder die Energie gefunden sich die Tränke selbst zu erarbeiten.
Amelia sitzt neugierig auf ihrem Platz, der sich ausgerechnet neben Harry Potter befindet. Dieser war augenscheinlich eingeschüchtert und Amelia hatte sich nur mit ihrem Namen vorgestellt, Harry angelächelt und dann ihre Unterlagen für das Fach herausgeholt. Dieser hatte nicht so Recht gewusst, was er tun sollte und deshalb beschlossen, dass er einfach gar nichts sagt und keine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie ist sich unsicher, ob er Angst hat oder einfach nur desinteressiert ist, doch sie tippt auf das erste. Denn Harry hatte zwischendurch immer mal wieder zu ihr herüber geschaut und wirkt auch so unglaublich angespannt. Es tut Amelia fast leid, dass er sich so fühlt. Sie weiß, dass ihr Aussehen recht finster aussieht und auch die Tatsache, dass sie in ihrer Schuluniform hier steht, scheint nicht zu helfen. Ihre schwarzen Haare und ihre blasse Haut lassen sie trotzdem noch recht finster wirken, da sie sich auch nicht zu einem Lächeln durchringen kann. Nicht, wenn sie jetzt diesen blöden Professor Snape hat. Aber vielleicht wird sie auch überrascht und Snape ist in seinem Unterricht ein komplett anderer Mensch und blüht total auf, da er das tut, was er liebt. Wer weiß, sie gibt ihm auf jeden Fall eine Chance.
Mit wehendem Umhang kommt Snape in den Raum gestürmt und lässt seinen Blick durch die Reihen schweifen, als er vorne am Pult steht. Seine Lippen kräuseln sich, als sein Blick an Amelia hängen bleibt.
„Miss Hooch, willkommen.", sagt er, doch Amelia hört, dass er auch eine Beleidigung hätte aussprechen können, sie wäre seinem „Willkommen" ebenso nah gekommen. Sie spürt schon, dass jetzt etwas kommen wird, das ihr nicht gefällt und die Tatsache, dass sie von mehreren Schülern mit großen Augen angesehen wird, zeigt ihr, dass sie mit ihrer Vermutung Recht hat. Aber da geht dann auch ihre vorherige Vermutung dahin, dass Snape vielleicht jetzt aufblüht, wo er doch in seinem Element ist. Er wirkt immer noch genau so fies, wie er es neulich Abend gewirkt hatte.
„Miss Hooch, können Sie mir sagen welche Substanz von Mimbulus Mimbletonia ausgeschieden wird?", fragt Snape sie mit einem Gesichtsausdruck, den Amelia als fies beschreiben würde. Sofort versteht sie, was er hier vor hat. Er versucht sie bloßzustellen, in dem er Fragen stellt, von denen er denkt, dass sie sie nicht beantworten kann. Blöd nur für ihn, dass Amelia in der Zeit, in ihrer alten Schule, als niemand sich mit ihr abgeben wollte, ihren Kopf in Büchern vergraben hatte und jede noch so kleine Information aufgenommen hatte, die sie dort finden konnte. Und an vieles erinnert sie sich auch immer noch.
„Stinksaft, Professor.", antwortet sie mit einem emotionslosen Blick und lehnt sich nicht mal nach vorne. Sie bleibt einfach so desinteressiert in ihrem Stuhl sitzen, wie sie eben noch saß.
„Wer schrieb das Buch "Zaubertränke und Zauberbräue"?", stellt er seine nächste Frage. Amelia zieht eine Augenbraue in die Höhe. Was soll diese Ausfragerei, die nicht mal direkt etwas mit Zaubertränken zu tun hat?
„Arsenius Bunsen, Sir.", antwortet sie und hofft, dass er sie jetzt endlich in Ruhe lässt. Denn wenn er nur lange genug Fragen stellt, dann wird er sicherlich eine Frage stellen, die sie ihm nicht beantworten kann und diesen Triumph möchte sie ihm nicht geben. Nicht direkt in der ersten Stunde.
„Welcher Zauber lässt Objekte verschwinden?" Amelia sieht ihn irritiert an. Wieso fragt er sie jetzt Fragen, die gar nichts mit Zaubertränken zu tun haben? Was will er als nächstes wissen? Wie seine Adresse lautet?
„Evanesco.", kein Sir oder Professor dahinter und auch kein Versuch noch nett oder interessiert zu klingen.
„Welcher Teil der Alraune ist potenziell tödlich?", fragt Snape ungerührt seine nächste Frage. Aha, Kräuterkunde kommt nun also, denkt Amelia spöttisch. Wieso stellt er ihr nicht als nächstes noch theoretische Fragen über das Besenfliegen? Die kann sie dank ihrer Mutter auch im Schlaf beantworten.
„Ihr Schrei.", seufzt Amelia und hofft, dass er sich bald bewiesen hat, was auch immer er hier versucht. Sie spürt, dass er nicht zufrieden damit ist, dass sie ihm jede Frage beantworten konnte und er hier keine normale Schülerin vor sich hat, der er noch einiges beibringen kann. Amelia weiß, dass sie noch lange nicht alles weiß, aber sie weiß auch, dass ihr Wissen in diesem Fach wahrscheinlich das der meisten Schüler überschattet. Besonders, da sie sich hier gerade mal in der vierten Klasse befindet.
Snape sieht sie mit einem durchdringenden Blick an, dann wendet er sich von ihr ab und sieht die anderen Schüler an, die sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen können. Amelia ist die erste Person, die so eine Ausfragerei von Snape unbeschadet überstanden hat und das wissen sie. Und da sie Snape nicht leiden können, schlagen sie sich natürlich direkt auf Amelias Seite und finden das gut.
„Sehr zu Ihrem Glück müssen Sie die notwendigen Alraunen für die heutige Stunde nicht selbst präparieren. Ich denke, dass Ihre Ergebnisse sonst noch schlechter ausfallen würden, als sie es ohnehin schon tun... am Ende der Stunde gibt jeder eine Flasche Alraunen-Wiederbelebungstrank ab. Die Zutaten und das Rezept suchen Sie sich selbst. Anfangen!", verkündet Snape und Amelia ist eine der ersten, die aufsteht. Nicht, weil sie besonders schlau ist und alle Trankrezepte auswendig kann oder dergleichen. Nein. In ihrer alten Schule wurde sie von anderen Schülern so oft verhext, dass sie irgendwann angefangen hatte, sich ihren Trank selbst zu brauen, damit sie nicht jedes Mal die Krankenstation besuchen musste. Sie wollte erstens nicht, dass ihre Schüler jedes Mal mitbekommen, dass sie dort hin geht, aber auf der anderen Seite wollte sie auch nicht, dass ihre Lehrer und die Heilerin sie jedes Mal mit einem Blick voller Mitleid ansehen, aber im Endeffekt doch nichts dagegen tun, dass ihre Mitschüler ihr das antun. Wenn sie so darüber nachdenkt, dann wurde sie auf ihrer alten Schule wegen ihrer Kräfte eigentlich immer diskriminiert und irgendwann hieß es, dass die Verletzungen nur daher kommen, dass sie nicht mit ihren Kräften umzugehen wusste. Somit hatte sie die Zutaten und die Zubereitung des Trankes mittlerweile verinnerlicht und musste nicht mehr jedes Mal in die Krankenstation. Bei vielen anderen Tränken hätte sie auch zuerst das Buch aufschlagen müssen.
Amelia strahlt Sicherheit aus, als sie beginnt den Trank zu brauen und sie schneidet konzentriert ihre Zutaten. Nach genau der vorgegebenen Zeit fügt sie die ersten Sachen in ihren Kessel hinzu und rührt drei Mal im Uhrzeigersinn. Dann wartet sie erneut und beobachtet Snape währenddessen. Dieser sitzt an seinem Schreibtisch und korrigiert scheinbar etwas, so wie er die Blätter förmlich in rote Korrekturtinte tränkt. Sollte er nicht eigentlich aufpassen? Sie weiß, dass dieser Trank einer der ungefährlicheren ist, doch wenn man etwas falsch macht, dann kann es trotzdem passieren, dass der Kessel überläuft oder explodiert.
Nach zwei Minuten fügt Amelia die nächsten Zutaten hinzu und rührt den Trank fünf Mal entgegen dem Uhrzeigersinn. Plötzlich hört sie von neben ihr ein gefährliches Zischen und sieht Harry in Panik ausbrechen. Sein Kessel ist kurz davor überzulaufen. Bevor Amelia auch nur den Hauch einer Chance hat ihm zu helfen (denn ein überlaufender Kessel kam auch bei ihr anfangs häufiger vor, sodass sie in so einer Situation mittlerweile weiß, was man zu tun hat), steht Snape vor den beiden und beseitigt das Chaos mit seinem Zauberstab. Finster sieht er Amelia an.
„Miss Hooch, ich sehe Sie tun alles, um sich selbst besser darstehen zu lassen.", schnarrt er und Amelia sieht ihn ehrlich verwirrt an. Was zur Hölle meint er? Sie hatte doch gar nichts getan.
„Dem Jungen die Hilfe zu verweigern, damit ihr eigener Trank besser daneben aussieht.", fügt er dann noch hinzu und Amelia verengt die Augen.
„Ich habe nichts dergleichen gemacht, Professor.", antwortet sie mit fester Stimme, doch Snape dreht sich schon wieder um und geht zurück an seinen Pult.
„Fangen Sie von vorne an, Potter! Zehn Punkte Abzug für Gryffindor!", verkündet er und Harry beginnt das Gesicht zu verziehen. Er starrt konzentriert auf sein Buch, als er erneut anfängt. Bis er zu der Stelle kommt, an der eben alles schiefgelaufen ist. Hilfesuchend sieht er zu Amelia, die allerdings gerade selber am Rühren ist. Er wartet kurz, bis sie den Zauberstab wieder weg legt.
„Ehm, Miss Ho- Amelia?", fragt er sie leise und Amelia dreht den Kopf zu ihm.
„Ja, Harry?", fragt sie sanft und sieht den Jungen lieb an.
„Was habe ich eben falsch gemacht? Ich will nicht den gleichen Fehler machen.", meint er.
„Was hast du denn jetzt eben als nächsten Schritt gemacht?", fragt sie den Jungen.
„Ich habe 333 Milliliter Wasser hinzu gegeben und danach meinen Trank umgerührt.", antwortet er ihr und Amelia fällt der Fehler sofort auf.
„Du musst das Wasser hinzu geben, während du umrührst.", erklärt sie ihm und ihm scheint ein Licht aufzugehen.
„Danke.", antwortet er. Amelia winkt ab, als plötzlich wieder Snape vor den beiden steht.
„Miss Hooch, jetzt verfälschen Sie schon die Ergebnisse der anderen Schüler... 5 Punkte Abzug für Slytherin.", meint er. Amelia sieht ihn verwirrt an. Hatte er sich nicht eben noch beschwert, dass sie Harry nicht geholfen hatte? Was zur Hölle hat der Mann denn für ein Problem mit ihr?!
Am Ende der Stunde stellt sie Snape wortlos eine Flasche ihres Trankes auf den Schreibtisch und verlässt dann mit den anderen Schülern den Raum. Sie wirft ihm einen letzten abwertenden Blick zu, als er ihre Flasche gegen das Licht hält und das Gesicht verzieht. Amelia weiß, dass ihr der Trank gelungen ist und ihm das sicherlich nicht passt. Denn ihm ist sicherlich bewusst, dass Amelia sich zur Not auch bei Dumbledore beschweren würde, wenn Snape sie unfair behandeln würde. Und da Amelia mehr oder weniger unter Dumbledores persönlichem Schutz steht, würde er verlieren. Das weiß er. Amelia grinst in sich hinein und dreht sich dann endlich um, um zu gehen und diesem Mann erst Mal nicht mehr zu begegnen.
Sie geht mit eiligen Schritten auf die große Halle zu, als ein Rufen sie aufhält. Ihr erster Instinkt ist, dass sie sich versteift, da es früher auch immer so angefangen hat. Irgendjemand hat ihren Namen gerufen und kurz darauf lag sie verhext auf dem Boden, bis sich jemand erbarmt hat, ihr zu helfen.
„Amelia!", hört sie es erneut und sie bleibt stehen, dreht sich aber nicht zu dem Rufen um. So sieht sie wenigstens nicht, was kommt und hat nicht die Chance sich zu wehren. Dumbledore würde sie köpfen, wenn sie sich gegen die Kinder hier wehrt.
Harry und sein Freund Ron tauchen neben ihr auf und Amelia sieht beide echt unsicher an. Sie nimmt sich einen Moment lang Zeit, um die beiden zu betrachten. Harry ist ein zierlicher Junge mit braunen Haaren und grünen Augen. Seine Runde Brille lässt ihn wahrscheinlich noch jünger wirken, als er es in Wirklichkeit ist und Amelia sieht ihm seine Unsicherheit fast an.
Ron dagegen hat knallorangene Haare und Amelia ist sich sicher, dass sie schon mehrere Leute mit dieser Haarfarbe gesehen hat. Unwillkürlich fragt sie sich, ob diese miteinander verwandt sind. Ron ist ein Stück größer als Harry und sieht auch nicht so verunsichert aus, wie Harry. Nein, er sieht eher mit einer Mischung aus Misstrauen und Skepsis zu Amelia und sie weiß, dass es etwas mit dieser Häuser-Debatte und den daraus folgenden Vorurteilen zu tun haben muss.
„Es tut mir echt leid, dass er dir Punkte abgezogen hat. Snape hat irgendwas gegen mich.", meint Harry dann ehrlich entschuldigend, doch Amelia winkt nur ab.
„Macht nichts, mich kann er immerhin auch nicht leiden.", gibt sie zurück. Ron beginnt zu schmunzeln und Amelia sieht das vorerst als gutes Zeichen, da er sie nicht mehr mit diesem misstrauischen Blick ansieht.
„Genau genommen mag er niemanden.", fügt er hinzu. Amelia zuckt nur mit den Schultern, stimmt den beiden aber zu. Ron und Harry sehen sie einladend an und gehen gemeinsam einen Schritt in die Richtung der großen Halle. Amelia versteht ihre stumme Aufforderung und setzt sich ebenfalls in Bewegung. Sie spürt wieder skeptische Blicke auf sich und sie weiß, dass es eine wahrliche Ironie ist, dass ausgerechnet sie jetzt noch mit Harry Potter durch die Gänge spaziert. Nicht nur, dass sie eine Slytherin ist. Nein. Harry und sie sind momentan die offensichtlichen Außenseiter dieser Schule und die Ironie, dass ausgerechnet sie gemeinsam durch Hogwarts wandeln, scheint viele Blicke anzuziehen.
„Er ist einfach nur ein verbitterter Griesgram.", winkt sie dann ab und spielt auf das Gespräch eben noch an. Amelia geht mit den beiden Jungs gemeinsam in die große Halle und sieht, dass der Slytherin-Haustisch schon ziemlich gefüllt ist.
„Ist er nicht dein Hauslehrer?", fragt Ron verwundert und sieht Amelia von der Seite aus an.
„Ja, aber das heißt doch nicht, dass ich den Volltrottel mögen muss.", erwidert sie grinsend. Ron und Harry tauschen einen Blick, dann greifen sie der Slytherin stumm jeder an einen Arm und ziehen sie mit zum Gryffindor-Haustisch.
„Was wird'n das?", fragt Amelia lachend, als sie bemerkt, dass sie sich immer weiter von ihrem Haustisch entfernt.
„Wir stellen dir jetzt meine Brüder vor. Du wirst sie lieben! Naja, bis auf Percy vielleicht.", verkündet Ron fröhlich und Amelia seufzt, muss aber grinsen.
Na gut, Freunde können nicht schaden. Dann endet ihre Zeit hier vielleicht wenigstens nicht so, wie die Zeit auf ihrer alten Schule...
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Amelia betritt pünktlich um 17 Uhr das Büro und sieht sich einem fröhlichen Dumbledore gegenüber. Sie trägt eine ganz normale schwarze Jeans und einen dünnen Pullover. Sie wollte nicht zu aufgestylt wirken, auch, wenn sie sich gerne zurecht macht. Sie hat absolut keine Ahnung, was das für Leute sind, die ihr vorgestellt werden und sie möchte einen ersten guten Eindruck machen, denn wenn Voldemort wirklich zurück kehren sollte, dann wird sie wahrscheinlich eine lange Zeit mit diesen Personen verbringen. Da kann es nur von Vorteil sein, wenn diese sie mögen.
„Hallo, Amelia, mein Kind!", begrüßt er sie und Amelia sieht ihn lächelnd an. Sie wird sicherlich noch eine Weile brauchen, bis sie sich an dieses „Mein Kind" gewöhnt hat, doch sie freut sich nach wie vor bei der Erwähnung des Namens.
„Hallo, Albus. Was führt mich hier her?", fragt sie den Schulleiter und ihren persönlichen Lehrer mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Ich will dir das Ordensgebäude zeigen und dir die Familie Weasley und ein paar andere Leute vorstellen.", erklärt er und Amelia nickt.
„Natürlich, gerne.", antwortet sie.
„Ich habe wie versprochen meinen Kamin mit dem Kamin im Ordensgebäude verbunden, das heißt, wenn du möchtest, kannst du in Zukunft über das Flohnetzwerk dort hinreisen. Allerdings muss ich dich das erste Mal so mit zum Orden nehmen, da du das Ordensgebäude sonst nicht finden kannst. Wir haben es durch Zauber geschützt.", erklärt er ihr und Amelia nickt. Ja, das klingt logisch. Wenn es um so etwas wichtiges geht, wie einen Orden, der sich gegen Voldemort richtet, dann würde sie auch alle Vorsichtsmaßnahmen in Kauf nehmen.
„Dann lass uns los.", meint er und streckt seinen Arm nach seiner Schülerin aus. Amelia ergreift ihn und kurz darauf spürt sie das ihr wohlbekannte Gefühl des Apparierens. Sie hasst es Seit-an-Seit zu apparieren da sie das Gefühl hat, dass ihr somit leichter etwas zustoßen könnte, da sie nicht die Kontrolle hat. Da sie mit Dumbledore appariert, ist dieses Gefühl dieses Mal allerdings nicht ganz so schlimm.
„Albus?", fragt Amelia, als sie wieder Boden unter den Füßen hat und mit dem Mann alleine im Flur des Ordensgebäudes steht.
„Ja?", lächelt Albus lieb auf sie herunter.
„Ist meine Mutter eigentlich auch ein Mitglied des Ordens? Sie wollte mir nichts sagen, als ich sie gefragt habe. Sie meinte, dass das deine Entscheidung ist, ob du es mir mitteilst oder nicht.", antwortet Amelia und Dumbledore sieht sie nachdenklich an.
„Ja, sie ist auch ein Mitglied.", antwortet er ihr ehrlich und Amelia nickt lächelnd. Das überrascht sie tatsächlich nicht und sie hatte eigentlich auch schon damit gerechnet. Auch, wenn sie nicht so genau weiß, weshalb ihre Mutter ihr den Orden so lange verheimlicht hatte. Sie weiß, dass man dem Orden erst beitreten kann, wenn man volljährig ist, doch das ist sie mittlerweile ja schon lange. In der Zaubererwelt ist man mit 17 volljährig und Amelia ist mittlerweile 26. Da hatte sie eigentlich genug Zeit, um dem Orden beizutreten, aber aus irgendeinem Grund hatte ihre Mutter ihr bisher immer verschwiegen, dass es den Orden überhaupt gibt. Amelia denkt, dass ihre Mutter nur Angst davor hatte, dass sie durch den Orden eine Verbindung zur dunklen Seite entdeckt. Denn auch, wenn Amelia ihrer Mutter versichert hatte, dass sie sich niemals auf die Seite der Todesser schlagen würde, hatte Rolanda nicht vergessen, dass Feuerbändiger proportional häufig die Seite wechseln. Und Rolanda weiß, dass man ihre Tochter von nichts abbringen kann, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Hätte Amelia also wirklich Interesse daran gehabt, die Seite zu wechseln, dann hätte auch Rolanda sie nicht davon abhalten können. Und Voldemort hätte sicher gewusst, wie gut er ihre Kräfte für seine Zwecke nutzen könnte. Albus merkt, dass Amelia finsteren Gedanken nachhängt.
„Nun komm, ich stelle dir die anderen vor.", sagt er, um sie aus diesen Gedanken zu reißen und um ihre Aufmerksamkeit wiederzuerlangen. Dumbledore legt ihr eine Hand auf den Rücken und führt sie in etwas, das Amelia wahrscheinlich als Wohnzimmer bezeichnet hätte, wenn es nicht so dunkel wäre. Die Einrichtung sieht alt aus und sie vermutet, dass das Gebäude auch wirklich alt ist. Teilweise liegt Staub auf den Fensterbänken und wer auch immer hier wohnt, hat nicht unbedingt ein Gefühl für Sauberkeit, das merkt sie direkt.
Amelia sieht sofort mehrere Personen, die mehr oder weniger nett in ihre Richtung gucken. Sie weiß, dass nicht alle anwesend sein können, denn Dumbledore hatte ihr erzählt, dass der Orden mehr als 20 Mitglieder hat. Und vor ihr stehen gerade genau sieben. Vier von ihnen sind Rothaarig und erinnern sie sofort an die Weasley-Zwillinge, die ja momentan noch zu jung sind, um Mitglieder des Ordens zu sein. Vielleicht sind das da ja ihre Eltern und zwei Brüder? Oder irgendwie anders Verwandte.
Ihr Blick gleitet weiter zu einer noch recht jungen Hexe, die wahrscheinlich ebenfalls in Amelias Alter sein muss. Sie hat lilane Haare und sieht sie nett an. Neben ihr stehen noch zwei weitere Männer. Den einen von ihnen erkennt sie sofort und sie sieht ihn interessiert an. Wie könnte sie ihn auch nicht erkennen, wo sein Gesicht doch sämtliche Zeitungen geprägt hatte, die sie bekommen konnte?
„Sirius Black.", meint sie und sein Kopf schießt zu ihr. Ist es ein gutes Zeichen, dass sie ihn kennt? Dumbledore würde niemanden anschleppen, der das Bedürfnis hatte, ihn zu töten, oder? Amelia sieht sich den Mann vor ihr genau an. Er wirkt rein gar nicht, wie auf den Bildern, die sie bisher gesehen hatte. Denn dort hatte er immer halb wahnsinnig gewirkt. Dumbledore hatte ihr erzählt, was geschehen ist, sodass sie sich nicht wundert, dass Sirius Mitglied des Ordens ist. Der Mann vor ihr sieht eigentlich recht nett aus. Er hat braune, gebändigte Locken und ein lockeres Auftreten.
Amelia geht mit selbstsicheren Schritten auf ihn zu und bleibt direkt vor ihm stehen. Interessiert mustert sie ihn. Sirius blickt ihr ebenso trotzig ins Gesicht und wendet den Blick nicht ab.
„Sehr erfreut, ich bin ein großer Fan.", zwinkert sie und hält ihm die Hand hin. Alle sehen sie überrascht an, Sirius besonders.
„Aus Askaban auszubrechen ist wahrlich eine beeindruckende Leistung.", fügt sie dann noch grinsend hinzu und bricht damit das Eis. Sirius schüttelt ihre Hand ebenfalls und grinst sie an.
„Freut mich, dass ich deine Aufmerksamkeit wegen so etwas auf mich lenken konnte.", zwinkert Sirius zurück und in diesem Moment beschließt sie, dass sie Sirius mag.
„Meine Herren, meine Damen: Das ist Amelia Hooch.", stellt Dumbledore sie nun endlich vor. Sie spürt den Blick des Mannes neben Sirius auf ihr. Er hat blondbraune Haare und eine Narbe im Gesicht. Doch auch er sieht soweit freundlich aus.
„Hooch? So wie Rolanda?", fragt er interessiert. Amelia nickt.
„Ich bin ihre Tochter.", antwortet sie ihm und streckt auch ihm die Hand entgegen.
„Remus Lupin.", lächelt er und schüttelt ihre Hand. Amelia sieht ihn bei der Erwähnung seines Namens überrascht an.
„Ich habe schon eine Menge von Ihnen gehört.", meint sie.
„Ach, wirklich?", fragt er erstaunt.
„Viele Schüler, die den neuen Lehrer nicht leiden können, sprechen nur in den höchsten Tönen von ihnen, Professor.", erwidert sie. Remus lächelt.
„Nur Remus, bitte.", gibt er zurück und Amelia nickt.
„Krieg ich hin."
„Ich bin Tonks.", mischt sich jetzt die junge, freundlich aussehende Hexe ein und Amelia mag sie sofort.
„Freut mich.", gibt sie zurück.
„Tonks ist ein Metamorphmagus.", erklärt Albus. Erfreut sieht Amelia sie an.
„Das ist voll cool!", verkündet sie und Tonks beginnt zu grinsen. Sie spürt, dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist. Dann dreht sich Amelia zu dem Rest der Leute.
„Arthur Weasley, hallo!", stellt sich der älteste Mann direkt vor. Also hatte sie Recht. Das hier sind weitere Weasleys.
„Ich bin Molly, Arthurs Frau.", fügt sie Frau hinzu und lächelt Amelia mit einem mütterlichen Lächeln an. Sie beschließt sofort, dass sie Molly und Arthur mag. Die beiden sehen sie offen an und sind augenscheinlich erfreut, dass ein weiteres Mitglied dem Orden beitritt.
„Und wir sind Bill und Charlie.", stellt Bill vor, bei der Erwähnung von Charlie deutet er auf diesen. Bill hat seine orangen Haare in einem Pferdeschwanz und sieht damit eigentlich echt cool aus. Charlie wiederum hat kurze, lockige Haare und Sommersprossen.
„Zufällig die großen Brüder von Fred, George, Ron, Percy und Ginny?", tippt Amelia und die beiden Brüder nicken.
„Ich bin der älteste und Charlie hier ist der zweitälteste.", erklärt Bill.
„Freut mich wirklich, euch kennenzulernen.", strahlt Amelia. Molly sieht sie mit einem sanften Lächeln an.
„Scheint so, als hättest du den Rest von uns schon kennengelernt?", fragt sie. Amelia schmunzelt.
„Natürlich.", antwortet sie dann. Interessiert sehen alle sie an.
„Ich habe Harry geholfen. Ron hat das mitbekommen und mich zum Mittagessen dann zum Gryffindor-Haustisch geschleift. So habe ich dann den Rest kennengelernt.", erklärt sie und Molly nickt.
„Du bist gar keine Gryffindor?", fragt Molly mehr, als dass es eine Feststellung ist.
„Ich bin eine Slytherin.", verkündet Amelia. Geschockt sehen alle Dumbledore an.
„Du holst eine Schlange in den Orden?", empört sich Sirius.
„Amelia ist eine Feuerbändigerin, somit wird sie eine Bereicherung für den Orden sein, egal welchem Haus sie-"
„Eine Schlange und eine Immundina in einem? Dumbledore, was planst du?", fragt Remus. Bei dem Namen Immundina sieht Amelia ihn böse an.
„Nenn mich nicht Immundina!", zischt sie ihm zu und Remus sieht sie entschuldigend an.
Immundina ist eine andere Bezeichnung für Feuerbändiger, die allerdings eher als Beleidigung verstanden wird, denn das Wort stammt von dem lateinischen Wort „Immunda" ab, das so viel bedeutet wie unrein. Amelia hasst diesen Ausdruck, denn er erinnert sie immer wieder an ihre Schulzeit. Dort wurde sie ständig so genannt, oder schlimmeres.
„Ich weiß, dass man uns Feuerbändigern eine gewisse Neigung zum Bösen nachsagt... und das stimmt auch. Es ist ein Fakt, das exponentiell viele Feuerbändiger die Seite wechseln. Doch ich möchte nicht von Voldemort wie ein Schoßhund gehalten werden. Er hat meinen engsten Freund getötet und dafür wird er bezahlen. Und wenn ich dem Orden mit meinen Kräften nützlich sein kann, dann werde ich das tun.", verkündet sie und sieht besonders Remus und Sirius intensiv an.
„Ich denke, dass du es kennst, wenn man vorverurteilt wird wegen dem, was man ist, nicht wahr, Sirius?", spricht sie ihn dann noch direkt an und Sirius nickt widerwillig.
„Du kennst das sicherlich auch, Remus.", fügt sie dann noch hinzu und eröffnet ihm somit ebenfalls, dass sie weiß, dass er ein Werwolf ist.
„Mein ganzes Leben lang musste ich mit Vorurteilen leben und darunter leiden, dass ich mit meinen Kräften geboren wurde. Ich hoffe wirklich, dass ich hier eine faire Chance bekomme, um zu beweisen, dass nicht alle Feuerbändiger automatisch von der dunklen Seite angezogen werden.", fügt sie dann noch hinzu und sieht besonders Remus und Sirius an, da die beiden gerade am heftigsten reagiert hatten.
Amelia sieht, dass sie zumindest bei Sirius etwas auslöst und auch Remus sieht sie gleich freundlicher an.
„Ich kenne es sehr gut, wenn etwas von einem erwartet wird, nur, weil man ist, wer man ist. Tut mir leid, Amelia.", meint Sirius und sieht das Mädchen entschuldigend an. Amelia winkt nur ab, denn sie ist es nicht gewohnt, dass Leute so schnell ihre Vorurteile fallen lassen und weiß das sehr zu schätzen.
Bisher hatte sie eigentlich ziemlich Glück. Dumbledore war ihr auch von Anfang an ohne Vorurteile entgegen getreten und auch die Ordensmitglieder scheinen offen zu sein. Dumbledore räuspert sich und sieht die anderen Mitglieder des Ordens eindringlich an.
„Ich vertraue Amelia. Wenn ihr meinem Urteil vertrauen könnt, dann macht ihr ihr Leben nicht noch schwerer, als sie es schon hat. Sie musste eine Menge durchmachen.", verkündet Dumbledore und die anderen nicken ihm zustimmend zu. Dumbledore hat Recht und es wäre nicht fair dem Mädchen gegenüber, wenn sie auch hier mit Vorurteilen leben müsste. Wo sich der Orden doch immerhin als Vereinigung sieht, die darauf Wert legt, dass jeder, der gegen Voldemort ist, mitmachen kann, solange er von Dumbledore abgesegnet wurde. Molly ist die erste, die sich aus ihrer Starre löst. Sie geht offen auf Amelia zu und sieht sie lächelnd an.
„Magst du noch mit uns essen? Wir wollten alle gemeinsam zum Abendbrot noch hier bleiben.", bietet sie an und Amelia sieht die anderen an, die aber scheinbar alle nichts dagegen zu haben scheinen. Fragend sieht Amelia zu Dumbledore.
„Du kannst so lange bleiben, wie du möchtest. Komm dann einfach durch den Kamin wieder zurück.", meint er und Amelia nickt ihm dankend zu.
„Dann bleibe ich gerne."
Snape kommt auf Amelia zu, um sie in seinem Unterricht bloßzustellen.
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