29
Amelia liegt auf dem Sofa des Ordensgebäudes und versucht sich auf ihre Unterlagen zu konzentrieren. Wieso muss sie auch die blöden Prüfungen mitschreiben? Als ob ihr das jemals etwas bringen wird.
Dass sie dabei noch heftige Periodenschmerzen hat und am liebsten einfach nur schlafen würde, scheint nicht zu zählen. Sie muss diese Sachen in ihren Kopf bekommen, koste es, was es wolle.
Die Schmerzen in ihrem Unterleib werden immer schlimmer und Amelia schmeißt ihre Unterlagen einmal quer durch den Raum und flucht dann vor sich hin. Ihre Zettel fliegen nur so durch die Gegend und bedecken den Boden und das andere Sofa.
Sie bekommt nicht mit, wie Snape in das Gebäude appariert und sie dort auf dem Sofa liegen sieht, wie sie sich den Bauch hält. Snape mag nicht viel Erfahrung mit Frauen haben, aber auch er kann sich denken, was sie beschäftigt. Zuerst will er einfach wieder weggehen und redet sich ein, dass das ja nicht sein Problem ist, aber irgendwie kann er es nicht.
Snape appariert wieder zurück nach Hogwarts, holt etwas aus seiner Vorratskammer und appariert dann wieder zurück in das Ordensgebäude. Dort schnappt er sich die Decke, die hier herumliegt und wirft einen Blick in das Wohnzimmer. Amelia scheint tief und fest zu schlafen und das wird für sie momentan auch das Beste sein, das ihr passieren könnte.
Snape legt vorsichtig die Decke über die Frau - warum kann er sich selber auch nicht richtig erklären - und stellt ihr dann das kleine Fläschchen, das er aus Hogwarts geholt hatte, auf den Tisch. Als ihm dann aber bewusst wird, dass Amelia den Trank nicht einfach nehmen wird, wenn sie nicht weiß, von wem und was das ist, schwenkt er den Zauberstab und auf dem Tisch erscheint ein Zettel.
Gegen Schmerzen. - SS
Als der Zettel dort liegt, räumt er mit einem Schwenk seines Zauberstabs ihre Sachen zusammen, dann verlässt er den Raum wieder und disappariert, nachdem er gefunden hat, was er ursprünglich gesucht hatte.
+++++
Amelia wacht mit unglaublichen Kopfschmerzen auf und kuschelt sich mehr in die Decke, die über ihr liegt. Dann allerdings hält sie inne. Sie hatte sich nicht zugedeckt. Die Decke lag zu weit weg und sie wollte sich nicht bewegen.
„Hallo?", fragt sie deshalb in den Raum, doch es kommt keine Antwort zurück. Sie dreht sich etwas um und ihr Blick fällt auf den Tisch. Dort steht ein kleines Fläschchen mit einer lilanen Flüssigkeit. Verwirrt sieht sie es an, bis sie sieht, dass ein Zettel daneben liegt.
„SS? Severus Snape?", nuschelt sie verwirrt vor sich hin und sieht sich die Schrift genau an. Das ist ganz klar Snapes Schrift. Völlig fassungslos sieht Amelia auf das, was dort auf dem Tisch liegt. Hatte etwa Snape ihr die Decke umgelegt und ihr den Trank dort hingestellt? Wer denn sonst? Snape wird seine Initialen ja nicht einfach so irgendwo hinschreiben.
Amelia sieht sich die Flüssigkeit erneut an und riecht daran. Riecht wie ein einfacher Schmerztrank. Sie zuckt mit den Schultern, öffnet die Flasche und trinkt den Inhalt in einem Zug aus.
Dann probiert sie nicht mehr an Snape zu denken oder an die Tatsache, dass er ja scheinbar doch ein Herz hat. Sie glaubt zwar immer noch nicht daran, dass er so etwas wie Sympathie für sie empfinden könnte, aber vielleicht hasst er sie ja wenigstens nicht ganz so sehr wie seine anderen Schüler. Und das wäre ja schon ein riesiger Fortschritt.
+++++
Snape sitzt grummelnd in seinen Gemächern in Hogwarts und schwenkt ein Glas Wein in seiner Hand herum. Er kann es nicht fassen, dass er immer noch an diese verdammte Slytherin denken muss und an das Gefühl, das ihn durchströmt hat, als er sie dort so voller Schmerzen auf dem Sofa liegen sehen hat. War es Mitleid?
Er erinnert sich an das Gefühl, das er hatte, wenn er Lily Evans gesehen hatte und dann an das Gefühl, das er verspürt, wenn er Amelia sieht. Er versucht diese Gefühle zu vergleichen.
„Das kann doch echt nicht wahr sein.", nuschelt er dann vor sich hin und streicht sich einmal durchs Gesicht. Wie kann es denn sein, dass er sich jetzt über so etwas Gedanken machen muss. Und was viel schlimmer ist: Wie kann es denn sein, dass er zu Amelia eine tiefere Verbundenheit spürt, als zu Lily?
Er würde schwören, dass er keinerlei Gefühle für seine Schülerin hat. Doch er ist sich mittlerweile gar nicht mehr so sicher, ob diese Aussage noch stimmt.
Snape steht auf und stellt das Weinglas zur Seite. Er nimmt sich vor, sich weiter von Amelia zu distanzieren und strenger zu ihr zu sein, als zu all seinen anderen Schülern, doch schon als sie in seinem Kopf auftaucht, verschwindet dieses Vorhaben wieder. Immerhin hatte er neulich gesehen, wie gut das Ganze geklappt hatte. Er musste sich zusammenreißen, als Amelia vor ihm stand und ihn so intensiv angesehen hatte.
Immerhin wusste er, dass dies hier falsch ist, doch irgendwas in ihm drinnen hält ihn davon ab, einen weiteren Versuch zu starten, sich von dem Mädchen zu distanzieren. Nachdem all seine Versuche in der Vergangenheit fehlgeschlagen sind, hatte er keine große Lust, es erneut zu versuchen.
Amelia gerät wieder in seine Gedanken und ihr Gesicht taucht vor seinem inneren Auge auf. Beinahe schon frustriert hätte Snape aufgeschrien.
Diese Frau machte ihn fertig.
Er sollte sie hassen, sollte in ihr eine normale Schülerin sehen und ignorieren, was sie in ihm auslöst. Er sollte an Lily denken und ein schlechtes Gewissen haben, doch er kann es nicht.
Und wenn er ehrlich zu sich ist, dann kann er sich nicht vorstellen, dass Amelia ein so schwerer Umgang ist, wie Lily. Ja, er hatte sie Schlammblut genannt und sie beleidigt. Aber er hatte sich mehrmals entschuldigt und immer wieder versucht, gut zu machen, was er getan hatte. Als hätte Lily noch nie etwas gesagt, das sie später bereut hatte, wenn sie bloßgestellt und beleidigt wurde.
Snape lacht zynisch auf. Aber Lily wurde nirgendwo bloßgestellt, natürlich nicht. Alle mochten sie und hätten sich niemals getraut sie öffentlich so zu verspotten, wie sie es immer wieder mit ihm gemacht haben. Sie kannte das Gefühl nicht, wie es ist, wenn niemand zu einem steht und man völlig alleine ist. Ja, sie hatte Probleme mit ihrer Schwester, aber das war ein einziger Mensch... einer von vielen. Und Snape? Bei ihm war es wohl genau anders herum. Denn welcher Mensch mochte ihn? Ihm fällt keine einzige Person ein, die damals völlig zu ihm stand. Und Lucius Malfoy zählt wohl kaum.
Snape denkt an die letzten Monate zurück. Er erinnert sich ganz genau an den ersten Tag und an das Bild, das er von Amelia hatte.
Sie wurde vom sprechenden Hut in Dumbledores Büro in ein Haus eingeteilt. Passend zu ihrem Auftreten wurde sie natürlich seinem Haus zugeordnet. Aber irgendwas hatte Snape an ihr gestört. Ob es ihr leerer, emotionsloser Blick war oder ihre monotone Stimme, als er versucht hatte ihr zu drohen, er weiß es nicht. Er hatte von Anfang an gemerkt, dass sie eine ungeheure Stärke ausstrahlt. Vielleicht war es auch genau diese Tatsache: Dass er keine kleine, unschuldige und verängstigte Frau vor sich hatte, sondern eine starke Hexe, die sicherlich für sich selbst einstehen wird.
Er hatte gesehen, wie sie ihn beobachtet hatte und hatte versucht in ihre Gedanken einzudringen. Die Tatsache, dass ihre Oklumentikschilde stark genug waren, ihn davon abzuhalten, in ihrem Kopf herumzuschnüffeln, störte ihn. Es kam nicht oft vor, dass Leute dazu in der Lage waren, sich völlig unbeeindruckt von ihm zu zeigen. Die, die es schafften zu unterdrücken, dass sie äußerlich Angst empfinden, hatten zumindest gedanklich immer Angst und konnten dies nicht vor ihm verstecken.
Aber Amelia war anders. Sie ließ nicht durchscheinen, dass sie überhaupt etwas fühlt und unterbewusst erinnerte Snape das wohl von Anfang an an ihn selbst.
Als er die erste Unterrichtsstunde mit Amelia gehabt hatte, hätte er sie am liebsten direkt nachsitzen lassen.
Nicht nur, dass sie ein Talent für Zaubertränke hatte, nein. Sie schien das auch noch zu wissen und das nicht verstecken zu wollen. Ob es nun Arroganz war oder etwas anderes, das Snape in diesem Moment gesehen hatte, konnte er nicht sagen.
Er hatte gesehen, dass es eine andere Seite von ihr geben muss, als Dumbledore, sie und er essen gewesen waren und sie ihn in ein Gespräch über Zaubertränke verwickelt hatte. Er hatte das erste Mal seit langem wirkliches Interesse an einem Gespräch gespürt. In ihm selbst, aber auch von ihr.
Allerdings hatte sie diesen Pluspunkt spätestens zu dem Zeitpunkt, als sie sich mit Snape angelegt hatte und ihn gegen den Schrank geschleudert hatte, wieder verloren. Er wusste damals nicht, ob er beeindruckt oder wütend sein sollte. Und obwohl er innerlich ein wenig beeindruckt war, hatte die Wut in ihm die Überhand genommen. Nicht nur, weil sie sich überhaupt getraut hatte, den Zauberstab gegen ihn zu benutzen, sondern weil sie es auch geschafft hatte.
Aber obwohl Snape sich sicher war, dass er sie nicht ausstehen konnte, hatte er gespürt, dass sich irgendwann ein bisschen Sorge mit in die Emotionen gemischt, die er mit Amelia Hooch in Verbindung bringt. Sie hatte ihn beeindruckt, das kann er nicht abstreiten. Und das nicht eben mit besonderer Freundlichkeit, Hilfsbedürftigkeit oder einem besonders großzügigen Wesen. Bloß nicht! Wenn das Amelias Charaktereigenschaften wären, dann würde er sie verachten, da sie ihn zu sehr an Lily erinnern würde.
Nein, Amelia ist keine Lily Potter. Sie ist frech, vorlaut und kommt in ihrem Leben mehr als nur gut alleine klar. Sie ist auf niemanden angewiesen und zeigt das auch gerne. Doch trotzdem hatte er bemerkt, dass auch Amelia manchmal auch einfach nur jemanden haben möchte, an den sie sich lehnen kann und der ihr zeigt, dass es okay ist, so zu sein, wie sie ist.
Snape kennt Leute wie sie. Schwierige Menschen, die nicht mit jedem auskommen und meistens ziemliche Überwindungskraft brauchen, um sich den Leuten anzuvertrauen, die sie als Freunde bezeichnen würden.
Er weiß gar nicht weshalb, doch er kann nicht abstreiten, dass seine Sympathie für Amelia Hooch mehr ist, als er sich jemals gewünscht hätte.
Amelia ist eine starke Frau und Snape bewundert ihre Fähigkeit, ihm die Stirn zu bieten und für das einzustehen, an das sie glaubt.
Aber was bildet er sich ein? Amelia Hooch wäre mit Sicherheit die letzte, die so etwas wie eine Freundschaft mit ihm eingehen würde. Und außerdem bedeutet eine Freundschaft für ihn immer, dass er sich verstellen muss. Denn wer würde schon mit ihm, mit Severus Snape, eine Freundschaft eingehen und es völlig ernst meinen? Ihn so akzeptieren, wie er ist. Ohne Vorurteile und ohne Forderungen?
Frustriert geht Snape wieder zu seiner Flasche Wein und überlegt, ob er den Inhalt seines Glases nicht doch mit Feuerwhiskey ersetzt. Diese ganzen Gedanken an Amelia bringen ihn noch um den Verstand und er hat keine Zeit für so etwas. Es gibt wichtigere Dinge.
Er beschließt, dass er sich einfach auf das einlässt, dass jetzt folgt. Wenn sie irgendwelche Anzeichen macht, dass sie ihn näher kennenlernen will und eine Freundschaft zu ihm aufbauen möchte, dann lässt er es geschehen und wehrt sich nicht dagegen. Zumindest versucht er es.
Aber er wird sicherlich nicht dafür kämpfen, dass sie ihn beachtet und noch weniger wird er versuchen, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
Und vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, löst sich das Problem dann ja von alleine.
+++++
Als Amelia wieder aufwacht, spürt sie, dass ihr jemand durch die Haare streicht. Zögerlich macht sie die Augen auf und sieht in die strahlenden Augen von Sirius Black.
„Hey, Sirius.", begrüßt sie ihn und dreht sich leicht auf den Rücken, um den Mann vor sich ansehen zu können. Sirius lächelt sie sanft an.
„Hast du noch Schmerzen?", fragt er sie und Amelia schüttelt den Kopf. Ihr Blick fällt auf das Chaos, das sie vorhin verursacht hatte, das jetzt aber verschwunden ist.
„Hast du hier aufgeräumt?", fragt sie ihn erstaunt, doch Sirius sieht sie verwirrt an.
„Nein, was hätte ich denn aufräumen sollen?", fragt er und Amelia schüttelt den Kopf.
„Dann hat Snape wohl aufgeräumt.", nuschelt sie leise. Sirius hat zwar nicht verstanden, was sie gesagt hat, doch ignoriert dies soweit erst. Stattdessen steht er auf und holt aus der Küche ein Glas Wasser. Als er wieder zurück kommt, fällt ihm ein Zettel auf dem Sofa auf. Interessiert nimmt er diesen und liest ihn sich durch. Bei den Initialen stoppt er. SS? Er kennt nur eine Person, deren Name so abgekürzt werden kann und diese Person kann er nicht leiden.
„Hey, Lia?", fragt er und die Hexe sieht zu ihm auf.
„Hm?", fragt sie. Sie entdeckt, dass Sirius den Zettel in den Händen hält und ahnt, was jetzt kommen wird.
„War Schniefelus hier?", fragt er. Amelia verdreht die Augen, als sie den Spitznamen aus Sirius Mund hört.
„Ja, er hat mir scheinbar Schmerztrank hingestellt... und aufgeräumt.", murmelt sie, doch Sirius hat es trotzdem verstanden. Völlig fassungslos sieht er sie an.
„Er hat was gemacht? Er hat dir Schmerztrank gebracht?!"
„Schrei doch nicht so rum, Sirius. Ich kann ja nichts dafür, dass ihr euch nicht leiden könnt.", erwidert Amelia und nimmt Sirius das Glas aus der Hand, das er scheinbar völlig vergessen hatte.
„Das ist es doch gar nicht...", meint Sirius ausweichend. Er möchte jetzt keinen Streit anfangen, wo Amelia doch momentan seine einzige richtige Freundin ist. Er weiß es sehr zu schätzen, dass Amelia ihn so häufig hier besuchen kommt. Schon länger hatte er vermutet, dass Dumbledore ihr auch aus genau diesem Grund erlaubt hatte, dass sie unter der Woche das Schulgelände verlassen durfte: Damit sie freien Zugang zum Ordensgebäude hat und ihm Gesellschaft leisten kann. Denn Dumbledore hat konstant Angst davor, dass Sirius irgendwann die Geduld verliert und ihm die Decke auf den Kopf fällt. Und wenn er sich dann vor die Tür begibt, dann hatte er ein ziemliches Problem. Somit ist Dumbledore wahrscheinlich froh, dass Sirius zumindest einen regelmäßigen Kontakt hier hat. Remus verbringt auch viel Zeit im Ordensgebäude, damit hatte Sirius noch einen zweiten engen Freund. Wenn nicht sogar seinen besten.
„Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst. Und ich weiß auch, dass er dich nicht leiden kann.", meint Amelia und verdreht die Augen. Sirius sieht sie mit einem leichten Ausdruck von Spott in seinen Augen an.
„Wen kann Schniefelus denn auch schon leiden?", gibt er zurück und Amelia zuckt mit den Schultern.
„Ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, die er leiden kann. Ich würde beinahe so weit gehen, dass ich behaupten würde, dass ich zu den Menschen gehöre, die Snape nicht hasst.", meint Amelia ruhig.
„Du denkst, dass Snape dich mag?", fragt Sirius.
„Nein. Aber ich glaube, dass er mich zumindest mittlerweile nicht mehr ganz so stark hasst, wie die meisten anderen.", antwortet sie.
„Es fällt mir wirklich schwer zu glauben, dass Schniefelus-"
„Sein Name ist Severus Snape! Nicht Schniefelus!", bricht es plötzlich aus Amelia heraus und Sirius zuckt zusammen.
„Du wirst es nicht fassen, aber Snape hat in den letzten Monaten viel für mich getan.", meint Amelia und Sirius hält inne.
„Was denn bitte?", fragt er und kann den Worten der Hexe nicht so recht Glauben schenken.
„Er hat mich in den letzten Monaten mehrmals vor Umbridge verteidigt oder mir geholfen, wenn diese mir was antun wollte.", gesteht Amelia und Sirius sieht sie ehrlich überrascht an.
„Das klingt gar nicht nach ihm.", meint er und Amelia schmunzelt.
„Ich weiß... ich war auch überrascht. Aber vielleicht habe ich ja tatsächlich eine Ebene gefunden, um mit dem Mann klarzukommen.", sagt Amelia. Sirius nickt und löchert Amelia dann sofort mit weiteren Fragen, was Umbridge ihr in den letzten Wochen alles angetan hat.
Somit bekommt keiner der beiden mit, wie die schwarze Gestalt, die das gesamte Gespräch der beiden mitbekommen hatte, wieder aus dem Ordensgebäude disappariert.
Snape, als er das Gespräch zwischen Sirius und Amelia mitbekommt, und hört, dass Amelia ihn verteidigt.
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