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Amelias erster Tag in Hogwarts, ist, bis auf dieses seltsame Gespräch mit Professor Snape, eigentlich ganz gut verlaufen, sodass Amelia nicht mehr so ein schlechtes Gefühl hat, wie noch am Anfang. Zuerst war sie noch skeptisch, ob dies nun wirklich das ist, was sie möchte, doch sie erinnert sich selber immer wieder daran, dass sie eigentlich erst über diese Situation urteilen kann, wenn sie mit Dumbledore ihren Stundenplan abgemacht hat. Und wer weiß, vielleicht wählt sie ja auch nur die Fächer, die nicht von diesem Snape unterrichtet werden. Immerhin hatte Dumbledore ihr gesagt, dass sie nicht einen vollen Stundenplan wählen müsse. Sie müsse nur etwa 3 Fächer wählen, den Rest wird er mit ihrem Privatunterricht für ihre Kräfte füllen. Das klingt für Amelia wie eine geringe Wahrscheinlichkeit, diesen seltsamen Lehrer zu bekommen.

Und selbst wenn nicht, sie ist eine 26jährige Hexe, die durchaus in der Lage ist, sachlich und ohne Probleme mit diesem Professor Snape umzugehen. Dass er etwa in ihrem Alter ist, verbessert die Situation vielleicht etwas. Außerdem muss Amelia hier keine Prüfungen ablegen (Beziehungsweise sie muss diese nicht bestehen), da sie diese damals nach dem Erhalt ihrer Kräfte schon an einer anderen Schule abgelegt hatte. Demnach nimmt sie nur an dem Unterricht teil, da Dumbledore sie darum bittet. Und auch das wird nur deshalb sein, dass sie Anschluss zu den anderen findet und sich nicht die ganze Zeit in ihrem Zimmer verkriecht, wenn sie keinen Unterricht haben sollte. Und das würde Amelia, das weiß sie. Wenn sie nicht arbeiten muss, dann sitzt sie häufig auch einfach nur zu Hause herum und liest. Oder denkt darüber nach, wie langweilig ihr Leben ist. Aber etwas daran ändern, würde sie auch niemals.

Und wenn sie ehrlich ist, dann findet sie das Angebot, am Unterricht teilzunehmen, auch sehr verlockend. Denn sie ist sich ziemlich sicher, dass nicht jede Schule gleich unterrichtet, selbst, wenn sie es sagen. Vielleicht lernt sie hier noch etwas, das ihr später nützlich sein kann und das sie noch nicht weiß. Und wenn nicht, dann ist eine Auffrischung ihrer Kenntnisse auch nicht unbedingt blöd.

Amelia bindet sich ihre Schuhe zu und wirft dann noch einen letzten Blick in den Spiegel. Als sie mit sich zufrieden ist, verlässt sie ihr Zimmer und geht auf direktem Wege zu Dumbledores Büro. Der Weg dahin ist zum Glück ziemlich ereignislos. Hier und da kommen ihr ein paar Schüler entgegen und sehen sie seltsam an, doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was sie an ihrer alten Schule erfahren musste. Sie spürt, dass sie immer noch besonders aufmerksam ist, wenn sie an den Schülern vorbei geht, denn sie weiß, dass das früher immer die perfekten Momente für ihre Mitschüler waren, um sie zu verhexen. Wenn Amelia einfach nur zu ihrem Unterricht wollte und nicht damit gerechnet hatte, dass jemand den Zauberstab gegen sie erhebt. Irgendwann war sie damals dazu übergangen ihren Zauberstab dauerhaft in der Hand zu halten, wenn sie sich durch ihre Schule bewegt hatte, damit sie sich jederzeit verteidigen kann. Zu der Zeit ging es los, dass sie häufiger Stress mit Lehrern hatte, doch das war ihr egal. Sie war eher schockiert, dass ihre Lehrer ihr gesagt haben, dass sie ihr nicht glauben, dass ihre Mitschüler sie früher ständig verzaubert haben. Es wäre ja immerhin erst so, seitdem Amelia ihre Mitschüler ständig mit dem Zauberstab bedrohe und Stress provozieren würde. Es war damals die Höhe für sie, dass ihre eigenen Lehrer ihr nicht geglaubt haben und ihr die Schuld an dem Ganzen gegeben haben. Mit ihrer Mutter konnte sie damals nicht reden, da die beiden ein schreckliches Verhältnis zueinander hatten, als all das passiert ist. Wahrscheinlich hätte ihre Mutter sich ihren Lehrern noch angeschlossen, wenn Amelia nur ein falsches Wort gesagt hätte.

Amelia kommt vor Dumbledores Büro ein und verdrängt die Gedanken an ihre Vergangenheit, als sich die Tür vor ihr öffnet.

Motiviert erklimmt sie die Stufen und geht hoch zu Dumbledores Büro. Ort öffnet sie die Tür und blickt direkt zu seinem Schreibtisch. Er erwartet sie schon und als sie eintritt, sieht sie ihn lächeln.

„Hallo, Amelia, mein Kind. Setz dich.", bietet er an und Amelia erwidert sein Lächeln, wenn auch nicht ganz so breit wie er. Irgendwie findet sie es süß, dass er sie immer „Mein Kind" nennt, obwohl sie sich fast sicher ist, dass er das bei all seinen Schülern so macht. Aber dadurch, dass sie keinen Vater mehr hat und ihre Mutter nicht gerade zu Sentimentalitäten tendiert, vermisst sie es manchmal, einfach nur so genannt zu werden. Sie weiß, dass ihre Mutter und sie nicht das beste Verhältnis haben, doch sie weiß auch, dass ihre Mutter alles für sie tun würde und anders herum genauso. Zumindest mittlerweile. Vor einigen Jahren wäre das wahrscheinlich noch anders gewesen.

„Guten Morgen.", fügt sie dann etwas verspätet hinzu und lässt sich auf den Stuhl fallen, den er schon für sie bereit gestellt hat. Er bietet ihr Tee an, den sie dankend entgegen nimmt. Wie verdammt Britisch das Ganze gerade doch ist, denkt sie sarkastisch. Sie sieht Dumbledore dabei zu, wie er eine große Menge Zucker in seinen Tee kippt und diesen dann genüsslich umrührt, Sie selbst kippt ebenfalls zwei Teelöffel Zucker in ihren Tee und nachdem sie den Inhalt umgerührt hat, nimmt sie die Tasse in die Hände und blickt ihn gespannt an. Er deutet auf einen Teller mit grottenhässlichen Keksen.

„Habe ich selbst gebacken.", freut er sich und bietet ihr einen an. Amelia nimmt sich mit einem gezwungenen Lächeln einen der Kekse und beißt hinein. Sie schmecken nicht so schrecklich, wie sie aussehen. Vielleicht kann sie Dumbledore zu Weihnachten ja ein Rezeptbuch der Muggel schicken, damit er in Zukunft leckerere Kekse backen kann. Denn der Anfang, den er hier gemacht hat, der wirkt gar nicht so schlecht bisher.

„Ich würde heute gerne mit dir besprechen, welche Fächer du wählst und dir einen Stundenplan erstellen.", erklärt Dumbledore ihr dann endlich das, was sie machen werden, obwohl sie das ja eigentlich schon wusste. Doch Amelia nimmt seine Erklärung einfach nur so hin.

„Okay. Ich bin gespannt.", sagt sie deshalb nur und lehnt sich interessiert nach vorne, als sie sieht, dass er etwas hervorkramt.

„Ich denke, dass ich dir einfach zeige, welche Fächer wir dir anbieten können und du dir eins aussuchst.", sagt er und legt den Zettel, nach dem er eben gesucht hatte, auf den Tisch. Amelia erkennt, dass es eine Liste der Fächer, sortiert nach Klassenstufen ist.

„Gut, was haben Sie anzubieten?", murmelt sie, während sie die Liste überfliegt und dabei die Namen der Lehrer bewusst auslässt. Sie will sich von möglichen Lehrern, die sie mag oder nicht mag, nicht beeinflussen lassen, sondern sich ihre Fächer wirklich nach ihren Interessen aussuchen.

„Bitte duze mich doch. Sonst fühle ich mich so alt.", reißt sie Dumbledores Stimme aus ihrem Lesen und Amelia denkt sich, dass er doch auch alt ist, aber spricht es nicht laut aus. Das wäre etwas unhöflich, obwohl sie sich sicher ist, dass er den Witz verstehen würde.

„Alles klar, Albus.", sagt sie stattdessen einfach nur und sieht wieder auf die Liste. Amelia ist extrem unentschlossen und Dumbledore scheint das zu merken.

„Ich denke, dass dir Verteidigung gegen die dunklen Künste sehr Freude bereiten würde.", wirft er in den Raum und Amelia hebt den Kopf, sodass sie ihn ansehen kann.

„Klingt gut."

„Das Fach wird dieses Jahr sogar von einem Auror unterrichtet. Sagt dir der Name Alistor Moody etwas?", fragt Dumbledore und Amelia sieht ihn erstaunt an. Unglauben in ihrem Gesicht.

„Ja, tut er. Wow. Das Fach nehme ich definitiv.", verkündet sie dann und Dumbledore nickt. Dann schwenkt er den Zauberstab und die ersten Felder auf ihrem Stundenplan füllen sich.

„Woran hast du noch Freude?", fragt Dumbledore sie dann. Amelia ist froh, dass er versucht sie durch die Auswahl der Fächer zu lotsen, alleine würde sie wahrscheinlich ewig brauchen.

„Ich mag Zaubertränke." Das Fach hatte ihr in ihrer alten Schule immer sehr viel Spaß gemacht und sie war extrem gut darin.

„Zaubertränke mit Professor Snape. Eine exzellente Wahl.", kommentiert Dumbledore und Amelia entgleisen die Gesichtszüge. Na toll, ausgerechnet der eine Lehrer, den sie nicht haben wollte. Das hatte sie ja toll hinbekommen.

„Mit Snape? Na toll, dem wollte ich eigentlich aus dem Weg gehen.", nuschelt sie, doch es ist trotzdem noch laut genug, dass Dumbledore es hören kann.

„Wieso das denn?", fragt er erstaunt. Doch Amelia kauft es ihm keine Minute ab, dass er wirklich verwundert über diese Tatsache ist.

„Er hat mir gedroht, ohne dass ich jemals ein Wort mit ihm geredet habe.", sagt sie und wirft einen weiteren Blick auf die Fächer.

„Du wirst dich sehr schnell an Professor Snape gewöhnen." Auf diese Aussage hin nickt Amelia nur.

„Na, wenn du das sagst."

„Möchtest du noch weitere Fächer wählen?", fragt Dumbledore dann und Amelia nickt. Zumindest ein Fach möchte sie noch und sie weiß auch schon genau welches.

„Ich würde gerne Verwandlung mitmachen.", sagt sie und Dumbledore lächelt sie sanft an.

„Ah, Professor McGonagall.", nickt er.

„Sie unterrichtet das Fach immer noch? Das wird bestimmt gut." Amelia erinnert sich daran, dass Professor McGonagall damals immer sehr geduldig mit ihr war, wenn sie einen Zauber nicht hinbekommen hatte - wie denn auch, wenn sie ihre Kräfte noch nicht hatte und es niemand wusste?

„Ich denke schon... ich werde mal gucken, wie ich unseren Privatunterricht unterbringen kann und werde dir dann deinen Stundenplan zukommen lassen.", verkündet Dumbledore dann und Amelia nickt: „Sehr schön, danke."

„Ich habe noch eine weitere Frage für dich, die allerdings unter uns bleiben muss.", zieht Dumbledore dann noch einmal Amelias vollständige Aufmerksamkeit auf sich und anhand der Tatsache, dass er dies so ernst tut, sieht sie ihn besonders aufmerksam an.

„Hm?"

„Möchtest du dem Orden des Phönix beitreten?", fragt er und sieht Amelia erwartungsvoll an. Diese hat allerdings keine Ahnung wovon er redet.

„Was ist das denn?", fragt sie deshalb ehrlich.

„Eine Geheimorganisation, die sich gegen Voldemort richtet.", erklärt ihr Dumbledore und sie nickt. Okay, klingt schon interessanter als eben, wo sie nur den Namen wusste.

„Voldemort? Ist der nicht gestorben, als er damals dieses Ehepaar angegriffen hat? Mit Harry Potter?", fragt sie, denn das war das, was ihre Schule und ihre Mutter ihr immer erzählt hatten.

„Das ist es, was die Meisten glauben. Allerdings denke ich nicht, dass so jemand wie Voldemort durch so etwas getötet werden könne... ich denke er wird wieder zu Kraft kommen und wieder auftauchen." Die Vorstellung, dass er wieder auftauchen könnte, ist grausam. Denn dann wird er Jagd auf Amelia machen, immerhin hat sie Kräfte, die er nur zu gerne für sich einsetzen würde.

„Was veranlasst dich dazu, das zu glauben?" Sie ist immer noch leicht skeptisch, doch im Großen und Ganzen glaubt sie Dumbledore. Immerhin reden wir hier von Dumbledore persönlich.

„In den letzten Jahren hatten wir es mit Vorkommnissen zu tun... die darauf hinweisen, dass Voldemort wieder zu Kräften kommt... ich würde dich gerne bei uns im Orden wissen. Auch, wenn der Orden momentan noch nicht wieder aktiv ist.", sagt er und sieht sie fragend an. Amelia zögert.

„Denkst du, dass die anderen mich dort willkommen heißen würden?" Auch, wenn sie nicht weiß, wer die anderen sind, aber Dumbledore wird mit Sicherheit nicht das einzige Mitglied des Ordens sein.

„Ich denke sie wären außerordentlich dankbar, dich in unseren Reihen zu wissen.", antwortet er auf ihre Frage und Amelia zögert. Dann allerdings verwirft sie ihre Gedanken wieder. Was spricht denn dagegen, dem Orden beizutreten? Nichts.

„Na gut, dann trete ich gerne bei. Jede Gelegenheit, Voldemort in seinen Arsch zu treten, nehme ich gerne an.", meint sie entschlossen. Zufrieden sieht Dumbledore sie an und schenkt ihr noch etwas Tee ein.

„Dann hätten wir die Formalitäten ja soweit geklärt.", kommentiert er und lächelt sie breit an. Amelia rührt erneut Zucker in ihren Tee.

„Sind deine Räume soweit zu deiner Zufriedenheit?", möchte er dann wissen und nimmt sich selbst einen Keks. Als er anfängt zu kauen verzieht er das Gesicht und legt den Rest des angebissenen Kekses skeptisch wieder auf die Untertasse zurück. Amelia beginnt zu schmunzeln.

„Ja, sind sie, danke. Ich finde es wirklich nett, dass ich ein Zimmer alleine bekommen kann.", bedankt sie sich und Dumbledore sieht sie mit einem Blick an, der ihr zu verstehen geben soll, dass dies ja wohl selbstverständlich ist.

„Ich hielt das für besser, als dich mit ein paar Erstklässlern zusammen zu stecken.", meint er und Amelia lacht.

„Ja, das ist es tatsächlich.", kommentiert sie dann und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück.

„Ich weiß, dass es dir wahrscheinlich schwer fallen wird, aber ich würde dich darum bitten, dass du dich an die Schulregeln hältst. Auch, was solche Sachen, wie die Schuluniform und die Sperrzeiten angeht.", bittet er die junge Frau vor sich dann noch und Amelia nickt.

„Ich gebe mein bestes, versprochen.", versichert Amelia ihm.

„Ich würde dir außerdem gerne die Möglichkeit geben, dass auch innerhalb des Schuljahres zu dir nach Hause kannst und dass du jederzeit ins Ordensgebäude flohen kannst. Wie du weißt, ist das Apparieren in Hogwarts nicht möglich.", erklärt er und Amelia nickt nur stumm, während sie den Rest ihrer Tasse leert.

„Morgen nach deinem Unterricht würde ich dich gerne das erste Mal ins Ordensgebäude mitnehmen und dich ein paar Leuten vorstellen, wenn das okay ist.", informiert er sie noch.

„Alles klar." Erfreut klatscht Albus in die Hände.

„Gut, gut... ich glaube, dass wir dann soweit alles geklärt haben. Ab morgen nimmst du dann am Unterricht teil und wenn du Fragen hast, dann kannst du jederzeit zu mir kommen.", verkündet Dumbledore und erhebt sich. Amelia tut es ihm gleich.

„Okay, sehr schön. Danke, Albus." Amelia lächelt ihm ein Mal ehrlich zu, dann verlässt sie sein Büro gerade noch rechtzeitig, bevor Snape auftaucht, der sie natürlich direkt wieder missbilligend ansieht. Amelia kann nur genervt die Augen verdrehen, dann drängelt sie sich an ihm vorbei und verschwindet. Immerhin will sie ihren Abend noch genießen und das kann sie in der Nähe dieses Miesepeters bestimmt nicht.


Amelia erscheint bei Dumbledore.

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