19
„Amelia mein Kind. Schön, dass du da bist.", wird Amelia in dem Moment begrüßt, in dem sie das Haus am Grimmauldplatz 12 betritt. Molly Weasley kommt ihr strahlend entgegen und drückt Amelia zur Begrüßung. Amelia versucht einen Schluchzer zu unterdrücken, denn sie realisiert, dass Molly ihr wirklich viel bedeutet. Allein die Offenheit der Mutter erinnert sie an den Grund, weshalb sie hier ist und lässt ihr erneut die Tränen in die Augen steigen. Amelia wundert sich darüber, dass sie ihre Emotionen nicht kontrollieren kann, da ihr das für gewöhnlich sehr gut gelingt.
„Hey, Molly.", sagt sie nur und drückt sich dann an ihr vorbei. Molly bleibt irritiert auf dem Flur stehen und ist verwirrt. Normalerweise ist Amelia immer nett und gut zu sprechen, doch heute macht sie den Eindruck, als würde sie am liebsten alles und jeden in ihrer Nähe töten. Molly folgt der jungen Frau in das Wohnzimmer des Hauses. Dort steht Amelia schon mit Dumbledore, Snape und Professor McGonagall. Verwirrt sieht Molly die Gruppe vor sich an. Minerva hat der jungen Slytherin eine Hand auf die Schulter gelegt und probiert offensichtlich sie zu beruhigen, während Snape und Dumbledore ernst dreinschauen. Anhand der Tatsache, dass Dumbledore und Snape beide so ernst schauen - von Snape war man das ja schon gewöhnt, von Dumbledore eher nicht - ist sie sofort alarmiert. Erst jetzt fällt Molly auf, wie schrecklich müde Amelia aussieht. Auch ihre Kleiderwahl passt nicht zu ihrem sonstigen Auftreten und Molly tritt noch einen weiteren Schritt auf Amelia zu. Ihre Augen huschen kurz zu Molly, doch dann wendet Amelia den Blick wieder zum Boden.
„Was ist passiert?", fragt Molly und zieht somit alle Blicke auf sich. Amelia dreht sich erneut um und es zerreißt Molly das Herz sie so zu sehen. Ihr Blick hat sich noch weiter verfinstert und sie wirkt nicht mehr so gefasst, wie sie es eben noch tat.
„Meine Mutter ist verschwunden... Professor Dumbledore hatte mir versprochen sie zu finden, aber sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Bis eben.", antwortet Amelia mit einem Ton, anhand dessen Molly schon erkennen kann, dass es keine guten Neuigkeiten sind, und Mollys Blick wird noch mitleidiger.
„Ist schon okay, Molly. Mach dir keine Gedanken.", versucht Amelia die orangehaarige Weasley zu beruhigen und sieht dann wieder zurück zu Professor Snape und Dumbledore. Sogar Professor Snape blickt die junge Frau vor sich nicht genervt wie sonst, sondern fast schon mitfühlend an. Aber auch nur fast. Molly beginnt innerlich zu grinsen, denn sie hatte neulich schon damit gerechnet, dass Snape vielleicht etwas netter mit ihr umgeht, als mit den anderen. Natürlich würde er das niemals zugeben, aber er ist nicht ganz so genervt bei den Sachen, die sie sagt, wie bei den anderen.
Natürlich würde er niemals dazu stehen, denn er ist immer noch Severus Snape. Doch trotzdem ist es Molly aufgefallen. Snape und Amelia argumentieren zwar sehr oft, doch trotzdem scheint Snape nicht so fies und persönlich zu werden, wie er es bei den anderen Mitgliedern des Ordens tut. Neulich hatte Dumbledore ihm sogar einen anderen Partner zuteilen wollen und Snape hatte darauf bestanden, dass er diese, wie er es nannte, hirnrissige Mission nur mit Amelia durchführt, wenn er sie schon durchführen muss.
„Ich möchte mitkommen." Auch, wenn Molly den Anfang des Gesprächs verpasst hat, kann sie sich schon denken, was hier geplant wird.
Molly lächelt leicht, als sie sieht, dass Snape zu Amelia blickt, als sie zu reden beginnt und leichte Sorge in seinem Blick erscheint.
„Sind Sie sicher, dass das eine gute Idee ist? Miss Hooch ist wahrscheinlich nicht bereit für eine Mission wie diese.", ertönt seine langsame und ruhige Stimme und Amelia sieht zu ihm. Ihre Tränen sind versiegt und auch, wenn Amelia in diesem Moment wieder etwas gefasster aussieht, als noch eben, merkt man ihr trotzdem an, dass sie ihre Emotionen nur stark kontrollieren kann.
„Ich bin bereit! Es geht immerhin um meine eigene Mutter!", beschwert sie sich und das ist genau das, was Snape gemeint hat.
„Miss Hooch, ich befürchte, dass Sie nicht die nötige... Zurückhaltung für diesen Auftrag aufweisen.", versucht Snape sie zu beruhigen und Molly sieht die ganze Situation mit wachsamen Augen an. Amelia verzieht das Gesicht. Sie scheint gar nicht mehr daran zu denken, dass Dumbledore, Minerva und Molly auch hier sind, denn sie dreht sich genau zu Professor Snape.
„Bitte, Professor. Ich kann hier nicht einfach rumsitzen und darauf warten, dass meine Mutter wieder zu mir zurück kommt. Denn das wird sie nicht einfach so.", sagt sie und sieht ihren Zaubertränkeprofessor fast schon lieb an. Dieser spürt, dass er ernsthaft darüber nachdenkt, sie mit ihm gehen zu lassen und verflucht sich selber über diesen Gedanken.
„Was ist, wenn Sie zwar mitkommen, doch vor dem Gebäude warten?", versucht Snape einen Kompromiss zu finden, was alle Anwesenden im Raum überrascht. Minerva sieht skeptisch zu Snape.
„Nein, ich muss persönlich nach ihr suchen, bitte!", fleht Amelia schon fast und sieht Snape mit einem Welpenblick an. Dieser schluckt.
„Nein, das... Dumbledore, was sagen Sie denn dazu?", hilfesuchend wendet sich Snape an Dumbledore, der immer noch das Sagen zu dieser ganzen Sache hat. Dieser sieht nachdenklich auf die junge Frau, die den Tränen nahe ist. Aber er erkennt auch, dass sie hier nicht tatenlos herumsitzen wird. Und wenn er dafür sorgen kann, dass sie nicht alleine anfängt, nach ihrer Mutter zu suchen, sondern er sie mit Professor Snape mitgehen lassen kann, dann weiß er wenigstens, dass sie sicherer ist.
„Ich denke, dass Sie Amelia mitnehmen sollen... aber Amelia, du wirst Professor Snape nicht von der Seite weichen, okay?", fragt Dumbledore und Amelia nickt direkt. Darauf kann sie sich einlassen, Hauptsache sie darf selber auch nach ihrer Mutter suchen.
„Okay, dann geht jetzt los und verliert keine Zeit.", sagt Dumbledore und Amelia streicht sich die restlichen Tränen von der Wange. Sie sieht zu Snape, der sich wortlos in Bewegung setzt und folgt diesem.
Gemeinsam apparieren beide Seit-an-Seit zu dem Ort, an dem sich Amelias Mutter wohl momentan aufhalten soll.
„Sie bleiben hinter mir, haben Sie mich verstanden?", ermahnt Snape die junge Frau, die entscheiden nickt.
Gemeinsam gehen die beiden durch die alte Lagerhalle, die beinahe schon verlassen aussieht und Snape führt einige Zauber aus, um herauszufinden, wo sich Amelias Mutter aufhalten könnte, doch dann stockt er. Er dreht sich zu der jungen Frau um.
„Ich kann keine Lebenszeichen aufspüren.", informiert er sie und Amelias Blick fällt. Sie weiß, dass sie Snape versprochen hatte, nichts Dummes zu machen und bei ihm zu bleiben, doch als er das sagt, kann sie nicht anders und rennt los. Snape will ihr eigentlich etwas hinterherrufen, doch er weiß, dass die Gefahr gehört zu werden, viel zu groß ist, falls sich hier irgendwelche Zauber befinden, die nur durch sein Schreien aktiviert werden könnten.
Stattdessen nimmt Snape die Beine in die Hand und rennt der jungen Frau hinter, die sich die ganze Zeit hektisch und fast schon panisch umsieht.
Snape folgt Amelia durch viele dunkle Gänge und Räume, als sie plötzlich stehen bleibt.
„MUM!", bringt sie erschrocken hervor, dann rennt sie auf die am Boden liegende Frau zu und fällt neben ihr auf die Knie. Snape sieht, wie Amelia seine Kollegin umdreht und ihr mit einem schrecklichen Ausdruck ins Gesicht guckt. Er kniet sich neben Amelia und greift mit zwei Fingern an Rolandas Hals, um dort nach ihrem Puls zu suchen, doch vergeblich. Er zieht seinen Zauberstab heraus und führt mehrere Zauber durch, nur um festzustellen, dass Rolanda tot ist.
„Miss Hooch...", sagt Snape leise, als er dies realisiert. Schon als Amelia ihn in diesem Ton reden hört, weiß sie, dass etwas nicht stimmen kann und sieht ihren Lehrer mit Tränen in den Augen an. Amelia hatte gemerkt, dass ihre Mutter nicht atmet und ungewöhnlich kalt ist. Und da sie nicht gerade dumm ist, kann sie sich gut zusammenreimen, was das bedeutet.
„Sie ist tot, oder?", flüstert sie dann und Snape nickt zaghaft. Er weiß nicht warum, doch er fühlt sich augenblicklich schlecht und kann ihr Leid fast schon spüren. Aus einem inneren Impuls heraus, legt er ihr die Hand auf den Arm. Amelia sieht ihn kurz an, dann sieht sie wieder zu ihrer Mutter. Snape ist verwundert darüber, dass sie so ruhig bleibt, denn er hätte damit gerechnet, dass sie komplett austickt und zusammenbricht. Doch er weiß auch, dass diese Ruhe täuschen könnte und dass sie jederzeit einen Heulkrampf bekommen kann.
„Miss Hooch, wir müssen hier weg. Wir nehmen Sie mit.", befiehlt Snape und Amelia nickt. Sie hätte ihre Mutter auch niemals hier alleine zurückgelassen.
Gemeinsam apparieren die drei wieder zurück ins Ordensgebäude und Amelia bricht sofort in Tränen aus.
Amelia realisiert, dass ihre Mutter tot ist.
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