17
Lachend sitzt Amelia mit Fred und George im Drei Besen und trinkt ihr Butterbier, während sie Harry, Hermine und Ron beobachtet, die zusammen wieder am tuscheln sind. Fred sitzt neben ihr, während George sich gegenüber von den beiden niedergelassen hat. Amelia sieht heute ziemlich entspannt aus. Die Zwillinge waren überrascht, dass Amelia bereitwillig zugestimmt hatte, als sie die Slytherin fragten, ob diese sie begleiten würde. Das Wetter ist mittlerweile schon ziemlich kalt und Amelia hatte die Temperatur definitiv unterschätzt. Sie hatte sich einen dünnen Mantel über ihren schwarzen Pullover gezogen, doch das scheint bei der Temperatur nicht zu reichen. Das einzige, was bei dieser Temperatur angemessen an ihr wirkt, sind ihre Stiefel. Fred hatte ihr Dilemma sofort bemerkt und ihr bereitwillig seinen Schal angeboten, während George sich still und heimlich seinen Teil dazu gedacht hat und grinsen musste. Er würde immer noch darauf wetten, dass sein Zwilling einen Narren an der Slytherin gefunden hat, obwohl dieser das vehement abstreitet. Doch George kennt seinen Bruder. Doch scheinbar ist Fred so schlau, dass er seine Freundschaft zu der jungen Hexe nicht aufs Spiel setzt, denn er hält sich in ihrer Gegenwart immer zurück und flirtet nicht offensichtlich mit ihr.
Amelia, die immer noch Freds Schal um den Hals trägt, sieht zu Harry, Ron und Hermine, die die Köpfe zusammengesteckt haben und sich leise unterhalten. Sie lehnt sich ein Stück zu Fred und streift dabei seine Schulter. George verkneift sich ein Lachen, als er sieht, dass sich Fred leicht anspannt.
„Ich würde ja echt gerne wissen, worüber die schon wieder reden.", nuschelt Amelia und Fred braucht einen Moment, um zu realisieren, worauf sie anspielt. Doch als er es versteht, beginnt er leise zu lachen. George beschließt seinem Zwilling aus seiner Lage zu helfen, denn Amelia zieht eine Augenbraue in die Höhe, als sie bemerkt, dass Fred sie immer noch leicht verwirrt ansieht, anstatt ihr zu antworten.
„Was auch immer es ist, ich bin mir sicher, dass wir nicht mit hineingezogen werden wollen.", meint George und Amelia beginnt zu lachen, dann sieht sie schmunzelnd zu dem zweiten Weasley-Zwilling und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. Ihr entgeht, dass sie dabei Freds Arm berührt, der vorher aus Bequemlichkeitsgründen auf der Lehne ihres Stuhls lag. George prustet beinahe los, als er den Blick seines Bruders sieht. Als könnte er es gar nicht glauben, dass Amelia ihm gerade so nahe kommt. Doch George weiß, dass - im Gegensatz zu seinem Bruder - keine Hintergedanken bei dieser Geste von der Hexe ausgehen. Denn so, wie George die Situation bisher einschätzt, spürt Amelia nichts von den kläglichen Flirtversuchen seines Bruders.
„Ihr beide werdet doch immer mit reingezogen.", kommentiert Amelia dann und reißt somit George aus seinen Gedanken. Wie es wohl wäre, wenn Amelia und Fred etwas miteinander hätten? George schüttelt fast unmerklich den Kopf. Der Altersunterschied zwischen den beiden ist nicht zu verdenken. Denn immerhin ist Amelia fast elf Jahre älter.
„Ach, und du nicht?" Während George noch seinen Gedanken nachhängt, ist Fred der erste der beiden Brüder, der sich wieder gefangen hat. Beinahe schon spöttisch sieht er Amelia an und entlockt ihr damit ein Grinsen. Natürlich wissen sie beide, dass sie in den letzten Monaten viel Zeit mit den Chaoszwillingen verbracht hatte und diese definitiv auf sie angefärbt haben.
„Natürlich nicht, ich halte mich immer aus allem Trubel raus.", meint Amelia dreist und legt ein gespielt selbstsicheres Grinsen auf. Fred und sie sehen sich einen Moment lang stumm an und beginnen dann zeitgleich zu Grinsen. Beide sind sich der Lüge in ihren Worten sehr wohl bewusst.
„Wer soll dir das denn glauben?", spottet George und grinst.
„Ihr, dachte ich." Alle drei beginnen wieder zu lachen. George hebt sein Glas an die Lippen und verzieht das Gesicht, als er bemerkt, dass sein Glas leer ist. Mit einem beinahe genervten Blick blickt er zu den Gläsern der anderen und stellt fest, dass diese auch leer sind.
„Ich hole uns noch mal ein Butterbier, oder?" George erhebt sich und sieht die anderen beiden fragend an.
„Gerne, George.", antwortet Amelia ihm und George greift nach den Gläsern der beiden. Diese sehen ihn beide an und George ist sich kurzzeitig nicht sicher, ob es klug ist, Fred mit Amelia alleine zu lassen. Entweder bleibt er stumm und traut sich nicht etwas zu sagen oder er wird gleich irgendetwas Dummes sagen. Doch das soll jetzt erst Mal nicht Georges Problem sein, beschließt er innerlich grinsend.
„Gut, bin gleich zurück." Mit diesen Worten geht er davon und lässt Amelia und Fred alleine.
„Was machen wir nachher noch?", wendet sich Fred dann plötzlich an sie und Amelia dreht den Kopf zu ihm.
„Nimm es mir nicht übel, Fred. Aber ich habe noch etwas vor, das ich alleine machen muss.", weicht sie aus und druckst herum. Sie sieht, dass sein Blick leicht fällt und es tut ihr kurz leid, doch sie weiß, dass sie nichts mehr mit ihm machen kann. Und noch weniger kann sie ihn mitnehmen.
„Und das sagst du mir echt nicht?", bohrt Fred nach und Amelia sieht ihn entschuldigend an.
„Nein. Und ich würde es begrüßen, wenn ihr beide nicht versucht mich zu verfolgen, denn das bekomme ich mit.", warnt sie ihren Freund dann noch mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht.
„Na gut...", schmollt Fred, kann sich ein kleines Lächeln aber nicht verkneifen.
„Tut mir wirklich leid, Fred. Aber Dumbledore hatte mir selbst nicht verraten, was genau ich für ihn machen soll. Und er hatte mir eindringlich gesagt, dass ich eigentlich nicht mal drüber reden darf.", fügt sie dann noch entschuldigend hinzu.
„Na gut. Das will ich einfach mal so glauben.", winkt Fred ab, aber Amelia merkt, dass er trotzdem noch neugierig ist.
„Was willst du glauben, Bruderherz?" George taucht plötzlich wieder mit drei Butterbieren hinter den beiden auf und setzt sich dann wieder zu den beiden an den Tisch. Sofort fällt ihm auf, dass die beiden nicht mehr ganz so nah beieinander sitzen, wie sie es eben noch taten. Fragend sieht George seinen Zwilling an, doch Fred schüttelt nur fast unmerklich den Kopf, damit sein Bruder keine Fragen stellt.
„Dass Amelia sich nachher von uns trennt, weil sie einen Geheimauftrag von Dumbledore hat.", antwortet Fred seinem Bruder natürlich sofort eifrig. Auch George sieht sie mit einem durchdringenden Blick an.
„Willst du es nicht noch mehr Leuten erzählen? Dann ist es noch weniger geheim.", ermahnt Amelia den Jungen und verdreht die Augen.
„Oh, ich bin mir sicher, dass es so einige Leute gibt, die das gerne hören würden.", lacht George.
„Spart es euch... Dumbledore würde mich umbringen. Und euch wahrscheinlich gleich mit."
Amelia und Fred und Gerorge reden noch eine Weile, bis sie ihr Butterbier ausgetrunken hat. Als sie fertig ist, steht sie auf und zieht sich ihren Mantel an. Gerade, als sie Freds Schal abnehmen möchte, hält Fred sie auf.
„Du brauchst ihn nötiger als ich.", meint er sanft und Amelia lächelt ihn dankbar an.
„Ich gebe ihn dir bald wieder.", meint sie, dann zieht sie sich den Schal tief ins Gesicht und verspürt Freds Geruch in ihrer Nase.
„Wir sehen uns nachher, Jungs.", verabschiedet sie sich und tritt dann aus dem drei Besen heraus. Amelia vergewissert sich, dass ihr Zauberstab auch wirklich griffbereit ist, dann macht sie sich auf den Weg zum Eberkopf. Schon den ganzen Tag hatte sie einen wahnsinnigen Verfolgungswahn und ist besonders aufmerksam. Dass sie ausgerechnet in den Eberkopf gehen soll, passt ihr nicht ganz, doch sie hatte Dumbledore ihr Versprechen gegeben. Und die Tatsache, dass Dumbledores Bruder Aberforth ebenfalls dort ist, da er der Wirt der Gaststätte ist, lässt sie sich wenigstens etwas sicherer fühlen.
Amelia zieht sich die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht und mit einem nonverbalen Zauber verschleiert sie ihr Gesicht ebenfalls noch. Sie will nicht, dass sie erkannt wird, wo sie doch weiß, dass im Eberkopf gerne nicht ganz legale Geschäfte getätigt werden. Und an diesen möchte sie nicht beteiligt sein.
Mit einem letzten Griff um ihren Zauberstab stößt sie die Tür auf und blickt sich um. Obwohl es eine perfekte Uhrzeit für den Besuch einer Gaststätte ist, ist es erschreckend leer hier drinnen und Amelia entdeckt nur eine Gruppe Männer an einem Tisch in einer Ecke versteckt.
Sie wendet den Blick von den seltsamen Gestalten ab, die sie ansehen, wie ein Wolf seine Beute, und bahnt sich einen Weg zu Aberforth vor. Dieser verfolgt sie mit seinem Blick, sobald er sie erblickt und fragt sich augenblicklich, was so eine Frau in seinem schäbigen Lokal möchte. Sie läuft mit selbstsicheren Schritten zu dem Mann vor sich und bleibt dann direkt vor ihm stehen. Aberforth blickt in ihre blauen Augen und zieht fast unmerklich eine Augenbraue in die Höhe. Hatte sie sich verlaufen oder ist das hier das Ziel einer so jungen Frau?
„Was kann ich für Sie tun, Miss?", fragt er deshalb mit Nachdruck nach und Amelia gibt ihr Gesicht frei, sodass Aberforth sie erkennen kann. Sofort huscht Erkenntnis über sein Gesicht und Amelia ist sich sicher, dass er weiß, wen er hier vor sich hat. Wahrscheinlich hatte Albus sie ganz genau beschrieben.
„Albus schickt mich.", erklärt sie dann zur Sicherheit allerdings noch und Aberforth nickt.
„Warte hier, ich bin gleich zurück.", fordert er Amelia auf und obwohl diese sich deutlich besseres vorstellen könnte, als in dieser Spielunke alleine zu stehen, wartet sie auf Albus Bruder. Ihre Finger liegen locker um ihren Zauberstab und aus dem Augenwinkel sieht sie sich immer wieder unauffällig, aber aufmerksam um. Als Aberforth wieder zurück kehrt, stellt er ein kleines Päckchen vor ihr auf dem Tresen ab und sieht sie stumm an. Amelia sieht auf das, was dort vor ihr steht und zieht eine ihrer dunklen Augenbrauen in die Höhe.
„Das ist alles?", fragt sie ihn irritiert und Aberforth nickt.
„Ja, aber es wäre zu riskant eine Eule zu benutzen.", antwortet er.
„Sie werden mir nicht verraten, was dort drinnen ist, richtig?", fragt sie und Aberforth sieht sie erneut nickend an. Ist scheinbar nicht so gesprächig.
„Okay. Ich richte Albus die besten Grüße aus.", verabschiedet sie sich, nachdem sie das kleine Paket in der Tasche ihre Mantels hat verschwinden lassen.
„Bloß nicht.", kommentiert Aberforth und Amelia dreht sich um, um zu gehen. Aberforth scheint kein Mann zu sein, der großen Wert auf übertriebene Höflichkeiten legt - eine nette Abwechslung zu sonst.
Als Amelia aus dem Gasthaus tritt, zieht sie sich die Kapuze wieder vom Kopf und geht auf der normalen Straße weiter, so als wäre sie niemals dort gewesen. Sie bereut es, dass sie nicht ihren Besen mitgenommen hatte, denn es wird langsam wieder dunkler und der Weg bis zum Schloss ist noch weit. Amelia grummelt innerlich vor sich in, dann erreicht sie den Teil des Weges, der nicht mehr von Häusern umgeben ist. Gerade, als sie überlegt, ob sie einen Teil des Weges, zumindest bis zur Appariergrenze appariert, wird ihr der Boden unter den Füßen weggerissen und sie hängt wie an den Füßen festgehalten in der Luft. Sie verkneift sich einen leisen Aufschrei und wahrscheinlich schafft sie es nur deshalb, den nächsten Zauber, der auf sie gefeuert wird, mit einer nonverbalen Bewegung ihres Zauberstabs abzuwehren. Sie hat gar keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was hier gerade passiert, sondern merkt, dass sie nur noch einen Gedanken in ihrem Kopf hat: Verteidigen.
„Avis!", flüstert sie und schickt den Zauber in die Richtung, aus der die Angriffe stammen. Mehrere kleine Vögel fliegen durch die Gegend und diesen kleinen Moment der Ablenkung nutzt Amelia.
„Liberacorpus.", zielt Amelia dann selbst auf sich und fällt auf den Boden. Sie hatte gar keine Zeit mehr, ihren Fall zu bremsen. Aber wenigstens steht sie nun auf dem Boden und hängt nicht mehr in der Luft. Nur um ein Haar kann sie einem Stupor ausweichen, indem sie sich zur Seite rollt. Sofort feuert sie einen Stupor zurück und sieht sich hektisch um. Wie viele Angreifer stehen ihr gegenüber? Sind sie nur vor ihr oder könnte sie auch von hinten angegriffen werden? Und warum wird sie überhaupt angegriffen?
Amelia keucht auf, als ein Zauber sie an der Seite streift, den sie nicht mehr schnell genug abwehren kann.
„Impediendum brevis!", ruft sie laut und hofft, dass ihr Fluch einen Treffer erzielt, doch selbst wenn er es tut, bringt ihr das nichts, solange sie nichts sehen kann. Natürlich wurde sie erst hier angegriffen, wo nichts beleuchtet ist... und wenn sie jetzt Licht erschafft, dann offenbart sie sich für die Angreifer noch mehr und die Wahrscheinlichkeit, dass sie getroffen wird, ist größer.
Amelia entscheidet sich für eine einfache und wahrscheinlich auch für die ungefährlichste Methode für sie: Sie legt sich still einen Desillusio-Zauber über und feuert dann einen Lumos Maxima in den Himmel. Kurz ist das Feld vor ihr hell erleuchtet und sie erkennt drei maskierte Gestalten vor sich. Zwei von ihnen sind relativ groß, der dritte wirkt eher schwächlich und nicht so, als würde er hier sein wollen.
„Incarcerus!", ertönt es und Amelia springt zur Seite. Nur knapp kann sie den Seilen ausweichen, die sie sonst womöglich gefesselt hätten.
Amelia sieht sich hektisch um, dann lässt sie mit einem nonverbalen Spruch Äste und Blätter, die sich hier um sie herum befinden, aufsteigen. Diese schießt sie sofort in Richtung der Angriefer.
„Incendio!", ruft sie dann noch hinterher und mit einer eleganten Bewegung ihres Zauberstabs entzünden sich die Blätter. Die beiden größeren der Angreifer können ausweichen, doch der dritte wird von den entflammten Stücken getroffen und beginnt zu schreien. Amelia hätte beinahe Mitleid mit ihnen bekommen, doch als sie sich daran erinnert, dass sie es ist, die hier angegriffen wird, ist dieses Mitleid sofort wieder verschwunden.
Ein ihr unbekannter Fluch trifft sie und sofort spürt sie, dass sich ihr Illusionszauber auflöst und sie wieder sichtbar ist.
„Shit!", flucht sie und überlegt, was sie jetzt machen sollte. Hier aus der Situation herauszuapparieren ist zu gefährlich, sollte sie währenddessen mit einem Fluch getroffen werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich etwas tut, sehr groß. Aber die beiden übrigen Zauberer sind scheinbar gut genug darin, ihre Angriffe abzuwehren und Amelia merkt, dass sie im Kampf gegen zwei von ihnen, nicht die Überlegene ist.
„Tenro!", brüllt sie und schickt die Druckwelle los, die ihr wenige Sekunden Zeit verschaffen wird. Dann nimmt sie all ihre Energie zusammen und verflucht sich innerlich selber für ihren nächsten Spruch.
„Terebramus acuto!", flüstert sie und feuert den Spruch auf den ersten Angreifer. Dieser kann den Spruch nicht mehr abweisen und geht mit einem entsetzlichen Schrei zu Boden. Sofort richtet Amelia den Zauberstab auf die zweite Person. Doch noch bevor sie etwas tun kann, wird sie mit einem Stupor getroffen. Sie schafft es gerade noch so, den Fluch zur Seite zu lenken, sodass nur noch ihr Arm gelähmt ist. Um keine Zeit zu verlieren, geht sie im Kopf weitere Flüche durch und entscheidet sich dann schnell für einen.
Noch bevor sie ihn aussprechen kann, trifft sie ein ihr unbekannter Fluch und sie spürt, dass ihr ein stechender Schmerzen durch das Bein geht. Amelia keucht auf, doch kann den Zauberstab noch schmerzfrei genug schwingen.
„Deformare nitentibus!", keucht sie und sieht dabei zu, wie der Mann direkt in der Brust getroffen wird. Ihre Blicke treffen sich kurz, dann beginnt auch er zu schreien, als sich seine Gliedmaßen verkrampfen und unmögliche Winkel einnehmen. Amelia zögert nicht lange, dann rennt sie los. Sofort merkt sie, dass ihre Beine sie nicht bis zum Schloss tragen können. Amelia ignoriert die Gedanken, die sie gerade dauerhaft daran erinnern, dass sie soeben zwei schwarzmagische Flüche auf Menschen gefeuert hatte. Stattdessen konzentriert sie sich nur darauf, dass sie aus dieser Situation apparieren muss, bevor sie keine Chance mehr dazu hat. Denn noch sind ihre Angreifer nicht in der Lage, sie zu verfolgen. Amelia weiß nicht, ob sie es das jemals sein werden, doch sie geht davon aus. Sie rechnet fest damit, dass diese Männer der schwarzen Magie mächtig sind und wenn sie dies wirklich sind, dann werden sie schnell den richtigen Gegenzauber anwenden. Wenn nicht, dann möchte sich Amelia gar nicht vorstellen, was passiert. Doch dieser Gedanke verschwindet sofort wieder, als sie sieht, dass sich der erste der drei wieder auf die Beine quält. Sie ist weit genug weg, dass sie nicht getroffen werden kann und mit all ihrer Konzentration disappiert sie, direkt vor die Appariergrenze von Hogwarts. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hat, beginnt sie zu schreien. Sie spürt, dass ihre Schulter zersplintert ist, doch sie kann sich darüber jetzt keine weiteren Gedanken machen. Das war ein Risiko, von dem sie wusste, dass es wahrscheinlich eintreten würde.
Amelia rennt mit all ihrer Kraft in das Schloss und atmet erleichtert auf, als sie endlich dort ankommt. Innerlich hofft sie, dass sie keine Blutspur hinter sich herzieht, denn den Schrecken will sie den Schülern noch ersparen. Wenn diese von ihrem Ausflug zurück kommen und Blut auf dem Boden sehen, dann bricht doch am Ende bestimmt Panik aus. Einer erfindet eine Theorie, woher das Blut kommt und mit jeder Erzählung wird die Geschichte gruseliger und brutaler.
Sie quält sich die Treppen hinauf und ist froh, dass der Weg zu Dumbledores Büro von der Eingangstür aus nicht so weit ist, wie sie befürchtet hatte. Ihr Bein bereitet ihr Schmerzen, doch ihre Schulter nimmt gerade viel Schlimmere Züge an, denn mit jeder Bewegung, die sie macht, verstärkt sich das ekelhafte Gefühl in ihrer Schulter und aus dem dumpfen Schmerz, ist mittlerweile ein aggressives Stechen geworden. Amelia versucht die aufsteigenden Tränen in ihren Augen zu unterdrücken, doch der Schmerz gewinnt die Überhand und sie spürt, dass ihre Augen feucht werden, egal, wie sehr sie dagegen ankämpft.
Als sie das Büro betritt, vergisst sie sogar zu klopfen. Sie öffnet die Tür ruckartig und tritt dann keuchend ein. Dumbledore und Snape sitzen gerade am Schreibtisch des Schulleiters und als Albus die junge Frau und besonders ihre Blutverschmierte Kleidung und die Hände sieht, steht er ruckartig auf und läuft mit großen Schritten auf sie zu. Snape erhebt sich ebenfalls, aber deutlich zurückhaltender als der Schulleiter.
„Amelia, was ist los?", fragt Dumbledore besorgt und Amelia sieht zu Snape, als ihr etwas bewusst wird. Er kann ihr wegen ihres Zersplinterns wahrscheinlich besser helfen, als Dumbledore. Immerhin ist Snape derjenige, der die ganzen Zaubertränke in seinem Büro hortet und nicht Dumbledore.
„Professor, ich musste apparieren und mein Arm ist zersplintert. Könnten Sie wohl-?", fragt Amelia und kann sich nicht dazu durchringen die Frage zu Ende zu stellen und ihn zu fragen, ob er ihr helfen kann. Snape und Dumbledore wechseln einen Blick und Dumbledore nickt dem finsteren Tränkemeister zu. Snape verschwindet wortlos und mit wehendem Umhang aus dem Raum.
„Amelia, denkst du nicht, dass es besser wäre, wenn wir dich in den Krankenflügel bringen?", fragt Albus sanft, doch Amelia schüttelt sofort den Kopf. Bloß nicht in den Krankenflügel! Ein Krankenflügel ruft immer noch unangenehme Erinnerungen an ihre Vergangenheit wach, an die sie momentan definitiv nicht denken möchte.
„Bitte nicht, Albus.", fleht sie und Albus sieht sie nachdenklich an. Doch er scheint zu merken, weshalb sie ihn um diesen Gefallen bittet. Der Schmerz in ihren Augen ist nicht zu übersehen.
„Lass uns sehen, was Professor Snape für mich tun kann. Und wenn das nicht ausreicht, dann kann ich immer noch in den Krankenflügel gehen.", bietet Amelia einen Kompromiss an und Dumbledore nickt. Innerlich betet Amelia, dass ihr Vertrauen in Snapes Heilkünste gerade nicht fehlplatziert sind, denn sie will wirklich ungerne in den Krankenflügel.
„Na schön. Ich versuche mal, dir hier etwas Platz zu machen.", murmelt Dumbledore und erschafft eine Art Liege, auf der sich Amelia niederlassen kann. Dumbledore greift der jungen Frau unter die Arme, da sie sich augenscheinlich nicht mehr lange selbst auf den Beinen halten kann. Langsam und unsicher geht sie zu der Liege und ist froh, dass Dumbledore sie stützt. Sie hatte den Blutverlust und die Schmerzen völlig unterschätzt und spürt, dass sie zittert.
Gerade, als Amelia mit einem Schmerzenslaut auf der improvisierten Liege platznimmt, kommt Snape wieder herein. In seiner Hand hält er eine kleine Flasche. Mit großen Schritten kommt er auf Amelia zu und blickt auf sie herunter. Dumbledore erkennt leichte Sorge in seinem Blick, als er auf die Wunde an ihrer Schulter sieht.
„Was genau ist passiert, Miss Hooch?", wird sie überraschenderweise von Snape gefragt und nicht von Dumbledore.
„Ich war auf meinem Rückweg nach Hogwarts, als ich plötzlich angegriffen wurde.", beginnt Amelia zu erklären. Sie zieht scharf die Luft ein, als sie ihren Arm bewegt und weiß, dass Snape langsam anfangen sollte. Vorsichtig schält sie ihren unverletzten Arm aus dem Mantel und widmet sich dann der anderen Seite.
„Es waren drei Männer, die mich gefangen nehmen wollten, weshalb weiß ich allerdings auch nicht.", erzählt sie weiter und keucht auf, als sie den Mantel von der verletzten Schulter ausziehen will. Snape kommt ihr wenig sanft zur Hilfe und rupft ihr den Mantel grob von der Schulter. Amelia verkneift sich ein Wimmern und lässt sich von ihrem Hauslehrer aus dem Mantel helfen. Ihr Blick fällt zum ersten Mal auf ihre eigene Schulter und sie zieht erschrocken die Luft ein. Das ist eine ganz schöne Menge Blut. Und deutlich mehr, als sie bei der Menge ihrer Schmerzen erwartet hätte - und diese hatten schon auf eine ordentliche Menge hingedeutet.
„Welcher Fluch hat Sie vor dem Apparieren in den Arm getroffen?", fragt Snape sie nach nur einem einzigen Blick auf ihre Schulter und Amelia ist im ersten Moment überrascht, dass er sehen kann, dass es noch eine weitere Ursache für ihr Problem geben muss.
„Woher wissen Sie das?", fragt sie deshalb nur erstaunt.
„Weil ich mir, so wenig ich Sie auch leiden kann, nicht vorstellen kann, dass Sie so ein geringes Talent zum Apparieren haben.", antwortet er ihr und Amelia weiß nicht so recht, ob sie eingeschnappt sein soll, oder es als Kompliment betrachtet.
„Ich konnte einen Stupor nicht mehr rechtzeitig abwehren und mein Arm wurde gelähmt.", erklärt sie und Snape nickt verstehend.
„Und dann sind Sie trotzdem appariert? Wissen Sie nicht, was für eine Gefahr das darstellt?", fragt er scharf und reißt ihr im selben Moment den Pullover kaputt, um ihre Schulter freizulegen.
„Doch, aber es war mir lieber, als ganz zu sterben.", antwortet sie ihm nur und seufzt auf, als er eine Flüssigkeit auf ihre Schulter träufelt und der Schmerz langsam nachlässt.
„Kannst du mir etwas über deine Angreifer verraten?", fragt Albus und Amelia dreht den Kopf zu ihm.
„Zwei waren ziemlich groß und der andere eher kleiner... und sie haben zwischendurch Sprüche verwendet, die ich nicht kannte.", erklärt sie und Dumbledore nickt.
„Wie hast du es geschafft, dort weg zu kommen?", fragt er dann und Amelia wendet den Blick ab. Als Snape das bemerkt, hält er inne.
„Miss Hooch?"
„Ich...", beginnt sie. Beide Männer sehen sie erwartungsvoll an.
„Ja?", hakt Dumbledore nach.
„Ich habe mich mit schwarzmagischen Flüchen verteidigt.", nuschelt Amelia und beide Männer sehen sie verwundert an.
„Mit schwarzmagischen Flüchen?", wiederholt Dumbledore erschrocken.
„Ich wusste nicht mehr weiter, ohne einen unverzeihlichen Fluch zu benutzen.", verteidigt sie sich und sieht, dass Snape sich an ihrem Bein zuschaffen macht.
„Wieso haben Sie nicht um Hilfe gerufen?", fragt Snape sie und Amelia weicht seinem Blick aus.
„Wenn das nächste Mal so etwas passiert, dann kommen Sie zu mir.", ermahnt Snape sie und Amelia zieht eine Augenbraue hoch.
„Wieso sollte ich?"
„Weil ich Ihr Hauslehrer bin und für Ihre Sicherheit verantwortlich bin.", antwortet er ihr kalt. Amelia zieht eine Augenbraue in die Höhe.
„Aber ich mag Sie nicht. Ich will Ihre Hilfe nicht.", sagt sie und realisiert in diesem Moment, dass sie dabei wohl wie ein kleines Kind klingen muss. Auch Snape scheint das zu merken und zieht spöttisch eine Augenbraue hoch. Amelia versucht schnell vom Thema abzulenken, indem sie mit einem Accio das aus ihrem Mantel herschweben lässt, was sie für Dumbledore geholt hatte.
Dieser weiß gar nicht so recht, was er dazu jetzt sagen soll, vor allem aufgrund der Umstände.
Snape beendet den letzten Heilzauber an ihrem Bein.
„Mit ein bisschen Ruhe sollte es Ihnen in zwei Tagen spätestens wieder wie vorher gehen.", kommentiert er und steckt seinen Zauberstab weg. Amelia nickt.
„Vielen Dank, Professor.", bringt sie widerwillig heraus. Snape nickt ihr kurz zu, dann verlässt er mit wehendem Umhang den Raum.
Amelia sieht ihm hinterher, dann schmunzelt sie. Dieser Mann ist doch echt eine Nummer für sich.
Amelia stellt sich den Angreifern gegenüber.
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