15

Amelia ist völlig unmotiviert, als sie an diesem Morgen aufwacht. Es ist Samstag und sie hat rein gar nichts zu tun. Am liebsten würde sie den ganzen Tag einfach nur im Bett verbringen und nichts machen, doch sie weiß, dass sie dann durchdrehen würde. Zu Hause hatte sie dies häufiger gemacht, doch da war sie am Wochenende meistens so fertig von ihrer Woche, dass sie dort kein schlechtes Gewissen gehabt hatte. Doch jetzt muss sie zugeben, dass sie sich seltsam unproduktiv vorkommt, wenn sie das ganze Wochenende in ihrem Bett verbringt. Sie hat hier zwar alles, was sie brauchen könnte, doch im Endeffekt tut es ihr vielleicht auch ganz gut an die frische Luft zu gehen und einen Spaziergang zu machen. Und wer weiß, vielleicht haben Fred und George ja Lust etwas mit ihr zu machen. Und wenn nicht, dann könnte sie bestimmt zu Sirius gehen, der meckert immerhin jedes Mal, wenn sie ihn besuchen kommt, dass es nicht oft genug ist. Dabei verbringt sie schon sehr viel Zeit bei ihm. Manchmal wird sie das Gefühl nicht los, dass Sirius etwas anderes als Freundschaft im Sinn hat, doch jedes Mal verdrängt sie diesen Gedanken schnell wieder, denn selbst, wenn es so wäre, ist Sirius immer noch ein guter Freund für sie und sie verbringt gerne Zeit mit ihm. Und bisher hatte er keine Anstalten gemacht, die Beziehung der beiden zu verändern. Und solange das so bleibt und er weiß, wo seine Grenzen sind, braucht sie auch gar nicht darüber nachdenken.

Amelia dreht sich um und wirft einen Blick auf ihre Uhr. Das Frühstück hatte sie definitiv schon verpasst, doch das ist ihr egal. Sie kann sich selbst etwas zu Essen machen oder sonst den Hauselfen in der Küche noch einen Besuch abstatten, die freuen sich immerhin immer, wenn sie Besuch von jemanden bekommen. Schnell hatten sie bemerkt, dass Amelia keine typische Reinblüterin ist, die Hauselfen wie Dreck behandelt, sodass die junge Hexe mittlerweile gerne in der Küche gesehen wird. Mit einem letzten Seufzen richtet sich Amelia auf und schwingt die Beine aus dem Bett. Sie schlurft hinüber in ihr Badezimmer und blickt dort zuerst in den Spiegel. Sie sieht schrecklich aus und dabei weiß sie gar nicht mal weshalb. Sie fühlt sich nicht krank und sie hatte gestern Abend auch nichts besonders Anstrengendes gemacht. Und ihre Flasche Wodka, die sie vom Ausflug nach London mitgebracht hat, steht halb leer in ihrer Ecke - allerdings hatte sie diese seit Tagen nicht mehr angerührt.

Amelia beschließt mit einem Blick in den Spiegel, dass sie heute wirklich das Haus verlassen sollte und putzt sich die Zähne. Sirius hatte bestimmt nichts dagegen, wenn sie ihn besuchen kommt und gemeinsam mit ihm Mittagessen kocht. Er würde sich wahrscheinlich noch freuen, denn seine eigenen Kochkünste lassen zu wünschen übrig und Amelia ist sich sicher, dass er die meiste Zeit über nichts Ordentliches zu essen bekommt. Es würde sie nicht überraschen, wenn er die Woche über nur Nudeln mit Tomatensoße isst.

Als sie sich die Zähne fertig geputzt hat, spuckt sie die Zahnpasta ins Waschbecken und wäscht sich dann das Gesicht. Das kühle Wasser tut ihrer Haut gut und lässt ihre gerötete Haut etwas weniger rot werden. Sie cremt sich das Gesicht ein, dann versucht sie mit etwas Schminke ihre Müdigkeit zu überdecken. Das gelingt ihr auch ganz gut und sie legt zufrieden ihre Wimperntusche weg, als sie selbst der Meinung ist, dass Sirius keinen Anfall bekommt, wenn er sie so erblickt. Mit sich selbst einigermaßen zufrieden geht sie zurück in ihr Zimmer und zieht sich frische Kleidung aus dem Kleiderschrank, die sie auf ihr Bett schmeißt. Als sie alles hat, zieht sie sich die Unterwäsche und die Hose an. Dann schnürt sie sich ihre Schuhe zu, während sie nur im BH in ihrem Zimmer steht. Ihre Haare fallen ihr dabei immer wieder zurück ins Gesicht, sodass sie diese kurzerhand mit ihrem Zauberstab hochsteckt. Dann greift sie nach ihrem T-Shirt, als es plötzlich klopft. Irritiert hält sie inne und vergisst dabei sogar das Oberteil anzuziehen, das sie in der Hand hält. Wer klopft denn am Wochenende bei ihr? Wer klopft überhaupt bei ihr?

„Ja?", ruft sie laut, während sie sich das Oberteil schnell über den Kopf zieht. Als sie sich umdreht, um zu sehen, erschrickt sie sich beinahe ein wenig, doch versucht sich nicht anmerken zu lassen, dass seine Anwesenheit sie irritiert.

„Was wollen Sie denn hier?", fragt sie ihren finsteren Hauslehrer, noch bevor sie sich selbst aufhalten kann und rückt sich das Oberteil zurecht. Snape schließt die Tür hinter sich und beobachtet die Frau dabei, wie sie ungehindert weiter durch ihr Zimmer läuft und ihm keinerlei Beachtung schenkt, als wäre er gar nicht hier. Einzig und allein ihre Aussage eben, zeigt ihm, dass sie von seiner Anwesenheit weiß.

„Was für ein reizender Empfang, Miss Hooch.", spottet Snape und Amelia wirft ihm einen Blick mit hochgezogener Augenbraue zu, als sie an ihm vorbei geht und sich aus dem Bad eine Flasche Parfüm und ihr Deo mitnimmt und es in eine Tasche steckt. Snape kommentiert ihr Vorhaben nicht, doch er zieht nur skeptisch eine Augenbraue hoch. Amelia denkt allerdings gar nicht daran ihm ihr Verhalten zu erklären, aus dem einfachen Grund, dass es ihn schlichtweg nichts angeht.

„Meine Reaktion auf ihre Anwesenheit war durchaus begründet, wenn ausgerechnet Sie plötzlich unangekündigt vor einem stehen.", meint Amelia dann plötzlich, als ein Pullover in ihrer Tasche landet und sie den Reißverschluss zuzieht.

„Ich habe mich angekündigt. Immerhin habe ich geklopft.", kommentiert Snape ihre Aussage und Amelia fällt auf, dass er Recht mit seiner Aussage hat. Sie verdreht die Augen, dann schultert sie den Gurt ihrer Tasche und sieht Snape fragend an.

„Aber meine Frage bleibt trotzdem bestehen: Was wollen Sie hier?", fragt sie ihn, doch er mustert sie nur skeptisch. Sie hat sich mehr zurecht gemacht, als wenn sie einfach nur ein Treffen mit Dumbledore hätte und ihm fällt auf, dass ihre Augen durch ihr Make-Up etwas mehr strahlen, als sonst. Sofort kann er sich denken, wohin sie will.

„Dumbledore möchte Sie sehen.", erklärt er ihr deshalb nur trocken die Antwort auf ihre Frage und sieht, dass sie die Augen verdreht.

„Ich bin beschäftigt.", gibt sie nur genervt zurück, denn sie weiß, dass Dumbledore sie sicherlich nicht sehen möchte, um ein paar Minuten Smalltalk zu betreiben. Snapes Lippen kräuseln sich zu einem beinahe spöttischen Grinsen.

„Ich bin mir sicher, dass Mister Black auch noch ein paar Minuten mehr auf Ihre Anwesenheit verzichten kann.", meint er und Amelia funkelt ihn wütend an.

„Vielleicht sollte ich ihm berichten, dass ausgerechnet seine Lieblingsschülerin auffällig viel Zeit mit diesem Blutsverräter verbringt. Ich frage mich, ob er Sie dann immer noch bereitwillig zum Orden spazieren lässt.", kommentiert Snape gespielt nachdenklich. Amelia sieht ihn spöttisch an.

„Zufälligerweise ist das einer der Gründe, weshalb ich überhaupt zum Orden darf. Damit der „Blutsverräter" nicht auf dumme Gedanken kommt, weil Sie die einzige Person sind, die er außer Dumbledore regelmäßig sieht, wenn Ihr Kontrollzwang wieder mit Ihnen durchbrennt und Sie Sirius kontrollieren gehen." Süffisant grinsend sieht sie ihn an und erkennt den Ärger in seinem Blick, doch sie weiß auch, dass an ihren Worten ein Stück Wahrheit steckt.

„Und seit wann sind Sie bitte auf diesem Blutsverrat-Trip? Sind Sie nicht selbst auch nur ein Halbblut und damit in Voldemorts Augen nicht würdig?", fragt sie dann noch spöttisch. Snape hätte beinahe das Gesicht verzogen, denn das ist eine der ersten Aussagen die sie getroffen hat, die ihn wirklich trifft. Wenn sie nur wüsste...

„Seien Sie sich sicher, dass ich keinerlei Interesse daran habe, in den Augen des dunklen Lords würdig zu sein.", antwortet er. Amelia sieht ihn skeptisch an und er realisiert in diesem Moment auch weshalb. Er ist es so gewohnt, Voldemort den dunklen Lord zu nennen, dass es ihm gar nicht aufgefallen ist. Wo doch aber bekannt ist, dass diese Nennung hauptsächlich unter seinen Anhängern erfolgt.

„Zudem ist der dunkle Lord momentan nicht am Leben, also ist die Frage der Würde ohnehin nicht von Belang.", fügt er dann noch hinzu, bleibt aber bei der selben Bezeichnung für Voldemort. Hätte er sie jetzt geändert, dann wäre sie noch misstrauischer geworden.

„Darf ich denn nun zu Dumbledore gehen oder möchten Sie noch weiter über den Blutstatus anderer Leute und sich selbst philosophieren? Wenn ja, dann nur zu - ich bin mir sicher Sie finden den ein oder anderen Slytherin, der dem Wahn des reinen Blutes verfallen ist und mit dem Sie sich ewig darüber unterhalten können. Versuchen Sie es mal mit Malfoy, sein Vater soll Mal Todesser gewesen sein.", meint Amelia dann noch und drängelt sich an ihm vorbei. Sie schüttelt den Kopf über ihn und sein Verhalten und grinst dann in sich hinein - den Mann auf die Palme zu bringen macht mehr als nur ein wenig Spaß.

Sie dreht sich nicht um, als sie Schritte neben sich hallen hört, denn sie weiß, dass es Snape ist und sie weiß auch, dass Dumbledore ihm aufgetragen haben muss, sie zu ihm zu begleiten, denn sonst würde er sich jetzt meterweit von ihr entfernt haben.

„Hat er gesagt, um was es geht?", fragt Amelia plötzlich in die Stille hinein, sodass Snape beinahe schon erschrocken ist. Er hätte nicht gedacht, dass sie die Stille durchbricht und freiwillig das Wort an ihn richtet.

„Ja, das hat er.", kommentiert Snape.

„Und was hat er gesagt?!"

„Es ist nicht meine Aufgabe Ihnen das zu sagen.", antwortet Snape kalt und Amelia seufzt. Der Umgang mit diesem Mann könnte so viel angenehmer sein, wenn er auch nur einen Funken zwischenmenschliche Interaktion beherrschen würde.

„Sie sind ziemlich anstrengend...", grummelt Amelia genervt und als sie am Büro angekommen ist, lässt sie Snape zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage wortlos vor dem Büro stehen.

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„Hallo, mein Kind.", begrüßt Dumbledore sie, als er sieht, dass sie unwillig in den Raum kommt. Er kann sich schon denken, dass Snape nicht gerade der umgänglichste Mensch war und die Falte, die sich auf ihrer Stirn gebildet hat, zeigt, dass er mit seiner Vermutung wahrscheinlich Recht hat. Er nimmt am Rande wahr, dass Amelia eine Tasche dabei hat und kann sich denken, wohin sie verschwinden möchte. Er hat nicht übel Lust es ihr zu verwehren, doch vorher muss er noch mit ihr reden. Erst dann kann er sie gehen lassen.

„Albus, kannst du mich nicht in nächster Zeit durch jemand anderen, als durch Snape, rufen lassen?", fragt Amelia, als sie ihre Tasche abstellt und sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen lässt. Sie überschlägt die Beine elegant und sieht dann mit einem fragenden Ausdruck zu Dumbledore. Dieser sieht sie fast schon nachdenklich an.

„Ich hoffe sehr, dass Professor Snape nicht zu aufdringlich war.", sagt er ruhig und Amelia stößt ein kurzes, trockenes Lachen aus.

„Er war gewiss nicht aufdringlich, im Gegenteil. Er war ein Kotzbrocken, wie immer.", entgegnet die Slytherin und streicht sich eine abtrünnige Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Habt ihr euch mittlerweile etwas miteinander anfreunden können?" Mit einem sanften, beinahe großväterlichen Blick bedenkt Dumbledore sie, doch Amelia schnaubt nur.

„Snape ist ein Arschloch und ich wüsste nicht, wie ich mich jemals mit ihm anfreunden könnte.", erwidert sie und lehnt sich in ihrem Stuhl etwas nach vorne.

„Du erinnerst mich manchmal an ihn.", meint Dumbledore langsam und Amelia keucht empört auf.

„Willst du mich beleidigen?", fragt sie und zieht eine Augenbraue in die Höhe. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und von dem, was sie eben noch als großväterlichen Blick gesehen hatte, ist nichts mehr übrig. Und wenn noch etwas von der Wärme in Albus Augen übrig wäre, dann würde Amelia diese gar nicht wahrnehmen, denn sie ist zu geschockt von seiner Aussage.

„Aber, aber, meine Liebe. Ich meine nur, dass du auch... wenig umgänglich sein kannst, wenn du willst.", meint er und weiß sehr wohl, dass er sich gerade auf einem schmalen Grad befindet und es nur ein einziges Wort sein könnte, mit dem er ihre Wut auf sich zieht.

„Ich bin vielleicht nicht die Freundlichkeit in Person, aber ich laufe nicht durch die Gegend und nutze meine Macht aus. Oder traumatisiere die Leute in meiner Umgebung!", erwidert Amelia und verzieht das Gesicht.

„Dein Bild von Professor Snape ist zu gering, meine Liebe.", meint Dumbledore sanft und Amelia lacht.

„Mein Bild von Snape basiert auf dem Verhalten, das er mir gegenüber bisher gezeigt hat. Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist - sein Bild von mir scheint auch nicht besser zu sein." Amelia rutscht unwohl auf ihrem Stuhl herum und Dumbledore nimmt das sehr wohl zur Kenntnis, doch er scheint sich nicht weiter darum zu kümmern, als er sie mit einem nachdenklichen Blick ansieht.

„Nun, aber ich erinnere mich auch an den Abend, als ich mit euch in London zu Abend gegessen habe. Da habt ihr euch doch auch gut verstanden, oder irre ich mich?" Amelia rollt mit den Augen.

„Da haben wir uns nur zusammengerissen, weil wir gesehen haben, wie wichtig es für dich war. Und weil wir über Zaubertränke reden konnten.", meint sie und verschränkt die Arme erneut vor der Brust. Dumbledores Blick fällt leicht und augenblicklich bekommt Amelia ein schlechtes Gewissen.

„Es tut mir wirklich leid, Albus. Aber Severus Snape und ich sind glaub ich einfach nicht kompatibel." Amelia tut wenigstens so, als würde diese Erkenntnis ihr Leid tun, doch sie weiß, dass es nicht so ist. Sie sieht einen Schatten über Dumbledores Gesicht huschen.

„Könnt ihr es nicht noch mal versuchen? Glaube mir, es gibt so viele Seiten von Severus, von denen du nichts weißt.", bittet er und Amelia seufzt.

„Solange er mir diese Seiten von sich aber nicht zeigt, werde ich niemals zu ihm durchdringen.", meint sie und entlockt Dumbledore damit ein Schmunzeln. Noch bevor sie nachfragen kann, warum er schmunzelt, erhält sie allerdings die Antwort.

„Nun, du hast dich aber auch nicht besonders freundlich ihm gegenüber verhalten.", erinnert Dumbledore sie und Amelia weicht seinem Blick aus. Denn tief in sich drinnen weiß sie, dass er damit eigentlich recht hat. Denn wann hatte sie Snape schon mal eine Chance gegeben? Eigentlich hatte sie ihn von Anfang an gehasst und ihm nicht mal die Möglichkeit gegeben, ihr das Gegenteil zu beweisen. Jedes Mal, wenn die beiden miteinander interagieren - ob nun innerhalb von Hogwarts oder für den Orden des Phönix - endete es damit, dass einer der beiden dem anderen etwas fieses an den Kopf geworfen hatte. Und wenn Amelia sich jetzt daran zurück erinnert, dann hatte sie sich eigentlich auch nicht wirklich zurückgehalten und war kein Stück besser als er.

„Damit hast du Recht... aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich ihn immer noch nicht leiden kann.", meint Amelia dann aber und Dumbledore seufzt. Ihm war bewusst, dass dies hier ein ganzes Stück Arbeit werden wird und er nicht innerhalb weniger Tagen dafür sorgen kann, dass die beiden beste Freunde werden. Und das, obwohl er weiß, dass die beiden das Potential dazu hätten, gemeinsam Großartiges zu bewirken.

„Ich weiß. Ich bitte dich nur, dass sich so ein Vorfall wie neulich, nicht wiederholt. Auch, wenn ich es begrüße, dass es endlich jemanden gibt, der Severus standhält." Das großväterliche Lächeln erscheint wieder auf seinem Gesicht und Amelia seufzt. Er hat ja eigentlich schon Recht... Das, was neulich passiert ist, hätte nicht passieren dürfen. Weder, dass sie sich vor den Schülern nicht unter Kontrolle gehabt hat, noch, dass sie Snape gegen ihren Kleiderschrank befördert hatte. Und wenn auch nur ein Schüler das mitbekommen hätte, dann wären die Konsequenzen sicherlich größer ausgefallen.

„Ich gebe mein bestes, Albus. Ich versprechs dir." Amelia seufzt und knickt endlich ein. Sie weiß, dass das genau das ist, was Dumbledore wollte, doch sie weiß, dass sie ihm eigentlich mehr als nur dankbar sein muss und dafür kann sie dieses Opfer auch eingehen. Oder zumindest versprechen, es einzugehen. Denn wie es nun in der Umsetzung klappt, ist ein ganz anderes Thema.

„Aber darf ich dich etwas fragen?" Zögernd sieht Amelia ihn an und wartet, bis er genickt hat. Erst dann spricht sie weiter.

„Wieso jetzt? Seit Monaten haben Snape und ich dieses Problem schon. Wieso also ausgerechnet jetzt?" Dumbledore seufzt und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Ihm hätte klar sein müssen, dass sie bemerkt, dass etwas ist.

„Weil ich neulich gemerkt habe, welches Potential Severus und du auf Ordensmissionen haben. Du bist die einzige, die ich gefahrlos mit Snape losschicken kann, aber ich würde gerne wissen, dass ihr euch gegenseitig nicht umbringt, wenn ihr unterwegs seid.", gesteht er ihr dann und Amelia lacht leise.

„Keine Sorge, das haben wir bisher nicht und das werden wir auch in Zukunft nicht. Wir schaffen es unsere Differenzen zu vergessen, wenn wir auf Missionen sind.", versichert sie ihm und Dumbledore sieht sie nachdenklich an. Doch er beschließt, dass er sie jetzt genug aufgehalten hat. Immerhin scheint sie zu Sirius zu wollen, denn sonst hätte sie ihre Tasche nicht dabei. Und dass ihr Blick seit sie hier angekommen ist, mehrmals zur Uhr geglitten ist, zeigt ihm, dass sie sich unwohl fühlt und am liebsten hier weg will. Und es war definitiv nicht sein Ziel, dass sie sich unwohl fühlt.

„Du möchtest zu Sirius, oder? Ich halte dich nur auf, verzeih mir.", meint er, doch Amelia winkt nur ab. Sie hat genug Anstand ihm nicht zu zeigen, dass sie am liebsten schon vor einigen Minuten gegangen wäre.

„Ist schon okay, immerhin hattest du Redebedarf.", meint sie und lächelt leicht. Dumbledore erhebt sich stumm und für Amelia ist dies das Zeichen, dass sie hier fertig sind. Deshalb greift sie nach ihrer Tasche und hängt sich diese um. Albus schenkt ihr noch ein weiteres großväterliches Lächeln, dann tritt er zur Seite, sodass sie an seinen Kamin herankommt. Amelia bemerkt dies und tritt einen Schritt auf ihn zu. Ihr war von Anfang an klar, dass Dumbledore von ihren Tagesplänen weiß - wie auch immer er das herausgefunden haben mag.

„Du kommst morgen Abend wieder zurück?", stellt er mit einem Blick auf die Größe ihrer Tasche fest, doch er ist sich nicht ganz sicher, ob er Recht mit seiner Vermutung hat. Amelia hält inne und sieht ihn fragend an.

„Ja. Wieso?", möchte sie wissen, doch er winkt ab.

„Ich frage nur. Für den Fall, dass etwas ist.", meint er und Amelia lächelt.

„Wenn du mich brauchst, dann sag Bescheid und ich bin da." Amelia tritt an ihm vorbei auf den Kamin zu und sieht ihn fragend an. Sie erkennt anhand seines Blickes, dass er noch etwas sagen möchte, doch nicht so recht weiß, ob er damit nicht eine Grenze überschreitet. Und wenn er schon unsicher ist, ob er eine Frage stellen kann, dann ist Amelia noch neugieriger.

„Was brennt dir noch auf der Seele?", fragt sie ihn deshalb grinsend und Albus sieht sie beinahe schon ertappt an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die junge Hexe an seinem Blick ablesen kann, dass ihn etwas beschäftigt.

„Sirius und du... ihr seid Freunde, oder?", fragt Albus und Amelia sieht ihn skeptisch an, dann nickt sie zögernd.

„Mehr nicht?", hakt er nach und Amelia lacht.

„Nein, mehr nicht.", versichert sie ihm und ist sogar etwas erstaunt, als ein Funken Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen ist. Doch woher diese Erleichterung kommt, kann sie sich auch nicht erklären.

„In Ordnung. Geh nun, er wird sich sicherlich freuen dich zu sehen." Amelia sieht ihn einen Moment lang nachdenklich an. Diese Fragen eben hatten sie verunsichert, doch das würde sie sich niemals anmerken lassen wollen. Doch sie ist sich sicher, dass er irgendwelche Hintergedanken haben musste, denn sonst hätte er niemals so auf seine Fragen beharrt.

Sie schüttelt den Kopf, so als würde sie damit die seltsamen Gedanken aus ihrem Kopf bekommen, dann wirft sie das Flohpulver auf den Boden des Kamins und lässt einen grinsenden Dumbledore zurück.

Dumbledore zwingt Snape, Amelia abzuholen.

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