Kapitel 1: Die Sense auf Anschlag

,,Eine Piratencrew darf sich erst einen Namen geben, wenn sie ein Jolly Roger besitzt. Solange die Crew keines besitzt, sind sie keine Piraten. Sollte der gewählte Name bereits verwendet sein, muss ein Kampf darum stattfinden."

Artikel 1, Absatz 1 des Octrana Piratenkodex

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Mog Hara's Hafen war ein Flickenteppich an Holzstegen, Werften und Lagerhäuser. Überall standen Handelsschiffe, die entweder beladen oder entladen wurden, Kriegsschiffe der Guardian Corp, große Schoner bekannter Persönlichkeiten und kleine Korvetten der Küstenwache. Ein Paradies für jeden Taschendieb.

Doch Saphire hatte keine Lust auf Stress, auch wenn er einem guten Kampf nicht auswich. Er stützte sich auf eine Reling und starrte aufs Meer hinaus. Die Sonne stand hoch am Himmel und ließ den Horizont blau erleuchten. Er sandte seine Sinne aus und schickte sie in das Hafengetümmel unter seinen Pfoten. Sein Geist glitt durch die Massen, überall Geschrei, Befehle wurden gebrüllt, Waren angepriesen oder Anlegekosten bezahlt. Prominente verlangten nach Transportmitteln, Händler trugen ihre Waren ein und alles unter dem wachsamen Augen von Herzenswächtern, wohin der Blick auch wich.

Stumm patroullierten sie über die Stege, schrieben Lieferungen auf oder schlichteten Probleme, immer zugunsten der beteiligten Menschen. Er holte seinen Geist zurück. Er spuckte aus. Den Geist anderer zu spüren und Kotakt aufbauen zu können, war ein schweres Verbrechen auf dieser Welt. Jeder mit dieser Fähigkeit wurde eingesperrt, oder gezwungen als Spion zu arbeiten. Beides endete meistens tödlich.

Hinter sich hörte er ein Räuspern. Er drehte den Kopf ein wenig und sah hinter sich. Zwei Herzenswächter standen dort, Ihre Piken in der Hand. ,,Was kann ich für die Herren tun? gibt es ein Problem?" fragte Saphire betont höflich. Er hätte zu gern gewusst, warum so gut wie jeder Herzenswächter, irgendein Problem mit ihm hatte. ,,Dürfen wir ihren Namen erfahren, Madraxio?" fragte der rechte spitz. Saphire rollte unbemerkt mit den Augen.

,,Arnold. Arnold Sturlosson. Darf ich fragen, warum sie diesen benötigen?" ,,Dürfen sie und wir werden es ihnen gerne auch erzählen...." erwiderte der rechte Herzenswächter ,, ....wenn wir sie im Karzar zu ihrer Person befragen. Sie kommen jetzt ohne Widerstand mit. Falls sie sich wehren, können wir sie gerne wegen Widerstands gegen Recht und Ordnung verhaften. Sie düren entscheiden."

Saphire tat auf überrascht. ,,Aber warum wollen sie mich den befragen? Ich bin doch nur ein einfacher Jäger und auch Schmied. Sie könne gerne meine Bescheinungen sehen." Die Herzenswächter bewegten sich kein Stück. ,,Für einen Jäger oder Schmied sehen sie ziemlich unpassend aus. Wir wollen uns Gewissheit verschaffen. Mitkommen oder es setzt was!" Saphire grinste. Dann breitete er großzügig die Arme aus. Seine Magnatkluft ließ ein leises Summen hören, als de Teile sich bewegten. ,,Magnat?! Wo hatten sie dieses Metall her? Es wird nur von ausgewählten Offizieren der Armee getragen. Erklären sie sich!" Die beiden gingen in Kampfposition. Saphire senkte die Arme wieder. Die Augen seiner Rabenkapuze fingen an leichtbläulich zu schimmern. ,,Ihr wollt das nicht wirklich, oder?" fragte er ruhig. Seine Gegner antworteten auf ziemlich einfache Weise. Beide stachen zu.

Ein hohles Klingen ertönte, gefolgt von einem kurzen elektrischen Zischen. Keine der Piken hatte ihr Ziel getroffen. Sie wurden aufgehalten, von einer Sense. Ein Stab aus schwarzem Holz, überzogen mit einer Metallschicht aus dunkelblauen, eingearbeiteten Ranken. Das Sensenblatt glänzte silbern, der scharfe Teil der Sense war schwarz, als hätte jemand einen Klumpen Silber mit schwarzem Metall umrandet. Die andere Seite des Sensenkopfes zierte ein ausgestreckter silberner Drachenflügel. Die Piken waren auf das Metall des Sensenblatts gestoßen. Und der Strom war weg, in die Sense hineingefahren.

Hätte man die Augen der Wähter gesehen, wären sie aufgerissen gewesen. Hätte man Saphires Gesicht gesehen, hätte man es mit einem Wort beschreiben können: Wut. Er fletchte seine Zähne und knurrte wild. ,,Dies ist euer Untergang!" Die Wächter wichen zurück, bereiteten den nächsten Angriff vor, doch Saphire war schneller. Er sprintete vor, die Sense auf Anschlag, parallel zum Arm in der Hand, Klinge nach unten. Der Tanz begann.

Ein seichtes Klingeln war zu hören, als er die Sense schwang, ein kurzes Schleifen, als die Sense traf, ein kurzes Knacken, als die Knochen durchtrennt wurden. Blut spritzte, ein leuchtender Kontrast zum grauen Stein. Er blieb hinter den Wächtern stehen. Man hatte die Bewegung kaum sehen können. Zwei dumpfe Aufschläge ertönten, gefolgt vom Klappern und bersten der Helme auf dem Stein. Zwei Körper zierten den Weg, garniert mit den zerbrochenen Helmen der Wächter. Blut lief aus ihren geöffneten Hälsen, aus Helm und Körper.

Saphire atmete stark aus und ein. Ein Schwung mit der Sense und das Blut war von der Waffe verschwunden. Nun konnte man es als gefächertes Muster auf dem Stein bewundern. Er sah sich um. Alle Passanten in der Nähe, der größte Teil davon Menschen, waren stehen geblieben und starrten die Stelle des recht kurzen Kampfes an. Dann blickten alle zu Saphire. ,,Mörder!" brüllte einer. ,,Abschaum!" rief ein zweiter. Im Nu war es ein Meer an Stimmen und sie alle warfen ihm Beleidigungen an den Kopf. Die wenigen Xan'dragod und Madraxio hielten sich im Hintergrund. Saphire verstand und unterstützte dieses Verhalten. Er hob die Sense und ließ das Stielende kraftvoll auf den Boden krachen. Ein lauter Knall, Stein bröckelt, die Menge verstummte.

Saphire erhob die Stimme: ,,Ihr, die ihr mich verspottet und beleidigt, achtet lieber darauf, an wen ihr diese Worte richtet! Hätte ein Mensch diese Tat begangen, hättet ihr einfach weggesehen! Da seht ihr, was Macht mit euch anstellt! Ihr wollt diese Macht erhalten und dafür geht ihr über Leichen! Ich widersetze mich dieser Macht und auch ich bin bereit über Leichen zu gehen! Also seid euch klar, IRGENDWANN SEIT IHR ALLE DRAN!" Mit diesen Worten zog er einen Bogen aus seiner Kluft hervor, einen Pfeil hinterher und feuerte diesen auf den Boden. Rauch stieg auf, dicht, undurchsichtig, dunkel, schwer. Die Menge hustete und spuckte. Da fuhr ein Windstoß durch die Rauchwolke und blies sie weit in den Himmel hinauf. Ein Trupp Herzenswächter kam angerannt, doch Saphire war nicht mehr da. Er war längst verschwunden. An diesem Tag würde er vermutlich ein Kopfgeld bekommen. Wie passend.


Das Gasthaus "Zur streunenden Madra" lag mitten in der Stadt und war einer der wenigen Orte, an denen so gut wie keine Menschen gab. Die Betonung liegt auf SO GUT WIE. Natürlich standen auch Herzenswächter in der Nähe herum, sie mussten es sogar, auch wenn sie der Idee sehr abgeneigt gegenüberstanden. Deshalb nahmen sie ihre Aufgaben auch nicht sehr ernst. Na gut, eine Aufgabe nahmen sie ernst: Verhaften. Daher war dieser Teil der Stadt auch nicht gerade sicher, vorallem wenn man auf der Flucht war. War unserem Besucher aber egal. Er trat durch die Tür in den Pub.

Der Raum war hell erleuchtet. Es gab nur wenige dunkle Ecken, in die man sich hätte verkriechen können. Doch es gab noch genug Freie. Der Besucher entschied sich für die direkt am Eingang. Das Licht fiel durch das Fenster und die Vorhänge warfen tiefe Schatten. Wenn man hinter diesem Licht saß, war man kaum zu erkennen. Zumindest für normale Augen. Doch es gab jemanden, der den Besucher selbst dort sah. Shadrean Shattrat, Lak'Amirto, Gelegenheitsdieb, 20 Jahre, Arbeitet in der Bar. Es sah den Besucher und ging natürlich seiner Pflicht nach. Er war 1,90 groß, und immer freundlich, außer jemand kotzte ihn an. Dann konnte er "sehr" freundlich werden.

Der Fremde trug eine Kapuze und strahlte eine dunkle Aura aus. Die meisten Leute würden ihm aus dem Weg gehen. Aber Shadrean war da anders. Ihn spornten solche Personen eher an, als das sie ihn abschreckten. Mit einem freundlichen Lächeln trat an den Gast heran. ,,Gutan Tag, der Herr. Was darf ich ihnen bringen? Vielleicht einen kühlen Met für den heißen Tag?" Meistens konnte er die Wünsche seiner Kunden erraten und die Schwachstellen seiner Gegner erahnen. Er hatte sehr gute Augen und einen schnellen Geist, wie jeder Lak'Amirto. Sein Gegenüber lachte kurz. "Falsch geraten, mein Freund. Tut mir leid. Eine kühle Milch reicht mir völlig, kleiner Dieb."

Die Stimme seines Gastes war schwer einzuordnen. Er war sauer, aber gleichzeitig auch ruhig. Er war genervt und gleichzeitig freundlich. Und er wusste von seiner Nebentätigkeit. Shadrean bleib ruhig, innerlich pannisch. ,,Wie kommt ihr darauf das ich ein Dieb bin, mein Heer? Haben andere Kunden etwa behauptet, wir würden ihr Geld stehlen?" Er lächelte beruhigend. Der Fremde schob seine Kapuze zurück und zegte sein Gesicht. Dunkelblaugraues Fell, kurze, scharf zulaufende Ohren, eine Schnauze mit langer Narbe dachte Shadrean. Ganz klar, ein Madraxio, aber einer der Sorte, die Herzenswächter nicht gerne sehen würden. Sein Gegenüber grinste. ,,Woher ich das weiß? Ich habe dich vorhin am Hafen gesehen. Kaufmann Kiro Glatason hat jetzt 150 Gold weniger in seinem Geldbeutel. Du bist gut, so jemand wie dich könnte ich gebrauchen."

Shadrean wich zurück. Wie hatte er ihn gesehen?! Nicht mal die wachen Augen des Salviary Hafenarbeiters hatten ihn bemerkt. Warum also er? ,,Ihr....ihr müsst euch geirrt haben. Ihr müsst mich mit jemanden verwechselt haben. Wenn ihr mich nun entschuldigt, eine kühle Milch kommt sofort." Er schrieb das gane auf einen Zettel und eilte davon, innerlich nach Luft ringend. Hinter sich hörte er den Madraxio lachen, aber nicht hämisch wie erwartet, sondern belustigt, erfreut. Der muss verrückt sein dachte Shadrean bei sich.


Saphire zog sich dei Kapuze wieder an und schaute dem Jungen nach. Er hatte ihn erfolgreich verunsichert. Nun musste er ihn noch erfolgreich rekrutieren. Saphire hatte einen Wunsch. Die Guardian Corp auszulöschen. Und er wusste, der Kellner oder eher Dieb, konnte ihm dabei helfen. Wenig später kam ein anderer Kellner mit seiner Milch wieder. Saphire sprach ihn an. ,,Verzeihung, vorhin war so ein netter junger Mann bei mir, könnt ihr mir sagen, wie er hieß?" ,,Hmm, sie müssen Shadrean meinen, Shadrean Shattrat. Ein wirklich guter Kellner, er kann den Kunden regelrecht die Wünsche aus dem Gesicht lesen. Lässt uns natürlich gut dastehen. Da hatten sie wirklich Glück. Bitte entschuldigen sie, ich muss nun weiter." ,,Natürlich, vielen Dank," antwortete Saphire und der Kellner ging zurück Richtung Küche. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er wusste schon genau, wie er ihn für sich gewinnen konnte. Ein Mitglied für seine Crew. Zufrieden schleckte er seine Milch.

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So, das ist das erste Kapitel dieser, sehr wahrscheinlich etwas längeren Geschichte. hat leider etwas länger gedauert als gewollt. Ich hoffe mal, ich kriege schneller das nächste hin. Der Grundstein wird bald gelegt sein und die große Reise wird beginnen. Freut euch darauf! ^^ Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen Tag, tanzt mit dem Feuer, mögen Olahras Winde für euch wehen und mögen die Sterne über euch wachen!

Saphirdragon5


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