XXXIII. Entscheidungen
Hoseok Pov
Es vergingen nur ein paar Minuten nach Taehyungs Tod, da tauchten Jiyong Kwon und Taeyang auf dem blutgetränkten Schlachtfeld auf. Ersterer sprang sofort von seinem mächtigen Hirsch, als er uns erreichte, schritt zu Taehyung und mir hinüber, dann verharrte er, sah stumm auf den Toten hinab.
Ein Speer hatte ihn durchbohrt, ihm am Ende den Rest gegeben.
Youngbae wanderte umher, entließ die Seelen derjenigen, die eine gehabt hatten, sein Gesicht traurig und sein Mund missmutig geschlossen.
"Ich versprach diese Welt zu verlassen, sobald der Junge starb. Und das werde ich auch tun. Hier ist ein Testament." Der Rothaarige reichte mir eine Pergamentrolle mit seinem Siegel eines Drachen, wandte sich dann zu der Stelle um, an der Famfrit gerade in Millionen von Funken zerstob.
"Ich werde euch nicht mehr belästigen. Geht, wohin ihr wollt."
Damit verschwand der Mann vor meinen Augen, löste sich in goldene Funken auf, wie die Toten.
Gelähmt hielt ich sein Testament, wusste nicht, was los war und wie es nun weiterging. Taeyang legte mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter, ich spürte meinen Körper in frischem Leben erwachen, während Taehyung unter meinen Fingern zu Nichts wurde.
"Das alles tut mir sehr leid.", sagte der Andere mitfühlend, ging dann weiter.
Ich stand langsam auf, wo ich noch auf dem blutigen Boden kniete, sah mich um.
Die Leichen unserer Toten waren alle verschwunden. Die Elite hatte zwei Leute verloren und war gerade dabei Jackson zu umsorgen, der dann auch von Taeyang geheilt wurde.
Ein Engel, huh? Er kam für einige zu spät.
Jinki saß alleine im Gras, ebenfalls frei von Verletzungen jedoch für immer halb erblindet und raufte sich die Haare.
Namjoon kniete auf dem Boden, starrte voller Hass in den Himmel hinauf, während ihm die Tränen offen übers Gesicht liefen.
Jimin stand an der Stelle, an der Yoongi gestorben war, eine Hand auf seinem Bauch und in der anderen eine kleine Holzfigur.
Seokjin war nirgends zu sehen.
Jongin hatte bereits aufgehört zu weinen, schulterte eine Tasche, die er herumliegen gehabt hatte und traf meinen Blick, als ich in seine Richtung sah.
Ich ging langsam zu ihm hinüber, wischte mir die letzten Tränen von den Wangen und griff mir meinen Dolch, schnitt mir im Gehen noch die langen, blutverklebten Haare ab. "Deine Freunde?", fragte er ruhig, als ich ihn erreichte und ich schüttelte den Kopf, wusste nicht, was Namjoon und Jimin nun vorhatten.
Youngbae zerstob nach getaner Arbeit ebenfalls zu Funken und die Elitetruppe machte sich langsam auf den Heimweg, betrauerte ihre Verluste.
"Du wirst sie wiedersehen."
"Momentan will ich niemanden sehen.. Tut mir leid."
Jongin nickte nur verständnisvoll, dann wanderten wir in Schweigen gehüllt zum Sanktuarium zurück. Mein Kopf war vollkommen leergefegt, ich wusste nicht, was ich nun mit mir anfangen sollte oder wohin es mich verschlug.
Zurück im Kloster ließ ich mich erstmal schwer auf eine Bank fallen, starrte leer zu der Statue der Göttin Mara hinauf und fragte mich, was wir falsch gemacht hatten, um auf ihre schlechte Seite zu kommen. Jeder von uns hatte seinen Geliebten verloren... Familien wurden zerrissen. Waren wir ihr so wenig wert?
Jongin verschwand still in seine Kammer, würde vermutlich Zeit brauchen, um den Tod seines Bruders zu verdauen.
Ich bemerkte irgendwann, dass ich immernoch das Vermächtnis des Drachenkönigs in der Hand hielt und mit tauben Händen brach ich das Siegel auf, starrte auf die geschriebenen Zeilen hinab.
Kyrie, die Blutelfe, ist frei, sobald sie sich von ihrem Erbe verabschiedet.
Der Thron geht an Seungris Sohn weiter. Bis der erwachsen ist, teilen die anderen sich das nördliche Reich.
Der kleine Luhan möchte gerne aus den Kerkern abgeholt werden.
Die Ex-Offiziere sind frei dorthin zu gehen, wohin auch immer sie wollen.
Die Hinterbliebenen werden mit Gold für ihren Verlust kompensiert.
Er hatte sich wirklich viel Mühe gemacht.
Ich schnaubte spöttisch.
Als ich vom Blatt aufsah, traf ich auf Kyrie, die gegenüber von mir Platz genommen hatte, die kleine Yuki im Arm hielt.
"Bist du der einzige, der geblieben ist?", fragte sie kaum hörbar mit Tränen in den Augen und reichte mir das Kind, dass ich mit einem Schlucken an mich presste.
"Jimin und Namjoon noch... Aber sie werden brauchen. Willst du hier raus? Ich werde heim gehen. Dorthin, wo Taehyung und Jungkook herkamen. Ich werde sie mitnehmen. Wenn du willst, bist du dort jederzeit willkommen."
Ich reichte ihr das Blatt, beobachtete, wie ihre Augen groß wurden.
"Die Anderen werden irgendwann hier vorbei kommen. Sagt ihnen, wo ich bin und dass Yuki bei mir sicher ist. Ich werde auch Luhan mitnehmen, um den Rest sollen sie sich kümmern."
Kyrie nickte mir dankbar zu.
"Irgendwann werde ich dich besuchen kommen."
Ich nickte fest, erhob mich dann und ging.
-
Seokjin war gestorben, als einer der Mantikore es geschafft hatte, durch seine schützende Kuppel zu kommen. Der Mann war sofort tot gewesen.
Taehyung starb durch den Speer von Kunpimook. An einer Stelle des Kampfes hatte Yifan ihn in seine Richtung geworfen, er hatte ihn sauber durchbohrt und es unmöglich gemacht ihn rechtzeitig zu heilen, bevor er verblutete.
Yoongi starb, weil er den Kopf verlor.
Yugyeom starb, als eine giftige Schlange ihn am Fuß erwischte. Das Gift streckte ihn dahin, weil niemand rechtzeitig ein Gegengift bringen konnte.
Jinyoung starb durch den Bruch seines Genicks, als ein Titan auf ihn stürzte. Er lebte noch lange genug, um sich bei Jaebum zu entschuldigen, dann starb auch er, weil man ihn nicht sicher transportieren konnte.
Taemin starb, weil ein Troll seinen Brustkorb eingedrückt hatte. Er erstickte an dem Blut, das seine Lungen füllte.
Famfrit starb, weil Taehyung starb, die Seele, zu der sie gehörte entschwand.
Zitao starb an seinen Verletzungen.
Ich hatte auf Taehyungs Heimatinsel einen Steinhaufen für sie alle errichtet, brachte jeden Tag Blumen.
Luhan war mit mir gekommen, vollkommen in Tränen aufgelöst, als er alles hörte, mir Yuki abnahm, während ich eines der weniger zerstörten Häuser wieder bewohnbar machte.
Die Tage zogen ins Land, nach fast einem Jahr gesellten sich Kyrie und Jongin zu uns, die inzwischen zusammen waren.
Es vergingen noch weitere 7 Monate, dann tauchten Jimin und Jonghyun auf.
Es war Sommer, der viele Schnee zur Abwechslung mal weggetaut und die Gebirgsquellen voll, Minseok rannte viel bei uns im blühenden Garten herum.
Dank Jongin kannte ich in erster Linie den Namen des kleinen Pandas, ich hatte mich zuvor immer gewundert, warum er so angetan von Yuki war, aber scheinbar erkannte er Taehyung und dessen Bruder in ihr wieder.
Yuki lief inzwischen, machte sich ganz gut im Sprechen, ihr erstes Wort war "tata" gewesen, was sich unschwer mit taetae übersetzen ließ. Es tat mir manchmal weh sie zu sehen, spiegelte sie doch die Gesichter zweier Männer wieder, die ich geliebt hatte, aber ich liebte sie dennoch wie eine leibliche Tochter.
Sie entdeckte das Boot als erstes, zog mich aufgeregt zu den Klippen, als sie es sah und ich nahm meinen Fächer mit, war bereit zu verteidigen, wenn ich es musste.
Aber es war nur ein kleines Ruderboot mit drei Personen darin, weswegen ich mich schnell beruhigte, auch glaubte diese geschwungenen Hörner zwischen pinkem Haar zu erkennen.
Ich stürzte sofort zum Strand hinunter, begrüßte Jimin wie einen Bruder, als er ankam.
Mein Blick fiel sofort auf das Kind an seiner Hand, nur wenige Monate jünger als Yuki und mein Blick glitt zu dem blonden Dämonen, Jonghyun, der die beiden begleitete.
"Seid ihr beiden..." Ich ließ die Frage offen und Jimin schüttelte mit einem Lächeln den Kopf, schob seinen verschüchterten Sohn in meine Richtung.
"Das ist dein Onkel Hobi. Sag hallo.", sagte er lächelnd zu dem Kleinen mit den winzigen Hörnern auf dem Kopf und das Kind sah verlegen auf etwas, das er in den Händen festklammerte, mied meinen Blick, während Yuki sich an meinem Hosenbein festhielt und neugierig zu dem anderen Kind hinüber sah.
Als der Junge das Mädchen erblickte, hob er den schneeweißen Kopf, streckte eine kleine Patschehand in ihre Richtung. "TaeTae!", stellte er sich stolz vor und ich lächelte Jimin an, wuschelte einer erstaunten Yuki durch die Haare.
"Wie heißt du, hm? Sag ihm doch deinen Namen."
Sie ergriff seine Hand, schüttelte sie eifrig. "Yui Arou!"
Sie konnte das k noch nicht aussprechen, aber es reichte, die beiden Kinder lächelten sich glücklich an.
Mein Blick fiel auf den Gegenstand, den 'TaeTae' gehalten hatte, erkannte einen geschnitzten Wolf, der an einer langen Schnur um den Hals des Kindes hing, früher einmal Jimins mörderische Sense geziert hatte.
"Oh Jimin.", murmelte ich, als ich begriff und zog den Dämon ergriffen in meine Arme, ließ ihn sanft weinen, während Jonghyun sich um ihre Sachen kümmerte.
"Ich wusste nicht, was ich machen sollte Hobi... Ich war ganz allein, jeder ging seine Wege. Ich wohnte eine Weile bei Jinki, traf dann irgendwann Jonghyun wieder. Sie halfen mir mit dem Kind, aber ich vermisste euch so sehr... Vermisste Tae." Er sah auf Yuki, während er das sagte und ich verstärkte meinen Griff um ihn, strich beruhigend durch sein Haar.
"Ich weiß nicht, wo Namjoon ist... Oder Minho. Die beiden sind spurlos verschwunden."
"Kibum starb letztes Jahr an einer fehlgeschlagenen Beschwörung.", klärte Jonghyun mich auf und ich überreichte ihm Jimin, sammelte die beiden Kinder wieder ein, die losgerannt waren, um Muscheln zu suchen.
"Lasst uns hoch gehen. Kyrie ist hier und Jongin und Luhan.", lud ich sie ein und führte die beiden Kinder den Weg hoch, während der Rest folgte.
Jimin blieb bei uns, Jonghyun reiste schon bald weiter, um Minho suchen zu gehen, aber er versprach uns regelmäßig zu besuchen.
Namjoon erreichte die Insel ein paar Monate später, stand mitten im Gewitter plötzlich in der Tür und jagte uns allen einen Schrecken ein.
Der Mann war nach Hause gegangen, in die Wüste seiner Heimat und zu seinen Eltern und seiner Schwester. Er stellte irgendwann fest, dass er uns vermisste und kehrte heim.
Er und Jimin heirateten ein halbes Jahr später, hatten es irgendwie geschafft einen Narren am Anderen zu fressen und bekamen hinreissende Zwillinge.
Unsere Insel blieb ziemlich ruhig, Minho trat uns nie wieder unter die Augen und ab und zu besuchten einer der Könige, die Nonnen oder Jonghyun und Jinki uns.
Ich lebt mit ihnen dort oben, bis Namjoon im hohen Alter als erster starb. 20 Jahre lang, eine verlängerte Zeit dank dem Segen meiner Götter, kümmerte ich mich noch um Jimin, dann raffte auch mich dahin.
Kyrie, Jimin und Jonghyun waren irgendwann als einzige noch übrig, Gras wuchs über unser Denkmal und Seungris Sohn hatte den Thron inzwischen an seinen eigenen Sohn weitergegeben.
Yuki heiratete Taehyung und Seokjin, einer der Zwillinge, Kyries Tochter Mara. Yoongi blieb sein Leben lang daheim, trug seinen Vater zu Grabe, mich, Kyrie, Jongin und Minseok, er war zufrieden damit Jimin mit seinen Geschichten zu lauschen.
Jimin und Jonghyun lebten noch viele hundert Jahre mehr am gleichen Ort, dann kehrten sie irgendwann in die Unterwelt zurück und schlossen sich dort Jaebum an, der die Macht an sich gerissen hatte.
Jiyong ließ unsere Welt am Leben, wir sahen auch nie wieder was von ihm und lernten damit umzugehen.
Aber vergessen würden wir alle nie.
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