XXIX. Sanktuarium

Jimin Pov

Ich war unentschlossen.

Seit wir im Sanktuarium angekommen waren, stimmte etwas gewaltig nicht. Yoongi und Jaebum nahmen es auch wahr, sprachen jedoch nicht darüber und so blieb ich alleine zurück, beobachtete unsere Umgebung scharf.

Taehyung hatte mit seiner Schwangerschaft alle Hände voll zu tun. Der Rest trainierte einfach nur, während die Nonnen des Klosters wie helfende Schatten hinter uns umherschwirrten.

Eine von ihnen war nur ein Schatten.

Ich spürte auch die dunkle Energie in der hellen, kleinen Kirche, jedoch niemanden, der passend wäre sie zu betreiben.

In den ersten Tagen dachte ich es sei eine Falle. Ich rechnete jederzeit damit im Schlaf angegriffen zu werden, es war kein Wunder, dass Jinyoungs Instinkt ihm sagte, dass er Wache schieben sollte.

Aber ich wusste nicht, womit wir es zu tun hatten.

Es war eine alte Macht, die mir vage vertraut vorkam, mich schmerzlich an Jungkook erinnerte, aber überhaupt gar keinen Sinn machte.

Ich begann die Nonnen zu beobachten.

Die erste, Sunhee, die uns damals die Tür geöffnet hatte, war eine alte Kräuterhexe. Sie war ungefährlich.

Die zweite, sie steinalte Dana, war ein Götterwesen wie Hoseok auch. Sie wirkte neutral.

Dann dieser Schatten, ich wusste nicht, welches Geschlecht er hatte, er schien kein Spion zu sein, sondern zum fehlenden Nekromanten zu gehören. An sich würde der Schatten uns nichts tun, aber ich achtete scharf darauf, was in seiner Nähe gesagt wurde und er weitergeben könnte.

Dann war da noch eine dubiose, stumme Frau, die nicht redete, wir sahen sie auch nicht oft, ich roch allerdings schwarzes Blut in ihren Adern und durfte davon ausgehen, dass sie irgendeine Form von Dämon in Rente war. Wer wusste schon, was mit ihr war.

Die fünfte, Melodie, war eine junge Waldelfe. Sie waren nicht untypisch hier in der Gegend und ich hielt sie spontan für eine Waise, die hier aufgezogen wurde. Sie war nett.

Mit Kyrie stimmte etwas gewaltig nicht.

In den ersten paar Tagen war ich einfach nur verwirrt von ihr. Es war, als sei sie eine fremde Seele im falschen Körper, als wäre ihr junges Gesicht nicht ihr eigenes.

Sie war außerdem viel zu alt für ihr Aussehen. Aber sie konnte kein Dämon sein, weil die nur alterten, bis sie ausgewachsen waren und dann für immer so blieben.

Kein Dämon war mit 15 ausgewachsen.

Ich spielte mit der Möglichkeit einer anderen Art der Seelenfresser, ein Ghoul vielleicht, der den Körper, den er zuletzt gefressen hatte als äußere Form annahm.

Aber dann stimmte ihr Geruch wieder nicht.

Und ihr Blut war rot, statt schwarz.

Nachdem wir ein paar Tage dort gewesen waren, kam die Realisation dann wie ein Blitz auf mich herab.

Jaebum trank irgendwann ihr Blut. Ein Fehler, im Nachhinein, weil es ihn dunkler und mächtiger werden ließ, aber das war seine Sache. Er wusste es auch nicht, womit wir es zu tun hatten.

Im Gegenzug für ihr Blut, trank sie jedoch auch das seine.

Als gefallener Engel ernährte er sich ausschließlich von Blut, anders als ich, aber die Wechselwirkung machte es aus.

Die Frau alterte um 10 Jahre, nachdem sie sein But getrunken hatte, nahm sein äußerliches Alter an

Und dann, als sie 10 Jahre älter war, erwachsener aussah und schon ein bisschen natürlicher roch, fühlte ich mich wie vor den Kopf geschlagen.

Wir hatten es hier mit einer reinrassigen Blutelfe zu tun.

Mit einer, die von meinem Großvater abstammte.

Wir hatten Jungkooks Mutter gefunden.

Namjoon Pov

"Und was" Seokjin kicherte schon, während er noch sprach, sein Gesicht gerötet und ich starrte ihn voller Wunder an.

"Was ist braun, flach und hilft dir, wenn du traurig bist?", fragte er mit Luft-hol Pausen und ratlos hob ich die Schultern.

"Ein Trostbrot!", kicherte er los, schlug sich auf den Oberschenkel und stützte sich dann nach Luft schnappend an meiner Schulter ab, weil er so lachen musste. Gegen meinen Willen musste ich auch grinsen, nahm den Blick nicht von seinem in Freude verzogenen Gesicht.

"Oh, ich bin so ein guter Mann. Humorvoll und gutaussehend noch dazu.", stellte er die Fakten klar und wischte sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel. "Du hast einen guten Geschmack, mein Freund." Damit gab er mir einen kleinen Handkuss, der mich zum erröten brachte.

Wie es wohl wäre seine vollen Lippen wirklich zu küssen...?

"Jimin ist unruhig.", stellte er besorgt fest, als er bemerkte, wie der kleine Dämon unruhig vorm Eingang des Sanktuariums auf und ab ging, wir beide saßen Schulter an Schulter im Turmfenster und konnten ihn beobachten.

"Vielleicht ist es Tae.", stellte ich gewarnt fest und setzte schon an aufzustehen, als Seokjin mich am Arm griff, mühelos an meinem Platz festhielt.

"Unmöglich. Es ist zu früh und er liegt in Trance." Ich beruhigte mich wieder etwas, nahm Notiz von Seokjins Hand, die länger als angemessen auf meinem Arm liegen blieb. Ganz vorsichtig, ließ ihm die Zeit sich zu entziehen, zog ich den Arm so zurück, dass seine Hand an ihm hinab glitt, verschränkte dann meine Finger sanft mit denen des Heilers.

Er warf einen überraschten Blick auf unsere Hände, entschied dann aber, dass er den Anblick mochte und lächelte mich warm an. Mit einem ganz wuschigen Inneren - Schmetterlinge im Bauch waren Blödsinn - erwiderte ich sein Lächeln, sah dann wieder zu Jimin hinab, der mit seinem Gerenne aufgehört hatte und sich stattdessen die Haare raufte.

"Vielleicht sollten wir zu ihm gehen.", schlug ich leise vor, wollte unsere kleine Seifenblase der Zweisamkeit ungern platzen lassen und Seokjin schüttelte den Kopf, lehnte ihn dann an meine Schulter. "Ich will hier bleiben. Du auch.", entschied er für mich und ich lachte leise, dann legte ich meine Wange vorsichtig auf seinen Haaren ab, merkte mir deren Duft nach Rosen und schloss zufrieden die Augen.

Hier ließ es sich aushalten.

Jimin Pov

"Ich muss mit dir reden.", sagte ich fest an Kyrie gewandt, nachdem Tae das zweite Mal schlafen gegangen war und ich die Frau allein an seiner Seite erwischt hatte.

Als sie zu mir aufsah, glänzten in ihren Augen Tränen und ich schluckte schwer.

"Es war mein Sohn, richtig? Dieses Kind... Es gehört zu meinem Sohn." Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf Taehyung, ließ eine Hand auf seinem Bauch zu liegen kommen. Ich spannte mich alarmiert an, wusste nicht, wie sehr ich ihr trauen durfte.

"Ja..."

"Wo ist er? Warum ist er nicht hier? Bitte sag nicht, dass sein Vater ihn zum Lügner erzogen hat.", bat sie aus großen, traurigen Augen und ich trat näher, setzte mich an Taehyungs andere Seite und strich ihm die Haare aus dem Gesicht.

"Das hat er nicht.", beruhigte ich sie lächelnd und seufzte dann schwer. "Er ist gestorben. Einer unserer Freunde hat ihn getötet." Auch wenn es am Ende Yifan war, wäre es ohne Luhan nicht geschehen.

"Oh nein... Jungkook. Mein armer, kleiner Jungkook.", weinte sie, ergriff Taehyungs schlaffe Hand und presste sie an ihre Lippen, nahm ihren Blick nicht von Tae, während ich schluckte, meine Sinne sammelte. "Die beiden waren Geliebte. Sie kannten sich seit sie kleine Babys waren, sind zusammen aufgewachsen, haben viel durchgemacht, aber Liebe ineinander gefunden... Ich glaube nicht, dass Tae jemals wieder aus der Trauer herauskommt."

Die Blutelfe sah traurig auf den Jungen herab, dann traf sie meinen Blick mit Schock. "Er wird sterben. Er wird sterben, wenn er das Kind kriegt! Menschen können keine Dämonenkinder gebären! Meine Mutter... Sie starb ebenfalls. Und sie war eine Sonnenelfe."

Schweigend starrte ich meine Tante an, dann sah ich mich um.

"Aber was soll ich tun? Reicht die Magie unseres Heilers nicht aus?"

"Nein... Du musst zum Palast. Ich kann hier nicht weg... Dort leben zwei Engel, bring einen davon. Ansonsten kann Jungkooks Kind nicht mit Eltern aufwachsen..."

Ich sah sie weiter schweigend an, wusste nicht, was ich sagen sollte, nach all dem, was geschehen war.

"Warum bist du ihn nie besuchen gekommen? Er hat sich dafür gehasst, weißt du?"

Kyrie gab mir ein trauriges Lächeln. "Ich wurde hierher verbannt. Nur am Leben gelassen, weil ich mich beugte. Ich hasste es ebenfalls den Kleinen mit seinem Vater allein zu lassen... Aber ich glaube aus ihm wäre an meiner Seite kein guter Mensch geworden."

Sie sah sich noch einmal Taehyung an.

"Unser Nekromant ist draußen unterwegs. Ich werde ihn bitten einen der Engel zu schicken, wenn es so weit ist." Sie erhob sich und strich dann in einer mütterlichen Geste durch mein Haar.

"Leg dich schlafen, Jimin. Ich werde für immer hier sein, wir haben noch viel Zeit, um zu reden."

Damit ging sie und ich blieb traurig mit Taehyung zurück.

Die Welt meinte es wirklich nicht gut mit ihm und Jungkook.

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