XX. Regeneration

Yoongi Pov

Nicht, dass ich Taehyung jemals Recht geben würde, aber das Gefühl wie Jimins weicher, gerundeter Körper sich in meine Hände schmiegte war eines, dessen volles Potential ich mit einer Hand unmöglich hätte erreichen können.

Ich lag an seinen Rücken gekuschelt, als ich erwachte, musste irgendwann in der Nacht das Bett gewechselt haben und einer meiner Arme lag unter seinem rosanen Kopf, der andere über seine Hüfte geschmissen und an seinem flachen Bauch, während eine nicht ganz familiäre Morgenlatte Platz zwischen seinen Pobacken gefunden hatte.

Fa-bel-haft.

Ich atmete noch eine Sekunde genussvoll seinen vertrauten Geruch nach Honig und Schokolade ein, dann zog ich mich vorsichtig zurück, schlüfte aus unserem warmen Nest und bedauerte den Verlust seines Körpers unter meinem kurz.

Im Schlafanzug watschelte ich ins angrenzende Badezimmer, kümmerte mich um mein Problem, während Jimin keine Sekunde lang aus meinem Kopf verschwand. Sexuelle Anziehung, klar, Incubus und alles, ich schlief nur nicht mit ihm um sein verletzliches, menschliches Ich zu schädigen.

Es würde ihm nicht gut tun mit jemanden zu schlafen, der ihn nicht hingebungsvoll liebte.

Ich wusch noch meine Hände und mein Gesicht, trat mich dann streckend wieder nach draußen und mit einem eigenartig domestizierten Gefühl an Jimins schlafender Form vorbei zum Kleiderschrank.

Weiß, Gold... Absolute Farbauswahl für mich.

Seufzend wühlte ich nach einem weißen Hemd und goldenen Samthosen, nutzte deren Bequemlichkeit aus und erstarrte gewarnt, als kleine Finger unvorgewarnt über meinen nackten Rücken strichen, über Furchen und Hautwülste.

"Das ist schlimm... Daesung könnte es heilen, weißt du?", sagte er mit einer sanft kratzigen Morgenstimme und ich hielt still, spürte, wie er die Narben an meinem Rücken nachmalte. "Sind sie von damals? Von der Zeit des Untergrundes?" Ich nickte langsam, knöpfte das weiße Hemd mit stetigen Händen gemächlich auf. "Ja. Damals, als sie meinen Vater hinrichteten, schnappten sie auch mich. Die Auspeitschung war nichts im Vergleich zum wartenden Galgen." Harte Erinnerungen spielten sich peinigend hinter meinen Augen ab, Jimins sanfte Berührung nie verschwindend.

"Ich nehme an es war eine deiner Bestien, die dir raushalf?", summte er lieblich, seine Fingerkuppen Flammen an meinem bloßen Rücken.

"Ein Dämon, der mit mir festgehalten wurde. Er riss dem Henker die Wirbelsäule aus dem Rücken, als er ihn hinauf führte. Danach war es nur noch ein Blutbad. Ich schaffte es mich davonzustehlen. Wäre allerdings fast verblutet."

Seufzend schob ich eine Hand in das Hemd, spürte, wie Jimins Hände ihre Berührung verloren. "Aber dann?" "Heute Nacht. Sonst habe ich bald keinen Redestoff mehr." Mit diesen Worten schlüpfte ich ins Hemd und wandte mich träge grinsend zu dem verwuschelten Dämon um, ließ meine Augen auf seine geschwollenen Lippen fallen.

"Okay. Wollen wir essen gehen?", lächelte er strahlend, seine Augen verschwanden, mir fiel eine hinreißende Unstimmigkeit an einem seiner Vorderzähne auf.

"Essen." Ich riss meine Augen von ihm los. "Ja, Essen. Lass uns essen gehen."

Mit einem koketten Kichern folgte er mir aus dem Raum, tanzte gut gelaunt neben mir einher, während wir die Gänge hinunter schritten.

Namjoon Pov

Ich hob die Hand.

Ließ sie wieder fallen.

Hob sie.

Und wieder hinab.

Komm schon.

Hob die Hand

Zögerte.

Doch nicht.

"Wirst du wohl bald an dieser Tür klopfen?"

Kleinlaut sah ich mich zu Hoseok um, der mit verschränkten Armen und einem tappenden Fuß hinter mir stand und eine Augenbraue missbilligend hoch zog.

"Was, wenn er nein sagt? Vielleicht will er ja gar nicht Mondblumen mit mir gucken gehen...", murmelte ich schmollend dem Boden zu und ohne weitere Worte trat der Tänzer um mich herum und klopfte kurz und knapp.

Seokjin öffnete fast sofort, sah mich erwartungsvoll an, während Hoseok schnell um die Ecke verschwand. Verräter.

Unruhig kratzte ich mich am Hinterkopf, schabte meinen Schuh auf dem Boden, rang die Hände, druckste weiter rum...

"Was ist, Namjoon?", fragte Seokjin dann ganz warm und weich und ich platzte einfach.

"WillstduvielleichtdieMondblumenmitmiransehengehen?", blubberte ich heraus und sah zu ihm auf, wie er nur konfus in seiner Tür stand, die Haare weich und fluffig auf seinem Haupt.

"Ähm-"

"Du musst nicht! Ich meine, es wäre schön und alles und ich würde sie wirklich gerne mit dir sehen, aber vielleicht hast du wichtigeres zu tun und Luhan und-"

"Namjoon." Er hatte lachend die Hände gehoben und mich in ein beschämtes Schweigen verfallen lassen.

"Ich habe dich nur nicht verstanden, aber was auch immer es ist, bin ich gerne dabei. Ich habe Zeit.", lächelte er mir warm zu und ich schmolz dahin, grinste ihn glücklich an.

"Ich wollte Mondblumen gucken gehen.", klärte ich ihn nun fest auf, gewann Selbstbewusstsein in seinem Lächeln und Seokjin tat es noch einmal, hob sich dann beide Daumen vor's Gesicht. "Bestens, bin dabei. Hol mich dann ab, ja?"

Ja, also Mondblumen konnte man nur nachts ansehen...

Ich nickte viel zu oft und viel zu eifrig, dann rannte ich mit einem Saltos schlagenden Herz davon, kollidierte mit Hoseok, der heimlich um die Ecke lugte.

"Ich hab ein Date! Ein Date, Hobi! Mit Jin! Und ohmeingottwasmachichnuresmussperfektwerdensowieernichtdassichschmachteaber-"

"Hey. Hol Luft."

Ich holte tief Luft, entspannte mich langsam und dachte mir nichts dabei, als ich eine Tür sich leise schließen hörte.

"Ich hab ein Date, Hoseok!!", quietschte ich dann geflüster-schrien wieder los und sprang etwas nudelig rum, hatte zu viel positive Energie geladen, um sie irgendwie loswerden zu können.

"Ein Daaaaaaate!"

"Ist gut, lass uns essen gehen und dann den Rest machen, ja?", lachte der Andere nur, klopfte mir auf die Schulter und zog mich dann den Gang hinab, während Seokjin in seinem Zimmer glücklich an der Tür lehnte und voller Güte lächelte.

-

Nach dem Essen war ich vor Euphorie kaum zu halten. Meine Beine zuckten nervös, meine Hände waren schwitzig, ich betete, dass ich keinen Mundgeruch hatte und klopfte dann vorsichtig bei Seokjin.

Er öffnete wieder schnell, war gerade dabei die Manschetten seines Hemdes zu schließen.

Seit wann sah das so gut aus? Er sollte das professionell machen. Das Manschetten schließen.

Ich schweifte ab.

"Alles fertig?", fragte ich aufgeregt und ließ den Blick über seine ordentliche, saubere Gestalt schweifen, fuhr mir unsicher durch das mit-nem-Messer-abgesäbelte Haar.

"Perfekt. Lass uns gehen." Mit mir trat er den Flur hinaus, wir sahen gerade noch Taehyung und Jungkook Hand in Hand in ihrem Zimmer verschwinden.

"Ah diese beiden..." Seokjin schüttelte wohlwollend das Haupt. "Sie sind so verliebt... Es ist schön es zu beobachten. Ich fühle mich so alt."

"Das bist du nicht!", beeilte ich mich zu sagen, war mal verheiratet gewesen, wusste, dass Leute nicht gerne alterten.

"Für 59 bin ich der frischeste Apfel am Baum, das stimmt wohl." Lachend tätschelte er sich die Wangen und ich war schon hin und weg, bevor wir Jiyongs Gärten überhaupt erreicht hatten.

Drinnen war es nicht schwer die Blumen zu finden. Sie leuchteten hellblau, das Mondlicht warf eine lange Lichtsäule auf sie und sie sangen in der Sprache der Feen, während sie glänzten.

Wir setzten uns, teilten uns Sandwiches und Gedanken über die Blumen, schweiften ab und landeten bei den Sternen, rieten stundenlang neue Formen aus einzelnen Punkten.

Gegen Ende des Abends lag Seokjin nah bei mir, sein Kopf auf meinen ausgestreckten Arm gebettet und wir lauschten den Mondblumen bei ihrem betörenden Lied, zeigten einander unsere Ideen.

Ich küsste ihn nicht, noch nicht, und doch fühlte ich die starke Bindung zwischen uns, das Schicksal, das uns verknüpfte und als ich später zufrieden und erfüllt Abschied von Seokjin nahm und mit einem zum Bersten mit Wärme gefülltem Herz in mein Zimmer zurückkehrte, war ich so erleuchtet von Mond und Sternenenergie, dass mein Blut sang, dem Hexer ein Versprechen nach mehr hinterließ.

Das war der Beginn unserer gemeinsamen Liebesgeschichte.

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