Prolog
Willkommen zurück
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Baekhyun Pov
"Und vergiss nicht wieder den armen Minseok.", erinnerte ich lächelnd Taehyung an seine täglichen Pflichten als mein kleiner Bruder und beobachtete, wie seine Lippen sich zu einem glücklichen, rechteckigen Grinsen verzogen, das seine stolzinduzierend weißen Zähne entblößte. "Ich gehe sofort zu ihm!", rief er mir aufgeregt zu und sein blondes Haar hüpfte fluffig hinter ihm her, als er aus dem kargen Haus hinaus und in die Kälte des Winters tanzte, einen Schwall eisige Luft in den Raum dringen ließ, bevor er die Tür schwerfällig hinter ein paar aufwirbelnden Schneeflocken ins Schloss zog. Mit einem nachsichtigen Lächeln strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und wandte mich meiner Jacke an der Wand zu, streifte das dicke Fell über meine Schultern und schlang mir einen handgestrickten Schal um den Hals.
"Ich gehe rüber zu Kyungsoo, Mama!", rief ich in die hinteren Teile des kleinen, lauschigen Hauses hinein und sie brummte nur, war mir noch immer böse, dass ich Merry beinahe verloren hätte. Ohne mir allerdings meine guten Geister von ihren schwankenden Launen verderben zu lassen, verließ auch ich die Heimat, sah mich draußen erst kurz um, während die kalte, klare Luft meine Augen und Atemwege erfrischte. Rechts von mir führte ein kleiner Trampelpfad zum vollen, nadeligen Wald hoch, ich sah dort gerade Taehyungs Rücken zwischen den hohen Bäumen verschwinden und lächelte wohlwollend hinter dem fröhlichen Jungen, der den hübschen Kopf immer in den Wolken hatte, hinterher. Links ging es zwischen weiteren Häusern hindurch bis hin zu Kyungsoos Mühle, und das war es auch, wohin ich ging, den weichen Schal halb vorm Gesicht und die Hände tief in meinen Taschen vergraben.
Der Schnee war hier niedrig und schmutzig, von vielen Füßen platt getreten, aber das würde nicht lange so bleiben, ich roch den kommenden Schnee in der Luft, wusste, dass morgen wieder ein guter Meter mehr läge, der die Erde weiter unter sich begraben würde.
Meine Nase juckte, während sie etwas in meinem Gesicht gefror und ich widerstand dem Drang zu niesen, bis ich einige hundert Meter entfernt, direkt an den Klippen, die zum rauschenden Meer hinab führten, die alte Mühle erreichte, ihrem vertrauten Knarren lauschte und den salzigen Geruch des nahe Wassers einatmete. Zitternd klopfte ich meine Schuhe an den morschen Stufen nach oben ab, bevor ich leise gegen die Tür klopfte, besser wusste, als den knurrigen Schmied zu stören, wenn eine weitere Kältewelle bevorstand. Er öffnete mir und lächelte etwas verzerrt, die herzförmigen Lippen bebend und die großen Augen in Furcht geweitet.
Sofort trat ich ein und schloss die Tür hinter mir, um die kaum vorhandene Wärme innerhalb zu bewahren.
"Was ist los? Was ist passiert?", fragte ich den anderen erschrocken und sah mich nach seiner Feuerstelle um, die warum auch immer gelöscht war und in der die Glut noch langsam verglimmte, von Sand erstickt. Unruhig schlüpfte ich aus meinem Mantel und legte ihn dem kleinen, zitternden Zwerg um die Schultern, beobachtete, wie er seine Augen senkte und die rauen Finger eng in den Pelz meiner Jacke vergrub.
"Sie kommen hierher. Yixing hat gesagt sie kommen hier her."
"Wer kommt-"
Ich stockte, hielt den Atem an, während Kyungsoos Schultern vor mir zitternden, er in sich gekrümmt und so defensiv aussah, dass er zwanzig Jahre älter wirkte. "Wir müssen fliehen. Alle warnen. Was ist mit Chan-"
"Sie sind schon hier, Baek."
In Verstehen biss ich den Kiefer zusammen, während die Panik eine eisige Hand um mein Herz legte, es plötzlich so kalt wurde, dass kein Feuer uns mehr hätte wärmen können, bevor ich langsam rückwärts trat, unsichere Schritte von meinem Freund weg wagte, während die ersten Schreie die abendliche Luft durchbohrten. "Warum hat er es uns nicht früher gesagt?"
Die Worte verklangen unbeantwortet im Nichts, als ich mich herumwarf, die Tür aufschmiss und hinaus in den Untergang stürmte, während Kyungsoo haltlos zu Boden stürzte, sein Ende nur in Schock abwartete, während seine Katze aus dem Gebälk der Mühle hinabsegelte, sich traurig miauend an ihn schmiegte.
Wir hatten nirgendwo mehr hinzugehen. Aber ich würde das retten, von dem ich wüsste, dass es zu retten galt.
Ich rutschte zweimal auf dem gefrorenen Schnee aus, stieß mir einmal unsanft das Knie an einer verdeckten Stufe unter dem tükischen Bett, das so manchem Freund die letzte Ruhestätte bereiten würde. Mein Herz raste, aber ich erlaubte mir keine Schwäche, wusste, dass wenn ich mich jetzt ergab, dass dann alles verloren war, für das ich je gekämpft und gestanden hatte. Feuer schlug um mich herum empor, verschlang hungrig ein Haus nach dem anderen, während ich rannte, die Kälte unangenehm in meine Haut stach.
Als ich ankam, war es fast schon zu spät.
Mit einem wütenden Schrei schnappte ich mir ein unbehandeltes Holzscheit vom Boden vor dem Hause der Jeons, hieb es dem Banditen auf den Kopf, der soeben die Waffe gegen das Kind des Hauses, Jungkook, erhoben hatte.
Die Augen des Jungen waren weit in Panik, zuckten hektisch von mir zu dem schlaffen Mann zu seinen Füßen. Er verstand nicht, seine spröde Unterlippe bebte und ich packte ihn fest an den Schultern, drehte ihn gewaltsam von der Szene um uns weg.
"Jungkook."
Ich schüttelte ihn etwas, als er nicht antwortete, nur leer ins Nichts starrte und kickte dann dem Banditen gegen den Kopf, als der in Schmerzen stöhnte. "Jungkook!", schrie ich auf den gelähmten Jungen ein, während um mich herum Leute starben und Häuser in Flammen aufgingen. Die Augen des Elfen blieben leer, hatten andere Bilder vom Kopf, als ich versuchte hineinzubekommen und in meiner Verzweiflung schlug ich ihn, weckte ihn erfolgreich auf, während ich aus den Augenwinkeln sah, wie Taehyung in heller Panik vom Wald herab gerannt kam.
"B-Bae-" Ich gab dem traumatisierten Geschöpf keine Gelegenheit zu reden.
"Hör mir zu! Nimm Taehyung! Nimm ihn und bring ihn zu den Booten. Flieht. Du musst ihn beschützen, hörst du?! Beschütz ihn, Jungkook." Damit stieß ich ihm den Knüppel in meinen Händen an die Brust und stieß ihn hart in Richtung Taehyung, beobachtete, wie er schockiert davonging, nicht so recht zu wissen schien, ob das alles hier nur ein grausamer Scherz der Natur war.
Ich bahnte mir meinen Weg um den gefallenen Banditen herum, machte einen Schritt über die tote Mutter des Jungen und spürte Tränen in meinen Augen, als ich dabei versehentlich ihre Hand berührte, diese reglos von ihrem toten Körper mit dem aufgespaltenen Kopf rutschte, während ihr Blut und Hirn die Stufen des Hauses bedeckte und ihre ehemals warmen Augen leer ins Nichts starrten. Drinnen fand ich unterschiedliche Löcher im erdernen Boden vor, atmete auf, da ich Jungkook kannte, er und Taehyung waren schon von klein auf Freunde gewesen, ich wusste, dass sein Vater hier Geld versteckt hatte, damit der Junge im Notfall fliehen konnte. Schien so, als haben er und seine Mutter noch genug Zeit dazu gehabt auszusorgen, bevor sie erwischt wurden.
Mit festen Schritten bahnte ich mir meinen Weg zur gegenüberliegenden Wand hinüber, spürte das Blut in meinen Ohren rauschen, während ich eine alte Axt von der Wand nahm, die Jeon Senior hier aus dekorativen Gründen aufbewahrt hatte.
Ich riss sie von der Wand, spürte das Gewicht einer Waffe vertraut in meiner Hand und ging dann wieder nach draußen, nahm zusätzlich die Axt draußen im Hackstumpf mit, bevor ich das bodenständige Leben des Banditen mit einem sauberen Hieb gegen seinen Nacken beendete, mich dann auf den Weg machte so viele dieser Bastarde wie möglich mit mir in den Tod zu reissen. Ich sah Jungkook und Taehyung Hand in Hand aus dem Hüttengewirr entkommen, beide in heller Panik und tötete einen weiteren Banditen am Boden. Danach flog die leichtere Axt einem weiteren Ekel in den Rücken, der soeben den Schädel eines Kindes an einer Wand zerschmettert hatte, bevor ich den brutalen Hieb eines Breitschwertes blockte, das mächtig von der Seite auf mich zu gerauscht kam.
Der Schlag drängte mich zurück, ließ meine Schultern in Protest schreien, als Metall kreischend über Metall glitt und ich einen Satz zurück machte, beiseite trat, als ein lodernder Balken hinter mir fiel, meinen Weg zwischen den Häusern hindurch versperrte, während weiter Schreie die rauchgeschwängerte Luft füllten.
Ein junger Halbelf - vermutlich zur anderen Hälfte Kobold, so verschlagen wie er aussah - legte vor mir den braungelockten Kopf schief, war ungleich der Schar an grobschlächtigen Typen, die mir bisher begegnet waren. "Du bist der Anführer?", riet ich auf Zeit spielend, hoffte nur, dass keiner den beiden fliehenden Jungen gefolgt war, nun, da ich sie unvorhergesehens nicht schützen konnte.
Der Mann vor mir grinste breit und offen, wirkte überhaupt nicht feindlich, wäre da nicht das Blut anderer Leute auf seinen bewaffneten Händen gewesen.
Erste Regentropfen fielen vom Himmel, ersetzten den erwarteten Schnee.
"Ganz recht. Du scheinst ebenfalls wichtig zu sein.", gab er auf Sympathie spielend zurück, während ich langsam begann nach links zu schleichen, Glück hatte, als er nach rechts ging und wir langsam begannen uns zu umkreisen.
"Kommt drauf an. Für euch sicherlich nicht, wenn ich mir euer schlachten hier so ansehe."
Ein weiteres strahlendes Lächeln.
"Das stimmt."
Damit warf er sich vorwärts und ich blockte die Hälfte seines Schlages ab, nutzte die Energie vom Rest, um unter ihm durch und aus dem Weg zu rollen, bevor ich hart in seinen Rücken trat, nicht weiter beobachtete, wie er in die brennenden Holzstücke hinter mir stolperte.
Ich ließ die schwere Axt fallen, es schrie kaum noch jemand, jede Hilfe käme nun zu spät und eilte zur Küste, um zu sehen, wie weit die beiden anderen gekomen waren.
Es regnete inzwischen Hunde und Katzen, das Wasser prasselte kalt und hart auf mich herunter und vermischte sich mit Schnee, Blut und Dreck unter meinen Stiefeln, während ich rannte, krank vor Sorge um meinen Bruder.
Ich atmete spürbar auf, als ich sah, wie sie einsam und verloren auf die Wellen hinaus ruderten und hob dann die Hände zum Mund, um den Namen meines kleinen Bruders zu schreien.
Er hörte mich nicht und ich strengte mich an in der besser Dunkelheit zu sehen, meinen Blick zu schärfen.
"Taehyung!", brüllte ich ein weiteres Mal aus voller Lunge und brach am Ende abrupt ab, als ein familiäres Schwert sich gefräßig durch die Mitte meiner Brust bohrte, Rippen brach und mich mit einem gewaltsamen Ruck vorwärts beförderte. Ich keuchte geschockt auf, spürte wie der Schmerz mich an der Stelle zerriss und taumelte etwas, bevor ich den Blick wieder hob, stur geradeaus sah und noch einmal schrie, meine Lunge protestierend, dass ich mich nicht lieber um mich oder eher noch den Fremdkörper in meinem Leib kümmerte.
"TAEHYUNG!"
Das Schwert stieß weiter vorwärts, hob mich als einziges noch aufrecht, während das Heft kalt an meinem Rücken auflag, kaum noch eine Regung aus mir hervorrief, weil die Kälte und der plötzliche Blutverlust an mir zehrten.
Ich hob die Arme und wank, als Taehyung im Boot zu mir herumfuhr, meinen Namen zurückrief.
"Geh nach Grundil! Frag nach einem Mann namens Junmyeon!", schrie ich mit letzter Kraft, während hinter mir auch noch ein Gewitter ausbrach, der Regen das Schwert glitschig machte und ich darum kämpfte zu stehen, dunkle Ränder um mein Sichtfeld schwammen. "Sag jetzt nicht du bist Baekhyun.", murmelte eine vertraute Stimme hinter mir und ich hustete in Ironie, wusste genau, dass der brünette Mann hinter mir soeben einen gewaltigen Fehler begangen hatte.
"Taehyung!"
Ich besah mir die herzzerreissende Szenerie, wie Taehyung da unten ganz klein und verzweifelt zu mir aufsah und spürte einen Stich von Reue, weil ich ihm so vieles vorenthalten hatte, so vieles nicht erzählt und so vieles nicht gezeigt hatte.
Aber er würde leben. Und das war alles, das zählte.
"Pass gut auf dich auf!"
Damit fluchte die Gestalt hinter mir und ich schaffte ein kleines, sarkastisches Lächeln. "Er wird auch deine Geliebten leiden lassen.", flüsterte ich, während ich schon von der Klinge rutschte, die mir keinerlei Schmerzen mehr bereitete und der Mann hinter mir schien zu zögern. "Du bist für mich gekommen, richtig? Glaub mir, wohin auch immer diese beiden gehen, es hat nichts mit Yifan zu tun.", log ich meinen letzten Atemzug, dann fiel ich und schloss langsam die tränenden Augen.
Der Wind riss an mir, Regen klatschte mir kalt ins Gesicht, aber ich war ruhig, galt mein letzter Gedanke doch meinem Geliebten, dessen ehrlichen Lächeln unter feuerroten Haaren und wachen, braunen Augen.
Es tut mir leid, Chanyeol.
Dann traf ich auf und alles wurde schwarz.
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