IX. Letzter Tag

Jungkook Pov

"Es tut mir leid, dass ich dir ins Bein geschossen habe.", murmelte ich dem dubiosen Mistkerl zu, ohne die Augen von Taehyung zu nehmen, hielt einen gebührenden Sicherheitsabstand zu der Schlange, die um den schlanken Körper des anderen geschlungen war. "Passiert. Hauptsache Tae lebt noch." Auch er nahm den Blick nicht von Taehyung, der gerade den kleinen, hübschen Dämon vor Namjoons Worten schützte, der Rebell ständig mit Seokjin zu elterlichen Übereinstimmungen kommend. Dafür, dass Seokjin uns allen gegenüber anfangs ziemlich empfindlich reagiert hatte, passte er inzwischen gut rein, hatte schnell als Mutterfigur in unserer Gruppe Fuß gefasst.

Ich hatte mich fast an den Bändiger gewöhnt. Nein, streicht das, ich sympathisierte nur mit ihm. Ihm ging es kein Stück besser als mir, wurden seine Gefühle von Taehyung doch genauso übersehen, wie die meinen. Wir saßen mehr oder weniger im gleichen Boot, auch wenn ich ihm immernoch nicht traute, obwohl er Tae nun schon das zweite Mal gerettet hatte. Ich mochte ihn einfach nicht. Sein zufriedenes Grinsen, wenn Tae mit ihm sprach, die Hitze mit der er dem anderen hinterherstarrte oder wie sein Herz immer einen Satz machte, wenn er daran dachte mir Taehyung wegzunehmen, abzuhauen.

Er könnte Tae in den höchsten Turm sperren und Jongdae als Wachhund abrichten, ich würde sie dennoch beide besiegen und den Turm erklimmen, mir meinen Preis zurückholen. Sie hatten keine Chance.

Ich presste meine Zunge in meine Wange, als Taehyung dem Schwung von Hoseoks Hüften vollkommen offensichtlich nachstarrte, tauschte einen Blick mit Yoongi, der exakt dasselbe gedacht hatte, die Augen verdrehte. Ja, uns ging es ähnlich.

Wir machten dann noch eine Phase von Taehyung-hängt-etwa-vier-Zentimeter-vor-Jimins-Lippen-und-küsst-ihn-gleich!!! durch, fanden uns später beide komplett ausgewrungen von der Spannung und der Anstregung sich zurückzuhalten und sich nicht Taehyung zu schnappen, bevor ein anderer es tat. Wiederwillig kamen wir uns dabei näher, fanden in Taehyung eine gemeinsame Leidenschaft, die zu einem Teil die Wettkampffähigkeit in mir hoch kochen ließ und zum anderen einen Mitfühlenden in Yoongi fand.

Wir merkten uns, auf was wir achten mussten, kamen zum stummen Einverständnis Taehyung erst vor allen anderen fern zu halten und dann erst gegeneinander um ihn zu kämpfen.

Wenigstens schien er kein Interesse an Namjoon und Seokjin zu haben. Waren es schon mal nur drei Konkurrenten.

Ich behielt ein Auge auf Jimin, der sich irgendwann von Taehyung löste und mit Hoseok sprechen ging, es war ernst, wie es schien. Fast so, als würden sie sich kennen, als habe Hoseok gewusst, dass Jimin an diesem Abend hier sein würde.

Ich sah Taehyung zuletzt bei Seokjin und wahrte ihn sicher, bevor ich Namjoon zur Hilfe sprang, der die Schnüre seines Bündels versehentlich zerstört hatte, nun damit kämpfte nichts zu verlieren. Ich lachte etwas, als ich seinen vollkommen überwältigten Blick traf, kannte die tollpatschige und konfuse Seite von ihm besser als alle anderen und sammelte mit seiner Hilfe wieder alles zusammen, band alles wieder geschickt zu einem tragefähigen Objekt. Seokjin gesellte sich zu uns.

"Hey Jungkook.", sprach er mich ruhig an und ich wandte mich neugierig zu ihm um, hob fragend eine Braue. "Was ist grün, glücklich und hüpft über's Gras?", erkundigte er sich mit einem kaum verborgenen Lächeln und ich dachte kurz nach. "Eine Krötyey?", versuchte ich mein Glück und seine Mundwinkel zuckten nach oben. "Leider nicht, aber nicht übel. Noch ein Versuch?" Ich zuckte ratlos die Schultern und nun grinste er breit. "Eine Freuschrecke!", kicherte er los und Namjoon schnaubte belustigt, während ich kopfschüttelnd in mich hinein lachte.

"Jetzt denk an eine Zahl zwischen 1 und 7." Ich dachte an eine 2. "Multipliziere sie mit 14." Ich warf ihm einen verwirrten Blick zu und er lächelte weich. Nimm deine Zahl Vierzehn mal und zähle, was rauskommt." Ich zählte ein Weilchen, kam auf 28 und nickte dann fest, während Namjoon abwartend die Arme verschränkte. "Verdopple sie. Also nimm deine Zahl und nochmal deine Zahl zusammen." Auch das tat ich, kam auf 56. Gut, dass ich wenigstens zählen konnte.

Fand mein Vater immer wichtig. Wichtiger jedenfalls als mir zu sagen, dass die Frau, die ich mein ganzes Leben lang Mutter genannt hatte, nicht meine leibliche Mutter war.

Ich schnaubte etwas, dann sah ich wieder abwartend zu Seokjin auf. "Jetzt noch 9 dazu." 65, okay. "Nun schließ die Augen." Ich tat, wie mir geheißen, erwartete einen Trick, dass er wusste, woran ich gedacht hatte. "Dunkel, oder?", lachte er dann allerdings laut los und ich stand lachend auf, schlug etwas nach ihm, weil er mich getäuscht hatte. "Mathematiktraining, yeah.", stimmte Namjoon mit ein und wir rangelten noch etwas miteinander herum, bis mir plötzlich die drei Gestalten unten am Fluss ins Auge fielen.

Jongdae stand bei einem nahen Baum, den Kopf gehoben und zu Yoongi gewandt, der an seiner Seite lehnte, die Hände an Taehyungs Gesicht und den anderen innig küssend.

Ich erstarrte in der Bewegung, verwirrte damit Namjoon und den Hexer, die meinem Blick sofort folgten, wir alle zur Ruhe kamen.

In mir loderte das Feuer hoch und ich griff sofort nach dem Degen an meiner Hüfte, war sowas von bereit den dubiosen Mistkerl damit zu durchbohren, Wolf oder nicht.

"Nicht.", bat Seokjin schnell und griff nach meinem Arm, während auch Namjoon mich stützte, meine Hand hielt wo sie war. Ich erzitterte im Griff der beiden Männer, hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und verharrte dann, spitzte die Ohren, als der Geruch von Yoongis Blut zu mir hinüber driftete. Er roch nach Verlust, nach Trauer, nach Leid.

Skeptisch entspannte ich mich etwas, beobachtete, wie Taehyung sich wieder von dem anderen löste, noch etwas sagte und den Bändiger dann allein ließ.

Keiner von ihnen beiden sah so aus, als haben sie gerade die große Liebe gewonnen.

Meine beiden stummen Wächter ließen mich los, zogen sich zurück, als Taehyung sich den Weg zu uns nach oben bahnte, etwas gedankenverloren aussah. Ich verschränkte die Arme vorm Körper, erwartete ihn.

Es war das erste Mal, dass Yoongi nicht Taehyungs Rücken sehnsüchtig hinterherstarrte.

Ich biss die Zähne aufeinander, wusste, was er getan hatte und was es für ihn bedeutete, war allerdings nicht minder wütend auf Taehyung.

"Alles in Ordnung?", fragte er unschuldig, als ich seine Augen traf und ich nickte langsam. "Bestens. Kann es kaum erwarten nach Baekyhuns Freunden zu suchen.", knurrte ich ihn unnötig wütend an und ließ ihn dann stehen, hasste mich irgendwo selbst dafür Yoongi zu einer solchen Entscheidung gezwungen zu haben und noch immer so besitzergreifend Taehyung gegenüber zu sein.

Es war fies von mir, aber ein kleiner Teil von mir wollte all diese gutaussehenden Typen hier, die Tae von mir ablenkten endlich loswerden und ihn nur für mich haben.

Yoongi Pov

"Wie geht es dir?", fragte Namjoon mich in der Nacht zum ersten Mal, während ich die Knie an den Körper angezogen hatte, das Gesicht in den Armen vergraben. Es war anders als sonst. Ich hatte beschlossen den Stress in mich hinein zu fressen, statt meine Wut an ihm auszulassen. "Es tut weh. Aber so richtig. Sag mir, warum habe ich mir Taehyung nochmal nicht einfach geschnappt und bin abgehauen?" Namjoon ließ sich neben mir nieder, starrte nachdenklich in die Sterne hinauf. "Weil du ihn nicht verletzen willst." Stimmt, das war das. Ich konnte kaum atmen, der Schmerz, der einen zerriss, wenn man sich von seinem Prägungspartner abwandte zu viel für mich.

Jongdae war vor einiger Zeit im Wald verschwunden, ich hörte hin und wieder sein leidendes Heulen durch die Nacht schallen, von anderen Wölfen vielfach beantwortet werden.

"Hier. Lass mich helfen."

"Wut ist nicht die Lösung, Namjoon.", seufzte ich gerührt von seinen Mühen (naja) und hob den Kopf, als seine großen Hände auf meinen Knien zu liegen kamen, der Mann ruhig vor mir kniete. "Aber ich kann dich trotzdem ablenken. Vergiss ihn." Er erstickte weitere Proteste mit seinen Lippen, schaffte es mit einer ungeahnten Sanftheit meine Beine auseinander zu bekommen und mich zum Schweigen zu bringen, es zur Abwechslung mal auf sich zu nehmen sich zu unterwerfen und hatte damit auch Erfolg.

Ich kam zur Ruhe, schaffte es wenigstens für eine kurze Weile zu vergessen.

Youngbae Pov

"Hallooo, Ungeziefervernichtung hier, hat Euer Hund Flöhe??", klopfte ich lauthals in Mart an der Tür eines gewissen Sehun Oh und tatsächlich wurde mir geöffnet. "Woher wisst Ihr-" Ich drängte mich sofort an ihm vorbei, kaum war die Tür offen, streifte meine schwarze Kapuze vom Kopf. "Sehun Oh, Chanyeol Park." Ich verbeugte mich flüchtig vor den beiden. "Mein Name ist Taeyang. Ich bin hier, um euch im Namen des Druiden Junmyeon davon in Kenntnis zu setzen, dass Männer auf dem Weg hierher sind, die kommen, um Euch zu töten." Ich sah kurz zwischen den Geist und dem Hundehybriden umher. Zweiterer musterte mich scharf, roch womöglich den Palast an mir und ich gab ihnen mein überzeugendstes Lächeln.

Der Hundemann tastete kurz nach der telepathischen Verbindung, die er vermutlich zu dem Druiden hatte, zog in Unwillen die Brauen zusammen, bevor er etwas lächelte.

"Er kommt hierher, Sehun... Tae, er kommt her." Sehun hob den Blick zu dem anderen, gab ihm ein warmes Lächeln.

"Es sind die gleichen Leute, die auch Baekhyuns Tod verschuldet haben... Behaltet Ihr ihn lange hier, wird er sterben. Ich bin nicht berechtigt mich ihm zu zeigen." Ich wedelte etwas mit den Flügeln, um meinen Punkt zu untermalen. Die beiden tauschten einen Blick, dann nickten sie mir zu. "Wir kümmern uns um ihn. Schickt Ihr ihn zu uns."

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