II. Der Bändiger

Yoongi Pov

Stumm beobachtete ich den hübschen Jungen beim einsamen Lagerfeuer, las in seinem lichtumspielten Gesicht ab, wie die Trauer und Unsicherheit seine Züge zeichneten und sorgenvolle Falten in seine Stirn legten. Er und seine beiden Gefährten waren am vergangenen Morgen in meinem friedlichen Wald eingefallen, hatten sämtliche Tiere in helle Aufruhr gebracht und mich aus meinem Schönheitsschlaf gerissen. Aus schmalen, feindseligen Augen beobachtete ich also den sonderbaren Jungen am Lagerfeuer, der nach Mensch und Blutelf roch, versuchte mir einen Reim auf die magische Energie zu machen, die seinen unwissenden Gliedern anhaftete. Seine Tasche enthielt ebenfalls mit Magie bearbeitete Gegenstände, ließ mich meine Augenbraue in Skepsis weiter zusammenziehen.

Mit einem Winseln stieß Jongdae meinen Arm mit seiner länglichen Schnauze an und geistesabwesend hob ich die Hand, um ihm durchs weiche Fell zu streicheln, graue Haare mit langen Fingern zu entknoten. "Er ist hübsch, nicht?", fragte ich den Wolf leise und mit einem Knurren stimmte er mir zu, hatte schon jetzt einen Narren an dem elfenhaften Geschöpf gefressen. "Er wird blind werden, wenn er weiter so starrt.", sinnierte ich nachdenklich, überlegte mir die folgende Panik, wenn der Bursche auf einmal kein Augenlicht mehr hatte, weil er es mit dem des unbarmherzigen Feuers ausgelöscht hatte.

Der Kleine zitterte merklich, schien sich der Kälte nicht ganz bewusst, oder zumindest aus noch eisigeren Gegenden zu stammen. Ich beobachtete scharf, wie er die Beine an den Körper anzog und die Arme auf den Knien verschränkte, noch tiefer und verlorener in die Flammen starrte, während Jongdae immer drängender an mich stieß, wollte, dass ich das atemberaubend schöne Geschöpf vor uns warnte, bevor es leiden musste.

Ich fluchte unterdrückt, als Jongdae sanft, aber warnend meinen Arm biss, warf dem Tier einen finsteren Blick zu, bevor ich meinen Arm wieder freiriss.

"Sieh länger ins Licht und rechne mit dem Verlust von dem deiner Augen.", murrte ich drauf los, um den aufgebrachten Wolf zu beruhigen, verkniff mir ein Lachen, als der Junge beinahe vor Schreck in die Luft sprang. Seine Hand glitt ungeübt zu seiner Tasche, tastete darin etwas herum, bevor sie sich um etwas zu schließen schien, seine Haltung angespannt. Nonchalant blieb ich, wo ich war, streichelte nun wieder Jongdae, der das weitere Geschehen ruhig betrachtete.

Mit einem Seufzen wandte der Fremde sich wieder ab, nachdem wir ihm verborgen geblieben waren, für ihn ein bloßes Trugbild erschienen. Wenigstens sah er nicht mehr direkt ins Feuer, ein kleiner Trost. Dennoch erschien er mir als ziemlich unruhig, bedrückt und bekümmert, weswegen ich mich an Jongdae wandte, eine Hand über sein weiches Ohr bewegte. "Wir verfolgen sie.", versprach ich dem Tier leise und er grinste mich bloß glücklich an, bevor er es sich bequem machte, damit wir in der Nacht über den Jungen wachen konnten.

-

Tags drauf hatte Mister Gutaussehend keine gute Laune.

Seine beiden Freunde waren sich bei ihrem nächtlichen Training näher gekommen, hatten einen Bund geschlossen, den der Jüngste gebraucht hatte, um nicht in seiner Einsamkeit verloren zu gehen. Aber mein hübsches Ziel war ausgelassen worden und das sah man ihm an.

Er schien nicht zu merken, wie eifersüchtig er dem Blutelf und dessen fröhlichen Geplänkel mit dem zweifelhaften Rebell hinterherstarrte.

Seine starken Augenbrauen waren in Unmut zusammengezogen, die vollen Lippen in ein Schmollen verzogen und das dichte, blonde Haar verdeckte seine gesenkten Augen, die erboste Blitze ins Erdreich schickten.

Ich saß auf Jongdaes Rücken und ruhte mich etwas von meiner schlaflosen Nacht aus, während wir dem Trio folgten, Jongdae Gefallen fand an der Jagd.

"Er gehört nicht dir.", erinnerte ich den Wolf streng, als er kurz davor war aus dem Gebüsch heraus und dem armen Jungen auf den Rücken zu springen und Jongdae knurrte mich nur ignorant an, war bereits der festen Überzeugung in dem hinreißenden Mann seinen Lebensgefährten gefunden zu haben.

Der Tag verstrich einfallslos und abends versteckten wir uns ein weiteres Mal in den vertrauten Wäldern, während der einsame Mann kümmerlich am Feuer saß, direkt ins blendende Licht starrte.

Der Junge seufzte, wieder stieß Jongdae mich hektisch an, wollte nicht, dass seinem neuen besten Freund etwas geschah und ich schloss mich dem resignierten Seufzen an, schien zu laut gewesen zu sein, denn der Junge fuhr ein weiteres Mal zu mir herum, die Augen direkt auf den Fleck gerichtet, in dem wir in der Finsternis standen. Jongdae stupste mich ermutigend an und widerwillig zeigte ich mich, kam leerer Hände aus dem schützenden Dunkeln hervor, da es nichts brachte ihm weiter heimlich hinterherzuschleichen.

Wie ein Reh starrte er mich aus hübschen, weiten Augen an, schluckend sah er an mir auf und ab, während ich nur wartete, Jongdaes genugtuendes Grollen auslendete.

Meins.

Sein eigenes!

"Schon wieder allein?", versuchte ich Jongdae aus meinem Kopf zu bekommen und der Schein des Lichtes tanzte über die schmächtige Gestalt des Jungen, seine schmalen Hüften und starken Beine. In Staunen ließ ich die Hände sinken, fand selbst ebenfalls Gefallen an dem Jungen.

"Folgst du uns?", quietschte er in einer normal abgrundtiefen Stimme und Jongdae schurrte beinahe in Wohlwollen. Ich lachte auf, bekam einen aberwitzigen Drang diese Stimme zu zerstören, als Wrack zurückzulassen, der einzig und allein von Jongdae ausging.

"Ich lebe hier.", stellte ich schnell klar, versuchte menschlich und sozial rüberzukommen, dem Wolf und dessen Genen in mir Einhalt zu gebieten.

Ich entfernte mich von Dae, ging auf Nummer sicher, Abstand zwischen ihn und mich zu bringen und setzte mich neben den hübschen Jungen, der aus der Näher nur noch faszinierender wurde. An seiner Nasenspitze war ein entzückendes Muttermal, sein Zwilling direkt unter seinem linken Auge. Die Augen selbst waren von einem seltenen Onyx, warm und weich in seinem symmetrischen Gesicht. Seine zartrosanen Lippen hoben sich etwas, als ich keine Feindschaft zeigte.

"Du bist eine Dryade?" Das Interesse leuchtete in seinem Blick auf und ich konnte gar nicht anders als Gefallen daran zu finden, mich etwas überlegen seinen beiden Freunden zu schicken, die beschlossen hatten ihn aus den Augen und für mich frei zugänglich zu lassen. "Nein, Nein. Eher eine Art Tiertyp." Nun, ein stinkender Hybrid war ich nicht, es war vorhersehbar, dass er darauf kam.

"Ein Bändiger?", jubelte er viel zu laut und ich fluchte in mich hinein, er war zu niedlich und kratzte mich unentschlossen am Kopf.

Ich war mir ziemlich sicher, dass der große Ritter es mir arg übel nehmen würde, wenn er zurück käme und mich vorfände, der den Jungen so hart nahm, dass ihm hören und sehen verginge.

Keine gute Idee.

"Ja.", hielt ich mich also schlicht und hielt dann die Luft an, als der Junge näher rutschte, den Geruch nach Winter und Ferne mit sich brachte, meine Sinne verschleierte. "Wie heißt du? Was zähmst du so? Bist du zufällig für eine Reise nach Mart offen?", bombarierte er mich mit Fragen, während ich noch das Verlangen mich auf ihn zu werfen hinabkämpfte und mit einem vorsichtigen Lächeln gab ich ihm Antwort.

Ich versuchte bescheiden zu sein, ihm weiß zu machen, dass ich noch ahnungsloser Anfänger war, auch wenn ich mein gesamtes Leben nie etwas anderes getan hatte, als Bestien zu zähmen. Einen Versuch ist es wert einfach und gutherzig zu sein.

Unnötig zu sagen, dass der Junge sich erst vor Jongdae erschreckte und dann absolut begeistert von dem überheblichen Wolf war. Am Ende versprach ich es doch sie zu begleiten, hatte ich doch nur noch größeres Interesse an dem ungewöhnlichen Menschlein entwickelt.

-

Am nächsten Tag half ich ihm seine Freunde zu erschrecken, hielt ich es doch für angemessen Rache zu üben. Wer wusste, was den Jungen angegriffen hätte, wenn ich nicht da gewesen wäre, sie waren absolut unverantwortlich.

Nicht weiter schlimm also, dass ich es Dae überließ den Jungen zu erschrecken und mir für meinen Teil erlaubte die Peitsche aus Taehyungs Tasche zu entwenden, sie zu nutzen den störrischen Ritter auf Trab zu halten.

Nachdem wir beiden also einen gehörigen Schrecken eingejagt hatten und ich zufriedengestellt grinsend in ihre Gruppe aufgenommen worden war, hasste der Ritter mich absolut, fühlte sich verunsichert und bedroht von meiner Präsenz. Aber er hatte ja den Blutelf, Jungkook, der seinem Geruch nach eigentlich mehr zu Taehyung gezogen war, jedoch von dem eigensinnigen Grübchenmann auf Trab gehalten wurde.

Warum dann also nicht Jungkook behalten und mir Taehyung überlassen?

Jedenfalls war Jongdae zufrieden und still, soange ich nur wortlos neben dem Jungen hergehen und ihn anstarren konnte, das reichte mir.

Vorerst.

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