Rote Augen
Aphira spürte wie sich Krallen in ihren Arm bohrten. Völlig überrascht zappelte sie und sah wie sie beide schon nach wenigen Flügelschlägen ziemlich weit oben sind. Ein Knoten bildet sich in Aphiras Bauch als die Schlachtstätte unter ihren Füßen immer kleiner wurde, bis sie kaum noch zu sehen war. Sie musste lautstark würgen und sah angestrengt geradeaus.
Der unaufhörliche Regen prasselte gegen Aphiras Kleidung wie kleine Geschosse. Schon nach wenigen Minuten war sie bis auf die Knochen nass und bibberte.
Wolken strichen ihr sanft durchs Gesicht und hinterließen feuchte kleine Tropfen auf ihrer Wange. Adrenalin wurde durch ihren Körper gepumpt. Große Angst machte sich in ihrem Körper breit. Sie presste ihre Augen zu, bis es wehtat und zwang sich, nicht nach unten zu sehen. Nach einiger Zeit machte sie ihr rechtes Auge zaghaft auf. Der Wind hatte ihre Haare in alle Richtungen verteilt und das Stechen in ihrer Brust war stärker geworden. Schmerhaft krampfte sie sich zusammen, als wieder Blut aus den schon teilweise verkrusteten Wunden lief. Starker Wind brauste in ihren Ohren und ließ alle anderen Geräusche verstummen. Nach einem ziemlich langen Flug, mangelte es Aphira langsam an Kräften. Allzuoft konnte sie ihren Kopf vor Anstrengung nicht mehr halten und er sackte nach unten. Kleinste Bewegungen mit Armen oder Beinen schmerzte höllisch zwischen ihren Rippen. Müde sah sie über sich, um die Gestalt auszumachen, welche sie verschleppte. Alles was sie sah, war lediglich Schwärze. Nur die kräftigen schwarzen Krallen, die in ihre Arme schnitten konnte sie erkennen. Mittlerweile fühlten sich ihre Arme so an, als ob sie in einem Schraubstock gedreht worden sind. Das einzig beruhigende waren die regelmäßigen Flügelschläge, welche Aphira schon fast in den Schlaf wiegten. Fühlt sich so der Tod an? Bin ich vielleicht sogar schon Tod?
Sie drehte ein wenig ihr Handgelenk, was sie sofort bereuen sollte. Ein brennendes Schwert schien Aphira in die Rippen zu stechen und sie holte scharf Luft.
Ich dachte da hat man keine Schmerzen! Fluchte sie innerlich. Ihre Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt und jetzt sah sie unter sich viele Bäume. Ihr Grün schimmerte gespenstisch im Licht des Mondes. Zwischen den einzelnen Baumstämmen vernahm sie nichts als Dunkelheit. Auf einmal hörte sie ein lautes Schnauben über sich. Sie sah hoch und erkannte in der Schwärze der Nacht eine Dampfwolke, die in grau aufstieg.
Jetzt waren Aphrias Sinne wieder geschärft. Diese unbedeutende Handlung ließ sie wieder klar denken. Was habe ich mich da hängen lassen?! Ich habe diese Tragödie überlebt und jetzt soll mich dieser Drache töten? Dass ich nicht lache!
Warum lebe ich denn dann eigentlich noch? Er hätte mich schon früher aus dieser Höhe werfen können, was soll der lange Flug? Aphiras Kopf arbeitete auf Hochtouren.
Habe ich seinen Freund getötet und er will mich abseits töten? Nein, er hätte mich dort getötet.
Noch während sie nachdachte, spürte sie einen Ruck in Richtung Boden. Überrascht sah sie auf und atmete japsend ein. Die Bäume kamen mit ihrem Glanz immer näher. Der starke Wind fror ihr Gesichtein und sie umklammerte mit der Hand fest ihren Degen. Selbst wenn es wehtat, mit dem Schwert fühlte sie sich stark. Als ob man sich an die Hoffnung zu überleben klammern würde. Sie hörte wie Baumnadeln und Blätter an den Flügeln verfingen und abbrachen. Die Krallen lösten sich langsam von ihrem Arm und setzen Aphira vorsichtig ab. Nun ja, die rechte Kralle war sehr gefühlvoll, die linke drückte eher nochmal zu und schmiss sie zu Boden. Die schwarzen"Schraubstöcke"hatten rote Quetschungen auf Aphiras Armen hinterlassen. Sie rieb sich den rechten Arm, in dem auch ihr Schwert war. Sie stand gebückt auf beiden Beinen und versuchte Selbstbewusst zu wirken, es war vollkommen still im Wald. Der Geruch von Kiefern stieg in ihre Nase und benebete sie ein wenig. Der erdige Boden gab unter ihr nach und das weiche Moos war vom Regen noch rutschig. Ihr Kleid war inzwischen ziemlich zerfetzt und klebte an ihr wie eine zweite Haut. Sie sah sich hektisch um. Da hatte es doch gerade geraschelt. Sie ging ein paar Schritte nach hinten und stieß gegen etwas Festes. Warte, das war kein Baumstamm! Ihre Augen wurden groß als sie sich umsah. Sie war sich sicher, dass gerade noch zwei stechend rote Augen sie angesehen hatten! Jetzt war da nichts mehr. Der Drache verschmolz geradezu mit dem dunklen Grauen des Waldes. Der Mond drang mit seinen kümmerlichen Strahlen nicht annähernd an diesen Ort. Die Stille machte sie nervös, kalter Schweiß lief ihren Rücken herunter. Aphira ignorierte den schreienden Schmerz in ihrem Oberkörper und versuchte so gut wie möglich, alles wahrzunehmen. Plötzlich fing es an zu dampfen. Die weißen Schwaden hüllten sie vollkommen ein und der schon sowieso kaum mögliche Blick wurde ganz getrübt. Nervös lief sie seitlich hin und her. Ihr Herz war das einzige Geräusch welches sie wahrnahm. Sie biss sich auf ihre Lippe. Langsam lichtete sich der Nebel.
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Aphira die schwarze Gestalt besser erkennen zu können. Bisher war sie sich nur sicher, dass ihr Gegenüber ein Mann war und einen Helm - und wahrscheinlich auch eine Rüstung trug. "Wer bist du?", flüsterte sie
Stille
Den Degen auf ihn gehalten fragte sie nochmal mit brüchiger Stimme.
"Wer bist du?", mit ihren braunen Augen sah sie ihn durchdringend an. Immer noch keine Antwort. Sie hörte wie er näher kam. Er gab sich keine Mühe in irgendeiner Weise zu schleichen sondern stapfte durch den Boden. Jeden Schritt den er näher kam, weichte Aphira zurück. Er merkte das und kam nun immer schneller und bestimmer auf sie zu. Ängstlich zuckte sie zusammen als sir das bemerkte, drehte sich um und stürmte los. Äste und Gebüsch zerkratzen ihr Gesicht und ihre Arme. Sie stöhnte schmerzhaft und musste sich zu jedem Schritt zwingen. Langsam begann ihre Umgebung zu verschwimmen. Im dunkeln schienen weiße Punkte zu kreisen und sie musste sich gegen das Gesicht klatschen um wach zu bleiben. Aphira wich das ganze Blut aus dem Gesicht, als sie spürte wie eine warme Hand die ihre streifte. Sie versuchte noch schneller zu laufen, doch sie drohte umzufallen. Sie hielt sich noch gerade mit beiden Händen auf den Beinen und prustete vor Erschöpfung.
Viel zu spät merkte sie, wie vor ihr eine kleine Klippe war. Benommen lief sie stur geradeaus ohne auf ihre Umgebung zu achten.
Der sie verfolgende Schatten konnte schon sehen, dass da vorne ein Abgrund war. Er machte einen kleinen Bogen um Aphira - damit sie ihn nicht sah - und überholte sie.
Aphira spürte wie sie fiel. Ihr Körper schwebte und fühlte sich plötzlich so frei von Schmerz. Sie machte die Augen zu, wie tief es runter war? Sie hatte keine Ahnung.
Zwei warme Arme schlungen sich um ihren geschundenen Körper. Überrascht riss sie die Augen auf und konnte eine rauchige Note an ihm riechen. Die zwei Arme pressten sie gegen seine Brust. Ihr Gegenüber war ganz schön groß! Sorgsam hielt er ihren Kopf fest an sein Herz gepresst. So kullerten sie den Berg runter.
Es war nicht tief, doch das Metall der Rüstung kratze auf dem Boden. Auf weichem Gras gelandet verschnauften beide eine kurze Weile. Dann riss Aphira die Hand des Fremden weg und kroch einige Meter weg. Sie hielt sich einem Baum fest und stand auf, ihre Schmerzen waren vom Adrenalin wie weggeblasen.
Vielleicht wollte er mich nur schützen um mich mit eigenen Händen töten zu können.
Dieser Gedanke fraß sich in ihrem Kopf fest. Ängstlich hielt sie immer noch den Degen fest in den Händen. Auch der Mann schien sich aufzuraffen. Er ächzte auf und streckte sich erstmal. Suchend blickte er sich um, bis seine rotgetränkten Augen Aphira entdeckten.
"Wer bist du?", fragte sie nun nochmal, sein Helm verlieh ihm absolute Anonymität. Sie sah, wie seine großen Hände langsam über seinen schwarzen Helm strichen. Er nahm ihn ab und schüttlete erstmal sein pechschwarzes Haar, bevor er sie grinsend ansah. Ein Kribbeln machte sich in Aphira breit.
"Jiro!"
Er musterte Aphira.
"Wer denn sonst du Dummchen", fuhr er sie an. Lächelnd sah sie ihn an.
"Kann doch keiner wissen du Vollpfosten", fauchte sie zurück.
Jiro ging schnellen Schrittes zu ihr. "Was ist passiert?", fragte er ruppig und sah besorgt auf ihr von blutgetränktes Kleid. Aphira wurde rot. Er war ihr viel zu nah. Beschämt entgegnete sie : "Nichts, alles in Ordnung"
Er sah sie skeptisch durch seine Augen an. Wieso musste er diese hammertollen Augen haben?! Diese Tiefen, sprudelden, leidenschaftlichen Augen.
"Wenn nichts ist....", fing Jiro an und kam noch näher. Er setzte sich ihr gegenüber und kam mit seinem Gesicht nah zu ihrem. Sehr nah. So nah, dass sich ihre Nasenspitzen berührten. Jiro drückte sie gegen den Baumstamm und sie musste sich ein schmerzhaftes Stöhnen verkneifen und biss sich auf die Lippe, die schon blutete. Mit seinem Körper presste er ihre Rippen noch mehr zusammen
Er kam immer näher mit seinem Körper. Jiro war voller Muskeln, und doch so feingliedrig. Aphira hatte das Gefühl, durch die Rüstung hindurch seine starke Brust erkennen zu können und wieder stieg ihr Blut ins Gesicht. Peinlich berührt wendete sie den Kopf ab aber sie konnte nur hoch sehen. Seine breiten Schultern versperrten ihr den Blick und sie konnte nur in sein absolut perfektes Gesicht sehen. Das Rot in seinen Augen schien zu brennen. Es brannte nicht so stark wie bei den wahnsinnigen Drachen, von gerade sondern sie schienen normal zu sein.
"dann kann ich doch beruhigt das machen", grinste er los und zog sie zu sich. Mit diesem diabolischen Lächeln nahm er ihr Gesicht in die Hände. Aphira schluckte schwer und versuchte ihre Röte zu vergeben. Umsonst. Diese Augen nahmen sie gefangen, das Feuer in ihnen steckte sie an. Sie wollte auch so brennen, auch so leidenschaftlich.
Jiro schien zu merken, wie sie gefangen war von seinen Augen. Mit seinem rechten Zeigefinger, fing er an über ihre Lippen zu fahren. Aphiras Bauch krampfte sich zusammen als er das tat und sie sah ihn nur verwirrt an.
Er murmelte :"Eins", und schien sich auf ihre kleine Aufschürfung zu beziehen. Dann fuhr er weiter runter. Aphira begann zu zittern und spürte wie er einen kleinen Kreis um die schon fast verheilte Bisswunde fuhr. Nervös zuckte sie zusammen, das hatte ganz schön wehgetan damals. Doch er fuhr weiter, unter das Schlüsselbein. Sie wurde immer röter, je weiter er runter kam. Schließlich fuhr er über ihre Brüste.
Aphira wollte sofort seine Hand wegschlagen, doch er sah nicht wohin er fuhr, er sah nur sie an.
"Bitte , das geht mir entschieden zu weit!", maulte sie ihn ernst an. Erst jetzt sah er runter.
"Ach, das waren schon deine Brüste?! Ich hab da gar nichts gespürt...", flüsterte er ihr keck zu. Rot vor Wut und Peinlichkeit nahm sie sich zusammen. Hob ihre Hand und scheuerte ihm eine.
Jiro schien schon damit gerechnet zu haben und sah sie wieder gütig an.
"Auf sowas stehst du also...auf SM spielchen?", fragte er belustigt und Aphira wurde noch roter.
"NNnein", stammelte sie.
Doch Jiro fuhr weiter mit seinem Finger. Er erreichte ihre Rippen. Sie musste aufkrächzen als er über den ersten Stich fuhr.
"Zwei", hauchte er.
Er machte gnadenlos weiter, Aphira wund sich unter ihm und wollte ihn wegstoßen aber keine Chance. Ihre zweite Wunde brannte noch mehr, als er sie auch nur einen Hauch berührte. Sie schrie auf, als er sie umfuhr. "Drei", zählte er weiter.
Dann deutete er auf ihren Fuß
"Vier ... nein warte, sagen wir fünf" Er zauberte einen kleinen Krug aus einer Tasche hervor. Er spuckte fünfmal rein. Angewiedert sah Aphira ihm zu.
"Was machst du da?", fragte sie
Er sah die Flüssigkeit nochmal an, stand auf und nahm irgendein Blatt von einem Busch. Dann schlenderte er wieder zurück und gab ihn Aphria. Sie schüttlete den Kopf
"Was soll ich denn damit?", sie lachte bitter.
"Ja was wohl", er verdrehte die Augen
"Es trinken natürlich!", fuhr er sie scharf an.
Jetzt war auch das falsche Lächeln aus Aphiras Gesicht gewichen. "Ich soll nicht ernsthaft deine Spucke trinken"
"Das ist ja ekelhaft!", schrie sie ihn jetzt ein wenig an.
"Deshalb ist ja das Minzblatt drinnen", maulte er sie zurück an und zeigte auf das schwimmende, grüne Etwas inmitten der Flüssigkeit.
"Oder gehts dir wieder gut?", keifte Jiro sie an.
Jiro ertastete nochmal ihre Wunden im Oberkörper. Kem es nur ihr so vor, oder waren seine Augen noch röter geworden.
Leuchtend rot.
"Aber dir gehts ja wie ich sehe prächtig", grinste er. Aphira sah ihn schmerzverzerrt an.
"Bitte, hör auf.", hechelte sie und appellierte an sein Mitgefühl. Er sah sie kalt an.
Aphria erschauderte, irgendwie wirkte er wie ausgewechselt. Das Brennen in seinen Augen war verschwunden nur blutiger wirkten sie. Kälter.
Jetzt stieß er seine Faust in ihre Brust.
Sie japste nach Luft und warf den Kopf nach hinten. Es schmerzte extremst. Mehrere giftige, brennende Dolche schienen in ihren Oberkörper gestochen worden zu sein. Jiro stand auf, ängstlich sah sie darauf, wie er wackelnd sein eines Auge verdeckte.
"Es ...es tut mir leid, Aphira", rief er geistesabwesend. Seine Augen schienen sich wieder normalisiert zu haben. Nervös blickte sie auf Jiro.
"Was war das?", fragte sie.
"Nicht mehr ich selbst"
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