Kapitel 9
Irgendwas riss mich aus meinem Schlaf und ich blinzelte müde.
Die Vorhänge meines Bettes waren nicht komplett zugezogen, aber es war dunkel.
Mein Gehirn war noch nicht wach genug, um herauszufinden, ob ich gestern die Vorhänge geschlossen hatte, oder ob es draußen Nacht war.
Um mich herum raschelte etwas Leises und ich hörte Stimmen.
Alles fühlte sich irgendwie unreal an und ich war mir ziemlich sicher, dass ich träumte.
Ich richtete mich ein wenig auf, so dass ich auf meinem Elenbogen abgestützt im Bett lag und durch die Schlitze der Vorhänge sehen konnte.
„Nein, nein, das muss da hin", hörte ich eine piepsige Stimme und ein kleines Wesen flog meine Schuhe durch die Luft, während am Boden ein anderes Ding eines meiner Kleidungsstücke trug.
Eine Weile beobachtete ich stumm das rege Treiben, ehe ich mich erschöpft wieder ins Bett sinken ließ und mir die Decke über den Kopf zog.
Selbst für mich und meine Träume war das hier ein wenig skurril. Aber nachdem ich den letzten Tag in einem unterirdischen Gewölbe verbracht hatte und mich mit Drachenknochen und seltsame Stimmen herumschlagen musste, war dieser Traum gar nicht mehr so verrückt. Vielleicht nur ein wenig seltsam.
Ein leises Klopfen sorgte dafür, dass ich erwachte und dieses Mal fluteten einzelne Sonnenstrahlen mein Zimmer. Sie hatten sich durch einzelne Spalten in den Vorhängen gekämpft und malten nun in meinem Zimmern förmlich Kunstwerke.
Gähnend setzte sich mich auf und rieb mir die Augen, als die Tür auch schon auf ging.
Jemand trat in den kleinen Vorraum, der mein Schlafzimmer von der Eingangstür abtrennte und kurz darauf betrat Kian mein Zimmer. Gefolgt von Daliah, die ein Tablett bei sich hatte.
„Deine Schuluniform", erklärte Kian schmunzelnd und legte sie mir auf das Bett.
„Essen. Sarah meinte, du hast noch nichts gegessen, seit du hier bist", murmelte Daliah und trat auf mich zu, um mir das Tablett zu reichen.
Sarah hatte Recht, aber irgendwie war ich auch nicht sonderlich hungrig.
Dachte ich, doch mein laut knurrender Bauch schien das anderes zu sehen.
Mein Blick glitt auf das Tablett. Es gab Obst, geschnittenes Gemüse mit Dip und eine Schüssel Suppe. „Ich bin doch nicht erkältet", erklärte ich, nachdem ich an der Suppe gerochen hatte. Hühnersuppe!
Kian lachte. Es klang wie Musik. Auch Daliah lachte leise mit. „Nein, aber trotzdem ist es besser, als sofort irgendwas, was dein Bauch vielleicht nicht verträgt", beharrte Kian. Ich seufzte. So sei es.
Weil ich keine Lust hatte, über meine Essgewohnheiten zu reden und Hunger hatte, beschloss ich einfach zu esse.
Die Suppe war wirklich gut und mit dem meisten Obst und Gemüse konnte man mich schon immer locken.
Ich leckte meine Lippen. „So Vorspeise alle. Wo bleibt der Hauptgang?", wollte ich neugierig wissen. Als würde eine Hühnersuppe das Loch in meinem Bauch stopfen! Ich habe über 24 Stunden nichts gegessen.
Kian und Daliah warfen sich einen Blick zu. „Venom hatte Recht", murmelte sie und ich hob eine Augenbraue, ehe ich zusah wie Kian zum Fenster schritt und es öffnete.
„Hey Venom", rief er nach unten und ich verdrehte die Augen. Stand dieser Typ wirklich unter meinem Fenster und rauchte? Wahrscheinlich.
Kian holte etwas aus seiner Tasche und ließ es fallen.
Ich stöhnte. „Sag mir nicht ihr habt gewettet."
Kian drehte sich zu mir um und lächelte entschuldigend. Ich schüttelte den Kopf.
Ich kannte Venom und Kian noch keine 24 Stunden und hatte trotzdem das Gefühl schon in ihre Gruppe aufgenommen worden zu sein.
Und sie waren eine wirklich merkwürdige Gruppe. Venom schien mit Daliah nicht so gut klar zu kommen, aber so wie sich Kian und sie unterhielten, mochten sie sich wohl. Zumindest war das mein erster Eindruck.
„Ich werde dir noch etwas holen", erklärte mir Kian mit einem Lächeln, das ich erwiderte. Er wollte gerade mein Zimmer verlassen, als Venom mit einem Tablett auftauchte, das er krachen auf meinen Nachttisch stellte.
„Sarah hat mir das in die Hand gedrückt. Ehrlich, wenn du so viel frisst ist es kein Wunder, dass du so viel Speck vor dir her trägst", erklärte er mir belustigt und ich schnaubte.
„Ich wiege 60 Kilo. Wenn du die nicht tragen kannst, solltest du mehr ins Fitnesscenter", konterte ich, worauf er mich angrinste, als würde er mich gleich fressen wollten.
Er hatte echt schöne Zähne! Was? Warte, nein. Wieso himmelte ich jetzt seine Zähne an!
„Ich mache Schwertkampf Pass also auf, dass du mir nicht versehentlich in die Klinge läufst. Genug Fläche zum Treffen habe ich ja", drohte er spielerisch und ich kräuselte, in dem Versuch nicht zu lachen die Lippen.
„Ein großes Ziel brauchst du wohl, um zu treffen", erklärte ich belustigt und er zog die Augenbrauen verärgert zusammen.
Jetzt musste ich doch lachen. Als Schwertkämpfer konnte ich ihn mir gar nicht vorstellen. oder vielleicht doch. Oberkörperfrei...
Nein, Aurora. Lass das!
Um mich von meinen Gedanken ab zu lenken griff ich nach dem Tablett und dem verdeckten Teller. Eine Wärmeglocke war schon sehr praktisch.
Schon der Geruch sagte mir, was es war und doch war ich sehr erfreut und auch ein wenig überrascht, als ich das Schnitzel mit den Pommes und Pilzen entdeckte.
Hungrig leckte ihr mir über die Lippen. Das war doch ein Essen!
Davon würde ich wenigstens satt werden.
Schnell griff ich nach meiner Gabel und begann zu essen.
Venom lachte auf. „Eine reine Fressmaschiene", erklärte er und ich zeigte mit der Gabel, auf der noch ein Stück Fleisch hing und vollem Mund auf ihn.
Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, beugte er sich zu meiner Gabel vor und zupfte mit seinem Mund das Stückchen Schnitzel, das noch daran steckte, ab.
Entgeistert blickte ich ihn an, ehe sich mein Blick verfinsterte.
Mein Essen!
Venom lachte auf. „Oh dieser Blick. Möchtest du mich gerade schlagen?", traute er sich zu fragen.
Mein Essen!
Ich griff verärgert nach hinten und packte das erste, was ich fand und warf es nach ihm.
Das Kissen traf sein Gesicht und er taumelte etwas zurück, ehe er mich perplex anstarrte.
Ich schnappte nach Luft und blinzelte überrascht.
Seine Augen!
Ich hatte seine Sonnenbrille von seiner Nase geschossen und nun blickte er mich mit giftgrünen Augen an!
Giftgrün mit geschnitzten Pupille!
Mir rieselte ein Schauer über den Rücken, doch ich konnte meinen Blick nicht von diesen reptilienhaften Augen wenden.
Sie waren gruselig, aber gleichzeitig wunderschön.
Ich hatte in meinem Leben noch nie etwas so faszinierendes gesehen, denn sie waren eindeutig echt.
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Danke fürs Lesen. Würde mich über Kommis und Votes freuen, wenn es euch gefallen hat.
Hörbuch wird auf Grund von Krankheit nachgereicht
Wörter: 1030
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