Kapitel 37

Ein beißender Geruch drang in meine Nase und sorgte dafür, dass sich mein Magen umdrehte, doch bevor ich mich übergeben konnte, wurde der Geruch schwächer und stöhnend öffnete ich die Augen. Sofort bereute ich es, als helles Licht in meine Augen schien und die Kopfschmerzen nur noch verschlimmerte.

Meine Hand wanderte zu meinem Kopf und ich konnte gedämpft Stimmen hören. „Sie ist aufgewacht", sagte jemand und es ruckelte seltsam. Auch andere Geräusche drangen an mein Ohr und ich fragte mich, ob ich wirklich einen Motor hörte.

Erneut versuchte ich zu blinzeln und erkannte dann Venom und Kian, die irgendwie neben mir saßen. Kian hatte ein kleines Fläschchen in der Hand, das er jedoch wieder verkorkt hatte.

Was war passiert?

Ein wenig benommen versuchte ich meine Umgebung wahrzunehmen und stellte fest, dass ich mich in einem Auto, oder eher Kleinbus befand. Wo kam der her und wo waren wir?

Mein Gehirn begann nur langsam wieder zu arbeiten und es dauerte etwas, bis ich begriff, was passiert war.

Ich hatte Meggy getötet!

In mir machte sich ein stechender Schmerz breit und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

„Ganz ruhig", murmelte Kian und legte seine Hand auf meine Schulter, um mich beruhigend zu streicheln. Doch es brachte nichts. Es konnte mich einfach nicht von dem Bild ablenken, das ich vor Augen hatte.

„Wo sind wir?", fragte ich mit heiserer Stimme. Nicht, weil ich es wirklich wissen wollte, aber ich wollte mich von den Bildern und den Gedanken ablenken.

Mühsam versuchte ich mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

„Wir sind in einem Wagen auf den Weg in die Pampa, damit wir nach weiteren Drachen suchen können", erklärte eine bekannte Männerstimme neben mir und ich wandte den Kopf und erblickte Jack. Erneut stiegen in mir die Erinnerungen hoch. Ich musste ihn zu Tode erschreckt haben. Wie konnte er nur so ruhig neben mir sitzen? Er musste mich hassen. Ich hatte seine Freundin getötet.

Mein Atem ging erneut schneller, obwohl ich noch immer versuchte mich zu beruhigen. Eine Panikattacke zu bekommen war jetzt wahrscheinlich nicht sonderlich günstig. Aber wann war sowas schon günstig!

„Andere Drachen?", fragte ich mühsam gefasst, auch wenn ich das Gefühl hatte meine Stimme wäre nur ein raues Krächzen.

Aber man schien mich zu verstehen.

„Ja, Venom kam auf die Idee, dass wir die Kinder der anderen Drachen suchen gehen", erklärte mir Kian und ich versuchte das erste Mal das Innere des Wagens wirklich wahrzunehmen.

Er war groß und es gab zwei Reihen Dreisitzer.

Vorn am Steuer saß ein schwarzhaariger Mann, an den ich mich erinnerte, da er Jack und Meggy beschützt hatte. Neben ihm Venom.

Kian und Jack saßen neben mir, doch ich war mir sicher, dass ich Daliah, Angelica und Sarah ebenfalls gesehen hatte.

Ein wenig steif drehte ich mich um und entdeckte sie hinter uns auf einer Sitzreihe. Ein wenig erleichtert, dass es scheinbar keine weiteren Verletzten und Toden meinetwegen gab, wandte ich mich wieder um und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Venom mit durch den Rückspiegel hindurch anblickte. Er trug seine Sonnenbrille nicht.

„Ist Dornröschen wieder erwacht?", fragte er mit einem schiefen Grinsen und kurz regte sich in mir das Bedürfnis etwas darauf zu erwidern, doch dann machte sich wieder Resignation in mir breit und ich schwieg.

„Wie soll das aussehen?", fragte ich und klang selbst in meinen Ohren recht monoton.

Kian versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln. „Er kam auf die glorreiche Idee als kleine Band durch die Lange zu streifen. Musik lockt magische Wesen an", erklärte Kian.

„Ich kann nicht singen, oder spielen", war alles, was ich darauf sagte. Musik war schön, aber im Moment interessierte es mich herzlich wenig. Genau genommen interessierte es mich nicht einmal, dass wir andere Dachen suchen wollten. Eigentlich wollte ich damit nichts zu tun haben, doch ich schien keine andere Wahl zu haben.

„Das macht nichts. Mit Daliah als Sängerin und Venom an der Gitarre und mich am Schlagzeug reicht das schon, um an den Wettbewerben teilnehmen zu können", erklärte Kian und ich zuckte die Schulter.

„Gut", sagte ich, doch ich konnte Kian ansehen, dass er ein wenig besorgt war. Aber auch das interessierte mich nicht sonderlich.

Stattdessen lehnte ich mich zurück, schloss die Augen und versuchte alles um mich herum auszublenden. Dabei spürte ich ein leichtes Pulsieren von Macht und brachte diese sofort mit den Spiegel von Aurelania in Verbindung.

Dieser Spiegel sollte angeblich Wünsche wahr werden lassen. Ob er stark genug war, um Meggy wieder zurück zu bringen? Wahrscheinlich nicht.

Ich war nicht naiv genug, um zu glauben, dass es eine Macht gab, die Tode zurück zu bringen vermag. Außerdem hatte ich genug Filme gesehen in denen so etwas richtig schief gegangen war und das wollte ich Meggy nicht antun.

Das war alles nur geschehen, weil ich zugelassen hatte, dass diese seltsame Kraft mich ausfüllte. Ich würde ihr nie wieder erlauben so etwas mit mir zu tun. Nie wieder. Die Gefahr meine Freunde damit zu verletzten war viel zu groß. Ich entschloss, dass es das erste und auch letzte Mal war, dass ich diese Form angenommen hatte. Es war mir egal, ob es ein Teil von mir war, oder nicht. Ich würde ihn nicht akzeptieren!

Der Wagen wurde langsamer und ich spürte, wie die Straße holpriger wurde. Ich war nicht neugierig genug, um die Augen zu öffnen, dennoch konnte ich sagen, dass wir langsamer wurden und wahrscheinlich gleich irgendwo halten würden. Womöglich eine Ampel.

„Wir sind da", verkündete Odin mit seiner tiefen, rauen Stimme und ich rang mich doch durch die Augen zu öffnen.

Draußen war es dunkel und ich sah nur etwas, weil die Scheinwerfer des Wagens an waren. Scheinbar waren wir nicht in einer Stadt, denn dann wäre es heller gewesen. Aber ich erkannte dennoch so etwas wie ein Haus. Ein Dorf vielleicht, oder eine abgelegene Herberge?

Es war mir recht egal was es war, aber als wir hielten, ging nicht nur bei einem Haus das Licht an und ein paar Leute blickten aus den Fenstern.

Als ich mich schließlich auch aus dem Wagen begab, bemerkte ich, dass die Blicke nicht gerade freundlich waren.

Daliah wirkte ängstlich, versuchte mir aber aufmunternd zu zulächeln. Irgendwie gefiel es mir nicht, dass sie mich behandelten, wie ein rohes Ei. Aber gleichzeitig war es mir auch so egal, dass ich keinen Grund sah Energie darin zu verschwenden mit den anderen darüber zu reden. Es war leichter es zu ignorieren.

Genauso, wie ich die Blicke der Dorfbewohner ignorierte.

Sarah blieb bei uns stehen, während Odion auf ein größeres Tor zu lief, über dem ein Schild angebracht war. ‚Herberge zum schwarzen Wald'

Nicht sonderlich einladend, aber mir sollte es egal sein. Generell hatte ich nicht einmal wirklich etwas dagegen, wenn ich im Auto schlafen musste. Von der Tatsache abgesehen, dass ich nicht vor hatte zu schlafen. Im Schlaf kamen nur die Träume und ich wollte nicht Träumen. Die Wahrscheinlichkeit von Meggy zu träumen war zu groß. Und zugegebener Maßen war ich nicht müde.

Odin betrachtete das Tor und fand dann scheinbar die Klingel. Als er sie betätigte zuckte ich unweigerlich zusammen, denn das Geräusch war ziemlich schrill.

Die Blicke der Menschen hinter den Fenstern wurde noch misstrauischer.

„Wir sind hier, weil es hier Anzeichen für magische Wesen gibt", flüsterte mit Kian zu und ich konnte Venom aus den Augenwinkeln sehen. Er wirkte zwar irgendwie ruhig, aber auch kampfbereit, während er auf Daliah und mich zu lief.

„Warum schauen die so?", wollte ich wissen und Kian zuckte die Schultern. Ich hatte auch nicht wirklich angenommen, dass er mir eine Antwort geben konnte. Immerhin sah er genau so viel wie ich. Nahm ich zumindest an. Oder vielleicht sah er auch mehr. Immerhin war er ein Engel. Aber wenn dem so war, wollte er es mir definitiv nicht erzählen.

Odin klingelte erneut und die Tür öffnete sich, ehe ein älterer Mann ihn misstrauisch musterte.

„Guten Abend, wir haben ein Zimmer reserviert. Wir sind die Band, die an dem Talentwettbewerb teilnehmen möchte", sagte er sehr höflich und wurde erneut gemustert, ehe der Mann auch die anderen musterte und sich ein wenig zu entspannen schien. Es bildete sich sogar so etwas wie ein Lächeln auf seinen Lippen.

„Verstehe. Kommt doch herein", bat er und öffnete auch die zweite Tür.

Odin deutete auf den Wage. „Können wir den irgendwo hinstellen? Leider habe ich keinen Parkplatz gesehen", erklärte er weiterhin höflich, fast schon freundlich und ich hörte das Rauschen on Blättern, das so charakteristisch für Magie war. Dabei war es komplett windstill.

Der alte Mann nickte und Sarah legte mir eine Hand auf die Schulter, um mich an Odin vorbei zu schieben, während dieser mit dem Herbergenbesitzer zu klären schien, wohin der Wagen konnte.

Die Herberge war recht alt und das Gebäude hatte einen ganz besonderen Charme und war sehr gut gepflegt.


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