Kapitel 34

Rauch umfing mich und trieb mir die Tränen in die Augen, während ich Mühe hatte richtig Luft zu holen. Feuer knisterte vor sich hin und es roch verbrannt. Sofort stieg Panik in mir auf und ich versteifte mich, als Erinnerungen an meine frühste Kindheit auf mich einstürzten, die ich nicht verstand.

Venom zog mich noch fester an sich und in seiner Hand erschien sein Schwert, das er beschützend vor sich hielt, während seine Wärme meinen zitternden Leib ein wenig beruhigte.

Ich war vor Panik noch immer wie erstarrt und fragte mich, ob wir vielleicht so etwas wie eine Zeitreise gemacht hatten. Oder in einem parallelen Universum gelandet waren. Auf alle Fälle wollte ich nicht glauben was ich sah. Denn das, was ich durch den Rauch hindurch wahrnehmen konnte, waren fleischgewordene Albträume.

Nicht weit von mir lag ein blutiger, abgetrennter Arm. Fast daneben etwas, was wohl mal ein Mensch gewesen sein musste. Ich schluckte, um den Würgreiz zu unterdrücken.

Venom fuchtelte ein wenig mit dem Schwert umher. Wahrscheinlich um den Rauch zu vertreiben, doch ich wusste, dass es nichts bringen würde. Dachte ich zumindest. Als wäre Venom Schwert ein Fächer erzeugte er einen leichten Wind, der den Rauch von uns trug und die Sicht frei machte, auf ein riesiges Schlachtfeld. Ich schnappte erschrocken nach Luft, als ich noch mehr Leichen sah.

Mir war bewusste, dass mir alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war und ich Mühe hatte nicht ohnmächtig zu werden. Meine Atmung ging unregelmäßig und ich wollte dieses Bild einfach nicht glauben. Ich zwang mich dazu durch den Mund zu atmen, um diesen Gestank nicht mehr ertragen zu müssen.

„Ich glaube dort ist Kian", flüsterte Venom mir zu und deutete in eine andere Richtung. Ein Teil einer Mauer war zu erkennen und ich fragte mich wozu diese wohl gehörte. Ich konnte es nicht erkennen. Das ganze Schulgelände wirkte so fremd und falsch.

Nickend, wenn auch noch immer heftig zitternd, folgte ich Venom langsam und leise. Hoffentlich ging es Kian gut und Venom hatte nicht nur seine Leiche gefunden. Das zählte auch für meine anderen Freunde. Ich konnte nur hoffen, denn die Wahrheit würde ich nicht ertragen.

Venom bog um einige Trümmer, ehe er stehen blieb. „Bleib hier", befahl er mit fester Stimme und ich erkannte Kian und Daliah in ein paar Schritten Entfernung. Sie waren am Leben und eine riesige Angst fiel von mir ab. Wenigstens jemand.

Sie wehrten sich gegen Etwas, was aussah wie ein zu groß geratenes Frettchen mit Flügeln. Es spie Feuer, welches von Daliahs Buch geblockt wurde. Aber nur bedingt.

Neben ihnen lag Sarah. Ihre schwarze Flügel ausgebreitet und zerfetzt. Sie selbst bewusstlos.

All das nahm ich wahr, während Venom Daliah zu Hilfe eilte und noch etwas nahm ich wahr. Da war ein weiterer Angreifer, der von hinten kam. Niemand sah ihn. Niemand würde ihn aufhalten!

Ich wusste nicht warum, aber als mir klar wurde, dass ich alles verlieren würde was ich noch hatte, waren meine Beine schon los gelaufen und ich rannte mitten in den Angriff hinein und auf Venom zu. Dieser wirkte sichtlich schockiert, als ich mich mit weit von mir gestreckten Händen in seinen Rücken stellte und so versuchte den Angriff wenigstens ein wenig zu verhindern. Wenn sie starben dann ich mit ihnen!

Doch soweit kam es nicht. Ich hörte ein leichtes Summen und das Tanzen von Blättern im Wind, als sich die Magie des Angriffs entlud und auf ein Schild traf, das sich um uns aufbaute.

Ich erkannte Aurelanias Spiegel, der vor mir erschienen war und für einen Moment hatte ich das Gefühl, als würde etwas in mich eindringen. Dann folgte mein Körper nicht mehr meinen Gedanken, sondern bewegte sich wie von selbst.

Ich hob die Hände und der Spiegel erstrahlte. Ein Lichtstrahl schoss aus ihm hervor und direkt auf den zweiten Angreifer zu. Da ich keine Ahnung hatte, was ich gerade machte, fühlte ich mich hilflos, aber was auch immer hier geschah, es rettete mir wohl gerade das Leben.

Fauchend zog sich das Wesen zurück und flog einen Kreis, um es erneut zu versuchen. Meine Hände streckten sich zur Seite und der Spiegel erstrahlte erneut.

Dieses Mal schimmerte das Schild rötlich und kurz darauf flammte Feuer um uns herum auf, das sich wie eine Mauer um uns legte. Die Flammen züngelten hoch genug, um dem Wesen gefährlich zu werden.

Ich hatte das Gefühl, als würde jemand anderes in meinem Körper stecken. Das war ein wenig gruselig, aber dieser Jemand rettete meine Freunde, daher war es in Ordnung. Versuchte ich mir immer wieder einzureden, um die Angst zu besänftigen, die in mir aufstieg.

Ich sah also weiter zu, wie man mit dem Spiegel umgehen musste, während Venom hinter mir ebenfalls kämpfte. Ich konnte Metall auf Metall hören und so wollte mich gerne umdrehen, doch ich konnte nicht. Daliah unterstützte ihn, während Kian mit der Behandlung von Sarah begonnen hatte. Leider konnte ich das alles nur aus den Augenwinkel betrachten, da sich mein Kopf einfach nicht drehen wollte!

Ein erneuter Lichtblitz entwich dem Spiegel und das Wesen zischte verärgert und wurde dann von einem Feuerball getroffen. Es drehte ab und flog kreischend davon.

Es dauerte nicht lange, da gab auch das Wesen, das Venom angriff, auf und wir konnten durchatmen. Die fremde Präsenz, die meinen Körper eingenommen hatte, zog sich zurück und auf einmal fühlte ich mich unglaublich schwach. Der Spiegel verschwand und ich ging schwer atmend auf die Knie.

„Aurora", rief Kian und ließ von Sarah ab, um zu mir zu kommen. Ich verstand nicht warum, denn in meinen Augen war noch immer Sarah diejenige, die am schwersten verletzt war. Aber wahrscheinlich war das wieder so ein Drachending, das ich nicht verstand.

„Alles in Ordnung, kümmer dich um Sarah", keuchte ich leise und ich sah Kians zögern. Dennoch nickte er und ging meiner Anweisung nach. Wunderbar. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Sarah starb!

„Was ist mit den anderen?", fragte Venom schwer atmend und stützte sich auf sein Schwert ab. Es glühte noch ein wenig rot, aber das Feuer, das ich während des Kampfes bemerkt hatte, züngelte nicht mehr um das Schwert herum.

Seine Frage veranlasste mich die Gegend genauer zu betrachten. Es gab viele Leichen, doch ich erkannte keine bekannten Gesichter. Nur flüchtige Bekannte, denen ich über den Weg gelaufen war. Doch das hieß nichts. Es gab auch Leichen, die so verkohlt waren, dass ihre Herkunft nicht mehr deutlich zu erkennen war.

„Angelica und Odin sind nicht weit. Ihre Verteidigung war recht gut", antwortete Kian, der sich weiter um Sarah kümmerte. Mein Blick glitt zu Venom und dieser nickte mir zu.

„Lass uns nachschauen", schlug er vor, auch wenn er nicht sonderlich begeistert darüber schien, dass ich mitgehen würde. Aber er konnte nicht leugnen, dass ich hilfreich und stark war. Auch wenn ich nicht genau wusste, wie ich das gemacht hatte.

Langsam folgte ich Venom und behielt dabei Kian, Daliah und Sarah in Auge. Schließlich lichtete sich der Rauch etwas und ich erblickte einen großen Mann mit langen schwarzen Haaren, der Aurelanias Spiegel in den Händen hielt und mit diesen ein Schutzschild erschaffen hatte, um zwei seltsame Schattengestalten davon abzuhalten auf zwei der Schüler los zu gehen. Meggy und Jack!

Ich fragte mich gerade warum er Aurelanias Spiegel nutzen konnte, als mich erneut diese fremde Macht packte und von mir Besitz nahm.

Meine Füße bewegten sich schneller und ich rannte auf Odin zu. Der Wunsch ihn zu schützen kam nicht von mir, erfüllte mich aber trotzdem.

Aurelania kannte diesen Mann, daran bestand kein Zweifel. Wer war er?

Im Rennen griff ich nach der Macht des Spiegels und dieser reagierte sofort. Helles Licht erstrahlte und verteilte sich prismaartig über die Ebene. Die Schattenwesen kreischten auf und lösten sich auf.

Mein Blick wandte sich zu Odin und in dessen dunklen Augen erkannte ich die flammende Aura um mich herum.

„Aurelania", formten seine Lippen dann war die Macht, die mich lenkte plötzlich verschwunden und ein heftiges Klopfen machte sich in meinem Kopf breit. Mein Körper schien alle seine Kraft verbraucht zu haben, denn meine Glieder würden plötzlich unnatürlich schwer und ich hatte Mühe aufrecht stehe zu bleiben.

Sofort war der Lehrer bei mir und stützte mich, noch bevor Venom oder Kian daran denken konnten. Wie schnell er war erschreckte mich.

„Geht es Euch gut?", fragte er und mich störte die förmliche Anrede. Die Sorge in seiner Stimme nahm ich nur am Rande wahr.

„Ich weiß nicht", murmelte ich und war auf seine Hilfe angewiesen, weil sich alles drehte.

Irgendwo erklang ein lauert Schrei und ich wusste, dass wir angegriffen wurden, doch ich hatte das Gefühl mein Körper würde mir nicht mehr gehorchen. Ich blickte auf und mein Blick veränderte sich schlagartig.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top