Kapitel 27
„Es tut mir wirklich leid", murmelte Meggy, ehe sie mit den Kopf ein Stück im Wasser versank und uns mit ihren großen, tiefbraunen Augen an, als könnte sie keiner Fliege etwas zu leide tun.
Jack lachte und bespritzte sie mit Wasser, bis das Mädchen sich mit einem leisen Schrei komplett ins Wasser rettete und ein Stück tauchte.
„Das ist nicht deine Schuld, du kannst ja nichts dafür", versicherte ich. „Außerdem ist es hier doch auch schön", fügte ich hinzu, ehe ich mit einem Grinsen den aufgeblasenen Wasserball nahm, der neben mir lag und ihn nach Jack warf. Ich traf sogar einen Kopf, doch der Ball prallte einfach ab und ich bekam Jacks Aufmerksamkeit. Somit konnte Meggy ein wenig verschnaufen, auch wenn ich dafür nun mit Wasser beschossen wurde.
Schnell sprang ich auf, da ich am Beckenrand gesessen hatte und zog mich ein Stück zurück, so dass Jack mich nicht erreichen konnte. Dieser lachte noch immer und nun mischte sich auch Meggy ein, um mich zu verteidigen.
Jack wurde unter einer Ladung Wasser begraben, als sich Meggy am Rand festhielt und ihre Füße dazu nutzte, große Wellen zu erzeugen. Dennoch lachte Jack einfach herzhaft weiter.
Ich entschied mich, dass ich das nächste Mal mit Daliah mitgehen würde. Immerhin waren auch sie meine Freunde und ich wollte Zeit mit ihnen verbringen. Irgendwie.
Langsam kam ich wieder auf das Wasser zu, um mich zu Jack und Meggy hinein gleiten zu lassen.
Wir spielten eine Runde Wasserball und dann entschieden wir den Abend mit einem ruhigen Essen ausklingen zu lassen.
Also kletterten wir aus dem Becken und Meggy zog sich bereits in die Umkleidekabinen zurück, als Jack mich an meiner Hand davon abhielt ihr zu folgen.
Verwirrt blickte ich zu ihm und konnte unter dem Lächeln einen leicht traurigen Ausdruck ausmachen. „Du weißt, was die Voraussetzungen sind, damit man in die Stadt darf, oder?", fragte er leise und das Lächeln wurde schief. Ich nickte.
„Ich vermute es", spezialisierte ich und senkte meine Stimme. „Das man weiß, woher man kommt", fügte ich leise hinzu und so ungenau, dass nicht jeder sofort wissen würde, über was wir eigentlich sprachen.
Jack nickte. „Heißt dass, du kommst ursprünglich auch aus Dragon Hill, oder Dragonia?", wollte er leise wissen.
Dragonia? Noch nie gehört, aber vermutlich ebenfalls ein Ort in der magischen Welt.
Ich zuckte die Schultern. „Ja. Das wurde mir zumindest erzählt. Ich bin mir selbst nicht ganz sicher", verkündete ich und nun legte Jack den Kopf schief.
„Dann bist du nicht so alt", bemerkte er und ich verzog etwas den Mund. Frauen sollte man nie auf ihr Alter ansprechen! Und ich war eine von ihnen, die das nicht mochten!
Jacks Lächeln wurde noch eine Spur schiefer. „Ich bin schon über hundert Jahre alt", verkündete er mir leise und ich blickte ihn mit großen Augen an. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, erzählte er weiter. „Werwölfe altern zwar recht schnell. Fast schon menschlich, aber dann bleiben wir auf einer Entwicklungsstufe stehen. Sehr lange Zeit. Daher habe ich vorher schon viele Jahre in Dragonia gelebt. Bis...", hier schüttelte er den Kopf und erschauderte. „Sarah rettete mich damals und so beschloss ich hier auf der Erde zu leben. Ich habe es erst allein versucht, aber es ist so anders. Dann kam ich hier auf die Schule", erklärte er leise und lächelte nun fröhlicher. „Es ist mein Zuhause und ich komme immer mal wieder vorbei, um ein paar Stunden, oder Schuljahre mitzunehmen."
Ich blinzelte überrascht. Das waren echt viele Informationen!
„Meggy ist auch auf dieser Schule, dann ist sie auch magisch", behauptete ich. Es war zwar nur eine meiner Vermutungen, aber Jacks Nicken bestätigte mich in meiner Annahme.
„Aber sie ist noch nicht erwacht. Die Stadt, die wir besuchen wollen, wimmelt vor magischen Wesen. Es ist so zu sagen unsere kleine Welt auf der Erde. Menschen sind dort nicht willkommen und für jemanden, der noch nicht erwacht ist, kann es zu einem ziemlichen Schock führen", erklärte mir Jack und ich nickte nachdenklich.
„Hey ihr beiden! Wollt ihr noch weiter flirten, dann gehe ich jetzt", erklang Meggy Stimme und irgendwie wirkte sie ein wenig gereizt. Da bemerkte ich, dass ich ziemlich dicht an Jack stand und wir uns die ganze Zeit angesehen hatten. Verdammt! Für Meggy musste es so ausgesehen haben, als hätten wir uns geküsst!
Schnell trat ich zurück und lächelte. „Danke für die Erklärung", entgegnete ich so laut, dass Meggy es hören konnte und lief dann auf Meggy zu, um mit ihr in der Umkleide zu verschwinden.
„Es ist wirklich nichts passiert", versuchte ich die Blonde zu beschwichtigen, denn sie hatte mir anvertraut, dass sie Jack mochte. Sehr. Auf die Art und Weise, wie ich es nicht tat. Es war kaum zu übersehen, dass sie ihn anhimmelte, oder sich zumindest von ihm angezogen fühlte. Je nachdem in welcher Gefühlslage sie gerade war.
Sie verzog ein wenig den Blick, nickte aber und ließ ein wenig die Schultern hängen. „Ich glaube er mag die", murmelte sie und wirkte nicht erfreut darüber. Ich lächelte sie aufmunternd an, während ich mich abtrocknete und meines Badeanzugs entledigte.
„Ich habe kein Interesse an ihm", erklärte ich ihr. „Er ist ein guter Freund, aber nicht mehr", versicherte ich und zog mich an, ehe ich meine Schuluniform noch einmal glatt strich. Weil ich sah, dass Meggy mir noch immer nicht glaubte, versuchte ich es anders. „Er ist wegen dir hier geblieben. Hätte er mit mir alleine sein wollen, wären wir in die Stadt gegangen", erklärte ich leise und nun begann Meggy zu strahlen.
„Denkst du das wirklich?", fragte sie und ich sah die Hoffnung in ihrem Blick. Wer konnte es ihr verübeln? Jack war ein netter, lustiger Kerl. Nur leider nicht mein Typ. Oder eher zum Glück, denn so hatte Meggy freie Bahn und ich wollte sie nur ungern daran hindern. Die beiden würden ein gutes Paar abgeben.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als mir eine Idee kam. „Weißt du was, das nächste Mal gehe ich mit Daliah in die Stadt, dann hast du Jack für dich alleine", flüsterte ich ihr zu, ehe ich ihr auch noch zu zwinkerte. Sofort wurde Meggy rot im Gesicht. Das war so süß!
Ich hoffte nur, dass das eine gute Idee war.
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