Kapitel 23
Jack führte uns hinaus aus dem Hauptgebäude und durch den Garten. Ich fragte mich warum ich so etwas wie eine Schwimmhalle nicht gesehen hatte, als ich den Garten erkunden war, doch als Jack auf einen recht dichten Wald zu trat, wusste ich auch warum.
Das Gebäude war so bewachsen, dass es wie ein Berg wirkte. Ein Berg mit einer Tür, die kaum zu sehen war.
„Es war wohl ursprünglich eine Art Gartenschuppen, der umgebaut wurde", mutmaßte Jack.
„Es hat etwas magisches", hauchte Meggy und ich konnte es mir nur mit Mühe verkneifen, ihr zu erklären, wie magisch es hier eigentlich war. Doch ich ging davon aus, dass beide noch keine Ahnung davon hatten, dass sie magische Wesen waren. So wie ich, als ich hier angekommen war.
Jack öffnete die Tür und wir traten auf eine Treppe, die aus Stein gehauen war. Auch die Wände waren kaum bearbeitet und so wirkte sie nicht sonderlich einladend.
Es sah irgendwie aus, wie ein Schacht, der zu einer alten Miene führte. Vielleicht von Zwergen erschaffen? Möglich war es.
Ich schluckte und gab mir Mühe das klaustrophobische Gefühl zu verdrängen, das sich aufbaute, während wir immer tiefer liefen. Dann plötzlich wurde alles unglaublich groß.
„Das war wohl eher ein Weinkeller", bemerkte ich nüchtern und wiederlegte so Jacks Theorie, dass es nur ein Gartenschuppen war.
Jack grinste. „Oder so", stimmte er schulterzuckend zu und ich erkannte einige Wände, die neu waren und dennoch irgendwie hier hinein passten.
„Da geht es zu den Umkleidekabinen und Duschen", erklärte Jack und zeigte auf die jeweiligen Türen, dann ging er weiter gerade aus. Ich musterte die Wände und die Türen. Es wirkte nicht unbedingt wie in einem Schwimmbad, aber auch nicht so ausladend, wie es in einem Keller hätte wirken sollen. Dennoch fehlten mir die Kacheln, die auf Schwimmbad hindeuteten. Der Stein war auf Dauer doch sehr eintönig.
Unsere Schritte hallten an den Wänden wieder und mir stieg der Geruch von Chlor, vermischt mit Meerwasser in die Nase.
Dann traten wir in einen Raum der mehrere Becken besaß. Die Wände waren aus poliertem Stein und reflektierten das Wasser und die bunten Lichter von den Wänden.
Es waren keine gewöhnlichen Lampen, sondern kugelförmige Lampen, die in unterschiedlichen Bereichen verschiedene Farben hatten.
Es war, als würde man in eine Welt voller Magie treten.
„Oh da sind ja Fische drin", bemerkte Meggy plötzlich und ich trat auf sie zu, um in das Becken zu blicken.
Sie hatte Recht. Da waren nicht nur Fische, sondern auch Pflanzen und es war tief! Ich konnte den Boden gar nicht sehen. Fast wie ein Teich im Garten. Nur ohne Garten.
„Da darf man auch drin schwimmen", erklärte Jack und hockte sich an den Rand, um mit dem Fingern im Wasser zu spielen.
Vielleicht gab es hier Meerjungfrauen, oder ähnliche Wesen die Wasser brauchten?
Mein Blick glitt umher und ich nahm die Details und die Atmosphäre der Umgebung in mich auf.
„Habt ihr Lust schwimmen zu gehen?", fragte Jack und ich blickte ihn verblüfft an.
„Aber ich habe keinen Badeanzug", protestierte ich und Jack grinste. Er erwartete doch nicht ernsthaft, dass wir nackt ins Wasser gingen, oder in Unterwäsche?
„Das ist kein Problem. Man kann sich welche leihen", erklärte er und Meggy verzog ein wenig den Mund.
„Wie unhygienisch", murmelte sie und verzog etwas das Gesicht.
„Nicht wirklich. Sie sind neu und wir können sie behalten", grinste er. „Handtücher gibt es auch."
Ich lächelte zögerlich. Das klang ziemlich gut. Also führte Jack uns wenig später zu einem großen Schrank mit Badeanzügen, Handtüchern und anderen Dingen, die man in einem Hallenbad brauchte.
Kurz darauf fand ich mich bei einer Partie Wasserball wieder, die es wirklich in sich hatte.
Das Wasser spritzte und unser Lachen hallte an den Wänden der Halle wieder.
Selbst Meggy, die in diesen weißen Badeanzug noch mehr wie eine Schaufensterpuppe wirkte, lachte fleißig mit.
Es war bereits spät am Abend, als ich wieder in mein Zimmer zurückkehrte.
Meine Tasche mit Aurelanias Spiegel stellte ich auf den Stuhl, um den Spiegel schließlich hervor zu holen und auf dem Nachttisch zu stellen. Dann begab ich mich ins Bad, um mich schnell zu waschen und dann völlig erschöpft ins Bett zu verkriechen.
Ich war so erschöpft, dass ich davon ausging, dass ich die Nacht ruhig und ordentlich schlafen würde, doch da hatte ich mich getäuscht.
Es war gerade einmal zwei Uhr nachts, als ich schweißgebadet in meinem Bett erwachte. Noch immer einen Schrei auf den Lippen und mein Körper verkrampft vor Angst.
Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust und ich sah mich mit weit aufgerissenen Augen um. Ich starrte die leuchtenden Zahlen meines Weckers eine Weile an, bis ich sie überhaupt richtig sah und die Information verarbeiten konnte.
Nur langsam beruhigte sich mein Herz, als mir klar war, dass ich in Sicherheit war.
Keine seltsamen, chimärenhaften Monster, die mich fressen wollten.
Mit steigen Glieder schälte ich mich aus der Bettdecke, die mir keinerlei Wärme zu spenden schien und machte mich auf ins Bad, um mich von dem Schweiß zu befreien, der dafür sorgte, dass meine Nachtwäsche an meinem Körper klebte und sich ekelhaft anfühlte.
Ich wusch mich und zog mir einen grauen Jogginganzug an.
Mir war bewusst, dass ich diese Nacht nicht wieder einschlafen konnte. Nicht bei der Angst, die ich verspürte, wenn ich Schatten erblickte.
Selbst im Bad hatte ich ständig wieder Angstschübe und das nur, weil die Gardine hin und her wehte, weil Luft durch das gekippte Fenster ins Bad drang.
Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht und versuchte mich zu beruhigen, doch es half nicht viel.
Vielleicht sollte ich ein wenig an die frische Luft und laufen, bis ich erschöpft war?
Hier konnte mir immerhin nichts geschehen. Auf dieser Schule war ich sicher und der Garten war wunderschön um diese Jahreszeit.
Ich atmete tief durch und schnappte mir eine Jacke, falls es doch schon zu kalt sein sollte.
Dann machte ich mich auf den Weg nach draußen.
Es gab keine offiziellen Ruhezeiten und man konnte durch das Gelände laufen, wann immer man es wollte. Daher machte ich mir auch keine Gedanken von einem Lehrer angehalten und zurück in mein Zimmer geschickt zu werden.
Als ich hinaus in den Garten trat, kam mir die kühle Nachtluft entgegen, die ich sofort einatmete, als wäre ich gerade fast ertrunken.
Sie füllte meine Lunge und ich zog die Jacke etwas enger um mich, als mir doch etwas kälter wurde.
Vielleicht war das aber auch gut, denn so wurde ich ein wenig wacher und sah nicht mehr überall in den Schatten böse, gefährliche Wesen.
Mein Blick glitt umher und ich nahm die Schönheit der Nacht in mich auf.
Es war sternenklar und nicht nur einmal blickte in hinauf in den Himmel, um diesen Anblick zu genießen.
Meine Füße trugen mich fast schon automatisch durch die Gärten, vorbei an wunderbar duftenden Blumen, bis hin zu dem Bereich, in dem jeder Jahrgang seinen Baum gepflanzt hatte.
Ich wusste nicht, warum mich meine Beine hier her führten, aber ich beruhigte mich ein wenig und konnte die Stille der Nacht genießen.
Gerade, als ich mich auf einer Bank niederlassen wollte, sah ich in der Dunkelheit etwas aufglimmen und musste lächeln. Schien, als wäre ich nicht die einzige, die in der Nacht nicht schlafen konnte.
Schlendernd setzte ich meinen Weg in eine etwas andere Richtung fort und erreichte Venom, der lässig auf einer Bank saß, sich mit den Armen auf der Lehne abstützte und genüsslich eine rauchte, während er in den Himmel blickte.
Ich war noch einige Meter entfernt, als er die Hand hob und seine Zigarette aus dem Mund nahm, um den Rauch aus zustoßen. Dann hob er den Kopf und blickte mich mit seinen giftgrünen Augen an, die in der Nacht leuchteten, wie die einer Katze.
Keine Sonnenbrille? Das war ungewöhnlich für ihn.
„Hast du dich verlaufen, Kleine?", fragte er neckend und ich schnaubte.
„Ich kann nicht schlafen", antwortete ich und ließ mich von ihm nicht provozieren.
Venom hob eine Augenbraue. „Ach und ich dachte du hast mit den Kindern genug gespielt und bist jetzt erschöpft und verkriechst dich in dein warmes Bett, anstatt hier draußen durch die kalte, kalte Nacht zu laufen, wo man dich ganz einfach wegschnappen könnte", sagte er mit einem Unterton in der Stimme, der mich kurz inne halten ließ. Hörte ich da so etwas wie... Eifersucht?
Nein, da musste ich mich irren. Oder doch?
„Jack und Meggy sind ganz nett", sagte ich und fragte mich wirklich, was dieser Unterton in Venoms Stimme sollte.
Ich würde es wohl nie erfahren. Also trat ich auf ihn zu und ließ mich neben ihm nieder. Seinen fragenden Blick ignorierte ich einfach.
„Wie war das Training?", wollte ich wissen und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr es mich ärgerte, dass ich nicht dabei hatte sein dürfen.
Venom zuckte die Schultern. „Gut", war alles, was er sagte. Wie informativ! Aber wahrscheinlich würde ich von ihm nicht mehr erfahren.
„Warum kannst du nicht schlafen?", fragte er und ich entschied auf dieselbe Art zu antworten, wie er. Kurz und uninformativ.
„Darum", erklärte ich schulterzuckend und er hob erneut eine Augenbraue.
„Hat das kleine Mädchen Albträume?", fragte er und zog mich mit seiner Stimme auf, auch wenn er mich nicht einmal anblickte. Er hatte den Blick gen Himmel gerichtet und schien etwas zu beobachten, was mir verborgen blieb.
„Jeder hat doch mal Albträume", sagte ich und gestand sie damit gleichzeitig ein. Ich schämte mich nicht dafür. Warum auch? Wahrscheinlich war dieses Wesen, von dem ich träumte, ein lebendig gewordener Albtraum.
Venom schnaubte. „Hast du Angst, dass etwas kommt, um dich zu holen?", wollte er neckend wissen und normalerweise würde ich sagen, dass sowas Quatsch ist, doch leider hatte man mich eines besseren belehrt.
„Das, was auch die Einwohner von Dragon Hill geholt hat", flüsterte ich leise und ließ meinen Blick in die Dunkelheit der Nacht gleiten, die immer mehr Farne und Formen annahm, je länger ich mich umsah.
Venom schwieg und etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Wahrscheinlich war er nicht davon ausgegangen, dass er Recht hatte und mich wirklich Albträume quälten und dann noch solche realen.
„Auf der Schule bist du sicher", sagte er schließlich irgendwann in die entstandene Stille.
„Das behaupten sie", murmelte ich und lehnte mich zurück an die Bank und schloss die Augen. Dann lauschte ich der Nacht.
Das Rascheln der Blätter und das leise Zirpen der Grillen sorgten dafür, dass ich mit jedem Atemzug müder wurde.
Irgendwann spürte ich noch, wie mein Kopf zur Seite rutschte und auf etwas Warmen Halt fand. Ich realisierte kaum, dass ich auf Venoms Schulter gesunken sein musste und gab mich den Fängen des Schlafes hin. Irgendwie fühlte ich mich im Moment einfach nur beschützt und geborgen.
~*~*~
Kleine Anmerkung, warum ich die Hörbücher raus genommen habe.
Sicherlich ist dem ein oder anderen aufgefallen, dass ich die Kapitel überarbeite und diese sind teilweise so lang geworden, dass ich sie zum besseren Lesen getrennt habe. Damit kommen aber die Hörbücher nicht mehr so richtig hin.
Den alten Teil der Story, ohne die Verbesserungen findet ihr weiterhin auf meinem YT-Kanal und auch auf Fanfiktion.de. Dort sind die Kapitel so geblieben und die Hörbücher auch noch vertont. Ich weiß nicht, ob ich die Hörbücher so weiter machen soll, oder lieber nochmal neu, wenn ich mit der Überarbeitung fertig bin.
Könnt ihr mir ja mal in die Kommis schreiben, was euch lieber wäre.
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