Kapitel 11
Das war doch nicht möglich! Endlich konnte ich wieder laufen und durfte den Unterricht besuchen und was hatten wir? Backen und wo? Im Keller der Schule!
Ich schnaubte. „Ich habe wirklich gehofft diesen Teil der Schule nicht so schnell wieder zu Gesicht zu bekommen", erklärte ich Daliah, die neben mir her lief.
Es gab mehrere Eingänge zum Keller und in diesem Bereich wirkte es sogar sehr neu und modern. Was ich auch hoffen wollte, wenn sich die Küchen der Schule hier befanden. Immerhin hatte ich kein Putz im Essen gefunden. Das war zumindest schon einmal positiv.
Trotzdem kam das Essen nicht an das heran, was meine Mom kochte.
Und leider schien kochen und backen nicht zwingend erlernbar zu sein, denn Mom versuchte schon seit Jahren mit das Backen und Kochen bei zu bringen.
Bisher nur mit mäßigem Erfolg.
Ich brachte eine annehmbare Suppe zu Stande, solange es eine fertige Mischung dafür gab. Rührei konnte ich auch und ich war ebenfalls in der Lage mir eine Pizza im Ofen warm zu machen. Aber das war es auch schon.
Daher wusste ich nicht genau, was ich davon halten sollte, dass es auf dieser Schule so seltsame Fächer gab.
Neben normalen Dingen wie Deutsch, Englisch, Mathe und Geschichte gab es aber auch Hauswirtschaft, bei dem man von backen, über kochen und nähe so ziemlich alles lernte. Aber auch Finanzwesen, wo es vorrangig darum ging, zu welchen Ämtern man musste, wenn man Gelder beantragen wollte, oder Steuererklärungen. Alles Dinge, die einem im Leben sicherlich sehr viel helfen würden. Mehr als das meiste, was man an anderen Schulen lernte.
Das war gut und irgendwie komisch. Aber diese Schule sollte uns immerhin auf das spätere Leben vorbereiten. Da musste man sowas wohl können.
„Hier ist es eigentlich ganz angenehm", erklärte mir Daliah und lächelte.
Sie war in den letzten Tagen ein wenig aufgetaut und eine sehr sympathische Person. Ich hatte jedoch auch erfahren, dass sie von den anderen Schülern eher gemieden wurde. Angeblich wäre sie verrückt. Davon hatte ich bisher aber noch nichts gemerkt. Außer, dass sie manchmal Selbstgespräche führte und um unsichtbare Dinge herum ging, war da nichts. Immerhin war ich diejenige, die Einhörner und andere seltsame Wesen sah. Warum sollte ich mich dann über Daliah lustig machen?
„Zumindest scheint hier keine Einbruchgefahr zu sein", gab ich nüchtern von mir und Daliah lachte.
Dann betraten wir den Raum und ich musste nach Luft schnappen, als ich die Lehrerin erkannte.
Sie war eine wunderschöne junge Frau. Ihr silberweißes Haar besaß pastellfarbene Strähnen in den Farben von Flieder, Himmelblau und Rose. Aber ihre Augen waren noch schöner. So blau wie der Ozean und doch wirkten sie wie zersplittertes Glas.
„Ah, du musst Aurora sein", begrüßte sie mich und kam mit einem tänzelnden Schritt auf mich zu, ehe sie mir beide Hände zur Begrüßung entgegen streckte. „Ich bin Angelica, die Lehrerin für Hauswirtschaft. Aber du darfst gerne Angel zu mir sagen. Das machen hier alle", verkündete sie mit einer Stimme, die für mich Musik war. So lieblich und melodisch, dass ich mich am liebsten in ihr verlieren wollte.
Ich nickte benommen und griff nach ihren Händen, um den Gruß zu erwidern.
Schien so, als wären hier nicht nur die Schüler anderes.
So schön Angelica auch war, so anderes war sie. Wahrscheinlich war ihre Kindheit nicht besser verlaufen, als die der meisten anderen hier. Warum sonst sollte diese Frau an dieser Schule unterrichten und nicht als Model arbeiten?
„Wir habe in den letzten Stunden Teams gebildet", sagte Angelica und ich nickte. Was sollte das heißen? „Du wirst mit Venom arbeiten müssen", erklärte sie mir weiter und ich hob eine Augenbraue. Venom? Wirklich? Im Backen? Wunderbar. Wahrscheinlich jagten wir nur den Backofen in die Luft!
Bei meinen Künsten schon denkbar und ich wettete Venom konnte auch nicht backen.
„Viel Erfolg", wünschte mir Daliah, ehe sie zu ihrer Partnerin lief, die nicht sonderlich begeistert wirkte, als Daliah ankam. Ich seufzte und trat zu Venom, der am Fenster stand und hinaus blickte.
Ein Fenster im Keller war schon recht eigenartig, aber wir waren wohl nur knapp unter der Erde, so dass man noch ein Stück Blumenwiese sehen konnte.
„Pass auf, dass du dir nicht nochmal den Fuß brichst", erklang seine Stimme, noch bevor ich bei ihm war und ohne, dass er sich herum drehte. Es war zwar mit einem belustigten Unterton gesagt, als wolle er mich aufziehen, doch ich sich sah nach unten und bemerkte eine Stufe.
Interessant, war das seine Art die Leute zu warnen?
Ich lächelte. „Danke", erklärte ich und gab Acht, nicht hin zu fallen. Venom blickte mich verblüfft an, als ich nach einer Küchenschürze griff. Dann zuckte er jedoch die Schultern.
„Ich hoffe du kannst backen", sagte er und nun war es an mir die Schultern zu zucken.
„Nein", erklärte ich ehrlich. Warum sollte ich ihn anlügen?
Venom seufzte. „Gut dann komm dem Herd nicht zu nahe und stör mich nicht. Dann bekommst du vielleicht ein paar Kekse ab", erklärte er mit einem befehlerischen Ton, der mir zeigte, wie ernst es ihm war.
Wollte er mir damit sagen, dass er backen konnte?
„Mach den Mund zu, sonst kommen Fliegen rein", lachte er mich mit einem arroganten, aber belustigten Lächeln aus und mir wurde bewusste, dass ich ihn entgeistert anstarrte.
Schnell schloss ich meinen Mund wieder. „Okay sag einfach was ich tun soll", erklärte ich auffordernd, denn ich war nicht gewillt einfach nur zu zusehen.
Venom schnaubte. „Wenn du dir das zutraust", meinte er mit hochgezogenen Augenbraue. Ein Zeichen, dass er nicht viel von der Idee hielt. Zumindest nahm ich das an. Trotz Sonnenbrille war es nicht schwer sein Gesicht und seine Gesten zu lesen.
Angelica hatte ein Rezept vorgegeben, das wir nachbacken sollten und Venom wies mich an, die Zutaten zusammen zu tragen und ab zu messen. Das funktionierte ganz gut und er rührte unterdessen den Keksteig zusammen. Schokobrocken nannte sich das Ganze und sah unglaublich lecker aus. Schon während der Teig zusammengerührt wurde, lief mir das Wasser im Mund zusammen.
„Was machst du da?", fragte ich neugierig, da das Orangenpulver nicht im Rezept stand.
„Dadurch werden sie noch besser", erklärte er mir und reichte mir einen Löffel mit Teig. Ich schob mir eine Strähne hinter die Ohren und leckte den Teig ab. Der war gut.
Er mischte das Pulver unter und hielt mir den Löffel erneut hin. Als ich jedoch dieses Mal danach schnappen wollte, zog er ihn einfach weg und auf meinen fragenden Blick erhielt ich nur ein arrogantes, schiefes Grinsen.
Blödmann!
Ich bemerkte aus den Augenwinkel, wie mir einige Schülerinnen sehr böse Blicke zuwarfen.
Was hatten die sein alle? Ja, Venom sah gut aus und war vielleicht doch kein so großer Arsch, aber deshalb würden ich doch nicht gleich mit ihm eine Beziehung eingehen. Und selbst wenn, war es noch immer seine Entscheidung mit wem er eine einging und wen er ignorierte. Und von Kian wusste ich, dass er sehr viele Leute ignorierte.
„Der Teig kann auf's Blech", verkündete Venom mir und reichte mir einen Löffel. „Und wehe du naschst", warnte er und mich interessierte das ‚sonst' das man daraus hervor hörte.
Schon allein deswegen nahm ich mir einen kleinen Löffel, um den Teig zu probieren und Venom schlug mir auf die Hand. „Pfui", tadelte er mich, wie ein kleines Kind. Doch statt aufzuhören und verärgert zu sein, schob ich mir provokant den Löffel in den Mund.
„Oh hm", gab ich von mir, weil der Teig so gut schmeckte. Er hatte Recht, das Orangenpulver verlieh den Keksen etwas leicht Fruchtiges. Das würde sich sicher perfekt mit der zerlaufenen Schokolade machen.
Bei dem Gedanken daran lief mir erneut das Wasser im Mund zusammen.
Venom hob eine Augenbraue und ich war mir sicher, dass er die Augen verdrehte.
Ich konnte es ja verstehen. Irgendwie.
„Der ist echt gut", erklärte ich und als ich erneut naschen wollte, nahm er mir die Schüssel weg.
„Der Teig kommt auf das Blech, sonst bekommst du keine Kekse."
Was! Keine Kekse?
Ich weiß nicht genau wie ich geschaut habe, aber Venom fing plötzlich laut an zu lachen und zog so alle Blicke auf uns.
„Du und Essen", sagt er kopfschüttelnd. „Wer euch trennt, muss wohl einen Dolch zwischen den Rippen erwarten."
Ja na und? Ich stand nun mal auf Essen.
„Ja und ich steh dazu", erklärte ich gespielt beleidigt, woraufhin Venom lachend in meine Seite kniff.
„Das sieht man."
Wir beide lachten, was uns eine ganze Menge richtig wütender Frauenblicke einbrachte. Oder eher mir.
Dann verteilten wir den Teig Klecksweise auf den Tabletten und Venom öffnete die Ofentür.
Ich sollte die Kekse hinein schien, doch als ich die Wärme spürte, die aus dem Ofen drang und die leuchtenden roten Wärmestäbe, wurde mein Körper plötzlich zittrig und Panik stieg in mir auf.
Die Angst vor dem Feuer war nicht beschränkt auf das rote Knistern, sondern auch auf Hitze, die nicht von der Sonne kam und auch der meiste Rauch machte mir zu schaffen.
Daher stand ich nun mit dem Tablett vor dem Ofen, zitterte leicht und starrte auf diesen.
Venom nahm mir das Tablett kommentarlos aus der Hand und schob es zu den anderen beiden.
Was er wohl dachte?
~*~*~
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Würde mich über einen Vote und ein Kommi freuen.
Was mögt ihr denn am liebsten für Kekse?
Gibt es etwas, für das ihr ähnlich reagiert wie Aurora? Muss nicht unbedingt etwas zu Essen sein.
Welche Tage für die Updates wären euch am liebsten, ich würde gerne Tage festlegen, an denen ich update.
Auf alle Fälle wird es weiterhin Samstag ein Update geben und den zweiten Tag könnt ihr mir ja mal in die Kommis schreiben.
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