11
Wir nahmen unsere Sachen und liefen eilig in die Richtung, aus der das Gebrüll kam. Auf einer Lichtung sahen wir ihn. Ein sehr großer Drache, der allem Anschein nach schlechte Laune hatte. Seine dunkelblauen Schuppen schimmerten im Sonnenlicht. Er breitete, so gut er konnte, bedrohlich seine riesigen Schwingen aus. Er öffnete sein Maul, wodurch wir einen guten Blick auf seine langen spitzen Zähne erhaschen konnten, und brüllte uns an. Es war so laut, dass wir uns die Ohren zuhalten mussten.
»Halt dich bereit Elyscia!«, rief Ahron mir zu, nachdem der Drache sein Maul wieder geschlossen hatte. Ich kam der Aufforderung sofort nach. Eilig nahm ich die Blitzpistole aus dem Halfter und nahm auch gleich zwei weitere Kugeln zum Nachladen heraus. Denn ich bezweifelte, dass ein Treffer bei diesem Monstrum ausreichen würde. Während ich mich in eine gute Schussposition begab, tauchten auch Jayda und Edan auf.
Zu viert hielten sie nun den Drachen in Schach, oder vielmehr er sie. Denn kaum einem von meinem Team gelang es, dass Wesen zu verletzen. Dafür hatte er ihnen schon Wunden zugefügt. Der Drache wehrte sich nicht nur mit seinem Feuer und den Klauen, sondern auch mit seinem langen Schwanz. Ich versuchte genau auf eine empfindliche Stelle zu zielen, welche sich am Hals der Kreatur befand. Aber da er ständig in Bewegung war und sich auch um sich selbst drehte, war es ganz schön schwer diese zu erwischen. Im Augenwinkel sah ich, wie einer weggeschleudert wurde. Als ich hinsah, bemerkte ich, dass es Ahron gewesen war. Er ist mit seinem Kopf offenbar gegen den Baum hinter ihm geknallt. Denn als er sich benommen erhob, fiel er sofort wieder auf die Knie und Blut lief seinen Kopf herunter. Ich sah, dass der Drache ihn erneut mit seiner Klaue angreifen wollte.
Ohne zu überlegen, packte ich meine Waffe weg, sprang auf und sprintete zu Ahron, der gerade erneut versuchte aufzustehen. Mit so viel Wucht, wie es mir möglich war, prallte ich gegen hin und riss ihn mit mir zu Boden, bevor ihn die scharfen Krallen erwischte. Verblüfft, aber auch erleichtert, stellte ich fest, dass meine Rettungsaktion tatsächlich funktioniert hatte. Immerhin war er richtiger Hüne, wohingegen ich mit meinem sportlichen Körperbau eher wie ein Streichholz wirkte. Aber vermutlich hatte es an dem Aufprall im Zusammenhang mit seinem leicht geschwächten Zustand funktioniert. Was auch immer der Grund war, ich war froh es geschafft zu haben, sonst wäre er jetzt wohl Tod oder zumindest sehr schwer verletzt. Als ich aufstehen wollte, spürte ich einen brennenden Schmerz am Rücken und etwas warmes feuchtes. Ich hatte es wohl doch nicht geschafft den Krallen gänzlich auszuweichen und hoffte, dass die Wunde nicht allzu tief war.
Vorsichtig stand ich auf und wollte Ahron gerade hochhelfen, als Jaydas panische Stimme erklang. »Cia, pass auf, hinter dir!«
Ruckartig drehte mich um und sah nur noch die Klaue des Drachen auf mich zukommen. Noch ehe ich reagieren konnte, packte mich er mich und erhob sich in die Lüfte. Hilflos hing ich zwischen seinen Krallen und überlegte krampfhaft, wie ich mich aus der Lage befreien konnte. Aber als ich einmal einen Blick nach unten erhaschte, kam ich zu dem Schluss, dass es besser wäre mich nicht zu befreien. Wir flogen so hoch, dass ich nur in meinen sicheren Tod stürzen würde, wenn ich dies schaffen würde. Ich hoffte inständig, dass der Drache mich nicht fallen ließ.
Nun hing ich also wie eine leblose Puppe in seiner Klaue und war dem Drachen hilflos ausgeliefert. Ich spürte, wie ich zunehmend müde wurde, was sicher an dem Blutverlust lag. Dennoch kämpfte ich mit aller Macht gegen die drohende Ohnmacht an. Ich fragte mich, wohin mich die Kreatur bringen würde und was er mit mir vorhatte. Aber die Dinge, die ich mir dabei ausmalte, waren allesamt grauenvoll, so das ich versuchte lieber an nichts mehr zu denken. Jedoch gelang mir das mehr schlecht als recht.
Nach einer Weile tauchte aus dem Nichts ein weiterer Drache auf. Dieser hatte schneeweißes Fell, was je nach Lichteinfall sogar glitzerte wie Schnee in der Sonne. Es war wirklich schön anzusehen. Die beiden Drachen schienen gegeneinander zu kämpfen, denn ich wurde plötzlich nur noch wild herumgewirbelt. Vermutlich wollte der weiße Drache mich ebenfalls als seine Nahrung. Der blaue wurde schwer an seiner Klaue verletzt, in der er mich noch immer hielt. Doch der Schmerz sorgte dafür, dass er mich reflexartig losließ und ich mit einem Mal in die Tiefe stürzte.
Über mir sah ich die kämpfenden Kreaturen, ehe um mich herum alles verschwamm. Meine Müdigkeit hatte mich eingeholt und ich war mittlerweile zu geschwächt, um mich weiter dagegen zu wehren. Nicht einmal die Kraft zu schreien hatte ich mehr. Alles um mich herum fing an zu verblassen. Die Farben, der Wind, die Gerüche. Selbst meine Gefühle und Gedanken schien wie fort gespült. Zum Glück werde ich den Aufprall nicht spüren, war mein letzter Gedanke, ehe mich die Dunkelheit willkommen hieß.
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