Kapitel 21 - Daheim-
Draco:
Eine recht holprige Fahrt wie jedes Jahr ließ Nostalgie aufsteigen in ihm, die er für sich behielt. Auch keiner seiner beiden Weggefährten machte einen Versuch, etwas von sich preis zu geben. In ihren Gesichtern konnte er aber die gleichen aufkommenden Gefühle erkennen, die auch er spürte.
So verlief die Fahrt schweigend. Als die Thestrale anhielten und die Kutsche ruckartig zum stehen kam, stiegen sie genauso vielsagend wie zuvor aus und schlugen den Weg zur Großen Halle ein.
Als er das massive Eichentor durchschritt und die verzauberte Decke betrachtete, wurde er schlagartig in die Vergangenheit zurückversetzt und ihm viel auf, dass er immer noch wie am ersten Tag ehrfürchtig vor dieser Klasse der Magie war. Es erschreckte ihn schon fast, wie sentimental er plötzlich wurde, als er auf den Tisch der Slytherins zusteuerte. Wie immer dominierte das Grün mit dem Schwarz an diesem Tisch um die Wette.
Ein wohliges Gefühl erfüllte seine Brust, als er das freudige Geplapper der Schüler wahrnahm. Aus seinem alten Jahrgang hatte er bisher nur Pansy und Blaise gesehen und auch jetzt konnte er nur ein oder zwei erkennen, die in seinem Alter waren. Ihre Gesichter kamen ihm jedoch nicht bekannt vor.
Sich nun auf einer der Bänke niederlassend, sah er in die Runde. Die Gespräche direkt neben ihm und gegenüber verstummten. Das Rascheln von Umhängen und leises Gemurmel füllte nun seine Gegenwart und er begriff, dass nicht einmal sein eigenes Haus Slytherin etwas mit ihm zu tun haben wollte.
Sie alle fragten sich sicher, was er hier überhaupt machte. Warum die Schulleiterin zuließ, dass ausgerechnet er zurück an diese Schule durfte. Die gleiche Luft atmete wie sie.
Ein Rascheln zu seiner rechten. Ein Luftzug, der seine Wange kitzelte und das kurze Gefühl, dass sich die Bank direkt neben ihm etwas absenkte, ließen ihn aus seinen trüben Gedankenkarussell schrecken. Ein neutraler Ausdruck lag auf seinem Gesicht, doch als er Blaise neben sich erkannte, atmete er unmerklich aus. Unbewusst hatte er wohl die Luft angehalten. Einen Augenblick legte sich so etwas wie ein freudiges Lächeln auf sein Gesicht und Blaise zog verblüfft die Augenbraun hoch. Schnell gewann Draco jedoch die Fassung zurück und Blaise tat weiterhin so, als wäre nie etwas gewesen.
Er begann sogar ein recht nettes Tischgespräch mit ihm und Draco entspannte sich Zusehens. Kaum hatten die beiden sich über ihren Aufenthalt in den „Ferien" ausgetauscht, wobei eigentlich nur Blaise geredet hatte, wurden die Erstklässler in die Halle geführt. Wie befürchtet, waren es nicht so viele, wie in seinen ersten fünf Jahren an dieser Schule. Allerdings hatte Draco das Gefühl, dass nach der Schlacht von Hogwarts, die Menschen wieder zutrauen zu dieser Schule und ihrer neuen Leitung bekamen.
Vielleicht würde es nächstes Jahr um diese Zeit, wieder mehr Anmeldungen geben und die Tische, die im Moment noch recht karg besetzt waren, wieder randvoll sein. Am schlimmsten hatte es Slytherin getroffen mit der Ausdünnung, doch auch Hufflepuff sah alles andere als gut aus. Viele Muggelstämmige stammten aus diesem Haus und der Dunkle Lord war alles andere als liebevoll mit ihnen umgesprungen.
Scharm kam ihm bei dem Gedanken und nervös zog er seinen Ärmel hinab. Das Zeichen des Mannes welcher ihnen allen, schreckliches Leid zugefügt hatte, prangte auf seinem Unterarm und würde unliebsame Gedanken und Flashbacks auslösen. Seine Schultern verspannten sich und in seinem Magen bildete sich imaginäres Eis.
Warum hatte ausgerechnet er überleben müssen? Seine Fingernägel bohrten sich in den dünnen Stoff der seinen Unterarm mit dem Zeichen verdeckte. Blaise Hand legte sich behutsam auf seine und seine verkrampfte Haltung, die er angenommen hatte, löste sich. Sein längster wirklicher und leibhaftiger Freund wusste, wenn es nicht gut um ihn stand, auch in der Zeit, wo er den Aufträgen des dunklen Lords nachging, hatte Blaise immer ein Auge auf ihn.
Doch Darco hatte Blaise damals abgewiesen, nicht so heute. Ob es nun daran lag, dass er dringen jemanden brauchte, der zu ihm stand oder daran, dass er wusste, das Blaise ihm sogar die schlimmsten seiner Sünden einfach so verzieh, wusste er nicht. Es war wie das Gefühl, welches er bei dieser Squib Alexia hatte und doch war es bei ihr noch ein wenig anders. Intensiver war nicht der begriff der ihm als erste durch den Kopf schoss, wenn er an ihre gemeinsame Zeit und Bindung zurückdachte.
Schnell wurden seine Gedanken ins hier und jetzt geholt, bevor er wie in letzter Zeit häufiger sich in den Gedanken an sie verlor. Es standen nur noch zwei Erstklässler vor dem sprechenden Hut und zum ersten Mal rief er Slytherin aus. Der kleine Junge schreckte augenblicklich vor der Antwort zurück und der Tisch der Slytherins versuchte seine entgeisterte Mine etwas mit dem Beifall aufzuhellen.
Draco erkannte jedoch, dass es den restlichen anwesenden Schülern unangenehm wurde und ihr verhaltenes Klatschen gänzlich verstummte. Als der nun recht blasse junge Mann am Slytherin-Tisch platznahm, konnte Draco ihn ein wenig verstehen. Sie beide wollten nicht angestarrt werden oder für eine Entscheidung, die sie nicht aus freien stücken getroffen hatten verurteilt werden.
So wie dieser junge, hatte auch er, Draco Malfoy sich dieses Mal auf seinem Unterarm oder seine Familie nicht ausgesucht.
Doch nun waren sie beide, er und der Erstklässler nun dort, wo sie jetzt waren und es gab kein Zurück mehr. Also versuchte Draco es mit einem sanften Lächeln, stand auf, setzte sich etwas unbeholfen neben dem Neuzugang und versuchte ihm die Angst vor der Schlange zu nehmen.
Natürlich war der Junge anfänglich alles andere als begeistert von Dracos Anwesenheit, doch nach und nach, während des Essens, taute der Junge auf. Luis nahm schließlich die ihm da gebotene sprichwörtliche Hand an und auch Blaise und Pansy, sowie Astoria, die jüngere Schwester von Daphne erklärten ihm, wie Hogwarts entstand, was es mit der verzauberten Decke auf sich hatte und dass dieses Haus mehr zu bieten hatte, als Salazar Slytherin, Tom Riddle und einem Basilisken.
Dracos verhalten überraschte viele am Tisch der Slytherins und auch an den anderen Tischen, sodass es bald erneut zu Getuschel und raschelnden Umhängen kam, bis die Versammlung von Schülern aufgelöst wurde und die Vertrauensschüler die Neuzugänge über die launischen beweglichen Treppen, in die jeweiligen Gemeinschaftsräume führten.
Auch hier hatte sich trotz erheblicher Zerstörung nichts verändert. Nach der Schlacht, wurde alles genauso wieder hergerichtet, wie es war und insgeheim fragte Draco sich, ob es überhaupt möglich war Hogwarts wirklich zu zerstören. Und als ein klares „Nein" sich aus diesem Gedankengang kristallisierte, war er erleichtert und froh. Denn Hogwarts war sein Zuhause und er war endlich wieder daheim.
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