Mistelzweig
Eine Weile blieb es still. "Ich glaub ich geh jetzt.", sagte ich vorsichtig und ging Richtung Ausgang. "Warte." Er kam mir hinterher mit den Händen in den Hosentaschen und ruhigen, lässigem Schritt. Mein Herz schlug immer schneller, mit jedem Schritt, den er auf mich zu kam. Obwohl wir uns gerade erst so nahe waren, könnte ich schon wieder ausflippen. Trotz meines inneren Durchdrehens, konnte ich meinen Gesichtsausdruck neutral halten, zumindest fühlte es sich so an. Als er dann bei mir war, schaute er mir in die Augen und nahm sie eine heraushängende Strähne und spielte damit. Dabei berührte er ein paar Mal meine Wange, die Stelle fing an zu kribbeln - ich musste mich so zusammenreißen. Sollte ich jetzt wieder grob werden? Die Stille brachte mich um. "Ähm, Draco?" "Oh, du nennst mich wieder Draco, wie schön." Er lächelte erfreut. Oh mann, mit diesem Hin und Her machte ich mich lächerlich. Doch, ich glaube, Draco dachte das gar nicht. Der war einfach nur froh, dass er nicht mehr Malfoy von mir genannt wurde - wahrscheinlich. Und natürlich wäre dies nicht der Raum der Wünsche wenn nicht plötzlich, mitten aus dem Nichts, irgendwas auftauchen würde, was sich jemand gewünscht hat. Ich wollte gerade wieder anfangen mit reden, als ich ein Rascheln hörte. Es kam von der Decke und als ich nach oben guckte, sah ich einen Mistelzweig. Mein erste Gedanke: Hab ich mir den gewünscht? Also bewusst hatte ich ihn mir nicht gewünscht, aber vielleicht so tief in mir drin? Oder D - Draco hatte ihn sich gewünscht. Er fing an mit grinsen - alles klar. Nein, schaute ich etwa wieder geschockt - süß? "Hab ich das hier jetzt dir zu verdanken?", fragte ich leicht genervt, ich wollte ihn nicht küssen, dass war das Letzte was ich jetzt brauchen konnte um meine Fassung zu verlieren. Doch er gab sich bereits schon höchste Mühe. Als er seine Hand an meine Wange legte, fingen meine Gedanken schon an zu kreiseln. Nimm sie weg! Nimm sie weg! Ob das nun an mich oder an ihn gerichtet war, wusste ich selbst nicht so richtig. Was würde eigentlich passieren, wenn man sich nicht unter einem Mistelzweig küssen würde? Sollte ich einfach einen Schritt zurückgehen? Wenn meine Beine sich dann auch bitte meinen Wünschen anpassen würden?! Er schaute zwischen meinen beiden Augen, genau wie ich zwischen seinen beiden, hin und her. Und dann flüsterte er die drei magischen Worte, die mich nun vollkommen aus der Bahn warfen. "Ich liebe dich." Und ehe ich noch etwas anderes denken oder sagen konnte, legte er seine Lippen auf meine und löste damit einen Denkstillstand aus. Zumindest zu 90 %, 10 % waren noch in der Lage einzuschätzen, dass DAS HIER TOTAL AUS DEM RUDER LIEF. Obwohl ich es eigentlich die ganze Zeit wollte, aber jetzt war es irgendwie komisch. Und nach wenigen Sekunden wurden die 10 % immer weniger. Nachdem er mich näher zu sich gezogen hatte, war dann sowieso alles zu spät. Ich konnte mich gerade noch zurückhalten meine Arme nicht um seinen Hals zu legen. Ich wollte nicht einschätzen wie lange wir so da standen. Als wir uns lösten hätte ich im Erdboden versinken können, das war nicht geplant. Nach Luft ringend ging ich ein paar Schritte zurück. Am liebsten würde ich "Ich hasse dich" sagen, aber ich konnte mich von dieser Kurzschlussreaktion gerade noch so zurückhalten. "Was sollte das?", fragte ich stattdessen. "Kennst du den Brauch nicht?" "Doch, aber- " Ich seufzte und ging wieder zum Becken. Das Leuchten des Wassers war beruhigend. "Ich meine warum hast du das gemacht?" "Ach komm Emily, jetzt tu doch nicht so." Er kam zu mir und legte von hinten seine Arme um mich. "Du hättest mich jeder Zeit wegstoßen können, hast du aber nicht. 'Mach dir nichts vor, du-" "Ach hör doch auf." Ich nahm seine Hände weg, drehte mich zu ihm und ging ein paar Schritte zurück. "Du kannst ja deinen Traum weiter träumen, aber ohne mich." Ich versuchte die weiche Knie zu ignorieren und einen bösen Blick aufzusetzen. Er schien sich aber wenig daran zu stören. Im Gegenteil. Er kam erneut auf mich zu, mann, gab er denn nie nach? "Du kannst so böse gucken wie willst" Er legte die Hände an meine Taille. "Du siehst deswegen trotzdem niedlich aus." Er grinste unentwegt. Vor lauter Wut schubste ich ihn von mir weg. Eine Spur zu stark, wie ich im Nachhinein feststellte, denn er landete mitten im Becken. Meine Hand legte sich auf meinen offenstehenden Mund. Ups. Das war nicht die Absicht gewesen, aber vielleicht würde er es jetzt endlich mal begreifen. Als er auftauchte, klebten seine sonst so perfekten Haare an seiner Stirn, das störte allerdings nicht das süße Gesamtbild. Arrgh! Ich bin ein komplettes Gegenteil in einem Körper. "Entschuldige, das war nicht geplant." Ich hielt ihm meine Hand hin. Und wenn ich jetzt gedacht hatte, er würde sich aus dem Wasser ziehen, lag ich komplett falsch, denn er zog mich mit rein.
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