Kapitel 26

Währendessen im Blutclan...

Blutstern stand auf einem erhöhten Felsen, seine roten Augen funkelten vor Zorn und Entschlossenheit. Die Atmosphäre im Lager war angespannt; die Katzen hatten sich in einem weiten Kreis um ihn versammelt.

„Blutstern, sei kein Mäusehirn!" fauchte Tupfenschatten frustriert, ihre Augen voller Sorge und Verzweiflung. „Wir haben bereits viele Katzen verloren. Wir können nicht noch mehr Krieger in den Tod schicken!"

Blutstern verengte seine Augen und fixierte Tupfenschatten mit einem stechenden Blick. „Tupfenschatten, deine Sorge um unsere Krieger ist verständlich, aber wir können uns keine Schwäche leisten. Unsere Feinde erwarten nur darauf, dass wir nachgeben."

„Schwäche?" wiederholte Tupfenschatten ungläubig. „Es ist keine Schwäche, unsere Katzen zu schützen! Sie sind erschöpft und demoralisiert. Ein weiterer Angriff könnte uns alle vernichten."

Blutstern schnaubte verächtlich. „Angst ist ein Gift, das unsere Entschlossenheit zersetzt. Wenn wir nicht angreifen, werden die anderen Clans uns für schwach halten und uns noch mehr bedrängen."

Winterklinge,  trat vor und nickte zustimmend. „Blutstern hat recht. Ein starker Angriff könnte unsere Feinde zurückdrängen und ihnen zeigen, dass wir immer noch mächtig sind."

Doch Ginstergroll, der in den hinteren Reihen gestanden hatte, trat nun entschlossen vor. „Aber zu welchem Preis, Winterklinge? Sind wir bereit, das Leben unserer Kameraden aufs Spiel zu setzen für einen vielleicht sinnlosen Sieg?"

Eine unbehagliche Stille breitete sich aus, als die Katzen die Worte von Ginstergroll verarbeiteten. Einige nickten zustimmend, während andere sich unsicher ansahen.

Blutstern sprang vom Felsen und stellte sich direkt vor Tupfenschatten. „Wenn du Zweifel hast, kannst du gehen. Ich brauche Krieger, die bereit sind, für unseren Clan alles zu geben."

Tupfenschatten hielt seinem Blick stand, ihre Augen glühten vor Entschlossenheit. „Ich gehe nirgendwohin, Blutstern. Ich liebe unseren Clan, und genau deshalb kann ich nicht schweigen, wenn ich sehe, wie wir in den Abgrund stürzen."

Blutstern fauchte wütend und wandte sich ab. „Genug! Wir werden weiterkämpfen. Und diejenigen, die das nicht akzeptieren können, sind hier nicht mehr willkommen."

Die Katzen im Lager sahen sich mit gemischten Gefühlen an. Einige murmelten zustimmend, während andere zögerten. Tupfenschatten trat zurück, aber ihr Blick zeigte, dass sie nicht aufgeben würde.

In diesem Moment schien das Schicksal des BlutClans auf der Kippe zu stehen, zwischen der unerbittlichen Entschlossenheit von Blutstern und der wachsenden Unruhe seiner Krieger. Der kommende Konflikt würde zeigen, ob sie als Einheit bestehen oder unter dem Gewicht ihrer Differenzen zerbrechen würden.

Tupfenschatten stand verzweifelt da und wandte sich an Weißdornnarbe, der still und bedrohlich in der Nähe saß. „Weißdornnarbe... Kannst du ihn nicht zur Vernunft bringen? Er scheint wenigstens ein bisschen auf dich zu hören."

Doch Weißdornnarbe erwiderte ihren Blick mit kalter Gleichgültigkeit. Seine Augen, die sonst so scharf und wachsam waren, wirkten nun wie kalte, undurchdringliche Glasperlen. „Tupfenschatten," begann er mit einer Stimme, die so eisig war wie seine Augen, „Blutstern handelt nach dem Wohl des Clans. Zweifel und Schwäche werden uns nicht helfen, diesen Krieg zu gewinnen. Wir müssen stark und unnachgiebig bleiben."

Tupfenschatten spürte, wie ihre Hoffnung langsam erlosch. „Aber Weißdornnarbe, das bedeutet doch nicht, dass wir unsere Krieger unnötig opfern müssen! Es gibt andere Wege, diesen Konflikt zu lösen, ohne dass wir unsere Katzen in den Tod schicken."

Weißdornnarbe zuckte nur die Schultern. „Das ist der Weg des BlutClans. Wenn du das nicht verstehst, dann hast du keinen Platz hier."

Blutstern, der die Unterhaltung mitgehört hatte, trat wieder vor. „Tupfenschatten, Weißdornnarbe hat recht. Dieser Clan braucht keine Schwächlinge. Entweder du akzeptierst unsere Methoden, oder du gehst."

Die Kälte in Weißdornnarbes Augen schien Blutstern zu bekräftigen. Tupfenschatten fühlte sich verraten und isoliert, aber sie konnte auch die Unruhe unter den anderen Kriegern spüren. Einige sahen unsicher aus, andere schienen mit Blutstern und Weißdornnarbe übereinzustimmen.

Ginstergroll, der bisher geschwiegen hatte, trat erneut vor. „Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, was für ein Clan wir sein wollen. Ein Clan, der seine Krieger blind in den Tod schickt, oder einer, der zusammenhält und für das Wohl aller kämpft?"

Blutstern schnaubte verächtlich. „Schöne Worte, Ginstergroll, aber sie bringen uns keinen Sieg. Wir müssen stark und entschlossen sein."

Tupfenschatten sah Ginstergroll dankbar an, bevor sie sich wieder an Blutstern wandte. „Wir können stark sein, ohne rücksichtslos zu sein. Das eine schließt das andere nicht aus."

Doch Blutstern drehte sich nur ab, seine Entscheidung schien endgültig. „Der BlutClan wird kämpfen, wie ich es sage. Und jeder, der sich dem widersetzt, ist kein wahrer Krieger."

Die Worte hallten in der kühlen Morgenluft wider, und die Katzen im Lager sahen sich an, einige mit Entschlossenheit, andere mit wachsender Unruhe. Der Riss zwischen denen, die Blutsterns unbarmherzigen Weg unterstützen, und denen, die an einen anderen Weg glaubten, schien sich zu vertiefen. Der bevorstehende Konflikt würde zeigen, welcher Weg der richtige war und ob der BlutClan als Einheit bestehen konnte oder unter der Last seiner eigenen Dunkelheit zerbrechen würde.

„Dann will ich keine Kriegerin des BlutClans mehr sein," knurrte Tupfenschatten, ihre Augen voller Trotz. Ihre Worte trafen wie ein Blitzschlag und erregten sofort die Aufmerksamkeit aller im Lager. Blutstern verengte seine roten Augen und fixierte seine Tochter mit einem warnenden Blick.

„Du wagst es, meine Autorität zu untergraben?" fauchte Blutstern, während die Spannung zwischen ihnen förmlich knisterte.

„Ja, das wage ich," erwiderte Tupfenschatten. „Deine Entscheidungen bringen nur Tod und Leid über unseren Clan. Ich kann das nicht länger mit ansehen!"

Blutsterns Gesicht verzog sich vor Zorn. „Es reicht! Hiermit bist du ebenfalls verbannt! Verschwinde und komm nie mehr wieder!"

Tupfenschatten starrte ihren Vater fassungslos an, während er sich an Weißdornnarbe wandte. „Weißdornnarbe, vertreib sie."

Weißdornnarbe zögerte einen Moment, seine Augen funkelten vor Kälte, bevor er sich in Bewegung setzte, um Tupfenschatten zu vertreiben. Doch bevor er handeln konnte, erhob Bachläufer ihre Stimme. „Blutstern, du kannst nicht jeden Krieger, der eine andere Meinung hat, verbannen!" fauchte sie frustriert. „Das führt uns nur in den Untergang!"

Kristallfrost, die neben Bachläufer stand, nickte zustimmend. „Wir müssen zusammenhalten, Blutstern. Unterschiedliche Meinungen machen uns stärker, nicht schwächer."

Ein Murmeln ging durch die Menge, und es wurde deutlich, dass viele im Clan mit Bachläufer und Kristallfrost übereinstimmten. Ginstergroll trat erneut vor und sprach mit fester Stimme. „Blutstern, wenn du weiterhin jeden ausschließt, der dir widerspricht, werden wir bald keinen Clan mehr haben."

Blutstern funkelte ihn wütend an. „Ihr alle wagt es, meine Autorität in Frage zu stellen? Ich bin der Anführer dieses Clans!"

Doch die Worte hatten an ihrer Wirkung verloren. Die Krieger und Kriegerinnen des BlutClans, die lange Zeit stumm zugesehen hatten, wie ihre Kameraden verbannt wurden, fanden nun ihre Stimmen. Die Unruhe breitete sich weiter aus, und es wurde klar, dass Blutstern nicht länger die uneingeschränkte Unterstützung seines Clans hatte.

Tupfenschatten erhob erneut das Wort, ihre Stimme fest und entschlossen. „Ich mag verbannt sein, aber ich werde nicht schweigen. Wir brauchen einen Anführer, der uns führt, nicht einen, der uns zerstört."

Blutstern schnaubte verächtlich, doch die Stimmung im Lager hatte sich unwiderruflich verändert. Während Weißdornnarbe und einige loyale Krieger Blutsterns Befehl ausführten und Tupfenschatten aus dem Lager trieben, stand der Rest des Clans in einem Zustand der Rebellion und des Aufruhrs. Die Kluft zwischen Blutstern und seinem Clan wurde immer tiefer, und es war nur eine Frage der Zeit, bis dieser Konflikt in einen offenen Bruch mündete.

„Blutstern, komm zur Vernunft oder der ganze Clan wird untergehen," sagte Seelensturm und sah Blutstern düster entgegen. „Du bist ein mäusehirniger Anführer geworden," knurrte er enttäuscht und schüttelte den Kopf.

Blutstern hatte genug. Seine Augen funkelten vor Wut, und in einem Moment unkontrollierter Rage sprang er auf Seelensturm zu. Doch bevor er sein Ziel erreichen konnte, warf sich Blumennacht dazwischen. Ihre Augen flammten vor Entschlossenheit, als sie sich in den Weg stellte.

„Du wirst nicht noch mehr Schaden anrichten, Blutstern!" rief Blumennacht, ihre Krallen ausgefahren.

Ein hitziger Kampf entbrannte zwischen Blutstern und Blumennacht. Die beiden Katzen wälzten sich über den Boden, Krallen und Zähne blitzten im Morgenlicht. Die anderen Katzen des Clans standen wie erstarrt und beobachteten die Szene mit weit aufgerissenen Augen.

Weißdornnarbe, der gerade Tupfenschatten aus dem Lager vertrieb, warf einen Blick zurück und zögerte. Die Situation war außer Kontrolle geraten. Er hatte nicht erwartet, dass Blutstern so weit gehen würde.

„Das muss aufhören!" rief Bachläufer und sprang dazwischen, um die kämpfenden Katzen zu trennen. Doch Blutstern war außer sich vor Wut und stieß Bachläufer grob beiseite.

„Wer sich mir widersetzt, wird bestraft!" brüllte Blutstern und setzte seinen Angriff fort.

Kristallfrost, die bisher schweigend zugesehen hatte, trat vor. „Blutstern, hör auf! Das ist nicht der Weg des BlutClans!" Ihre Stimme war laut und klar, aber auch sie schien Blutstern nicht erreichen zu können.

Seelensturm, der sich von dem ersten Schock erholt hatte, sprang auf die Pfoten und half Blumennacht, sich zu verteidigen. Gemeinsam kämpften sie tapfer, doch Blutstern war außer sich und zu allem entschlossen. Mit einem letzten, verzweifelten Angriff setzte er seine Zähne tief in Blumennachts Kehle. Ein ersticktes Keuchen entkam der Kätzin, bevor ihr Körper schlaff wurde und regungslos auf dem Boden lag.

Ein entsetztes Schweigen legte sich über das Lager. Blutstern stand keuchend da, seine Augen noch immer voller Wut und Hass, aber auch mit einem Funken Überraschung über das, was er gerade getan hatte. Blumennacht, eine treue Kriegerin, lag tot zu seinen Pfoten.

„Blumennacht!" rief Seelensturm verzweifelt und warf sich neben den leblosen Körper der Kätzin. „Blutstern, du Monster!"

Die Katzen des BlutClans sahen einander an, die Spannungen und Unsicherheiten in der Luft hängend. Blutstern stand keuchend da, seine Augen noch immer voller Wut und Hass. Aber auch er konnte sehen, dass er den Rückhalt seines Clans verloren hatte.

„Du hast sie getötet!" fauchte Seelensturm, sein Herz schmerzte, als er seine Schnauze gegen die leblose Kätzin drückte. Seine Augen waren voller Schmerz und Wut, als er Blutstern ansah.

„Nein... Blutstern, was hast du getan?" fauchte Splitterseele, sein Nackenfell stellte sich auf. Die Empörung und der Schrecken waren in seinen Augen deutlich zu sehen.

„Genug!" fauchte Blutstern, woraufhin der ganze Clan in Stille verfiel. Seine Stimme hallte durch das Lager, und die Katzen wichen unwillkürlich zurück, eingeschüchtert von seiner schieren Präsenz. Blutsterns Augen glühten vor Zorn, doch auch ein Hauch von Unsicherheit schien in ihnen zu flackern.

„Blutstern, das hier geht zu weit," sagte Kristallfrost, ihre Stimme fest, aber voller Trauer. „Blumennacht war eine unserer besten Kriegerinnen. Dein Zorn und deine Machtgier zerstören unseren Clan."

„Sie hat sich gegen mich gestellt!" brüllte Blutstern, seine Stimme bebte vor Wut. „Wer gegen mich ist, ist ein Verräter und verdient den Tod!"

„Das ist nicht der Weg des Clans," sagte Bachläufer leise, aber entschlossen. „Wir haben uns immer gegenseitig beschützt, nicht zerstört. Du bist dabei, alles zu zerstören, wofür wir stehen."

Die Katzen des Clans standen wie erstarrt, ihre Herzen schwer von der Tragödie, die sich vor ihnen abspielte. Blutstern, einst ein respektierter Anführer, war nun ein Tyrann geworden, der seinen eigenen Clan in den Abgrund führte.

„Blutstern," begann Seelensturm erneut, seine Stimme brüchig vor Emotionen. „Es gibt noch einen Weg zurück. Wir können uns ändern. Du musst nicht allein gegen alle kämpfen."

„Ich bin der Anführer des BlutClans!" rief Blutstern. „Mein Wort ist Gesetz!"

„Aber nicht um diesen Preis," sagte Ginstergroll, seine Stimme ruhig, aber fest. „Wir müssen uns vereinen, nicht spalten."

Blutsterns Augen verengten sich, als er die Versammlung betrachtete. „Ihr seid alle Schwächlinge," knurrte er. „Wenn ihr nicht bereit seid, für den Clan zu kämpfen, dann verschwindet."

Ein unbehagliches Schweigen legte sich über die Katzen. Einige schauten betreten zu Boden, andere tauschten unsichere Blicke aus. Die Loyalität zum Clan wurde gegen die Furcht vor dem Anführer abgewogen.

„Wir müssen für unseren Clan kämpfen," sagte Kristallfrost schließlich, ihre Stimme zitterte leicht, aber sie hielt stand. „Aber nicht auf diese Weise. Nicht indem wir uns selbst zerstören."

„Ihr seid Verräter, alle von euch," knurrte Blutstern und wandte sich ab, seine Schritte schwer und voller Zorn.

Die Katzen des BlutClans sahen sich unsicher an. Die Worte von Seelensturm, Kristallfrost und den anderen hallten in ihren Köpfen wider. Ein Gefühl der Dringlichkeit und des Wandels lag in der Luft. Sie standen an einem Scheideweg und mussten entscheiden, welchen Pfad sie einschlagen wollten – den Pfad der Zerstörung oder den Pfad des Lichts und der Hoffnung.

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