Kapitel 23

Die Gruppe Katzen, die an der Grenze gekämpft hatten, traten in das Lager. Sie trugen Efeujägers Leiche mit sich und legten sie auf die Lichtung. Drachenzahn spürte, wie sich eine kalte Pfote des Schmerzes um sein Herz legte. Efeujäger war immer ein respektierter Krieger gewesen, und sein Verlust würde tief im Clan spürbar sein.

Splitterseele trat vor und sprach mit gedämpfter Stimme: „Efeujäger hat uns im Kampf unterstützt... jedoch ist er aufgrund eines Angriffs eines Dornenclan-Kriegers gestorben." Er senkte betrübt den Kopf, und seine Augen funkelten vor Trauer.

Ein leises, erschüttertes Murmeln ging durch die versammelten Katzen. Drachenzahn sah die Gesichter seiner Clankameraden – Trauer, Wut und Erschöpfung spiegelten sich in ihren Augen wider. Fluchgesicht trat neben ihn und legte ihm beruhigend den Schwanz auf die Schulter. „Wir müssen stark bleiben, Drachenzahn. Für Efeujäger und für alle, die wir verloren haben."

Blutstern trat aus seinem Bau und musterte die Versammlung mit kalten, berechnenden Augen. „Efeujägers Tod wird nicht umsonst gewesen sein. Wir werden nicht ruhen, bis der Dornenclan für diese Tat bezahlt hat." Seine Stimme war hart, und ein knurrender Unterton lag in seinen Worten.

Drachenzahn spürte, wie die Wut in ihm hochkochte. Er konnte die Müdigkeit und den Schmerz in den Augen seiner Clankameraden sehen, und es reichte ihm. Er trat vor und stellte sich direkt vor Blutstern. „Blutstern, das kann so nicht weitergehen! Diese endlose Gewalt und das ständige Blutvergießen bringen uns nur Tod und Leid. Wir müssen eine andere Lösung finden!"

Blutstern fauchte leise, seine roten Augen funkelten zornig. „Und was schlägst du vor, Drachenzahn? Sollen wir uns etwa zurückziehen und den anderen Clans die Oberhand lassen? Sollen wir uns von unseren Feinden zerfleischen lassen?"

„Nein," erwiderte Drachenzahn scharf. „Aber wir könnten versuchen, eine Versammlung der Anführer einzuberufen und über Frieden zu sprechen. Es muss einen Weg geben, dieses sinnlose Töten zu beenden."

Blutstern schnaubte verächtlich. „Frieden? Du bist naiv, Drachenzahn. Die anderen Clans würden uns niemals in Ruhe lassen. Sie sehen unsere Schwäche und würden uns sofort angreifen."

Drachenzahn spürte, wie seine Geduld schwand. „Es ist keine Schwäche, nach Frieden zu streben! Es ist eine Schwäche, sich in einem endlosen Kreislauf des Hasses und der Rache zu verlieren! Du riskierst das Leben jedes einzelnen Kriegers und jeder einzelnen Katze in diesem Clan!"

Blutsterns Fell stellte sich auf, und er knurrte bedrohlich. „Ich riskiere nur das, was notwendig ist, um unsere Stärke zu zeigen und unsere Feinde zu besiegen. Wenn du das nicht verstehst, Drachenzahn, dann bist du vielleicht nicht der Krieger, für den ich dich gehalten habe."

Die Spannung in der Luft war greifbar, und die versammelten Katzen sahen unbehaglich zu, wie sich die beiden Krieger anstarrten. Fluchgesicht trat zwischen sie, seine Stimme ruhig, aber fest. „Genug. Dies ist nicht der Zeitpunkt für interne Streitigkeiten. Wir müssen uns um Efeujäger kümmern und dann überlegen, wie wir weiter vorgehen."

Blutstern funkelte Drachenzahn noch einen Moment lang an, bevor er sich abwandte. „Kümmert euch um die Leiche. Wir werden später weiterreden."

Drachenzahn blieb noch einen Moment stehen, sein Atem ging schwer. Er wusste, dass dieser Streit noch lange nicht vorbei war. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Mit einem letzten Blick auf Blutstern trat er zurück und half den anderen, Efeujägers Leiche zu versorgen, wobei er insgeheim schwor, dass er nicht aufgeben würde, für einen besseren Weg zu kämpfen.

Nachdem sie Efeujäger auf der Lichtung beerdigt hatten, senkte sich eine gedrückte Stimmung über das Lager des BlutClans. Drachenzahn stand einen Moment lang schweigend da, sein Blick durchdrang das Lager, das von Verlust und Trauer erfüllt war. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust, während er die Worte formulierte, die er nun aussprechen musste. Mit entschlossenem Blick kletterte er schließlich auf den Hochfelsen, der als Zentrum des Clans diente.

,,Katzen des BlutClans, erhört mich!" rief Drachenzahn mit fester Stimme, die durch das Lager hallte und die Aufmerksamkeit aller Katzen auf sich zog. Einige Köpfe hoben sich aus Trauer und Erschöpfung, um ihn anzusehen, während andere neugierig und gespannt aufhorchten.

Weißdornnarbe verengte scharf die Augen und wandte sich an Tupfenschatten, die neben ihm stand und den Kopf leicht schüttelte. „Was hat dieses Mäusehirn vor?" raunte er gereizt. Tupfenschatten zuckte mit den Schultern und legte ihren Schweif beruhigend auf seinen Rücken.

Ginstergroll, der neben ihnen stand, sah erschrocken zu Drachenzahn auf. Was hatte der Krieger vor?

„Katzen des BlutClans", begann Drachenzahn laut, „ich stehe hier, um euch endlich die Augen zu öffnen! Es kann so nicht weitergehen. Blutstern ist ein Fuchsherz, jemand, der von Macht geblendet ist! Er hat nicht das Recht, als Anführer hier zu stehen. Blutstern hat Distelstern getötet, um Anführer zu werden!" fauchte er.

Eine unheimliche Stille legte sich über das Lager. Einige Katzen sahen sich unsicher an, andere murmelten aufgebracht. Plötzlich brach Nachtwolke das Schweigen. „Schwachsinn! Woher hast du den Mist denn aufgeschnappt?" fuhr er gereizt dazwischen.

Drachenzahn senkte den Blick nicht. „Ich habe es selbst gesehen", antwortete er ruhig, aber bestimmt. „Distelstern wurde ermordet, und Blutstern hat sein Leben genommen, um seinen Platz einzunehmen."

„Du verbreitest Lügen", knurrte Kristallfrost finster. „Blutstern ist unser Anführer. Du wagst es, seinen Namen in den Dreck zu ziehen?"

Drachenzahn trat einen Schritt vor. „Es sind keine Lügen. Fragt eure Herzen, sie wissen die Wahrheit. Blutstern führt uns in den Abgrund!"

Die Stimmung im Lager wurde immer angespannter, während sich die Katzen gegenseitig unsicher ansahen. Blutstern selbst hatte bislang geschwiegen, doch sein Blick sprach Bände – er war zornig und bedrohlich zugleich.

 Entsetzen lag in den Augen der versammelten Katzen, als Bachläufer sich mit diesen Worten zu Wort meldete. Drachenzahn spürte den Druck, der auf ihm lastete, als er die Skepsis in ihren Blicken sah. Sie hob den Kopf und ihre Stimme klang ernst und entschlossen.

„Was ist, wenn du das nur sagst, um selbst Blutsterns Platz einzunehmen?" entgegnete Bachläufer herausfordernd.

Drachenzahn fuhr herum und starrte Bachläufer an, sein Schweif peitschte vor Unmut hin und her. „Seid ihr denn alle blind?! Blutstern hat einen ganzen Krieg heraufbeschworen!" fauchte er frustriert in die Menge.

Ein Raunen ging durch das Lager. Einige Katzen murmelten miteinander, andere senkten beschämt den Blick. Doch Blutstern blieb ruhig. Seine Augen blitzten gefährlich, als er langsam vom Lagerausgang her näher trat.

„Drachenzahn", begann er mit eisiger Ruhe, „du wagst es, meine Führung in Frage zu stellen, vor dem gesamten Clan?" Seine Stimme war tief und bedrohlich, doch zugleich auch berechnend.

Drachenzahn zögerte einen Moment, bevor er sich wieder aufrichtete. „Ja, Blutstern", antwortete er unbeirrt. „Ich tue es, weil ich um den BlutClan und um unsere Zukunft fürchte."

Einige Katzen begannen zu tuscheln, andere blickten gespannt zwischen Drachenzahn und Blutstern hin und her. Die Spannung im Lager war förmlich greifbar, als die beiden Krieger einander gegenüberstanden, ihre Blicke wie Blitzschläge zwischen ihnen hin und her zuckten.

Entschlossenheit erfüllte Drachenzahn, als er sich von der Erhöhung herab auf den Boden des Lagers katapultierte, direkt seinem Vater gegenüber.

,,Es ist Zeit, ein Ende zu setzen. Du bist nichts weiter als ein dreckiges Fuchsherz!" fauchte er wütend, den Blick fest auf Blutstern gerichtet, der zugleich sein Vater war. Seine Worte hallten durch das Lager und erreichten jeden, der anwesend war.

Seelensturm und Blumennacht sahen besorgt zu Drachenzahn hinüber. Sie wussten um die Konsequenzen, die diese direkten Anschuldigungen gegen den Anführer mit sich bringen konnten. Doch sie hatten auch gesehen, wie sich die Spannungen im Clan aufgebaut hatten, und wie viele Katzen zunehmend an Blutsterns Führung zweifelten.

Blutsterns Augen funkelten vor Wut, als er die Worte seines Sohnes hörte. Sein Schweif peitschte durch die Luft, während er versuchte, seine Fassung zu wahren. ,,Drachenzahn, du wagst es, mich herauszufordern?" Seine Stimme war gefährlich ruhig, ein Zeichen dafür, dass seine Geduld am Ende war.

Drachenzahn trat einen Schritt näher, seine Muskeln angespannt vor Anspannung und Entschlossenheit. ,,Ja, Vater, ich tue es. Jemand muss den Mut haben, die Wahrheit auszusprechen. Der BlutClan verdient einen Anführer, der für das Wohl des Clans kämpft, nicht für seine eigene Macht."

Ein unruhiges Murmeln durchlief das Lager. Die Katzen waren gespalten zwischen der Loyalität zu ihrem Anführer und der Sorge um die Zukunft des Clans. Doch keiner sprach etwas aus, während sie die Szene atemlos beobachteten.

Eine bedrückende Stille senkte sich über das Lager, als Blutstern mit finsterem Gesichtsausdruck sprach: ,,Ach ja? Gut, das, was du hier machst, ist Verrat! Drachenzahn, hiermit wirst du vom Blutclan verbannt. Jede Katze hat das Recht, dich zu töten", knurrte er düster, seine Worte voller Autorität und Zorn.

Drachenzahn blickte seinem Vater mit düsterem Blick entgegen, die Worte hallten in seinem Inneren wider. Tupfenschatten und Weißdornnarbe sahen sich untereinander leicht erschrocken an, unsicher, wie sie auf diese dramatische Wendung reagieren sollten. Die anderen Katzen im Lager waren gleichermaßen geschockt und verstört über die unmittelbare Verurteilung ihres ehemaligen Kameraden.

Einige Sekunden vergingen, in denen niemand ein Wort sagte. Drachenzahn spürte den Blick der anderen auf sich ruhen, während er mit der Bedeutung dieser Worte rang. Sein Vater, der Anführer, hatte ihn verbannt - eine Entscheidung, die nicht nur seine Zukunft im Clan, sondern auch sein Leben in Frage stellte.

Schließlich trat Drachenzahn einen Schritt zurück, ohne den Blick von Blutstern abzuwenden. Er konnte die Bitterkeit und den Verrat in den Augen seines Vaters sehen, aber er blieb standhaft. ,,So sei es, Vater", sagte er ruhig, seine Stimme fest, obwohl sein Herz schwer war. ,,Aber merke dir eins, Blutstern. Deine Taten sind nicht vergessen. Die Hüter des Lichts werden kommen und dich zur Rechenschaft ziehen."

Mit diesen letzten Worten wandte sich Drachenzahn um und begann langsam aus dem Lager zu gehen. Seine Schritte waren entschlossen, doch sein Inneres tobte vor Emotionen. Tupfenschatten und Weißdornnarbe sahen ihm nach, ihre Mienen gezeichnet von Trauer und Unverständnis über das, was gerade geschehen war.

,,Ich werde ihm folgen!" rief Fluchgesicht entschlossen, ehe er Drachenzahn hinterher eilte, seinen Entschluss fest im Blick.

Blutsterns Augen verengten sich scharf, als er seine Autorität in Frage gestellt sah. ,,Noch irgend ein Fuchsherz, der diesem Verräter folgen will?" fragte er düster, während er seinen Blick durch das Lager gleiten ließ. Keine Katze wagte es, zu antworten oder auch nur zu zucken.

Seelensturm kniff die Augen zusammen, sein Blick auf Blutstern gerichtet. Die Worte von Drachenzahn hatten ihn nachdenklich gemacht, und er spürte eine tiefe Unsicherheit über die wahren Umstände, die zu dieser Zerreißprobe geführt hatten.

Drachenzahn und Fluchgesicht wanderten durch den dichten Wald, ihre Schritte gedämpft vom weichen Laub unter ihren Pfoten. Der Kater sah seinen Begleiter nachdenklich an, bevor er die Frage stellte, die ihm auf der Zunge brannte: ,,Sag mal, Drachenzahn... Wer sind eigentlich die Hüter des Lichts?"

Drachenzahn hielt einen Moment inne, bevor er antwortete. Seine Augen waren ernst und voller Entschlossenheit, als er Fluchgesicht direkt ansah. ,,Die Hüter des Lichts sind noch keine offizielle Gruppe. Ich habe sie gerade erst ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, Blutstern ein für alle Mal zu vernichten und den Frieden in unseren Clans wiederherzustellen. Das ist mein Pfad, den ich folgen werden. Ein Weg zum Licht und zur Hoffnung."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top