Kapitel 16

„Distelstern ist tot," verkündete Blutherz, als er zurück ins Lager des FederClans kam. Seine Stimme hallte über die Lichtung und ließ alle Katzen innehalten. Ein Schauer des Entsetzens und der Ungläubigkeit lief durch die Reihen der versammelten Krieger.

Drachenpfote stand an der Seite seines Vaters, den Kopf gesenkt, während die kämpfenden Katzen ihre Krallen zurückzogen und sich unsicher umsahen. Die Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf wider, und er konnte das Bild von Distelsterns leblosen Körper nicht abschütteln.

Eine bedrückende Stille legte sich über das Lager. Tupfenpfote sah ihren Bruder mit großen, schockierten Augen an, während die anderen Krieger und Schüler sich leise zu tuscheln begannen.

„Was ist passiert?" fragte Splitterseele schließlich, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Blutherz erhob sich, seine Haltung war stolz und unbeugsam. „Winterstern und ein paar ihrer Krieger haben uns angegriffen," erklärte er, seine Stimme fest und unerschütterlich. „Distelstern hat sein Leben geopfert, um uns zu retten. Aber nun ist die Zeit gekommen, dass ich die Führung übernehme."

Ein empörtes Murmeln erhob sich in der Menge. „Das kann nicht sein! Distelstern war ein großartiger Anführer," rief Blumennacht aus. „Er würde nicht einfach so sterben."

„Er hat uns alle betrogen!" fügte Weißdornpfote hinzu, seine Augen blitzten vor Zorn. „Wir müssen Rache nehmen!"

„Halt den Mund, Weißdornpfote!" fauchte Winterklinge, die ihre Augen vor Wut verengte. „Du weißt nichts von dem, was geschehen ist. Du bist nur ein Schüler!"

Blutherz funkelte sie an, seine Augen blitzten gefährlich. „Weißdornpfote hat recht," knurrte er. „Es ist Zeit, dass wir handeln. Wir können nicht zulassen, dass unser Clan geschwächt wird. Wir müssen stark sein."

Das Selbstbewusstsein von Weißdornpfote wuchs, gestärkt durch die Zustimmung seines Mentors. „Wir müssen den FederClan weiterhin angreifen und ihnen zeigen, dass wir nicht schwach sind," rief er. „Für Distelstern!"

Drachenpfote hob langsam den Kopf, seine Augen waren voller Schmerz und Zorn. „Muss es unbedingt ein Kampf sein?" meldete er sich unsicher zu Wort. „Wir könnten eine andere Lösung finden, ohne mehr Blut zu vergießen."

Nachtwolke schnaubte verächtlich. „Du klingst wie ein feiger Hauskater," sagte er bissig. „Ein wahrer Krieger zögert nicht, wenn es um den Schutz seines Clans geht."

Drachenpfote funkelte ihn an, seine Wut brodelte unter der Oberfläche. „Es geht nicht um Feigheit," knurrte er. „Es geht darum, unnötiges Leid zu vermeiden."

Blutherz trat vor, seine Augen fixierten seinen Sohn mit einem eisigen Blick. „Du hast keinen Platz, um mir zu widersprechen, Drachenpfote," sagte er kalt. „Wir werden den FederClan weiterhin angreifen. Das ist mein Befehl."

Ein Sturm der Gefühle tobte in Drachenpfotes Innerem. Er wusste, dass er sich seinem Vater nicht widersetzen konnte, aber er konnte auch nicht einfach tatenlos zusehen, wie sein Clan weiter in einen sinnlosen Krieg gezogen wurde.

Die Katzen des BlutClans schienen sich in zwei Lager zu spalten: diejenigen, die bereit waren zu kämpfen, und diejenigen, die eine friedlichere Lösung suchten. Drachenpfote sah sich um, seine Augen trafen die von Fluchpfote, der ebenfalls verunsichert und besorgt aussah.

„Wir müssen einen Weg finden, das hier zu beenden," dachte Drachenpfote verzweifelt. „Für Distelstern, für den Clan und für uns alle."

Somit brach erneut der Kampf aus. Drachenpfote sah hilflos zu, während das Chaos um ihn herum tobte. Der schwere Geruch von Blut hing in der Luft, als sich BlutClan- und FederClan-Katzen ineinander verbissen und kämpften. Der Lärm von fauchenden und knurrenden Katzen erfüllte die Lichtung, aber Drachenpfote konnte nur reglos dastehen, gefangen in seinen eigenen Gedanken.

Die Trauer und Wut, die er in sich trug, schienen ihn zu erdrücken. Die Erinnerung an Distelsterns Tod, den er mit eigenen Augen gesehen hatte, verfolgte ihn unaufhörlich. Sein eigener Vater hatte den Anführer des Clans getötet. Die Tränen stiegen ihm wieder in die Augen und das Schlachtfeld um ihn herum begann sich zu drehen. Wie konnte alles nur so schrecklich enden?

„Drachenpfote! Wach auf!" rief eine vertraute Stimme und riss ihn aus seiner Erstarrung. Es war Fluchpfote, der sich mit einer verkrampften Pfote an ihn klammerte, obwohl er selbst verwundet und geschwächt war. „Du musst kämpfen!"

Drachenpfote schüttelte den Kopf, um die benebelnden Gedanken zu vertreiben, und versuchte, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Er sah, wie sein Vater, Blutherz, sich erbarmungslos durch die Reihen der FederClan-Katzen kämpfte, während Winterstern bewusstlos am Rand des Schlachtfeldes lag.

„Ich kann das nicht," murmelte Drachenpfote, aber Fluchpfote ließ ihn nicht los.

„Doch, das kannst du," knurrte Fluchpfote entschlossen. „Wir können das zusammen schaffen."

Mit einem tiefen Atemzug und einem letzten Blick auf seinen blinden Freund sammelte Drachenpfote all seinen Mut und stürzte sich in den Kampf. Er kämpfte Seite an Seite mit Fluchpfote, wobei er ihn schützte und gleichzeitig gegen die FederClan-Katzen antrat.

Die Schlacht war brutal und gnadenlos. Überall sah Drachenpfote verletzte und blutende Katzen, und das Chaos schien kein Ende zu nehmen. Er hörte die Schreie und das Fauchen der Kämpfenden, aber auch die verzweifelten Rufe nach Hilfe und Gnade.

Inmitten des Tumults sah Drachenpfote, wie Weißdornpfote auf eine verletze FederClan-Königin losging, seine Augen vor Zorn glühend. „Weißdornpfote, hör auf!" schrie Drachenpfote, doch sein Ruf ging im Lärm der Schlacht unter.

Mit einem verzweifelten Sprung warf sich Drachenpfote auf Weißdornpfote, um ihn von der FederClan-Königin wegzuziehen. „Wir müssen aufhören, das bringt nichts!" rief er, doch Weißdornpfote wand sich unter ihm und fauchte: „Lass mich los! Das ist unser Kampf!"

Blutherz, der das Gerangel bemerkte, trat näher und seine Augen funkelten vor Zorn. „Drachenpfote, hör auf, dich einzumischen!" fauchte er, doch Drachenpfote konnte die Worte seines Vaters nicht mehr ertragen.

„Nein!" schrie Drachenpfote, seine Stimme war voller Verzweiflung und Entschlossenheit. „Ich kann das nicht mehr! Dieser Kampf muss enden, sonst verlieren wir alles, was uns wichtig ist!"

Blutherz' Augen verengten sich zu schlitzen, und für einen Moment schien es, als würde er auf seinen Sohn losgehen. Doch dann, zu Drachenpfotes Überraschung, trat Blutherz zurück, seine Augen voller unverständlicher Emotionen.

„Vielleicht hast du recht," murmelte Blutherz schließlich, seine Stimme war kaum hörbar im Lärm der Schlacht. „Vielleicht ist es Zeit, dass wir uns erstmal zurück ziehen"

Drachenpfote konnte es kaum glauben, aber er wusste, dass dies der Moment war, in dem er handeln musste. „Rückzug!" rief Blutherz mit aller Kraft. „BlutClan, zieht euch zurück!"

Zögernd, aber zunehmend folgten die BlutClan-Katzen dem Befehl, und langsam begann sich das Chaos zu lichten. Drachenpfote atmete tief durch, seine Beine zitterten vor Erschöpfung und Erleichterung.

Die Schlacht war vorüber, aber Drachenpfote wusste, dass der wahre Kampf um den Frieden und die Zukunft des Clans gerade erst begonnen hatte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top