Kapitel 15
Die ersten Sonnenstrahlen durchbrachen die Dunkelheit und tauchten das Gebiet in ein blasses Licht. Die Katzen des BlutClans schlichen langsam und lautlos durch das Unterholz, die Muskeln gespannt, die Ohren gespitzt. Jeder Schritt war vorsichtig und bedacht, um keinen Alarm auszulösen.
Drachenpfote hielt den Atem an, als er sich mit seinen Clan-Gefährten näher an das Lager des FederClans heranschlich. Die Stille war drückend, nur das leise Rascheln der Blätter und das entfernte Zwitschern der Vögel waren zu hören. Sein Herz schlug schneller, als er sich die schrecklichen Bilder der letzten Kämpfe in Erinnerung rief. Die Verluste waren schmerzhaft gewesen, und die Angst vor dem, was kommen würde, nagte an ihm.
Distelstern führte die Patrouille, sein Blick fokussiert und entschlossen. Blutherz folgte dicht hinter ihm, die Augen glühend vor Vorfreude. Drachenpfote konnte das Knistern der Spannung in der Luft spüren, als sie sich dem Rand des FederClan-Lagers näherten. Jeder von ihnen wusste, dass es keinen Rückzug mehr gab.
Fluchpfote, trotz seiner Verletzungen und seines neuen Namens, war direkt neben Drachenpfote. Seine linke Gesichtshälfte war immer noch mit Spinnenweben bedeckt, und sein einst stolzer Blick war jetzt trügerisch ruhig. „Bleib an meiner Seite," flüsterte Drachenpfote ihm zu.
„Das werde ich," antwortete Fluchpfote mit einem leichten Nicken.
Als sie das Lager des FederClans in Sichtweite hatten, blieben sie alle stehen. Distelstern gab ein kurzes Zeichen, und die BlutClan-Katzen bereiteten sich auf den Angriff vor. Drachenpfote konnte das Adrenalin in seinen Adern spüren, als er sich in Kampfposition begab. Er war bereit, für seinen Clan zu kämpfen – und vielleicht zu sterben.
Weißdornpfote, der ein paar Schritte entfernt war, warf Drachenpfote einen kurzen, kalten Blick zu. Drachenpfote erwiderte den Blick mit festem Entschlossenheit, entschlossen, seine Zweifel und Ängste zu überwinden.
„Für den BlutClan!" zischte Distelstern, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Dann, mit einem letzten, entschlossenen Blick auf seine Krieger, stürzte er sich vorwärts, und die Schlacht begann.
Drachenpfote und Fluchpfote blieben Seite an Seite, ihre Bewegungen synchron, als wären sie ein einziges Wesen. Fluchpfote, trotz seiner Blindheit, kämpfte tapfer, aber Drachenpfote konnte sehen, dass sein Freund Mühe hatte, sich zurechtzufinden. Er war stets bereit, ihn zu beschützen, den Feind abzuwehren, bevor er Fluchpfote erreichen konnte.
„Bleib dicht bei mir," rief Drachenpfote, während er einen FederClan-Krieger abwehrte, der auf sie zustürmte. Fluchpfote nickte stumm, seine Sinne geschärft, um jeden Hinweis auf Gefahr wahrzunehmen.
Das Lager des FederClans war ein Chaos aus Fell, Zähnen und Klauen. BlutClan und FederClan-Katzen waren zu einem einzigen, wirbelnden Mass aus Kämpfenden verschmolzen. Die Schreie der Verletzten und das Knurren der Kämpfenden hallten durch die Luft. Überall, wo Drachenpfote hinsah, tobte der Kampf.
In der Nähe sah er Weißdornpfote, der sich mit einem FederClan-Krieger duellierte. Ein düsteres Lächeln spielte um seine Lippen, als er seinen Gegner mit präzisen Schlägen zurücktrieb. Drachenpfote verspürte einen Moment der Abscheu. Wie konnte jemand so viel Freude am Kampf empfinden?
„Pass auf!" Fluchpfotes warnender Ruf riss Drachenpfote aus seinen Gedanken. Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um einen weiteren Angriff abzuwehren. Sein Herz raste, Adrenalin durchströmte seinen Körper. „Danke," murmelte er, als er den Angreifer zu Boden zwang.
„Ich hab dich," erwiderte Fluchpfote, seine Stimme ruhig trotz des Chaos um sie herum.
Drachenpfotes Blick huschte erneut durch das Lager. Er sah Distelstern inmitten des Getümmels, der mit der Grazie und Präzision eines erfahrenen Kriegers kämpfte. Blutherz war nicht weit entfernt, seine mächtigen Schläge trafen gnadenlos jeden, der ihm im Weg stand. Die Entschlossenheit in den Augen der BlutClan-Katzen war unübersehbar – sie würden nicht zurückweichen.
Ein lauter Schrei ließ Drachenpfote zusammenzucken. Er erkannte Blumennacht, die gegen zwei FederClan-Krieger kämpfte und in Bedrängnis geriet. „Wir müssen ihr helfen!" rief er Fluchpfote zu und eilte zu ihr hinüber, bereit, ihre Kameradin zu unterstützen.
Fluchpfote folgte ihm so gut er konnte, seine Schritte sicherer, als Drachenpfote ihn führte. Zusammen stürzten sie sich in den Kampf, entschlossen, ihren Clan zu verteidigen und jeden zu schützen, der ihre Hilfe brauchte.
Der Kampf tobte weiter, aber Drachenpfote wusste, dass sie zusammen stark waren. Egal wie dunkel die Zeiten auch wurden, sie würden sich gegenseitig stützen und niemals aufgeben.
Die drei Katzen kämpften tapfer und Seelensturm eilte ihnen ebenfalls zur Hilfe. Gemeinsam besiegten sie die FederClan-Katzen und trieben sie zurück. Drachenpfote spürte, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte, das Adrenalin durch seine Adern jagte. Sein Blick wanderte über das Schlachtfeld und blieb auf einer beunruhigenden Szene hängen.
Winterstern, die Anführerin des FederClans, war in einem intensiven Gespräch mit Distelstern und Blutherz. Die drei Anführer verschwanden langsam aus dem Lager und traten in den Schatten des Waldes ein. Drachenpfote beobachtete sie aufmerksam, seine Muskeln angespannt. Was hatten sie vor?
„Drachenpfote, was ist los?" fragte Fluchpfote, der die Veränderung in der Haltung seines Freundes bemerkte.
„Distelstern, Blutherz und Winterstern... sie sind verschwunden. Ich frage mich, was sie vorhaben," antwortete Drachenpfote leise, seine Augen weiterhin auf den Punkt gerichtet, wo die Anführer verschwunden waren.
Seelensturm trat neben ihn. „Vielleicht beraten sie sich über einen Waffenstillstand oder eine mögliche Übereinkunft. Aber bei diesen beiden kann man nie sicher sein," sagte sie, ihre Stimme kühl und analysierend.
„Wir sollten sie im Auge behalten," meinte Drachenpfote entschlossen. „Ich traue Blutherz nicht, besonders nicht nach allem, was passiert ist."
Weißdornpfote, der in der Nähe stand und ihre Unterhaltung belauschte, mischte sich ein. „Du bist einfach paranoid, Drachenpfote. Nicht jeder hat es auf dich abgesehen," spottete er. „Blutherz weiß, was er tut."
Drachenpfote warf Weißdornpfote einen scharfen Blick zu. „Du verstehst das nicht. Du siehst nur, was du sehen willst."
„Genug, ihr beiden," unterbrach Seelensturm streng. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Streitereien. Wir müssen wachsam bleiben und zusammenarbeiten, wenn wir den Clan schützen wollen."
Drachenpfote nickte widerwillig. „Du hast recht, Seelensturm. Aber ich werde trotzdem ein Auge auf Blutherz haben. Etwas fühlt sich einfach nicht richtig an."
Seelensturm legte ihm beruhigend die Schwanzspitze auf die Schulter. „Wir alle haben unsere Zweifel, Drachenpfote. Aber wir müssen aufeinander vertrauen und stark bleiben."
Mit diesen Worten kehrten sie in die Mitte des Lagers zurück, um sich um die Verwundeten zu kümmern und das Lager zu sichern. Drachenpfote war entschlossen, die wahren Absichten von Blutherz und Distelstern herauszufinden, selbst wenn es bedeutete, seine eigenen Ängste zu konfrontieren.
„Fluchpfote, bleib bei Seelensturm," flüsterte Drachenpfote leise, bevor er sich vorsichtig aus dem Lager schlich. Sein Herz schlug schneller, als er die Duftspur von Distelstern, Blutherz und Winterstern aufnahm und ihnen in den Wald folgte.
Die Geräusche des Kampfes und der Katzen im Lager wurden leiser, je weiter er sich entfernte. Die Luft war kühl und die Bäume warfen lange Schatten auf den Boden. Drachenpfote schlich geduckt voran, seine Sinne waren scharf und aufmerksam.
Er folgte der Spur durch das Unterholz, über moosbedeckte Steine und unter tief hängenden Ästen hindurch. Nach einer Weile hörte er gedämpfte Stimmen vor sich. Vorsichtig pirschte er näher und versteckte sich hinter einem dichten Busch.
Vor ihm standen die drei Anführer in einer kleinen Lichtung, ihre Gesichter waren ernst und angespannt.
„Das kann so nicht weitergehen," sagte Winterstern scharf. „Dieser Konflikt schadet beiden Clans. Wir müssen eine Lösung finden."
Distelstern nickte langsam. „Ich stimme dir zu, aber ein Waffenstillstand allein wird nicht ausreichen. Es muss eine dauerhafte Lösung geben, die beiden Clans Frieden bringt."
Blutherz trat einen Schritt vor. „Frieden? Mit dem FederClan? Das ist naiv, Distelstern. Sie werden uns nur hintergehen und wieder angreifen. Wir müssen unsere Stärke zeigen und sie endgültig besiegen."
Winterstern knurrte leise. „Das wird nicht passieren. Wir werden nicht zulassen, dass der BlutClan uns zerstört. Wenn ihr Frieden wollt, müsst ihr eure Bedingungen überdenken."
Drachenpfote beobachtete die Szene mit wachsender Sorge. Blutherz' Worte ließen ihn erschaudern. Er wusste, dass sein Vater immer schon auf Konflikt aus war, aber das Ausmaß seiner Feindseligkeit war erschreckend.
Distelstern schien zu zögern. „Vielleicht gibt es einen Mittelweg," begann er, doch Blutherz unterbrach ihn scharf.
„Es gibt keinen Mittelweg! Wir müssen sie besiegen, bevor sie uns besiegen. Wenn du das nicht einsiehst, Distelstern, dann bist du nicht der Anführer, den unser Clan braucht."
Drachenpfotes Körper spannte sich drastisch an. Was hatte sein Vater vor? Erschrocken hielt er inne, als er sah, wie Winterstern plötzlich vortrat und Blutherz angriff. Der Aufprall war heftig, und Blutherz wurde von seinen Pfoten gerissen. Die beiden Katzen rollten kämpfend über den Boden, Fellbüschel und Blut flogen in alle Richtungen.
Distelstern sprang zurück, seine Augen weiteten sich vor Schock. „Winterstern, halt!" rief er, aber seine Stimme ging im Geräusch des Kampfes unter. Blutherz knurrte wütend und schlug mit ausgefahrenen Krallen auf Winterstern ein, der sich verbissen wehrte.
Mit einem plötzlichen, brutalen Schlag krachte Blutherz Winterstern gegen einen Baum. Sie stieß ein ersticktes Keuchen aus, bevor ihr Körper schlaff zu Boden fiel. Das Bewusstsein glitt aus ihren Augen, und sie lag reglos da.
Drachenpfote konnte nur starr zusehen, sein Herz schlug wie ein Trommelwirbel in seiner Brust. Er wollte schreien, sich bewegen, irgendetwas tun, aber seine Pfoten fühlten sich wie eingefroren an.
„Blutherz, das reicht!" rief Distelstern und stellte sich drohend vor seinen Stellvertreter. „Du hast die Grenzen überschritten. Das hier ist nicht der Weg eines Kriegers."
Blutherz funkelte ihn an, seine Augen glühten vor Zorn und Wahnsinn. „Du bist schwach, Distelstern. Ein wahrer Anführer zeigt Stärke, keine Gnade."
Distelstern stand fest, seine Stimme war ruhig, aber entschlossen. „Das ist keine Stärke, Blutherz. Das ist Wahnsinn."
Plötzlich sprang Blutherz mit einem wütenden Knurren auf Distelstern zu. Die beiden Katzen kollidierten heftig, und ein erbitterter Kampf entbrannte. Drachenpfote konnte nur hilflos zusehen, wie sein Vater und sein Anführer miteinander rangen, Krallen blitzten und Fell flog.
Mit einem letzten, brutalen Hieb schlug Blutherz Distelstern zu Boden. Drachenpfotes Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er sah, wie Blutherz seine Krallen tief in Distelsterns Kehle bohrte. Das Leben wich aus den Augen des Anführers, und ein schreckliches Schweigen legte sich über die Szene.
„Nein!" schrie Drachenpfote schließlich, als er die Realität des Geschehens erfasste. Sein Herz zerbrach in tausend Stücke, und ein unbeschreiblicher Schmerz durchflutete ihn. Er stürzte vor, seine Pfoten trommelten auf den Boden, doch es war zu spät.
Blutherz richtete sich auf, Blut tropfte von seinen Krallen und seiner Schnauze. „Jetzt bin ich der Anführer," zischte er, seine Stimme war kalt und erbarmungslos. „Der BlutClan wird unter meiner Herrschaft stark und unbesiegbar sein."
Drachenpfote konnte den Hass und die Verzweiflung in sich aufsteigen fühlen. „Das wirst du bereuen, Blutherz," knurrte er, seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. „Du hast das Leben eines großen Anführers genommen. Das wird nicht ungestraft bleiben."
Blutherz lachte leise, ein dunkles, höhnisches Geräusch. „Wir werden sehen, Drachenpfote. Wir werden sehen. Wage es dir, es einem aus dem Clan zu sagen ..und du bist der nächste, der den Sternenclan besuchen wird"
Die Welt um Drachenpfote schien zu verschwimmen, als er bei dem leblosen Körper von Distelstern zusammenbrach. Tränen flossen über sein Gesicht, und ein Gefühl der Ohnmacht überwältigte ihn. ,,Distelstern.. nein du darfst nicht gehen...nicht jetzt.." Schluchzte er leise.
Doch tief in seinem Herzen wusste er, dass dies erst der Anfang war. Der Kampf um den BlutClan hatte gerade erst begonnen und Drachenpfote befand sich mitten drin.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top