Kapitel 33
Ich schrie vor Schmerz auf, als meine Handgelenke knackten und brachen.
Falco lachte boshaft und zeigte seine Zähne. "Nevarian befahl, dass ich dich lebend zu ihm bringen soll, aber er sagte nicht, dass ich nicht Rache nehmen kann."
Er kniff die Augen zusammen und beobachtete wie der Soldat meine Handgelenke fesselte und die Stricke festzog.
Ich biss die Zähne zusammen. Das Letzte was ich wollte, war, vor Falcos Augen in Tränen ausbrach. Ich blieb ganz still, tobte innerlich vor Schmerz und Wut.
Mein innerer Drache brüllte, doch das Risiko war zu groß, dass einer der Männer meinen Freunden die Kehle durchschnitt, falls ich wandelte.
Also senkte ich den Kopf, stand gehorsam auf und versuchte die ankommenden Tränen zu unterdrücken.
"Na schön, du hast, was du wolltest. Jetzt halte dich an deine Abmachung! Lass meine Freunde frei!" Meine Stimme verwandelte sich in das Knurren eines Drachen, bevor ich es verhindern konnte.
Falco spuckte vor mir aus. "Deine kleinen Freunde interessieren mich nicht! Aber keine Angst, ich bringe sie nicht um. Dafür ist mir meine Zeit zu schade! Ich sorge lediglich dafür, dass sie meine Ziele nicht durcheinander bringen."
Ich knurrte. "Du hast gesagt, dass du ihnen nichts antust, du Feigling! Lass sie gehen!"
Die letzten Wort brüllte ich hinaus, ließ all meine Wut an Falco aus.
Der lachte bloß und schüttelte den Kopf. "Ich dachte, du hättest dazugelernt! Aber du bist bloß ein Kind!"
Er nickte den Soldaten zu, worauf sie einer nach dem anderen ihren Gefangenen brutal gegen die Schläfe schlugen.
Ich schrie erschrocken auf.
Draco kippte als erster um, kurz darauf brachen Philo und Dako zusammen.
Nelio blickte mir traurig in die Augen. "Pass auf dich auf", flüsterte er, dann sackte er in sich zusammen.
Ich keuchte schwer. Getrieben von Angst trat ich dem Soldat hinter mir heftig gegen die Beine. Als dieser zusammenbrach, sprang ich über ihn drüber, stieß einen weiteren Mann um und ließ mich neben Draco auf die Knie fallen.
Seine Augen waren geschlossen, doch seine Brust hob und senkte sich leicht.
Er lebte, die anderen auch. Sie waren nur bewusstlos.
Ich stieß einen Seufzer vor Erleichterung aus und sandte dankbar einen Blick in den Himmel.
Dennoch durfte ich nicht lange bei Draco verweilen, denn der Soldat, den ich zuvor niedergetreten hatte, stand nun an meiner Linken. Der Soldat, den ich umgestoßen hatte, thronte an meiner Rechten. Beide blickten finster drein.
Ich schluckte.
Sie zerrten mich nach oben und schubsten mich in die Mitte anderer Männer, ließen sich aber nicht entgehen, mir einen kräftigen Schlag gegen die Rippen zu verpassen.
Ich setzte eine finster dreinschaunde Miene auf und setzte mich mit den anderen Soldaten in Bewegung.
Falco vorneweg.
Immer wieder und wieder wurde ich abwechselnd nach vorne gestoßen, da meine Beine den Dienst versagten.
Die Fesseln an meinen Händen schabten derweilen ununterbrochen an den gebrochenen Handgelenken und trieben mit Tränen in die Augen.
Plötzlich hob Falco die Hand und hielt an. Er zeigte auf ein zerstörtes kleines Dorf. Rakaki! Was ist da passiert?!
Ich schnappte hörbar nach Luft. Falco lachte boshaft. "Das Dorf war so klein und süß und unschuldig. Dank dir exestiert es jetzt nicht mehr!" Er grinste erneut und fuhr fort: "Ich habe da noch etwas zu erledigen. Ihr bleibt hier und passt auf das kleine Miststück gut auf!"
Seine Stimme klang gefährlich scharf. "Wehe, sie geht einem von euch Hohlköpfen durch die Lappen! Dann reiße ich euch eigenständig eure jämmerlichen Herzen aus der Brust und verfüttere sie an die nächstbesten Mistkäfer! Habt ihr mich verstanden?"
Ich hörte wie die Soldaten schluckten und eifrig salutierten. Mit einem finsteren Blick drückten sie mich auf einen Stein und stellten sich in Kreis darum auf.
Falco maschierte mit einem zufriedenem Blick in das völlig zerstörte Rakaki.
Ich sackte erschöpft in mich zusammen. Was für ein mieser Tag!
Langsam wurde es Nacht. Die Soldaten zündeten ein Lagerfeuer an, versammelten sich auf umgekippten Baumstämmen, tranken und lachten.
Meine Stimmung war tiefer als der Nullpunkt.
Mit herunterhängenden Schultern hockte ich auf meinem Stein und blas Trübsaal vor mich hin.
Minuten verstrichen.
Und dann nahm ich die Bewegung war. Nur kurz aber deutlich. Ich drehte alamiert den Kopf in den dunklen Teil des Waldes und spitzte die Ohren. Es regte sich nichts mehr, kein Ton war mehr zu hören.
Nicht aufgebend schloss ich die Augen und suchte nun mit roten Drachenpupillen erneut die Stelle ab.
Und diesmal hatte ich Erfolg. Durch die unendliche Dunkelheit hindurch, entdeckte ich eine kleine gekrümmte Gestalt, die aufmerksam hin und her huschte.
Neugierig beobachtete ich jede ihrer geschmeidigen Bewegungen. Zu meinem Erstaunen schlich sie aber nicht weiter, sondern kam wie eine Raubkatze auf mich zu.
Ich blinzelte für den Bruchteil einer Sekunde, doch als ich die Augen wieder öffnete, war die Gestalt verschwunden.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Bekomme ich Halluzinationen?
Die Gestalt ließ sich nicht mehr blicken. Enttäuscht ließ ich die Schultern hängen.
Sekunden vergingen
Ich hatte schon jegliche Hoffnung aufegeben, als plötzlich sich meine Handgelenke lockerten. Die Seile fielen herab wie tote Äste.
Blitzschnell wirbelte ich herum.
Jemand schlug die Kapuze zurück und zum Vorschein kam......
"Dragomira!", rief ich erschrocken und erstarrte. Dragomira reagierte sofort, presste mir die Hand auf den Mund und flüsterte: "Shh!"
Ich nickte ertappt und sie ließ die Hand sinken. "Was machst du hier? Wo ist Draco?", verlangte sie scharf zu wissen und stemmte die knochigen Arme in die Hüften.
Ich biss die Zähne zusammen.
"Draco ist bei den anderen. Ich habe mich zum Tausch gegen ihre Leben angeboten"
Dragomira schüttelte verständnislos den Kopf. "Sicher hat dir Draco von meinem Geheimnis erzählt?"
Ich nickte, etwas in mir regte sich. Die alte Dame war ein Lichtbringer genau wie ich. Doch sie hatte kein Glück im Kampf gegen Nevarians Vorfahren und rettete nur knapp ihr eigenes Leben.
"Sei unbesorgt. Wir müssen von hier verschwinden. Unaufällig!" Das letzte Wort betonte sie sehr genau und schaute mir dabei tief in die Augen.
Ich legte den Kopf schief und grinste leicht.
Dragomira schlich vorsichtig um den Stein herum.
Ich folgte ihr, blieb dabei mit meinem Shirt an einem herunterhängenden Ast hängen und fluchte leise.
Der Ast schüttelte hin und her, als ich versuchte mich loszureißen. Mit einem dumpfen Knall landete er auf dem Boden.
Erschrocken sah ich auf, Dragomira funkelte mich an, doch es war zu spät.
Die Soldaten sprangen alamiert von ihren Plätzen auf und stießen dabei ihre Becher auf den Boden.
"Hey! Stehen bleiben! Sie hauen ab!"
In Windeseile hatte jeder Mann zwei Schwerter in der Hand und einen Schild auf dem Rücken.
"Und was machen wir jetzt?", fragte ich beiläufig und rollte mit der Schulter.
Dragomira seufzte. "Tu was du nicht lassen kannst!"
Ich stieß einen Jubelschrei aus und stürzte mich in den Kampf.
Blitzende Energie floss nur so aus meinen Händen und schleuderten jeden Soldaten, der nur in die Nähe des Strahls kam, meilenweit weg.
Dragomira kämpfte verbittert.
Rücken an Rücken standen wir da, und verteidigten uns mit Magie.
Ein entscheidender Vorteil gegenüber den Männern mit Waffen.
Und doch reichte es nicht. Sobald ich einen Gegner getroffen hatte, trat sofort ein anderer an dessen Stelle und ersetzte ihn.
Sie unkreisten uns. Nur mit Mühe konnten wir Schläge abwehren, aber nicht mehr angreifen.
"Ich hoffe, du hast noch einen Ass im Ärmel?", rief ich Dragomira zu, doch diese schüttelte verbissen den Kopf und versetzte einem Mann mit Dreizack einen elektrischen Schlag.
Ich steckte zwei Gegner in Brand und murmelte: "Gut, dass ich noch eins hab! Tritt unaufällig nach Links und wenn ich 'Jetzt' rufe, wirfst du dich auf den Boden, ok?"
Dragomira nickte leicht, kickte einen Mann aus dem Weg und schwenkte nach Links.
Ich trat einem Gegner gegen sein Bein, verschaffte mit ausreichend Platz und riss die Arme gen Himmel.
"JETZT!" Dracos Großmutter warf sich auf den Boden.
Der Drache schoss aus mir hinaus und wandelte blitzschnell den Körper.
Ich sank auf alle Vieren und brüllte meine Wut heraus.
Dragomira stieß einen erschrockenen Laut aus. Das löste heftige Verwirrung bei mir aus. Warum überraschte sie das so? Konnten sich nicht alle Lichtbringer in Drachen verwandeln?
Ich beschloss mir diese Frage für später aufzuheben und bleckte die scharfen Zähne. "Haut ab und euch wird nichts passieren! Kämpft und ihr werdet verlieren!", rief ich lauthals und peitschte mit dem Schwanz.
Die Soldaten rissen erschrocken die Augen weit auf. Einige ließen die Waffen sofort fallen und suchten eilig das Weite, andere schrien wild durcheinander: "EIN SPRECHENDES UNGEHEUER!"
Am Ende blieben nur eine handvoll Soldaten stehen und reckten trotzig ihre Schwerter mit entgegen.
Kein Problem
Ich schlug mit den mächtigen Flügeln, stellte mich auf die Hinterbeine und brüllte laut.
Die Wucht des Windes fegte die Soldaten nur so von den Beinen. Keiner rührte sich mehr.
Zufrieden leckte ich mir das Maul und setzte mich auf die Hinterpfoten.
Plötzlich raschelte es hinter uns.
Falco trat fröhlich pfeifend auf die völlig verwüstete Lichtung. Als er die am Boden liegenden Soldaten sah, schnappte er hörbar nach Luft.
"Wo ist das Mädchen?",schrie er heftig und zog einen schon toten Mann auf die Füße. Dieser klappte sofort wieder in sich zusammen.
Falco stieß ihn erschrocken von sich.
Leise sprang ich auf, schlich mich von hinten an ihr heran und knurrte.
Falco wirbelte herum.
"Was zum....?"
Ich kauerte nur knappe fünf Meter von ihm entfernt auf dem Boden, bereit zum Sprung.
Er schluckte entsetzt. "Was...hast du mit dem Mädchen gemacht, Drache? Wenn du es aufgefressen hast, dann...., dann....!"
Ich bleckte die Zähne. "Erkennst du mich denn nicht wieder Falco?"
Falco trat zwei, drei Schritte zurück. Sein Adamsapfel hüpfte unruhig hin und her.
"Das kann nicht sein!", protestierte er, doch in seinen Augen schimmerte Gewissheit. Vorsichtig griff er zu seinem kleinen Messer und hielt es in meine Richtung. Seine Hände zitterten stark, ich konnte förmlich seinen Angstgeruch riechen.
Ich lachte auf. "Du kannst mir nichts mehr anhaben, Falco. Dein letztes Stündlein hat geschlagen"
Getrieben von Hass näherte ich mich ihm, umkreiste seine zitternde Gestalt.
Und dann sprang ich ab. Genau auf ihn drauf.
Falco stieß einen entsetzten Schrei aus und krachte nach hinten.
Meine scharfen Reißzähne waren nur noch zehn Zentimeter von seiner Kehle entfernt. Angewidert schaute ich ihn an. "Was willst du jetzt machen, hm?"
Falcos Atem ging hektisch, seine Augen tränten, so nahe war er dem Tod.
Ich dachte an all die Verbrechen die er begangen hatte und der Zorn in mir schwillte noch mehr an, bis er schließlich überlief.
Hasserfüllt brüllte ich ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Falco fing an zu schreien und zu weinen. "Bring mich nicht um!",flehte er mit tränennassen Augen und aus seinem.Mund tropfte Speichel.
"Zu spät!", rief ich zornig, krallte mich in seinen Mantel und stieg mit ihm hoch in die Lüfte.
Falco zappelte hin und her. "Bitte. Lass mich gehen. Bitte!"
Ich achtete nicht auf sein jämmerlichee Bitten und steuerte auf eine enge Schlucht zu.
Beängstigende Schwärze wucherte tausende von Meter darin.
"Bitte",flüsterte Falco panisch. "Bitte"
Angewidert hielt ich ihn über der Schlucht.
"Zu spät!",antwortete ich bitter. "Fünfzehn Jahre zu spät!"
Damit ließ ich ihn fallen.
Sein Todesschrei hallte durch die verklufteten Wände.
Ein ekelerregendes Platschen, dann Stille.
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