Kapitel 21
"WACH AUF!"
Erschrocken fuhr ich aus dem Schlaf, krachte dabei mit dem Kopf an die Dachschräge und purzelte rücklings aus dem Bett.
Ich hatte schon viele Methoden erlebt, geweckt zu werden, doch mit dem Gesicht auf dem eiskalten Boden nur in Unterwäsche aufzuwachen, ist eindeutig die Mieseste.
Stöhnend zog ich mich hoch und starrte Draco finster ins Gesicht.
"Was sollte das denn gerade?! Reicht es dir nicht, einfach nur Guten Morgen zu sagen?", maulte ich ihn am und schlüpfte in eine schwarze Lederhose und schwarzes Oberteil.
"Guten Morgen", sagte Draco und grinste.
Ich schnaufte und sagte: "Ich schätze mal, wir müssen los?"
Draco nickte bedrückt und klopfte auf eine kleine Ledertasche, die ihm an der Seite baumelte.
"Das ist alles, was wir brauchen!"
Ich rannte mit ihm die Treppen hinunter. Auf dem Weg begegnete uns die alte Dame Dragomira. Dracos Großmutter.
"Passt auf euch auf, Kinder!", bat sie mit gebrochener Stimme und hatte die Hände gefaltet.
Ich nickte und folgte Draco hinaus ins Dorfinnere.
Eine gruselige Stille hatte sich über Rakaki gelegt und ich sah die Dorfbewohner, wie sie beteten und hofften, dass alle überleben würden.
Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals und drückte.
Draco und ich liefen schneller, denn der Mond stand schon kurz vor der Sonne.
Wir sprinteten.....und trotzdem reichte es nicht.
Das, wovor alle sich fürchteten, trat ein.
"SIE SIND DAAAAA!!!"
Ich erschrak fürchterlich, als die Dorfbewohner in heilosem Chaos versanken.
Außerhalb hörte man die eisernen Trommeln der Königsarmeen.
Man hörte wie die Soldaten ihren Rammbock auspackten und dagegen stießen.
Die Bewohner wurden still. Nichts regte sich. Kein Lüftchen wehte.
Für den Bruchteil einer Sekunde konnte man eine goldene Kugel erkennen, die sich quer über das Dorf wölbte.
Belustigt sah ich zu, wie Dracos Blick erst voller Überraschung war und dann wechselte zu unergründlicher Verwirrung. Dann sah er vielsagend zu mir hinüber. Er schnitt eine fragende Grimasse. Ich schnippte las Amtwort mit den Fingern und ließ die Magie vor seinen Augen tanzen.
Draco grinste nun ebenfalls breit und streckte den Daumen nach oben.
Und dann ertönte der Knall. Das schwere Holztor wurde nach oben gefahren. Die Soldaten stürmten hinein.
Oh nein!
Draco blickte mich mies an.
"Was ist an deinem tollen Plan denn schief gegangen?", fragte er mich und zog mich hinter eine Mauer.
"Jemand hat das Tor geöffnet! Das Siegel ist gebrochen!"
"Na super! Jetzt müssen wir nur noch unbeschadet hier herauskommen"
"Wird ein Kinderspiel!"
Wir rannten los. Einfach hinein in das Getümmel und hoffen nicht gesehen zu werden. Toller Plan.
Das Tor kam in Sicht. Für eine lurzen Moment, dachte ich wirklich, wir würden hier unbeschadet herauskommen. Doch wie gesagt, nur für einen kurzen Moment.
Falco trat uns in den Weg. Ein grausames Lächeln umspielte sein Gesicht und in seiner Hand baumelte der Riegel, mit dem das Tor geöffnet werden konnte.
Ich schnappte nach Luft.
Diese Wut machte sich in mir breit und wurde noch stärker, als Falco mit seinem Rasiermesser auf Draco losging.
Draco wich zwar aus, wurde aber dennoch am Arm getroffen. Das scharfe Messer schlitzte seinen Ärmel auf ritzte die Haut darunter auf.
Das brachte die Bombe zu platzen.
Zornig drückte ich gegen die Luft und sah mit großer Genugtuung Falco nach hinten schleudern. Benommen blieb der 18-jährige liegen.
Ich schritt auf ihn zu.
"Du hast gefragt, wer der Lichtbringer sei?", begann ich zischend und meine Stimme klang gefährlich ruhig. "Nun, beantwortet das deine abscheuliche Frage?!"
Auf meiner Handfläche erschien eine Flamme. Sie tanzte im Schein der Sonnenfinsternis und flackerte kurz auf, als ich sie mit voller Wucht nur knappe zwei Zentimeter neben Falco auf den Bodem warf. Zufrieden gönnte ich mir noch ein paar Augenblicke seinen verängstigten Blick, bevor ich ihn bewusstlos prügelte.
Ich kehrte zu Draco zurück und wir rannten weiter. Plötzlich blieb er stehen, sodass ich in ihn hineinkrachte.
"Hey, was ist denn los?!", fragte ich ihn verblüfft und schaute ihm in die Augen.
"Pferde!", kam als Antwort.
Ich schaute mich um. Zwei große Pferde standen mit Sattel und Zaumzeug auf einer Weide und scharrten unruhig mit den Hufen.
Draco schwang sich auf ein dunkelbraunen Schimmel und galoppierte los.
Ich folgte seinem Beispiel, stieg in den Steigbügel des pechschwarzen Hengstes und ritt ihm hinterher.
Dann stellte sich eine ganze Truppe Soldaten in den Weg. Dracos Pferd bäume sich auf und blieb ruckartig stehen.
Ein gewaltiger Mann trat nach vorne und rief: "Stehen bleiben! Im Namen des..... "
Weiter kam er nicht, denn ich drückte wütend gegen die Luft. Eine Hälfte der Soldaten flog meterweit nach hinten, die andere Hälfte ritt ich einfach nieder.
Draco schrie mir ein "Los, hier entlang!" hinüber und lenkte sein Pferd in die Richtung des Haupttores.
Aber wie immer kam etwas dazwischen.
Das Tor senkte sich, mit einem Knall war es verschlossen.
Na klasse!
Nach dem wir weitere zehn feindliche Männer niedergeritten hatten, entdeckte ich einen kleinen Spalt zwischen der kompakten Außenmauer.
Ich riss den Hengst herum und steuerte auf das Loch zu.
"Da kommen die niemals durch!", hörte ich einen Magier weiter hinten rufen und grinste.
Das glaubst auch nur du!
Mit einer ruckartigen Handbewegung riss ich die Mauer in kleine Stücke und galoppiertw durch.
"YEAH!", jubelte ich und freute mich über unseren Ausbruch.
Neben mir grinste Draco los und hörte gar nicht mehr. "Wir haben es tatsächlich geschafft! Du hast es tatsächlich geschafft!!"
Ich blickte ihn skeptisch an.
"Natürlich haben wir es geshafft! Freut mich, dass du so viel Vertrauen in mich setzt!"
Draco lachte und wurde ein wenig rot.
Ich schmunzelte und schaute nach hinten. Keine Soldaten, keine Männer. Scheint so, als wären sie abgezogen.
Erleichtert ritt ich ein wenig langsamer.
"Wie alt ist Dragomira?", fragte ich dann schließlich, da ich mich nie getraut hatte, ihn in ihrer Anwesenheit zu fragen.
Draco runzelte die Stirn. "Dragomira? 769", antwortete er schlicht, als wäre das, das Normalste der Welt.
Ich riss verblüfft die Augen auf. "WAS?!"
"Das stimmt wirklich!", verteidigte sich Draco und hob abwehrend die Hände.
Ich kniff die Augen zusammen.
"Und wieso ist sie so alt?"
Draco zögerte. "Du willst die Antwort wirklich wissen? Sicher?", hackte er nach und schaute mir in die Augen.
Ich dachte kurz nach, nickte dann.
Er seufzte. "Schön, dann sollst du es wissen! Dragomira ist 769 Jahre alt, weil sie einer der gescheiterten Lichtbringer ist."
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