Kapitel 18: Vorbereitungen

Astrid

Als der Schreckliche Schrecken davonflog, war es, als hätte er unsere Stimmen mitgenommen. Stumm wie Fische standen wir im Clubhaus und warfen uns befangene Blicke zu. Was sollte man in so einer Situation auch sagen? Es hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Dann verließ Hicks urplötzlich den Raum und wieder wusste niemand, was er tun sollte. Sollten wir ihn in Ruhe lassen? Ihm folgen? 

"Rede du mit ihm, Astrid", ordnete Haudrauf an, "Dir wird er zuhören."

Schweigend machte ich mich auf den Weg. Dass Hicks mittlerweile außer Sichtweite war, machte nichts. Schließlich wusste ich, wo ich ihn finden würde. Wie erwartet traf ich ihn an seiner Lieblingsnachdenkklippe an. Immer noch ohne ein Wort setzte ich mich neben ihn. Eine Weile betrachteten wir gemeinsam das Meer, dann hielt ich die Stille nicht mehr aus.

"Willst du darüber reden?"

"Was gibt es zu bereden? Ich habe versagt, mehr ist da nicht."

"Du hast nicht versagt", entgegnete ich sanft, "Versagt hat man erst, wenn man aufgegeben hat und seit wann gibst du so leicht auf?"

"Ich gebe nicht auf, aber ich sehe keine andere Möglichkeit."

"Nur weil du sie nicht siehst, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt."

"Und was gibt es deiner Meinung nach für eine Möglichkeit?"

"Schick Viggo noch eine Schreckenspost und mach darin zur Bedingung, dass er hierher kommt. Sag ihm... was weiß ich, sag ihm, dass wir Ohnezahn nicht transportieren können. Und sag ihm, dass er nur mit einem Schiff kommen soll. Dann sind wir im Vorteil und können uns das Gegengift schnappen. Und wenn das nicht funktioniert, können wir immer noch das Drachenauge dagegen eintauschen. Du wirst schon sehen, wir werden ihn retten. Der Kampf ist noch nicht vorbei."

"Du bist ein Genie! Ich könnte dich glatt küs-" Verlegen sah er zu Boden. Bildete ich mir das nur ein oder wurde er rot? "Komm!"

"Kommen? Wohin?"

"Zurück ins Clubhaus. Bereiten wir uns auf Viggo vor!" 

Und weg war er. Diesen Jungen sollte mal einer verstehen. In einer Sekunde noch am Ende seiner Kräfte, kurz darauf wieder voller Tatendrang. Nicht dass ich das nicht gut fand, es war nur...verwirrend. Und was er wohl vorhin sagen wollte? Es hatte sich angehört wie "Ich könnte dich glatt küssen." Aber warum hatte er mitten im Satz aufgehört? Wegen meiner Reaktionen auf solche Sprüche? Oder steckte etwas Anderes dahinter? Ach was, das war bloß Wunschdenken. 

"Astrid, es reicht jetzt mit den Spinnereien", dachte ich, "Konzentrier dich lieber auf das, was wichtig ist." 

Und das hieß, ich sollte mich mal auf den Weg ins Clubhaus machen und nicht mehr untätig draußen herumstehen. Wahrscheinlich erklärte Hicks nämlich gerade seinen Plan und so genial diese meistens waren, so unausgegoren konnten sie sein. Besser jemand war dabei, der ihn auf die Schwachstellen hinwies. Denn die durften wir uns nicht erlauben, sollte unser Vorhaben Erfolg haben. 

"Astrid hatte die Idee gehabt, dass wir Viggo hierher locken, unter dem Vorwand, dass wir Ohnezahn nicht transportieren können. Hier sind wir im Vorteil und können leichter an das Gegengift rankommen."

"Du willst es auf einen Kampf ankommen lassen? Aber was, wenn das Gegengift dabei vernichtet wird? O-oder die Drachenklippe!", wendete Fischbein ein, "Ich könnte wetten, dass er mit seiner gesamten Flotte aufkreuzen wird und dann haben wir keine Chance!"

"Nein, das wird er nicht", korrigierte Hicks, "Zum einen würde er niemals all seine Schiffe auf einen Punkt konzentrieren, zum anderen werden wir es zur Bedingung machen, dass er mit nur einem Schiff kommt."

"Und was soll das bringen?", fragte Rotzbacke skeptisch.

"Das würdet ihr wissen, wenn ihr mich mal ausreden lassen würdet! Ein einzelnes Schiff ist von Vorteil von uns, weil es angreifbar ist. Viggo ist bestimmt nicht so leichtsinnig, das Gegengift mit sich zu tragen. Er wird es auf dem Schiff deponiert haben und von dort können wir es holen."

"Dieser Plan hat so große Lücken, da passt ein Rumpelhorn durch", murrte Rotzbacke.

"Ich stimme ihm ja nur ungern zu, aber wo er Recht hat, hat er Recht. Das wird niemals so funktionieren. Wenn Viggo merkt, dass wir es stehlen wollen, dann lässt er die Verhandlungen platzen und macht sich aus dem Staub. Dieses Risiko können  wir nicht eingehen."

"Und genau deswegen wird er nichts davon erfahren."

"Kapier ich nicht", meinte Taffnuss. Das überraschte mich jetzt nicht, andererseits verstand ich es selber nicht. Dass ich mal auf das Niveau der Zwillinge herabsinken würde...

"Viggo weiß nicht, dass ihr drei hier seid." Er deutete auf Heidrun, Dagur und Romi. "Ihr werdet euch außen verstecken und die Tür verriegeln. Dann greifen Dagur und Romi das Schiff aus der Luft an, gerade so stark dass Heidrun unbemerkt an Bord gelangen kann. Sie sucht dann das Gegengift. Wenn ihr es habt, gebt ihr ein Zeichen und befreit die anderen Drachen aus den Ställen, für den Fall dass sie aus dem Clubhaus entkommen und nehmt sie gefangen. Es wird Zeit, dass dieser Irrsinn ein Ende nimmt."

"Das klingt nach Spa-has!", jubelte Dagur und brach in irres Gelächter aus, "Na, was meinst du Romi, die machen wir fertig!"

"Das machen wir ganz bestimmt nicht", fauchte sie, " 'Die' sind meine Brüder und wenn du Hohlbirne einen von ihnen verletzt, dann mache ich dich fertig."

"Oh, ähm, klar. Wie du meinst. Du bist der Boss. Die Boss? Die Bossin?"

"Schafskopf", murmelte sie.

"Und was soll das für ein Zeichen sein?", brachte ich das ursprüngliche Thema wieder zur Sprache.

"Oh, oh, oh, wir könnten das Thorston-Schnur-System verwenden!", schlug Raffnuss begeistert vor, "Man gibt Signale, indem man an einer Schnur zupft, deren eines Ende der Sender und das Andere der Empfänger hat. Idiotensicher!" 

"Irgendwelche vernünftigen Vorschläge?", fragte ich in die Runde.

"Eigentlich ist das gar nicht mal so dumm", widersprach Hicks, "Wir könnten eine Schnur  unter den Dielen durchfädeln, dann ist sie so gut wie unsichtbar. Ich kann mir ein Ende um mein Bein knoten-"

"Große Auswahl hast du ja nicht", quatschte Rotzbacke dazwischen. Ein scharfer Blick meinerseits brachte ihn wieder zum Verstummen.

"Wie gesagt, ein Ende knote ich mir um mein Bein, an das Andere befestigen wir eine Glocke. Wenn jemand der anderen Gruppe etwas mitteilen will, braucht man nur an der Schnur zu ziehen. Einmal ziehen heißt es geht los, zweimal heißt wir haben das Gegengift, dreimal heißt wir haben es nicht und andauernd heißt etwas ist schiefgegangen."

"Ist ja alles schön und gut, aber was ist, wenn sie das Gegengift im Lager gelassen haben?", hielt Haudrauf dagegen.

"An dieser Stelle kommst du ins Spiel. Du und das A-Team, ihr fliegt währenddessen in ihr Lager und sucht dort nach dem Gegengift."

"Die werden uns aber kaum einfach so hereinspazieren lassen."

"Vielleicht doch", warf Romi ein, "Auf der Nordostseite der Insel gibt es eine kleine Bucht, die unbewacht ist. Dort setzt Sternenwind mich immer ab. Ich kann euch nicht sagen, ob das immer noch so ist, aber es ist die einzige Möglichkeit, unbemerkt auf die Insel zu gelangen. Ihr müsst euch knapp über der Wasseroberfläche halten, ansonsten sieht man euch."

"Aber wenn nicht einmal du es geschafft hast - wie sollen sie es dann finden?", entgegnete Heidrun.

"Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, ob es überhaupt dort sein wird, aber ich vermute, es ist in Viggos Zelt aufbewahrt."

"Wenn du weißt, wo es ist, warum hast du es dann nicht mitgebracht?", bohrte ich argwöhnisch nach. Bei Thor, merkten die anderen nicht, dass mit diesem Mädchen etwas nicht stimmte?

"Ich habe nie gesagt, dass ich weiß wo es ist", konterte sie kühl, "Ich vermute es lediglich. Außerdem würdest du auch kein Zelt durchsuchen können, wenn  sich andauernd Leute darin herumtreiben."

"Leute? Was für Leute?"

"Viggo, Reiker, dieser komische Krogan - Mann, ich sag euch, der Typ ist unheimlich! - Drachenjäger..."

"Krogan? Was für ein Krogan?", wollte Hicks wissen.

"So ein Geschäftspartner von Reiker.  Er ist vor einem Tag bei uns im Lager aufgekreuzt, sie wollen in irgendeiner Angelegenheit zusammenarbeiten. Ich glaube, es ging um eine Schuld... und etwas mit Viggos Plan."

"Na, was der Plan ist, wissen wir ja jetzt", schnaubte Heidrun, "Aber was hat dieser Typ damit zu tun?"

"Ich weiß es nicht. Und von was für einer Schuld sie geredet haben, weiß ich auch nicht. Nur etwas mit gefälschten Münzen."

"Gefälschte Münzen", überlegte Hicks, "Warte mal... Wie sah er aus?"

"Blauer Mantel, dunkelrote Weste, ziemlich südländisch. Ach ja, und er war ganz schön groß", beschrieb sie.

"Den kenne ich doch!", rief ich dazwischen, "Das war dieser Mann von der Insel!"

"Nicht nur das", entgegnete Hicks düster, "Er war auch einer von den Kopfgeldjägern und er war auf der Auktion! Die Frage ist, was will er bloß? Gefälschte Münzen... Reiker hat ihm einen Geldbeutel in die Hand gedrückt, nachdem er mich gefangen hat. Aber was diese Schuld sein soll..."

Schuld... Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich, wieso war ich nicht vorher darauf gekommen?

"Auf der Auktion war er der Käufer von Ohnezahn. Er hat für ihn bezahlt, ihn aber nicht bekommen. Das ist es auch, was mit dem Plan gemeint war! Er will Ohnezahn!"

Allerdings stellte sich nun die Frage, wozu? Wollte er ihn weiterverkaufen? Oder hatte er etwas völlig Anderes mit ihm vor? Egal, er würde ihn sowieso nicht bekommen. Sollte er doch ruhig herkommen, dann würden wir ihm schon zeigen, was ein echter Wikinger war! Ihm, Reiker und vor allem Viggo. Wie Hicks gesagt hatte, es wurde Zeit, dass das hier ein Ende nahm. Wir hatten uns lange genug mit diesen Grimborns herumgeschlagen.

„Na, dann machen wir uns mal an die Arbeit!", rief ich den Anderen auffordernd zu.

Kurz darauf waren alle (mit Ausnahme der Zwillinge, die sich mal wieder gedrückt hatten; Gothi, die sich weiterhin um Ohnezahn kümmerte und Haudrauf, der zurück nach Berk geflogen war, um das A-Team zu holen) mit Vorbereitungen beschäftigt. Fischbein und Hicks zerbrachen sich den Kopf über Verhandlungstaktiken, Rotzbacke und Dagur verstärkten die Wände des Clubhauses, damit Viggo den Angriff nicht hören würde, Heidrun und Romi arbeiteten an der Verriegelung, die schließlich nicht entdeckt werden durfte und ich verlegte den Draht nach draußen.

Der Vorteil daran war, dass ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren konnte und von niemandem zugelabert wurde, der Nachteil, dass ich alle Gespräche der Anderen mitbekam. Rotzbackes und Dagurs Meinungsverschiedenheit über Spitznamen nervte ziemlich und die Grübeleien von Hicks und Fischbein brachten mir andauernd unsere Situation in Erinnerung. Weniger nervig oder deprimierend war die Unterhaltung von Heidrun und Romi, doch trotzdem in gewisser Weise am schwierigsten auszuhalten.

„Dieser Kampf morgen - ich weiß nicht, ob ich das schaffen werde", meinte Romi aus heiterem Himmel, nachdem sie eine Weile über belangloses Zeug geplaudert hatten.

„Es ist ganz normal, vor einer Schlacht Angst zu haben", beruhigte Heidrun sie, „Mir geht das genauso."

„Ich habe keine Angst, dass mir etwas passieren könnte. Nicht so viel jedenfalls. Ich... ich weiß einfach nur nicht, ob ich gegen Viggo kämpfen kann. Er ist immer noch mein Bruder, ganz egal, was er getan hat. Wenn ich ihm begegne...ich weiß nicht, ob ich das aushalten kann."

„Deswegen wirst du ihm ja nicht begegnen. Glaub mir, Hicks weiß, was er tut."

„Ich weiß. Wann tut er das mal nicht? Ich hab noch nie jemanden getroffen, der so gut planen kann. Und irgendwie weiß er immer, was andere brauchen. Schon bei unserer ersten Begegnung hat er gemerkt, dass ich anders bin als meine Brüder. Da wusste ich es ja noch nicht mal selber! Er war freundlich zu mir, obwohl ich eine Grimborn bin. Warum weiß ich immer noch nicht. Sogar jetzt hilft er mir die ganze Zeit und ich würde ihm ja auch gerne helfen, aber ich weiß einfach nicht, wie. Ich kann einfach nicht so gut mit Menschen. Das habe ich Viggo zu verdanken, nehme ich an", fügte sie bitter hinzu.

„Das stimmt nicht", protestierte Heidrun, „Glaubst du, Hicks hätte dir angeboten, eine Drachenreiterin zu werden, wenn er dich nicht leiden kann?"

Je länger sie redeten, desto unwohler wurde mir und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich das Gespräch in eine Richtung entwickelte, die mir nicht gefiel. Ich beugte mich wieder über meine Arbeit und versuchte, ihre Stimmen auszusperren. Leider vergeblich. Sie blieben da, unüberhörbar und bohrten sich immer tiefer in mich hinein.

„Glaub nicht. Ach, ich hoffe, er mag mich auch."

Auch? Das hieß doch nicht...? Heidrun hatte den gleichen Gedanken.

„Du bist doch nicht in Hicks verliebt, oder?"

Bitte nicht, bitte nicht! Großer Odin, lass das nicht wahr sein!

„Nein! Also, nicht wirklich, glaube ich."

„Glaubst du?"

„Also...ich...schön, du hast gewonnen. Ja, bin ich."

Jedes ihrer Worte schmerzte wie ein Nadelstich. Wie hatte ich das nicht bemerken können? Romi, die Hicks aus der Gefangenschaft der Drachenjäger befreite. Die ihn von dem Gift heilte. Die uns auf diesem Schiff rettete. Die uns ohne einen Grund ihre Identität offenbarte. Die ihm das Drachenauge gab und die jetzt gegen ihre Brüder kämpfen wollte, um einen Drachen von der Art, die ihre Eltern getötet hatte, zu retten. Blind war ich gewesen, für alles um mich herum. Aber diesen Fehler würde ich nicht noch mal begehen. Ich würde ihn mir ganz bestimmt nicht von dieser Drachenjäger-Tussi wegnehmen lassen! 

Aber was konnte ich schon tun? Sollte ich ihm gestehen, was ich für ihn empfand? Oder würde das bloß unsere Freundschaft zerstören? Das wäre das letzte, was ich wollte. Aber es gab nun mal keinen anderen Weg, Klarheit zu erlangen. Und wer weiß, womöglich liebte er mich ja auch. Hatte Heidrun nicht so etwas angedeutet? Ich wusste, der Gedanke würde mich nicht loslassen, daher ließ ich den Draht in Ruhe - ich war sowieso schon fertig - und ging zu Hicks hinüber, der gerade an der Kante der Klippe saß.

Noch nie waren mir 15 Meter so lang vorgekommen. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und meine Knie fühlten sich wie Wackelpudding an. Was war mit mir los? Ich hatte schon tausende Male neben ihm gesessen und doch betrug mein Puls das doppelte, als er mich begrüßte. 

"Hey Astrid. Schon fertig?"

Bildete ich mir das nur ein oder blickte er mich anders als gewöhnlich an? Ach, was sollte schon anders sein? Er war immer noch der gleiche Hicks und ich immer noch die gleiche Astrid. 

"J-ja, alles erledigt", stammelte ich. Götter, warum war ich auf einmal so nervös? Da war doch nichts dabei! Einfach nur sagen - ja, was sagen? Mit einem Mal war meine Kehle staubtrocken. Ganz ruhig, Astrid. Tief durchatmen. Ich hatte mich dazu entschlossen, es ihm zu sagen und eine Hofferson machte keine Rückzieher. Und außerdem - ich wollte es ja schließlich wissen.

"Ähm, Hicks?"

"Ja?"

"Also, es gibt da etwas, was ich dir schon lange sagen wollte. Hicks, ich l-"

"He Leute, ich bin wieder da! Habt ihr mich vermisst?" Erschrocken drehten wir uns um.

"Gustav? Was machst du denn hier?", fragten wir im Chor. Hatte der mir gerade ernsthaft den Moment versaut? Ich könnte diesen verdammten Bengel umbringen! Was bildete er sich ein, in anderer Leute private Gespräche hineinzuplatzen?

"Du hast gesagt, dass das A-Team kommen soll. Und hier sind wir!"

"Ganz genau, die Jorgensons sind da, um den Tag zu retten!", prahlte Kotzbacke.

"Wann geht es los? Ich kann es kaum erwarten, Viggo ordentlich mit meiner Axt bekannt zu machen", polterte Haudrauf.

"Also erst einmal wird Viggo - so gern ich das auch hätte - keine Bekanntschaft mit deiner Axt machen. Wenn ihr morgen bei Sonnenaufgang in seinem Lager angreift, wird er hier sein. Und was deine Frage angeht, ihr solltet circa zwei Stunden vorher losfliegen. Kommt doch rein, es gibt Abendessen."

Eine Geschichte, ziemlich viele Diskussionen und unzählige Yakkeulen später waren alle am Schnarchen. Alle bis auf mich, die immer noch über das, was Hicks mir hatte sagen wollen nachgrübelte und Hicks, der schon seit einer gefühlten Ewigkeit die Decke anstarrte und ab und zu Ohnezahn streichelte. Nach einer Weile wurde es mir zu bunt und ich setzte mich auf.

"Astrid? Du bist noch wach?"

"Du ja auch", gab ich zurück, "Wäre es nicht besser, du würdest dich vor morgen noch etwas ausruhen?"

"Ich weiß, aber ich kann einfach nicht schlafen. Was, wenn es morgen schiefgeht?"

"Es  wird nicht schiefgehen, keine Sorge. Wir haben unseren Plan und wir werden siegen. Viggo wird es noch bereuen, sich mit uns angelegt zu haben! Und weißt du, warum? Weil du unser Anführer bist. Weil du der mutigste, cleverste, verrückteste Wikinger bist, den die Welt je gesehen hat. Wenn irgendwer das schaffen kann, dann du. Und wir sind ja auch noch da. Wir werden dich nicht im Stich lassen. Ich werde dich nicht im Stich lassen."

Erst jetzt realisierte ich, dass er sich im Verlauf des Gespräches zu mir gesetzt hatte. Unsere Gesichter waren nur eine Handbreit voneinander entfernt. Die Nähe zu ihm machte mich ganz schwindelig und ich konnte nur hoffen, dass die Dunkelheit meine knallroten Wangen ausreichend kaschierte.

"Das ist das netteste, was je jemand zu mir gesagt hat."

Es entstand eine lange Schweigepause, die vor unausgesprochenen Worten nur so knisterte. Als ich glaubte, vor Stille platzen zu müssen sagte Hicks:

"Astrid, da ist etwas, was ich dir schon seit Jahren sagen wollte. Ich hab mich nie getraut, aber - in Zeiten wie diesen merkt man, was einem wichtig ist. Und du bist mir wichtig. Astrid, ich..."

BAMM! Mit einem lauten Knall flogen die Türen des Clubhauses auf und herein stürmten verschrammt, schlammtriefend und mit einem dämlichen Grinsen, das ich ihnen nur zu gerne vom Gesicht wischen würde die größten Schafsköpfe des Inselreiches.

"Raffnuss und Taffnuss Thorston!" rief Hicks ungewöhnlich laut für seine Verhältnisse, "Wo in Thors Namen habt ihr euch herumgetrieben?! Und was fällt euch ein, alle zu wecken?!"

"Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte Raff aufsässig.

"Wo. Wart. Ihr!"

"Na in der Wildschweingrube", antwortete Taff lässig.

"In der Wildschweingrube", wiederholte Hicks bedrohlich langsam, "Und es ist euch den ganzen Tag nicht eingefallen, dass wir eure Hilfe brauchen könnten? Oder dass man sich nicht einfach aus dem Staub macht, wenn gearbeitet wird? Nein? Tja, vielleicht solltet ihr mal eure Gehirne einschalten, denn morgen früh steht Viggo vor unserer Tür. Aber wenn ihr euch weiter so benehmt, dann tausche ich vielleicht euch gegen das Gegengift ein. Dann wärt ihr wenigstens mal zu etwas nütze!" Mit diesen Worten verschwand er nach draußen, wobei er die Tür heftig zuknallte.

Puh. Also das war hart. Hicks musste mit den Nerven völlig fertig sein. Genau wie vor ein paar Stunden folgte ich ihm und abermals traf ich ihn an der Klippe an. Als ich mich neben ihn hockte, stellte ich erschrocken fest, dass er schluchzte. Intuitiv streichelte ich ihm über den Rücken.

"Ist alles gut. Jeder hat mal schlechte Tage. Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast und alle anderen wissen es auch. Du hast einfach die Nerven verloren, so etwas passiert. Mach dir keine Vorwürfe deswegen."

"Es ist ja nicht nur deswegen. Ich - ich habe einfach Angst. Angst um euch, um die Drachenklippe, um Ohnezahn... Wenn ihm etwas wegen meinem Plan zustößt...Ach, ich habe es satt, Anführer zu sein. Ich habe das alles so satt!"

Ich hätte ihn so gerne getröstet, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Doch offenbar beruhigte ihn meine Umarmung und nach einer Weile hörte er auf, zu weinen. Und bevor einer von uns etwas sagen konnte, war er schon eingeschlafen.


Ja, ich lebe auch noch :) Tut mir leid, dass so lange nichts gekommen ist, aber ich musste das Kapitel zweimal zur Hälfte neu schreiben, weil ich einen ziemlichen Logikfehler drin hatte, ich werde auch noch ein paar frühere Kapitel überarbeiten und dann hat die Schule auch wieder angefangen. Aber ich bin noch an der Geschichte dran, keine Sorge. Übrigens  wurde ich wieder mal getaggt, und zwar von Hektorianja. 

1. Wenn du eine Figur aus einer Geschichte (egal welche) sein könntest, welche wäre das? Oh je. Ich habe so viele Lieblingsgeschichten und -figuren, ich kann gar nicht alle aufschreiben.  

2. Würdest du eher für jemanden sterben, den du hasst oder denjenigen für dich opfern? Kommt darauf an, was diese Person getan hat. Wenn ich diese Person nur wegen ihrem Charakter nicht leiden könnte, würde ich sie retten, wenn sie irgendwas wirklich Schlimmes getan hat, dann nicht.

3. Bei welchem Film hast du das letzte Mal geweint/ beinahe geweint? Ich glaube, das war HTTYD 3. Ich habe mir den Film schon drei Mal angeschaut und jedes Mal musste ich weinen.

4. Würdet ihr eher durch die Zeit reisen, die vier Elemente kontrollieren, euch teleportieren oder Telekinese können? Die vier Elemente kontrollieren! Erstens ist es am vielfältigsten und zweitens finde ich es am coolsten.

5. Was würdet ihr am ehesten tun, wenn ihr Zeitreisen könntet? So viel wie möglich über das Leben in der Vergangenheit erfahren. Etwas ändern würde ich eher weniger, wenn man eines ändert, ändert man alles.

6. Was wären eure ersten Gedanken, wenn ihr eines Morgens in eurer Lieblingswelt aufwachen würdet? Hatten wir so eine Frage nicht schon mal? Zuerst würde ich glauben, ich würde träumen, dann würde ich vor Begeisterung ausrasten und versuchen, so viel wie möglich zu entdecken. 

7. Jetzt darfst du selbst mindestens eine Person taggen und ihr oder ihnen mindestens sechs Fragen stellen. Ich tagge niemanden, mir fallen gerade einfach keine Fragen ein.  

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