Kapitel 22: Zerrissen
Astrid
Von einer Rotte Wildschweine aus dem Schlaf gerissen zu werden, ist wirklich nicht die beste Art, einen Tag zu beginnen.
„Auf die Drachen! Wildschweine!", brüllte Rotzbacke.
Sofort war ich hellwach. Unter mir bebte der Boden vom Donnern dutzender Beine, heiseres Quieken schallte durch den Wald. Mit einem Satz war ich auf den Füßen, rüttelte an Taffs Schulter.
„Wildschweine! Wir müssen weg!"
„Wildschweine? Kommt zu mir, ihr Süßen!"
„Taff!"
Ein Tritt gegen seine Schulter und er hob den Kopf. Das erste Vieh preschte zwischen den Bäumen hervor, Hauer lang wie mein Unterarm glänzten in der Sonne. An den Spitzen klebte etwas Bräunliches. Zunächst steuerte es auf Rotzbacke zu, der ihm einen Hieb mit seiner Keule versetzte. Erde spritzte vom Boden hoch, als es die Richtung änderte. Winzige, gemeine Augen fixierten den immer noch am Boden liegenden Taffnuss.
„Ah! Gar nicht süß, gar nicht süß! Raffnuss, hilf miiiiiiiir!"
Mit rudernden Armen rannte er zu seinem Drachen, auf dem schon seine Schwester saß. Sie erwiderte ihm mit einem Grunzen ähnlich dem der Wildschweine und zog ihn hoch. Ich sprintete zu Sturmpfeil rüber, drückte mich ab und landete im Sattel.
Gerade als die restlichen Wildschweine auf die Lichtung stürmten, hoben die vier Drachen ab. Verrottetes Laub peitschte um die borstige, schwarze Masse. Entkommen. Doch erst als die Insel am Horizont verschwand, gab der Erste ein Wort von sich.
„Bist du sicher, dass wir weitermachen sollten?"
„Wie oft denn noch, Rotzbacke? Wir ziehen das hier durch. Jedenfalls ziehe ich das durch. Wenn ihr nicht wollt, könnt ihr gerne zurück nach Berk fliegen. Aber ich. Gebe. Nicht. Auf!"
Bei jedem Wort ballte ich die Faust enger und enger. Rotzbacke lenkte seinen Drachen näher an mich heran.
„Wir bleiben bei dir. Nur ..."
„Warum? Wird Hicks wieder lebendig, indem du Romi fertigmachst? Nein! Das ist kompletter Schwachsinn! Lass uns wieder nach Hause fliegen."
Raffnuss verschränkte die Arme und spuckte aus.
„Bloß, weil du die Geduld eines Kleinkindes hast, heißt das nicht-"
„Stopp! Astrid, sie hat nicht Unrecht."
„Hast du vorhin nicht gesagt, du hältst zu mir, Rotzbacke?"
Er zupfte an den Hörnern seines Helmes herum.
„Ja. Aber ... sieh doch mal wie du dich veränderst."
„Und? Wir alle haben uns verändert. Du bist total ernst, Fischbein sagt kein Wort mehr, Raff ist dauerhaft aggressiv – nur Taff ist halbwegs derselbe geblieben."
„Schreckliche Schrecke-hen sind so toll! Schre-heckliche Schrecken sind so toll!"
Taffnuss schniefte, ohne zu merken, dass wir alle ihn beobachteten.
„Uahh, Hicks, wo bist du, der mir die Schönheit von Schrecken gezeigt hat? Wooo-hohoho?!"
Wie auch immer.
„Natürlich habe ich mich verändert! Falls du es noch nicht bemerkt hast, Hicks ist tot!"
Fischbeins Unterlippe zuckte.
„Hier geht es darum, seinen letzten Willen zu vollziehen", schloss ich.
„B-bist du sicher, dass er das gewollt hätte?"
Fischbeins Flüstern war durch den Wind kaum zu hören. Ich tat so, als wäre es bei mir nicht angekommen. Dennoch piekte es ein Löchlein in meinen Wall.
Nein. Ich durfte mich nicht von meinem Ziel abbringen lassen. Und schon gar nicht durfte ich aufhören, an es zu glauben.
„Wir fliegen weiter."
Gegen Abend erspähten wir vertraute Felsformationen. Wir befanden uns nahe der Drachenklippe, morgen würden wir sie erreichen. Hier hatten wir die Jäger abgewehrt und da hatte Hicks mich aus dem Wasser gefischt.
Hicks.
Das Herz flatterte in meiner Brust und stimmte einen zerreißenden Klagegesang an. So ein fragiler Vogel. Zu viel Angst oder Schmerz und er kippte tot um. Hicks hatte ihn aus seinem Käfig befreit, nun bestand seine Welt wieder aus Gitterstäben.
„Wir sollten eine Pause machen. Fleischklops stürzt gleich ab."
Tatsächlich, die Pranken des Drachen streiften schon die Wasseroberfläche. Fischbein jedoch blieb stumm, fuhr lediglich mit seiner Hand über ihre Flanke. Hätte Rotzbacke mich nicht darauf hingewiesen, wäre es mir nie aufgefallen. Normalerweise hätte ich Fischbein gefragt, warum er nichts gesagt hatte. Doch dessen Sprachlosigkeit war mir zu vertraut, um mich darüber zu wundern.
Sturmpfeil blickte mich an aus ihren gelben, vertrauensvoll wunderschönen Augen. Ruckte mit dem Kopf in die Richtung der beiden und krächzte.
„Hast Recht, Süße", murmelte ich und wir segelten neben Fleischklops. Immer wieder sackte sie ab, Wassertröpfchen sprühten nach oben.
„Fischbein! Komm rüber, dann ist es einfacher für sie."
Früher hätte Rotzbacke einen Witz über Fischbeins Gewicht gemacht. Aber früher war vorbei und so nickte er Fischbein aufmunternd zu. Ich steuerte Sturmpfeil noch näher an sie heran, sodass der Wind von Fleischklops' Flügeln an meinem Pony zerrte und ich ihr abgehacktes Keuchen hören konnte. Liebevoll klopfte Fischbein auf den Rücken seiner Freundin, dann ergriff er meine Hand. Warm war sie und weich und tröstlich. Wann hatte ich zuletzt einen anderen Menschen berührt? Er drückte sich ab und ich zog ihn rüber. Augenblicklich gewann Fleischklops an Höhe.
„Siehst du? Kein Problem."
Ein Schlenker von Sturmpfeil brachte uns zurück in unsere ursprüngliche Position. Hinter mir kippte Fischbein zur Seite, ich schnellte herum und packte ihn gerade noch am Kragen.
„Halt dich ruhig an mir fest."
Große Hände berührten meine bloßen Schultern, ihre Wärme tat gut bei all dem Wind.
„So bringt das nichts, Fischbein."
Zögerlich rutschte er näher ran und legte er seine Arme um mich. Und ich fühlte mich seltsam geborgen in seiner Umarmung. Der Umarmung eines Freundes. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sehr ich so etwas vermisst hatte. Trost. Geborgenheit. Bindung.
Etwas Nasses lief meinen Rücken herunter. Fischbein weinte. Ungelenk tätschelte ich ihm den Arm, mit Tränen hatte ich noch nie gut umgehen können.
Und so flogen wir weiter, mit einer Lücke in unserer Mitte über einen Ozean aus Tränen. Schweigend, auf der Suche nach Halt, so einfach zu gebend und doch so schwer.
Wir machten Halt auf einer kargen Insel. Gräuliche Wellen droschen auf die nackten Felsen ein, Windböen zerrten an unseren Kleidern. Flechten duckten sich vor ihnen, die einzige Farbe in all dem Grau. Sofort rückten die Drachen zu einem Kokon zusammen und nahmen uns in ihre Mitte. Jeder schnallte seine Decke vom Sattel ab und wickelte sich ein. Fischbein zog aus seiner Tasche einen Laib Brot, zwei Stummel Wurst und eine Ecke Käse hervor.
„D-d-d-das ist aber nicht viel." Rotzbacke klapperten die Zähne, als er den letzten Rest Proviant begutachtete. „A-a-Astrid, wir k-können nicht mehr weiterfliegen. Wir h-h-h-h-haben weder Essen noch Geld noch Kraft."
Anstelle einer Antwort strich ich über Hakenzahns Schuppen. Von meiner Hand platschte
grüner Glibber in die Mitte. Ein Nicken zu Sturmpfeil und sie entzündete es. Flammen prasselten auf, umhüllten uns mit ihrem warmen Schimmer. Alle rutschten näher heran, Rotzbacke streckte seine Arme über den brennenden Fleck. Ich holte das Messer aus meinem Versteck am Oberschenkel hervor und teilte das Brot in fünf Stücke. Hart wie es in den letzten Tagen geworden war, rutschte ich ab und schnitt mir in den Daumen.
An der Wunde saugend, verteilte ich die Stücke. Metallischer Geschmack traf auf meine Zunge. Blut. Auf einmal sah ich wieder Hicks in der Arena liegen, das gleiche Rot in den Sand hineinsickern. Ich schüttelte mich, zog den Daumen aus dem Mund.
Rotzbacke hatte kommentarlos das Messer genommen und den Käse in drei Teile geschnitten. Er legte sie in die Mitte und griff sich ein Stück Wurst. Die Zwillinge packten dasselbe Stück Käse, nach einer Sekunde Blickkontakt suchte Taff sich das daneben aus. Ich angelte mir den zweiten Wurststummel, erst danach nahm sich Fischbein das letzte Stück Käse.
Während ich an meiner Wurst nagte, schweifte mein Blick über die anderen. Fischbein schmiegte sich an Fleischklops, seine Augen huschten so schnell umher, dass ich ihrer Bewegung kaum folgen konnte. Er hatte an Gewicht verloren, sein ehemals rosiges Gesicht erinnerte nun mehr an einen Leichnam - frischen Schnee - als an einen lebenden Menschen. Raff starrte stur auf einen unbestimmbaren Punkt, während ihr Kiefer das Brot zermahlte. Sie hatte die Arme verschränkt und das Gesicht zu einer mürrischen Grimasse verzogen, wie so oft in letzter Zeit. Ihr Bruder zeichnete unablässig Zeichen auf den Boden, aß nur spärlich. Seine Decke hatte er über den Kopf gezogen. Auch Rotzbackes Appetit schien geschrumpft zu sein, gedankenverloren kaute er auf seiner Wurst herum. Er sah anders aus, so ohne Helm und die protzige Gürtelschnalle. Erwachsener. Ernster.
Fischbein verschluckte sich und hustete, ich klopfte ihm auf den Rücken. Keiner sagte ein Wort.
Mit der Zeit erlosch das Alptraumgel. Ich wollte eine weitere Handvoll dazutun, doch Rotzbacke kam mir zuvor. Taff hatte sich schon zusammengekringelt und unter der Decke verkrochen. Seine Schwester musterte ihn mit stählernem Blick. Fischbeins Augen öffneten sich immer seltener und er kuschelte sich noch enger an Fleischklops. Hatte er den ganzen Tag über kaum geredet, so murmelte er im Schlaf ohne Pause. Immer mal wieder stieß er ein „Hicks!" hervor und warf sich auf die andere Seite. Am Anfang war es mir noch unerträglich gewesen, aber mit jedem Tag hatte ich mich mehr daran gewöhnt. Und mittlerweile erschien es mir fast tröstlich, dass ich nicht die Einzige mit Alpträumen war.
Rotzbacke schlief im Sitzen ein, sein Kopf kippte einfach vornüber und pendelte dort hin und her. Raffnuss schnaubte. Sie schien auch nicht schlafen zu wollen oder können, aber was wusste ich schon. Sie war mir so fremd geworden in den letzten Monaten. Alle waren das.
Irgendwann legte auch sie sich hin, den Blick zur Decke aus Flügeln gerichtet. Vielleicht schlief sie, vielleicht nicht. Es machte keinen Unterschied. Wir waren sowieso allein, jeder für sich.
Hicks' Ermordung hatte nicht nur ihn aus unserer Mitte gerissen, sondern auch uns alle auf völlig verschiedene Inseln verfrachtet. Wir sahen einander zwar, aber dennoch waren wir getrennt. Und wer jemals versucht hatte, zwischen zwei Inseln zu kommunizieren, der wusste um die Unmöglichkeit dieses Versuches.
„Au! Was machst du – runter von mir!"
„Aber ..."
„Kein aber, geh sofort da runter! Du weckst noch alle auf."
„Aber da ist ..."
„Sieh mal, Fischbein ist schon aufgewacht wegen dir."
Schemen fuhren durch die Dunkelheit, schienen sich gegenseitig hin und her zu schubsen. Ich schloss die Augen, in der wohl vergeblichen Hoffnung, die anderen würden sich zusammenreißen und still sein.
„Was hast du überhaupt draußen zu suchen? Es ist mitten in der Nacht!"
Jep, vergeblich. Gähnend rollte ich mich auf die andere Seite und wuchtete mich in eine halbwegs sitzende Position.
„Na toll, jetzt ist auch Astrid wach."
Es war Rotzbacke, der die andere Person ankeifte, so viel konnte ich erkennen. Auch Fischbein schien sich aufgerappelt zu haben, regungslos umklammerte er seine Knie.
„Kann mir jemand sagen, was eigentlich hier los ist?"
„Taffnuss", Rotzbacke piekte ihm in die Brust, „Hat nichts Besseres zu tun, als sich mitten in der Nacht rauszuschleichen und beim Zurückkommen völlig aufgedreht über andere Leute zu klettern!"
„Aber ..."
„Hört mit dem Lärm auf! Ich will schlafen, verdammt noch mal!", grunzte Raffnuss und schlug nach ihrem Bruder, bevor sie sich wieder die Decke über den Kopf zog. Ich ignorierte sie und wandte mich Taff zu.
„Sie hat Recht. Wir alle sind müde und es ist spät. Leg dich wieder schlafen."
Mein altes Ich hätte ihn wohl zur Schnecke gemacht, doch mir fehlte die Kraft dazu. Ein paar Stunden Schlaf noch, das wäre schön – auch wenn ich wahrscheinlich wieder schweißüberströmt aufwachen würde. Jede Nacht hatte mindestens einer von uns geschrien oder die anderen mit grauenerfüllten Augen angestarrt. Alle waren schon an der Reihe gewesen – bis auf Liska, die sich allerdings schon in der zweiten Nacht aus dem Staub gemacht hatte. Wahrscheinlich brauchte sie Romi lebend, um das volle Kopfgeld abzusahnen. Doch ich würde ihr zuvorkommen.
„Aber ich habe ..."
Ein Arm quetschte sich zwischen den Flügeln der Drachen durch.
Ich schnappte meine Axt, sprang auf die Füße. Rotzbackte gellte auf, Fischbein drückte sich gegen die Wand aus Drachenleibern. Ohne zu zögern machte einen Satz nach vorne und zerrte die Person hinein.
Sie stolperte und sackte auf die Knie, ich holte mit meiner Axt aus. Taff brüllte, ich solle aufhören, Rotzbacke kreischte immer noch, die Drachen röhrten und Raff zeterte nach Ruhe. Kaltblütige Vernichtung surrte durch den Kokon, da traf mich ein Drachenschwanz in die Seite und warf mich zu Boden.
Der Mann hatte die Augen aufgerissen, seine Augenbrauen verschwanden fast in dem wirren Haarschopf. Er hob die Hände über den Kopf und kauerte sich zu einer Kugel zusammen. Ich rollte mich ab, schmiss mich zu ihm hinüber und nagelte ihn mit Knien und Ellenbogen am Boden fest. Ein Griff und die Axt klebte an seiner Kehle.
„Nenne mir einen Grund, dir nicht den Hals aufzuschlitzen."
Jemand zerrte an meiner Schulter, in der Dunkelheit erkannte ich nur eine schlaksige Statur.
„Astrid, nein, das ist ... argh, lass ihn los, das ist Dagur! Das wollte ich euch von Anfang an sagen!"
„Du hast gesagt, du bereitest sie darauf vor, dass ich komme!"
Sein Adamsapfel hüpfte unter meiner Hand hin und her.
„Dagur?"
„Jep, der bin ich. Dagur der Durchgeknallte. Berserker. Wir kennen uns, schon vergessen? Ach, und könntest du bitte die Axt von meinem Hals wegnehmen? Wäre ja blöd, wenn du mir versehentlich ... krgh." Er machte eine schneidende Geste. „Du weißt schon. Alsoooo ...?"
Kaum war ich von ihm heruntergestiegen, stand er auf und streckte sich ausgiebig – mit einem Arm, denn sein linker hing in einer Schlinge vor dem Körper.
„Ah, schon viel besser! Schön euch zu sehen, Leute."
„Dagur?", Rotzbacke drängelte sich nach vorne, „Was hast du denn hier zu suchen?"
Dagur zuckte mit den Schultern, auf seinem Gesicht konnte ich sein übliches schiefes Grinsen erahnen.
„Das Übliche. Durch die Gegend fliegen, von dem Chaos in der großen Halle herunterkommen ... Und ihr?"
„Das Übliche. Durch die Gegend fliegen, von dem Chaos in der großen Halle herunterkommen ...", erwiderte ich.
Sein Grinsen schien sich zu verbreitern und verschmitzte Züge anzunehmen.
„Ich darf mich doch zu euch setzen? Ist ein wenig kalt draußen."
„Sicher."
Unter meinem Blick schrumpelte Fischbein zu Mausgröße zusammen und seine ohnehin schon verhaltene Stimme versagte komplett.
„Was soll das heißen, sicher? Erstens stromert er mitten in der Nacht herum und das ist immer verdächtig. Und zweitens hat er eine Massenschlägerei angefangen, als wir ihn das letzte Mal gesehen haben. Er hat sich auf Grimborns Seite geschlagen, ganz Berk liegt in Chaos wegen ihm! Wir können ihm nicht vertrau-"
„Ich. Will. Schlafen! Also haltet alle eure Klappen!"
Raffnuss hatte sich jetzt doch aufgerichtet, ihr Kopf schnellte von einer Richtung in die andere auf der Suche nach einem Opfer.
„Nein, wir halten nicht unsere Klappen, denn uns ist nicht alles egal wie dir! Wir haben im Gegensatz zu dir ein Ziel, das nicht nur in Rummeckern und Aggressivsein besteht und der da will es vereiteln."
„Wir? Glaubst du irgendwer außer dir ist auf Rache aus? Nein! Aber das merkst du nicht, weil du dich nicht für andere interessierst."
„Ach, aber du tust es?"
„Ja, tue ich^! Und ich sehe, dass deine ach so heilige Mission uns alle ins Verderben reißt! Mein Bruder hat sich erkältet wegen dir, falls es dir noch nicht aufgefallen ist."
Er nieste.
„Selbst mit einer Auftragsmörderin lässt du dich ein!"
„Sie war mir eine größere Unterstützung als ihr!"
„Ach, war sie das? Vielleicht liegt das ja daran, dass du immer mehr so wirst wie sie! Und soll ich dir noch was sagen? Deine Rache ist kompletter Blödsinn! Romi hat uns unterstützt, sie war eine Freundin! Nur du bist zu verbittert, um das zu erkennen!"
„Wenn ich die Einzige bin, die ‚zu verbittert' ist, warum sind alle anderen dann noch hier?"
„Weil sie Angst haben, dir zu widersprechen. Weil ich als Einzige den Mumm habe, zu sagen, was wir alle denken! Nicht wahr?"
Ihr Blick schweifte durch die Runde. Fischbein ließ den Kopf hängen, Rotzbacke knetete seine Unterlippe und Taff vermied krampfhaft Blickkontakt.
„Na schön, dann haut meinetwegen ab! Ich brauche euch nicht. Aber kommt ja nicht auf die Idee, meinen Plan zu durchkreuzen. Denn dann sind wir mal Freunde gewesen."
„Auf so eine Freundschaft verzichte ich! Wir haben uns alle verändert, aber du, du bist richtig hässlich geworden. Ich hoffe für dich, dass du das erkennen wirst und zwar bald. Aber eigentlich ist es mir egal."
Sie drückte sich hoch, stiefelte zu ihrem Drachen.
„Ich fliege nach Hause. Was ist mit euch?"
Ihr Bruder stand als erstes auf, zum Boden starrend. Sein Gesicht glänzte vor Tränen. Fischbein erhob sich zögerlich, sein Blick sprach von Bedauern und Mitleid. Sollte er es behalten, schlussendlich ging er ja doch. Als letzter gesellte sich Rotzbacke zu ihnen. Und er hatte mir gesagt, er halte zu mir. Man konnte sich auf niemanden verlassen.
„Astrid, ich ... du sollst nicht alleine bleiben, aber ... was bringt es, noch mehr Schmerz zu verursachen? Komm mit nach Hause."
„Spars dir, Rotzbacke."
Die Drachen öffneten den Kokon nur allmählich, als widerstrebe ihnen unser Auseinandergehen. Jeder von ihnen stieß einen klagenden Schrei aus. Kotz schubste Raffnuss in meine Richtung, woraufhin sie ihm einen Klaps auf die Schnauze versetzte. Fischbein streckte noch einmal die Hand in meine Richtung aus, ließ sie aber sofort wieder sinken. Taff fuhr sich mit der Hand über die verrotzte Nase und wollte mich in eine Umarmung ziehen. Ich stieß ihn weg. Sturmpfeil biss in meinen Zopf, wollte mich zu den anderen schleifen, doch ich riss mich los.
Da war nichts mehr, was zusammengehalten werden konnte. Schon vorher hatte ich mich ihnen fremd gefühlt, doch in dem Moment, als sie auf ihre Drachen stiegen, zerrissen die letzten faserigen Bande.
Es war ein hässliches Geräusch.
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