Wasserdrachen, Drachenschlangen
Mina:
Es war stockduster, als ich erwachte. Was mich in diesem Moment aber viel mehr überrascht hatte war, dass ich überhaupt erwachte. Schließlich lag ich, soweit ich das erkennen konnte immer noch im Wasser und war auch immer noch ein Mensch. Vorsichtig richtete ich mich auf. Das Wasser bot einen ungewohnten Widerstand und ich hatte Angst mich irgendwo zu stoßen, denn ich sah noch immer nichts. Die Dunkelheit um mich herum war vollkommen. Ich tastete in mir selbst nach meiner Waleengestalt und dieses mal hatte ich Erfolg. Allerdings war diese Gestalt mindestens 3 Köpfe größer als meine Menschengestalt und ich musste den Kopf einziehen, um nicht an die Höhlendecke zu stoßen. Mehr sehen als davor, konnte ich allerdings auch nicht. Trotzdem konnte ich die Wände um mich herum spüren. Ich befand mich am Ende eines Tunnel, einer Röhre. Hinter mir ging es nicht weiter, also schwamm ich vorwärts. Ich musste Steinen und Wasserpflanzen ausweichen und dazu musste ich sie zuerst erspüren. Oft wich ich nur um Haaresbreite einer gefährlichen Steinspitze aus. Der Tunnel schien unendlich lang zu sein und gerade als mich der Mut verließ, verschwand das Gefühl der Eingeengtheit. Ich war in einer riesigen Höhle gelandet. Sie war so riesig, dass ich ihre Wände kaum erspüren konnte. Jetzt verließ mich aller Mut, jemals einen Ausweg zu finden und mit einem Stöhnen ließ ich mich zu Boden sinken. Und schreckte gleich wieder auf, denn unter mir regte sich etwas. Ich hatte es geweckt!
Erschrocken floh ich Richtung Höhlendecke, nur weg von diesem … Wesen. Sehen konnte ich es nicht, aber meine empfindliche Haut sagte, dass es überall war.
„Wer bist du?“, Meine Stimme klang panisch und seltsam verzehrt.
„Ohhhh!“, ein langgezogenes Seufzen oder Stöhnen. Die Stimme dröhnte und ich befürchtete, die Höhle würde zusammenbrechen, so laut war sie. Sie schien die ganze Höhle auszufüllen, genau wie der Körper des Wesens. Plötzlich wurde ich von Wassermassen ergriffen und an eine Höhlenwand gespült. Das Wesen unter mir bewegte sich!
„Du bist nicht der kleine Mensch von dem Boot.“, das Wesen zischelte und trotzdem dröhnte die Stimme tief. „Du bist eine Waleen. Eine kleine Waleen und doch...“
Erneuerte Wellen zeigten mir, dass es sich noch ein Stück weiter erhob.
„Und doooch, bist du das kleine Menschlein. Ohhhh!“, in der Stimme lag eine gerade zu kindliche Freude, die gar nicht zu der einschüchternden Stimme passte.
„Ohhhh, das heißt du bist endlich erschienen. Volkum hatte ja schon vermutet, dass dein Erscheinen ausbleiben würde, kleines Gotteskind. Aber Volkum war schon immer zu ungeduldig.“
„Volkum, der Oldiin der Waleen? Du kennst ihn?“
„Oooldiin nennt ihr euch, nicht war? Ich nenne euch Gotteskinder und ja, Volkum ist ein Gotteskind. Der Sohn des Geistes der Vizia. Ob ich ihn kenne. Ohh ja, schon lange und gut. Schon bevor jemand anderes ihn erkannt hatte, war er bei mir und ich habe das Sonderbare in ihm gespürt! Und du, du bist das kleine Kindchen des Jeorelan.“
Bei den letzten Worten musste Mina die Augen schließen, denn ein helles leuchten erfüllte die Höhle und erst als sich ihre Augen an das Leuchten gewöhnt hatten, erkannte sie, dass das Leuchten von dem Wesen kam. Es sah aus, wie eine riesige Schlange mit Drachenkopf die sich in der kreisrunden Höhle eingerollt hatte. Ihr Körper war über und über mit silbernen Schuppen bedeckt, die von innen heraus zu leuchten schienen, genau wie Drachenschuppen. Der Kopf schien einige Längen über ihr zu schweben. Er sah auf den ersten Blick aus wie ein Drachenkopf. Auf den zweiten Blick war er länger und dünner und die dunkelblau schimmernden Augen lagen schräger.
- „Bist du der Neskevou?“
- „Ich bin das, was Neskevou genannt wird, aber ich bin nicht der Neskevou, ich bin ein Neskevou.“
- „Gibt es denn so viele von euch?“
- „Fünfzig oder Sechzig bestimmt, aber ich habe uns nie gezählt.“
- „So viele Drachen haben sich mit Seeschlangen gepaart?“
- „Nein, es gab nur ein einziges Paar. Der Drache Eskean und die Schlange Ri. Sie zeugten uns, die Drachenschlangen, die Neskevou.“
Erstaunt schaute Mina auf. Wenn sie wieder bei Tukiyan und den anderen war, musste sie ihn nach dem Drachen Eskean fragen. Tukiyan!
- „Warum hast du das Schiff angegriffen?“
- „Angegriffen? Ich wurde von dir geweckt kleines Gotteskind, weil meine Höhlen so weit oben liegen, habe ich dich gespürt und bin nach oben gekommen. Die meisten Seemänner halten mich für ein Monster, weil Drachenblut in meinen Adern fließt und die meisten Waleen denken genauso. Ich habe euch nicht Angegriffen-“, er spuckte das Wort aus, als würde es ihm das Maul verätzen. „Man muss bloß verstehen, dass es viel schwieriger ist meinen Leib durch das Wasser zu lenken, als so eine alberne Nussschale, wie die Seemänner sie fahren. Und geholt habe ich dich nur, weil du mich gerufen hast. In der Drachensprache.“
- „Oh, aber warum konnte ich mich nicht verwandeln? Und warum bin ich nicht ertrunken, ich war ein Mensch, als du mich runtergezogen hast!“
- „Du bist nicht ertrunken, weil ich den Wellen gesagt habe, dass du nicht ertrinken wirst und die Wellen gehorchen mir, sie haben uns Drachenschlangen schon immer gehorcht.“
- „Also gut.“, ich versuchte mühsam meine Gedanken zu ordnen.
- „Du bist die Tochter des Jeorelan. Er hat länger gebraucht, als die anderen. Er hat länger gebraucht, um deine Mutter zu finden. Das ist gut. Das heißt sie war auf jeden Fall die Richtige, denke ich, und ich irre mich selten.“, der Neskevou schien eher zu sich selbst zu sprechen. „Zeig mir dein Drachenantlitz, so lange habe ich keine Drachen mehr gesehen, so lange.“
- „Und ich werde wirklich atmen können?“
- „Ah, kleines Gotteskind, die Wellen sind stark, aber sie hören auf mich, denn wir existieren schon so lang nebeneinander her. Dir wird nichts geschehen.“
Zögernd griff ich nach meiner Drachengestalt. Es fühlte sich seltsam an, so unter Wasser, aber es war auch wunderschön.
- „Ahh, dieser Anblick ist erfrischend. Ich kann es kaum erwarten Volkum davon zu erzählen.“
Ich schluckte. Durfte Volkum davon wissen? Würde Tukiyan es zu lassen?
- Bitte ähm... Neskevou. Erzähl es Volkum nicht. Meladon, der König der Drachen wünscht, dass meine Existenz geheim bleibt, bis ich in Weyena beim Ratstreffen bin. Er will kein Risiko eingehen.“
- „Risiko, oho. Aber ich gehorche dir, weil du ein Gotteskind bist. Und so lange Volkum mich nicht direkt nach dir fragt, muss ich auch ihm nichts erzählen. Ist dir das Recht, kleines Kindchen? Ahhh, wie heißt du eigentlich, das würde mich interessieren.“
- „Mina, meine Name ist Mina. Und ich bin einverstanden. Und wie heißt du?“, Ich blickte ihn erwartungsvoll an.
- „Meinen Namen will sie.“, es schien mir als würde die Drachenschlange glucksen. „Meinen Namen den soll sie haben. Ich heiße Reyefkailerchersokarnivo. Jaaa da guckst du mich an“, er lachte laut. „Du darfst mich Kar nennen. Denn nur meine Brüder nennen mich bei meinem vollen Namen.“
- „In Ordnung, Kar.“, ich rieb mir müde mit dem Flügel über die Schnauze. Man wurde unter Wasser so schnell müde.
Kar erkannte meine Müdigkeit beinahe sofort. Flink umschloss ihr Schwanz meinen Körper und sie glitt mit mir in einen der Tunnel hinein. Nicht in den aus dem ich gekommen war. Sie schwamm in einen breiteren, der in eine weitere kreisrunde Höhle führte. In dieser rollte die Drachenschlange sich wieder ein und setzte mich wie eine kleine Spielzeugfigur auf ihren leuchtenden Leib. Silber auf Silber. Es war wunderschön.
- „Warum hast du mich hier her gebracht?“
- „Damit du schlafen kannst Drachen werden unter Wasser so schnell müde.“
- „Aber ich kann nicht bleiben. Tukiyan und die anderen Drachen auf dem Schiff wissen doch gar nicht wo ich bin.“, ich richtete mich auf.
- „Aber jetzt ist es oben hell. Wenn du willst bringe ich dich hoch, wenn die Monde scheinen. Und bis dahin, schlafe“
Eine Welle der Müdigkeit überrollte mich und eh ich mich versah, war ich auf dem Schlangenleib eingeschlafen.
________________________________________________________________________________
Die nächsten Kapitel könnten ein wenig länger dauern, denn ich habe jetzt noch einmal die letzte Welle Klassenarbeiten, die ich bewältigen muss ^^
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top