Volkum I
Hallo Leute,
ich hoffe natürlich wieder, dass ich niiiiiiiiie wieder so lange nichts mehr schreibe, aber das habe ich letztes Mal auch schon geschrieben und dann war ich über einen Monat lang weg. Danke an alle, die trotzdem weiter gewartet haben und die mich in den Kommentaren immer und immer wieder ans weiterschreiben erinnert haben.
Das hier ist wieder so eine Einschub, allerdings habe ich ihn diesmal in zwei Kapitel geteilt.
Ich hoffe, es gefällt euch, lg. magicstarlight
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Volkum I
Volkum wuchs als jüngster Spross einer angesehenen Kriegerfamilie im Nordmeer auf. Er wuchs mit Mutter und Vater auf, denn einzig der Geist der Vizia hatte ihn berührt. Die Göttin der Wassermenschen besaß schon seit unzähligen Jahrtausenden keinen eigenen Körper mehr. Er war das fünfte und jüngste Kind der Familie. Sein Vater hatte in unzähligen Schlachten bereits Ansehen und Respekt erlangt. Er war stark und groß und war in den Augen der meisten bereits ein Kriegsheld, bevor der Krieg überhaupt richtig ausgebrochen war. Seine älteren Brüder Olvaiis und Honduril waren bereits in jungen Jahren begnadete Kämpfer und das zählte in einer Zeit der Unruhen und Kämpfe mehr als Intellekt und Feingefühl. Aber Volkum schien nicht nach ihnen zu kommen. Zwar bewies auch er bereits in jungen Jahren beeindruckende Gewandtheit beim Umgang mit Waffen, doch er erbrachte nie das, was seine Brüder ihm vorgemacht hatten und verbrachte lieber ganze Tage mit seinen Schwestern in den Bibliotheken der Tempel als mit seinen Brüdern auf dem Übungsgelände. Auch hatte er kaum Kontakt zu seinen viel-beschäftigten Eltern. Die meiste Zeit verbrachte er mit seiner ältesten Schwester Gravis, die sich bereits um ihn gekümmert hatte, als er noch nicht einmal ein Jahr alt gewesen war.
„Volkum, komm her! Alle warten auf dich!“ Langsam hob der Junge den Kopf und warf einen kurzen Blick zu seiner Schwester hinüber. Sie hob ebenfalls den Kopf und schauten ihn mit traurigen Augen an: „Nun geh schon.“ Volkum erhob sich und ging geduckt durch den steinernen Gang nach draußen. Er war größer als die meisten Wassermenschen und überragte seine Brüder bereits um einiges.
Neben dem Höhlenausgang standen bereits riesige Speere, Schwerter und Schilde. Sie waren allesamt so riesig und massiv, dass man sie außerhalb des Wassers sicherlich nicht hätte anheben können. Er hob gerade einen riesigen Schild hoch, als ein Aufruf ihn innehalten ließ. „Volkum! Lass das Zeug dort stehen und komm endlich her.“ Sein Lehrmeister Lecaak, ein stämmiger, muskulöser Wassermensch mit dunkelgrüner, glänzender Haut winkte ihn ungeduldig herbei. Volkum konnte ihn nicht leiden. Lecaak hatte neben Volkums Vater immer am wenigsten Einsicht für die wahre Begabung des Jungens gezeigt. Er konnte noch so viel leisten, in den Augen des Lehrmeisters war er ein Schwächling.
Volkum spürte die Blicke seiner Brüder wie Messerstiche in seinem Rücken, als er den Schild zurückstellte und sich langsam zu voller Größe aufrichtete, ehe er sich zu ihnen umdrehte.
Um ihn herum wogte das Wasser träge und beständig. Meist war es das Wasser, das ihn aus seinen finsteren Gedanken zurückriss. Die schwachen Sonnenstrahlen, die sich einen Weg durch die Wassermassen gebahnt hatten, glitzerten auf seiner blassgrünen Haut. Er wollte nicht zu seinen Brüdern und zu seinem Lehrmeister aufschauen ... Lieber starrte er auf seine langen, schmalen Finger, zwischen denen sich hauchdünne Schwimmhäute spannten. So schwamm er auch zu ihnen hinüber; den Blick fest auf seine Finger gerichtet und die Bewegungen im Einklang mit den wogenden Wassermassen. Immer noch spürte er die Blicke der anderen, doch er hatte gelernt darüber hinweg zu sehen. Zu oft war seine zu ruhige und besonnene Art Ziel spöttischer Bemerkungen gewesen. Die meisten Leute, mit denen er öfters zu tun hatte, hatten gelernt ihn in Ruhe zu lassen.
Die meisten, aber nicht Lecaak. „Und, warum bist du diesmal zu spät gekommen?“ Volkum richtete den Blick auf seine Fingerknöchel. Es wäre nicht das erste Mal, dass er von seinem Lehrmeister in Grund und Boden geschimpft wurde. „Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede, Volkum!“ Widerwillig hob er den Kopf. Er musste ihn nicht weit heben. Lecaak war ein gutes Stück kleiner als er.
Er schaute ihm unverwandt in die dunklen Augen, die in einem ungewöhnlich breiten Gesicht lagen.
Lecaak schüttelte unzufrieden den Kopf und drückte ihm ein Langschwert in die Hand. „Wir kämpfen heute ausschließlich mit Schwertern. Sollte es wirklich zum endgültigen Krieg gegen die Waleen vom Großen See kommen, müssen wir auf alles vorbereitet sein.“
Widerwillig richtete Volkum seinen Blick auf das Schwert. Ein solcher Krieg wäre schlicht und ergreifend unfair. Im Großen See lebten gerade mal 500 Waleen, die meisten davon Priester. Im Nordmeer hingegen wurden mittlerweile mehr als 9000 Waleen regelrecht zu Kriegern ausgebildet... Es war nicht fair. Es war nicht fair, gegen die Geistlichen zu kämpfen, es war nicht fair, eine Hochburg der waleenischen Kultur anzugreifen.
„Du bist schon wieder nicht mit den Gedanken bei der Sache, Volkum!“ Die schneidende Stimme des Kriegers weckte Wut in dem Jungen, doch er konzentrierte sich auf die Wogen des Meeres. Hin und her, beständig, gleichmäßig und ruhig. Normalerweise konnte ihn dieses Gefühl der vollkommenen Ruhe immer besänftigen, aber nicht heute. Er biss die Zähne zusammen und richtete die Augen wieder auf Lecaaks Gesicht. „Und woran hast du gedacht? Ich hoffe es waren erfreuliche Gedanken.“ Er hielt kurz inne und wischte sich mit der Hand die Haare aus dem Gesicht. „Uns steht Krieg bevor Junge.“
Volkum hob das Kinn ein wenig und überragte seinen Lehrmeister so noch ein Bisschen mehr. „Das weiß ich, Meister Lecaak. Meine Gedanken haben voll und ganz dem Krieg gegolten.“ Hin und her, ein ewiger Rhythmus, an dem auch spöttische Worte nichts ändern konnten. „Ich habe darüber nachgedacht, wie ungerecht ein solcher Krieg sein würde.“
Lecaak hob eine Braue und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber er kam nicht zu Wort. „Hättet ihr Skrupel, wenn man euch befehlen würde, ein paar wehrlose Priester zu ermorden?“ Die Ruhe des Wassers hatte den Jungen nun verlassen. Zurück blieb die Wut.
„Dieser Krieg ist also ungerecht?“ Jedes Wort zitterte und kündigte einen kurz bevorstehenden Wutausbruch Lecaaks an. „Ich sag dir, was ungerecht ist, Junge! Ungerecht ist, dass ich dich nicht aus dieser Stunde herausnehmen kann. Da draußen warten tausende Jungen, die mehr Talent und Ehrgeiz haben, als du.“
„Genau!“ Wut glitzerte in Volkums Augen. „Tausende Jungen, die zu Kampfmaschinen hergerichtet werden. Tausende, die darauf warten, ein paar Priester im Großen See nieder zu stechen. Genau das meinte ich.“
„Es reicht!“ Olvaiis, Volkums ältester Bruder trat vor. „Wir sollten jetzt mit dem Unterricht beginnen, Meister.“ Er packte seinen Bruder am Arm und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. „Es reicht.“
Lecaak nickte Olvaiis zu und schloss kurz die Augen. „Manchmal frage ich mich nur, wie du der Sohn des Kriegermeisters Elsan seien kannst.“, murmelte er leise.
„Tatsächlich?“ Plötzlich war all die Wut wieder aus Volkum verschwunden. Zurück blieben die altbekannte Ruhe und eine drückende Leere. „Das fragt mein Vater sich auch mindestens einmal am Tag. „Er ließ das Schwert los und es sank zu Boden.
„Du bleibst hier!“, sagte Olvaiis mit Nachdruck, doch Volkum schüttelte leicht den Kopf und lächelte. „Ich gehöre hier nicht hin, Olva. Wir sehen uns heute Abend.“
Und damit stieß er sich ab und schwamm steil nach oben, bis er den Meeresboden nicht mehr sehen konnte. Um ihn herum schwammen Fische und andere Tiere. Er zog ihre Gesellschaft der von andern Wassermenschen vor. Sie hatten nicht so verrückte Ideale... Kaum merklich trieb er nach oben, bis sein Kopf die Wasseroberfläche durchbrach.
Er war selten über Wasser, denn es hatte immer etwas befremdliches, dort zu sein. Überall fremde Geräusche und die Sonnenstrahlen brannten auf seiner feuchten Haut wie Feuer. Oder zumindest so, wie er sich Feuer vorstellte. Trotzdem hatte der Ausblick immer etwas atemberaubendes. Das Meer war nicht mehr überall. Irgendwo hinten am Horizont hörte es auf und ging in den Himmel über, der sich wie ein Zelt über der Welt spannte und am Himmel brannten vier gleißend helle, heiße Punkte: Die Sonnen Galdiin, Rikia, Yriske und Tieven, wobei meisten zur gleichen Zeit nur zwei oder drei Sonnen am Himmel standen.
Er blieb dort oben, bis auch die letzte Sonne, die Sonne Yriske, untergegangen war und die Monde hell über dem Meer schimmerten und die Szenerie in silbernes Licht tauchten. Erst dann tauchte er wieder unter und genoss das Wasser, das auf seine Ohren drückte, während er tiefer und tiefer hinab tauchte. Auf dem Grunde des Meeres war es nie dunkel. Gespenstisch leuchtende Pflanzen tauchten den Boden in grünliches Licht und von oben sah es aus, als würde ein Teppich aus Licht den Boden bedecken... Es hatte etwas unwirkliches.
Am Meeresboden angekommen, zögerte Volkum. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, ein für alle Mal zu verschwinden... Doch der Gedanke erlosch so schnell, wie er gekommen war. Was würde aus Gravis und Nanii werden? Seine Schwestern brauchten ihn und er brauchte seine Schwestern.
Eine Bewegung hinter ihm ließ ihn herum fahren. Da stand Gravis, das lange, dunkelgrüne schwebte wie ein Fächer um ihren Kopf herum und rahmte ihr schönes Gesicht ein. Zusammen mit dem gespenstischen Licht wirkte sie eher wie eine Traumgestalt, doch sie war real. Sie streckte mir eine Hand entgegen und er reichte ihr seine.
„Vater tobt vor Wut.“, sagte sie leise und kam noch ein wenig näher. „Warum konntest du Lecaak nicht einfach ignorieren? Es hat dich doch auch sonst nicht gekümmert, was er gesagt hat.“
Volkum lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht länger zu Lecaaks Unterricht gehen, Gravis. Es hat keinen Sinn.“ Sie wollte etwas erwidern, aber er hob die Hand. „Ich weiß, es wird Krieg geben, aber bis es soweit ist, möchte ich nach Wegen suchen, diesen Krieg zu verhindern.“
Da nahm Gravis sein Gesicht in ihre schmalen Hände. „Dann ist deine Zeit nun vorbei, Volkum. König Eklesian hat soeben den Waleen vom Großen See den Krieg erklärt. Vater packt seine Sachen. Er will schon in drei Tagen mit allen Streitkräften an Land gehen.“ Volkum starrte sie entsetzt an, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Bitte versprich mir eines: Wenn die Kämpfe beginnen, dann wirst du töten müssen, um nicht selbst getötet zu werden. Versprich mir, dass du wieder kommst! Versprich mir, dass du dich nicht von ihnen umbringen lässt!“
Er starrte ihr in die weit aufgerissenen Augen, unfähig etwas zu erwidern. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie wusste wie schwierig es für ihn war. Sie wusste es. „Versprich es mir!“, beharrte sie leise.
Er nahm ihre Hand von seiner Schulter und hob sie sich an die Brust. „Versprochen!“
Drei Tage später waren sie fertig für den Aufbruch. Volkums Vater Elsan würde einer der Hauptbefehlshabenden sein. Seine Brüder Olvaiis und Honduril hatten ebenfalls beide zweihundert Waleen, die sie befehligten. Nur Volkum würde als einfacher Kämpfer in die Schlacht ziehen. Nicht dass er das bedauernd würde. Er war froh, keine Verantwortung zu tragen.
Es war ein absurder Anblick. Der gesamte Felsvorsprung wurde von hohen Fackeln erleuchtet. Überall standen und knieten Wassermenschen. Für Volkum war es ein absolut fremdes Gefühl. Zum einen fühlte er sich schwer und plump. Zum ersten Mal spürte er sein eigenes Gewicht richtig. Zum anderen konnte er sich mit solch einer Leichtigkeit bewegen, jetzt wo sein Körper nicht mehr gegen schwere Wassermassen ankämpfen musste und auch der Druck der Wassermassen fehlte ihm. Nun war überall nur noch Luft...
Sie waren in der Nacht an Land gestiegen, damit sie nicht sofort den Sonnen ausgesetzt wurden. Nun richtete Volkum den Blick nach oben, wo die Monde am Himmel standen. Einer war eine schmale Sichel, der andere schien voll und hell auf die Versammelten herab. Sie wurden von Menschen erwartet. Die Wassermenschen kauften von ihnen Lasttiere und Karren, damit sie ihre Ausrüstung zum Großen See bringen konnten. Jede weitere Hilfe hatte das Oberhaupt der Menschen, ein Mann nahmens Eramon verboten. Er wollte den Krieg nicht auch noch fördern.
Volkum blickte auf zu den hohen Fackeln. Die lodernden Flammen boten ein unvergleichliches Schauspiel. Er konnte ihre Hitze auf der Haut spüren... Es war ein seltsames Kribbeln, aber es war nicht unangenehm.
Die meisten anderen schienen das jedoch anders zu sehen. Sie rieben sich die grüne Haut und starrten immer wieder angewidert zu den tanzenden Flammen hinauf.
„Krieger!“ Eine heiseren Stimme hallte durch die Nacht. „Unser Feldzug hat begonnen! Es wird Zeit, dass auch wir Waleen endlich Fortschritt erfahren.“
In nur wenigen Wochen würden sie den Großen See erreichen.
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Die ersten Truppen waren mühelos mit den Bewohnern des Dorfes Atriir fertig geworden. Das Dorf galt nun als besetztes Gebiet und wurde von Kriegertruppen umstellt. Niemand kam unerlaubt hinein oder hinaus. Schon zwei Tage später zogen die Truppen weiter und nur zwei kleine Kriegereinheiten blieben im Dorf, um es zu bewachen. Volkum gehörte zu einer dieser Einheiten und hatte sich um die Sicherheit im Dorf zu kümmern. Also fand er viel Zeit, sich im Dorf umzusehen. Er war hin und hergerissen. Er fühlte sich schlecht, weil er die Dorfbewohner wie Gefangene behandelt musste, aber gleichzeitig faszinierten ihn die Architektur und Kunst, er war geradezu gebannt von all der Schönheit und von der Kultur, die hier noch in vollen Zügen gelebt wurde, während sie dort wo er her kam bereits in Vergessenheit geraten war...
Zwei Tage nachdem die Truppen abgezogen waren, betrat er zögernd den Tempel von Atriir. Er war ein wunderschönes niedriges Gebäude, welche direkt an die Felswand nördlich von Atriir anschloss. Als er den kleinen runden Eingangsbereich betrachtete, meldeten sich sofort die Schuldgefühle zurück. Blasse Malereien zierten die Wände. Eine Pflanze mit großen weißen Blüten rankte sich um verzierte Säulen und den Boden schmückte ein Mosaik aus Muscheln, Perlen und Glasscherben. Es war, als hätte das Wasser in den heiligen Mauern weniger Macht.
Avel, der alte Tempelmeister begrüßte ihn, als wäre er ein Besucher. Dabei war er ein Krieger, ein Teil einer Kriegertruppe, die das Dorf unterdrückte. Doch das schien dem Alten nichts auszumachen. Freundlich fragte er nach seinem Namen und führte Volkum in die erstaunlich große Bibliothek des Tempels. „Das“, erklärte er mit kratziger Stimme. „Ist eine Sammlung des Wissens, die seit Jahrtausenden im Besitz der Bewohner dieses Dorfes ist. Seht euch nur um, junger Krieger. Wir sehen euch nicht als Feinde, sondern nur als Irrende, die wieder auf den richtigen Weg geführt werden müssen.“
„Ich danke euch.“, murmelte Volkum, während er den Blick über die Schätze wandern ließ, die hier lagerten. Notizen aus längst vergessenen Zeiten, die in hauchdünne Steinplatten geritzt, der Nachwelt erhalten blieben.
Und so versank er Tag um Tag in den Aufzeichnungen der Bibliothek und auch, wenn sich die anderen Krieger darüber wunderten, sagten sie nichts. Die meisten von ihnen hatten schon oft von Heermeister Elsans seltsamen jüngstem Sohn gehört. Volkum machte sich nicht viel aus dem Gerede der anderen. Das hatte er in den letzten Jahren gelernt.
Eines Tages wurde er von Avel in einen kleinen versteckten Raum geführt, in dem die ältesten Dokumente der alten Waleen auslagen. Ehrfürchtig blätterte sich Volkum durch diese alten Werke. Behutsam legte er Stofffetzen zwischen die Steinplatten, die er eine nach der anderen eingehend studierte.
Die Aufzeichnungen in diesem Raum befassten sich beinahe nur mit den uralten Lehren der Religion. Auf jeder Tafel wurde erneut gepriesen, dass jeder Waleen die Tempel mit seinem Leben beschützen sollte und mit jeder Seite wurde ihm unwohler, denn er wusste, dass das Heer seines Vaters auf direktem Weg nach La Leveem war. Dies war ein Tal, in dem von jeher die alten Tempel gestanden und die Priester Vorhersagen getroffen hatten.
Doch eines Tages fand er in einer der Aufzeichnungen etwas, was ihn endgültig wach rüttelte. Er erhob sich und verließ den Tempel so schnell er konnte. Er eilte gerade die Stufen hinunter, als er von Avel am Arm gepackt wurde.
„Wo willst du hin?“, fragte der alte Waleen überrascht.
Volkum starrte ihm in die Augen und versuchte herauszufinden, wie viel er wusste. „In den Büchern steht etwas von einer magischen Kraft, einer Art Geheimwaffe, die die Priester anwenden sollen, sobald jemand die Tempel bedroht.“
„Ja, so steht es in den alten Schriften.“ Der Priester lächelte wieder. „Was beunruhigt dich daran?“
Volkum wich misstrauisch ein Stück von ihm weg. „Warum habt ihr uns dann nicht angegriffen?“
„Weil ich eine Vision hatte, ein Zeichen der Göttin, ich solle es nicht tun.“
Unverwandt starrte er Avel an, während ihm die Bedeutung der Worte gänzlich klar wurde. Und noch etwas schlich sich in seinen Kopf. „Werden die Priester in La Leveem die gleiche Vision haben oder werden sie angreifen?“, flüsterte er mehr zu sich selbst.
Trotzdem antwortete Avel und seine Stimme klang noch müder und heiserer als sonst. „Ich denke letzteres.“
Wieder brauchte er einige Sekunden, um zu verstehen. „Dann rennen sie in eine Falle! Das ganze Heer ist förmlich zum Tode verurteilt!“
Avel nickte und wich gegen die Tür seines Tempels zurück. „Wenn das der Wille der Göttin ist, dann soll es so sein.“
„Aber da draußen sind mein Vater und meine Brüder!“, rief Volkum voller Empörung aus und drehte sich um. Er verschwand, ehe der Priester noch ein Wort sagen konnte.
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