Eine alte Frau und ihre Geheimnisse
Eine alte Frau und ihre Geheimnisse
„Guten Abend, Mina! Wie war dein Tag?“ Im Tairasy begrüßte mich heute Sovine.
„Ereignisreich“, war die beste Antwort, die ich zustande brachte, ohne übers ganze Gesicht zu grinsen. Sovine runzelte die Stirn und ich begann ihr alles zu erzählen. Sie schaute zwar hin und wieder nachdenklich drein, war am Ende aber ebenfalls der Meinung, dass 'ereignisreich' das ganze am besten beschrieb.
„Und, was hast du heute Nacht vor?“, fragte sie beiläufig.
Ich zuckte mit den Schultern und ging auf eines der Rinnsale zu. „Ich denke, ich werde mal wieder üben, nun wo ich weiß, wie es geht.“
Sie nickte. „In Ordnung. Wende die Zeitbändigung auf mich an!“
Ich starrte sie entgeistert an. Wie kam sie auf so eine verrückte Idee? „Auf keinen Fall!“
„Warum nicht? Denkst du, dass du Solana besiegst, indem du Wasser andersrum fließen lässt?“ Sie schaute mich herausfordernd an.
„Ich bin noch nicht gut genug darin, wer weiß, was ich anstellen könnte. Lass mich noch ein wenig üben.“
„Na gut, übe, wir haben ja Zeit.“ Sie warf mir einen strengen Blick zu und ich schluckte.
„Wir haben keine Zeit ...“
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Zeit und auch Eramon, Tekmea und die anderen Oldiin haben keine Zeit. Aber du, du kannst soviel Zeit haben, wie du willst, vorausgesetzt, du lernst, deine Fähigkeiten zu nutzen!“
Ich nickte und senkte den Blick. „Wie soll ich mich auf dich und Karthek zugleich konzentrieren?“ Sie zuckte nur mit den Schultern und stellte sich vor mir auf. „Bist du dir wirklich sicher?“ Sie nickte.
Mein Blick richtete sich nun auf ihr ausdrucksloses Gesicht. Es ging um sich, nur um sie. Sie war der helle Punkt in einem dunklen Raum. Es gab nichts anderes hier. Die wolkige Umgebung begann zu verblassen. Moment … ich blinzelte und sofort sah ich alles wieder klar. „Tut mir Leid, ich probiere es gleich nocheinmal.“ Sovine sagte nichts.
Diesmal probierte ich etwas anderes. Ich schloss die Augen und verlangsamte meinen Atem. Alle Gedanken schob ich beiseite, bei einigen war dies leicht, bei anderen schwierig. Ich machte meinen Kopf frei und leicht. Nichts zählte hier, bis auf die Person, deren Anwesenheit ich spürte. Sovine. Als ich diesmal die Augen öffnete, erblickte ich nur sie. Alles andere war aus meinem Blickfeld gewichen und ich ließ es geschehen. Ein Punkt in einem leeren Universum. Wieder schloss ich die Augen und zog aus den beiseite gedrängten Gedanken eine einzige Gewissheit. 'Karthek liegt neben mir, ich kann seine Nähe spüren, seine Wärme. Er liegt neben meinem Körper und er wirde auch hier nicht weit von mir entfernt sein.' Nein, er war ganz in meiner Nähe.
Zitternd, beinahe ängstlich schlug ich die Augen auf. Vor mir stand nicht mehr Sovine, oder vielleicht doch? Eine alte Frau war da, das Gesicht durchzogen von vielen feinen Fältchen, die Augen aber wach und leuchtend. Doch das außergewöhnliche an ihr, waren ihre Haare … oder besser die Abwesenheit ihrer Haare. Ihr Kopf war bleich und vollkommen kahl, selbst Augenbrauen hatte sie nicht. Gebeugt stand sie da und betrachtete sich selbst mit größter Faszination.
„Sovine?“
„Es ist unglaublich faszinierend, nicht war?“ Selbst für ihr Alter klang ihre Stimme ungewohnt kratzig. Was hatte ich bloß getan? Diese Gestalt war bestimmt nicht Sovines Zukunft, oder? Doch sie schien das anders zu sehen. Seelenruhig wanderte ihr Blick über ihre faltigen Hände, ehe sie mit diesen ihren ihren Schädel abtastete. Erkenntnis breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Das ist es also ...“, flüsterte sie mehr zu sich selbst, als zu mir. Trotzdem ging ich darauf ein.
„Was … was ist mit dir passiert? Ich muss irgendetwas falsch gemacht haben.“
„Nicht im geringsten, das hier ist meine Menschengestalt … du hast sie lediglich von ihrer … Unantastbarkeit befreit.“
Ich wusste nicht genau, was sie damit meine, aber es kam mir nicht gerade beruhigend vor. „Es tut mir Leid! Denkst du, dass man es wieder rückgängig machen kann?“
„Sicher kann man das ...“ Sie schien noch immer viel zu fasziniert von dem Zustand, in dem sie sich befand. „Aber ich glaube … ich will es gar nicht rückgängig machen.“ Als sie meinen entgeisterten Blick bemerkte, lachte sie ein kratziges leises Lachen. „Schau doch nicht so entsetzt drein. Du musst nur wissen, nachdem ich nun schon gut 400 Jahre lebe, wünsche ich mir manchmal genau das hier. Alt werden. Es gibt Abende, an denen ich mir nichts sehnlicher Wünsche. Als kleines Kind habe ich mir manchmal gewünscht erwachsen zu sein und ich wurde erwachsen. Als erwachsene Frau wünsche ich mir manchmal alt zu sein, doch ich werde nicht alt. Das ist kein schönes Gefühl.“
Ich konnte sie nur verständnislos anstarren. „Und warum stehst du jetzt plötzlich in deiner Menschengestalt hier? Das macht doch keinen Sinn! … Und warum sieht deine Menschengestalt so aus?“
Sie lachte wieder und schüttelte den Kopf. „Das ist eine sehr lange Geschichte, die noch vor meiner Oldiingeburt passiert ist. Ich werde sie dir erzählen, wenn wir mal etwas mehr Zeit haben. Nun sollten wir erst einmal den anderen von diesem Fortschritt erzählen.“
Ich starrte sie weiterhin und errötete leicht. „Aber … ich verstehe immer noch nicht, warum du plötzlich deine Menschengestalt angenommen hast. Das ergibt alles doch keinen Sinn.“
„Oh doch. Die Menschengestalt ist meine natürlichste Gestalt. Genau wie bei dir. Du hast jedes Mal, wenn du hier runter kommst, deine Menschengestalt angenommen. Allerdings habe ich es durch lange Übung geschafft, diese Gestalt zu überdecken, einfach aus dem Grund, aus dem du so entsetzt bist. Ich habe es zwar nie so wahrgenommen, aber für andere Leute bin ich entstellt. Dein Zauber muss die Illusion zerstört haben, aber ich kann sie jederzeit wieder über mich legen. Sie her.“
Sie schloss die Augen und legte die faltigen Hände übereinander. Augenblicklich wurde ihre Haut wieder glatt und ebenmäßig und das gewohnte dunkelblonde Haar spross auf ihrem kahlen Schädel. Der gewohnte Anblick sorgte dafür, dass ich mich ein wenig beruhigte. Trotzdem blieb ein Teil der Anspannung. „Aber deine Menschengestalt wird doch nur hier so aussehen, oder?“, fragte vorsichtig.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe es nicht, aber das ist eine Frage, auf die uns nur der nächste Morgen eine Antwort geben kann. Also mache dir keine Sorgen, bis das ein oder andere bewiesen ist. Lass uns zu Eramon und den anderen gehen. Brauchst du für diese Art der Bändigung noch immer Kartheks Nähe?“
Ich nickte. „Es ging diesmal viel besser, wahrscheinlich, weil ich genau wusste, dass er in der Welt der Sterblichen direkt neben mir liegt.“ Ich wurde schon wieder rot und senkte den Blick. Sovine schien die Antwort nicht zu gefallen. „Ich hoffe, du findest noch einen anderen Weg. Wir können uns nicht immer darauf verlassen, dass er in der Nähe ist.“
„Ich weiß, ich weiß ...“ Seufzend blickte ich in die weichen Wolken unter mir hinab. „Aber bedenke, wie lange ich gebraucht habe, um diesen Weg zu erkennen … und auch das nur durch Zufall. Wahrscheinlich bräuchte ich Jahre, um einen weiteren Weg zu finden.“
Sovine griff nach meiner Hand und wenige Sekunden später erschienen am Horizont einige Gestalten. Kurzzeitig abgelenkt, wandte ich mich an sie. „Wie findet ihr bloß immer wieder einen Ort, an dem ihr euch alle trefft?“
Sie lächelte. „Das ist nun wirklich keine Kunst.“ Sie deutete auf ein paar Wasserrinnsale, die einen Kreis um die Versammelten zu schließen schienen. „Es ist immer der gleiche Ort. Diese Welt ist riesig, man muss sich lediglich für einen markanten Punkt entscheiden und schon findet man sich Nacht für Nacht wieder.“
Das ergab Sinn. Als Eramon und Tekmea uns kommen sahen, standen sie auf. Auch Zitamun und Volkum waren da, allerdings standen sie ein wenig abseits. Ich nickte allen kurz zu, während Sovine direkt auf Eramon zuging.
„Gibt es Neues?“, fragte er, als er ihr Gesicht sah. Sie nickte. „Ich würde es als weiteren Durchbruch bezeichnen.“
„Tatsächlich?“ Er wirkte ernsthaft überrascht. „Direkt nach dem Durchbruch von gestern Nacht.“
„In der Tat.“ Sie ließ ihre Illusion fallen und ich hörte, wie Tekmea scharf die Luft einsog. Ebenso ging es mir. Ich hatte mich innerlich auf den Anblick der alten Sovine vorbereitet, trotzdem bereitete es mir Unbehagen zu sehen, zu was ich in der Lage war. Was, wenn mir so etwas aus Versehen passieren würde? Ich war gefährlicher, als ich es erwartet hatte.
Genau dies schien auch Zitamun zu denken, als er nun bedächtig auf uns zu schritt. „Zu so etwas bist du in der Lage?“, fragte er mit seiner üblichen emotionslosen Stimme.
Ich nickte und musterte ihn misstrauisch. Zu ihm hatte ich von allen Oldiin immer noch am wenigsten Kontakt gehabt und sein seltsames Verhalten war mir ein Rätsel.
„Kannst du es auch kontrollieren?“, fragte er ebenso nichtssagend. Er hätte ebenso nach dem Wetter fragen können, auch wenn das hier im Tairasy eigentlich immer gleich war.
„Natürlich kann sie das, Zitamun!“, sagte Sovine schnell und warf ihm aus ihren alten Augen einen strengen Blick zu. „Ich habe sie dazu aufgefordert, die Zeit in mir zu verändern.“
„Und wenn sie es nun rückgängig machen sollte, würde sie es schaffen?“
„Zitamun, du ...“ - „Ich will es von ihr wissen.“ Er schaute wieder auf mich herab und ich fühlte mich plötzlich wie eine Maus Auge in Auge mit der Schlange. Irgendwas hatte dieser Elf gegen mich und ich wollte wissen was. Also unterdrückte ich meine Maus-Instinkte und schenkte der Schlange den selbstbewusstesten Blick, den ich aufbringen konnte. „Ich arbeite daran.“
„Du hast also noch gar keine Ahnung, zu was du eigentlich fähig bist?“, fragte er und hob eine Augenbraue.
„Fragt mich das doch bitte in ein paar Nächten nochmal. Ich habe schließlich erst gestern einen Weg gefunden, die Zeit überhaupt irgendwie zu beeinflussen. Ich werde vielleicht noch ein wenig ausprobieren müssen, bevor ich solche Fragen beantworten kann.“
„Es reicht, Zitamun!“ Tekmea war zu uns getreten und starrte den anderen Elfen aus zusammengekniffenen Augen an. „Wir brauchen hier dein paranoides Misstrauen nicht. Wie wäre es, wenn du uns stattdessen, konstruktive Vorschläge gibst, wie wir Mina die Zeit geben, die sie braucht.“
„Wir können uns ja einer nach dem anderen in die Zerstörung stürzen, wie Sern-Minos!“ Ich sah, wie Sovine, mittlerweile wieder in ihrer gewohnten Gestalt, zusammenzuckte. „Habt ihr zufällig noch etwas von ihm gehört? Nicht? Wie ärgerlich. Wir müssen wohl oder übel auf die einzige Person vertrauen, die diese Bedrohung abwenden kann.“
Auch ich wäre an liebsten unter seinen Worten zusammengezuckt. Warum war er so? „Aber ich gebe wirklich mein Bestes, wirklich. Mehr kann ich doch nicht machen. Ihr könnt mir vertrauen, ich tue alles, was in meiner Kraft steht.“
Etwas in Zitamuns Augen verhärtete sich und ich hatte das ungute Gefühl, etwas falsches gesagt zu haben. „Tut mir leid, aber ich kann nur mir selbst wirklich vertrauen“, sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und wandte sich ruckartig von uns ab. Er ging nur ein paar Schritte weit und verschwand schon am Horizont. Zurück blieben die restlichen Oldiin, von denen die meisten wütend Zitamun hinterher schauten. Ich hingegen schaute auf meine Hände. Was hatte er nur gegen mich? Was hatte ich ihm getan?
„Mach dir keine Gedanken“, sagte Volkum leise. Er war zu den anderen getreten. „Es macht ihn lediglich verrückt, dass er rein gar nichts tun kann, um die Katastrophe abzuwehren.“
„Aber so geht es uns allen“, sagte Tekmea gereizt. „Trotzdem verhalten wir uns nicht … grob. Und da sagen manche, Elfen seien vernünftiger als andere Wesen.“ Sie schnaubte doch Volkum hob die Hand. „Verurteile ihn nicht, er hat Dinge erlebt, die es ihm unmöglich machen, anderen zu vertrauen.“ Er wandte sich nun an mich. „Glaube mir, er hat es nicht so gemeint. Diese Zeit ist für ihn schwieriger, als für einige andere von uns.“ Damit warf er Tekmea noch einen kurzen Blick zu.
Ich nickte, auch wenn ich es nicht wirklich verschwand. Hier schien jeder Oldiin irgendwo seine Leichen vergraben zu haben. Zitamun vertraute niemandem, Sovines Menschengestalt war kahlköpfig und Tekmea hatte zu einem ihrer Söhne ein vollkommen gestörtes Verhältnis. Man wollte eigentlich kaum wissen, was die anderen wohl für Eigenarten an sich hatten.
Ich wechselte einen schnellen Blick mit Sovine. Der kleine Hinweis auf Sern-Minos hatte sie anscheinend hart getroffen. Noch ein Geheimnis, von dem ich keine Ahnung hatte. Langsam war es wirklich deprimierend, dass ich über alles im Dunkeln gelassen wurde, während die anderen Oldiin alles zu wissen schien.
„Ich glaube, ich gehe dann mal lieber“, erklärte ich den anderen leise. „Nach letzter Nacht bin ich erst irgendwann am Nachmittag aufgewacht und ich weiß nicht, ob das vielleicht mit dem Zeitbändigen zusammenhängt.“
„Das würde zumindest erklären, warum Ades noch nicht hier ist. Zumindest, wenn er auch erst am Nachmittag aufgestanden ist“, sagte Eramon.
Da, ein seltsames Blitzen in Tekmeas Augen. Was war verdammt nochmal zwischen den beiden vorgefallen und warum wollte mir keiner davon erzählen?
„Dann bis morgen Nacht“, sagte Sovine mit schwacher Stimme. Ich wandte mich von den anderen ab und verließ das Tairasy.
Als ich blinzelnd die Augen aufschlug, war es ganz ruhig um mich herum. Überrascht schaute ich zum Himmel hinauf. Er war dunkel. Verdammt, hatte ich diesmal sogar einen ganzen Tag verschlafen? Voller Panik rappelte ich mich auf. Was würde nur Karthek denken und wo ... Ein lautes Knurren erklang neben mir. Ich blinzelte. Da war er ja schon.
„Mina! Was ist denn mit dir los?“, fragte er verständnislos. Während er sich von seinem Platz direkt an meiner Seite aufrappelte. „Hast du schlecht geträumt?“
Ich starrte mindestens genauso perplex drein. Ich hätte erwartet, dass er sich unglaublich Sorgen um mich gemacht hatte, dass er durchgedreht wäre. So hätte er jedenfalls früher reagiert.
„Wie lange habe ich denn geschlafen?“
Er schaute verdutzt zum Himmel hinauf und betrachtete mich dann wieder argwöhnisch. „Ein, vielleicht zwei Stunden bis jetzt, denke ich.“ Er musterte mich nochmal von oben bis unten. „Was ist denn los, du bist ja völlig durch den Wind?“
„Zwei Stunden?“ Ich ließ mich überrascht zurücksacken, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Warum wachte ich erst so spät und jetzt so früh auf und was hatte das ganze mit dem zutun, was ich im Tairasy machte?
„Was hast du denn erwartet, es ist doch noch stockduster“, sagte Karthek und versuchte mir in die Augen zu schauen. „Willst du mir vielleicht einfach mal alles erzählen?“
Ich seufzte. „Keine Ahnung, ob das so einfach ist.“
„Dann versuche es doch mindestens. So dumm bin ich gar nicht, vielleicht verstehe ich es ja.“ Er schaute mich aus seinen großen grauen Augen an und mir wurde wieder klar, was er alles für mich aufgegeben hatte. Er hatte verdient, dass ich ihm die Wahrheit sagte – oder zumindest einen Teil der Wahrheit.
„Ich hab dir ja erzählt, dass ich die Zerstörung an einem Ort bekämpfen muss, an den du nicht gehen kannst“, fing ich langsam an. Er nickte, also fuhr ich fort. „Also, dieser Ort heißt Tairasy … und ich betrete ihn jedes Mal, wenn ich einschlafe. Nur wenige Wesen können diese Welt betreten, aber es ist eine Fähigkeit von uns Oldiin, dass wir es können.“ Er nickte wieder. „Und dort, habe ich eine besondere Fähigkeit, eine Fähigkeit, die sonst keiner hat. Nichteinmal die Götter. Ich kann dort unten die Zeit verändern, ich muss bloß lernen wie.“
Ich konnte deutlich die Skepsis in seinen Augen erkennen. Sicherlich rang er innerlich gerade zwischen Vertrauen und Verstand. 'Hoffentlich vertraut er mir mehr, als Zitamun es tut', schoss es mir durch den Kopf.
„Und, weißt du schon, wie du es schaffen kannst?“, fragte er neugierig. Ich seufzte. „Grundsätzlich schon. Ich habe … gelernt, sie zu kontrollieren. Zumindest ansatzweise.“
Er lachte. „Das ist ja wunderbar.“
„Wie man's nimmt. Ich muss noch viel lernen und … Zitamun, der Oldiin der Waldelfen … er hat ein Problem damit, anderen Leuten zu vertrauen. Naja, irgendwie haben sie alle ihre Probleme, bloß dass ich immer die Einzige bin, die nicht genau weiß, was das für Probleme sind.“
„Ich würde die jederzeit blind vertrauen!“, sagte Karthek und schlang seinen warmen Körper um mich. „Du kannst auf mich setzen!“
„Das weiß ich doch.“ Langsam legte ich den Kopf auf die Pfoten. Karthek lachte wieder, diesmal jedoch leiser. „Du hast mir noch immer nicht erklärt, warum du mitten in der Nacht aufgewacht bist.“
„Du lässt wohl gar nicht locker, was?“ Ich schenkte ihm ein kleines Drachengrinsen. „Na gut. Gestern Nacht habe ich zum ersten Mal Erfolg mit der Zeitbändigung gehabt. Ich habe erreicht, dass Wasser zurück in seine Quelle fließt, also die Zeit umgekehrt ...“ Ich spürte deutlich Kartheks Bewunderung und fühlte mich irgendwie gleich besser. „Auf jeden Fall bin ich nach diesem Ereignis erst sehr spät aufgewacht. Erst kurz bevor die Ausgestoßenen mich geholt haben. Ich dachte, es hätte etwas damit zutun, dass ich Zeit verändert habe … Also hatte ich beim Anblick des Nachthimmels erwartet, dass ich schon einen ganzen Tag verschlafen hätte.“
Karthek grinste leise. „Dann hätte ich höchstwahrscheinlich anders reagiert.“
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, musste aber gleich darauf wieder grinsen. „Darüber macht man keine Scherze, ich hab keine Ahnung, wie das alles zusammenhängt.“
„Dann werden wir es wohl herausfinden müssen.“ Er zwinkerte mir zu und legte seinen Kopf gegen meinen Schuppenpanzer. „Aber nun lass uns erstmal schlafen.“
Er schloss die Augen und ich starrte in den dunklen Wald hinaus. Ich wusste nicht, wie ich mir seine Reaktion auf diese Offenbarung vorgestellt hatte, aber ich war froh, dass es anders gekommen war. Er hatte viel unkomplizierter reagiert … gut, ich hatte ihm auch nicht alles gesagt, aber das meiste.
„Macht es dir wirklich überhaupt nichts aus?“, fragte ich leise.
„Doch, da wäre schon etwas“, sagte er kaum hörbar. Überrascht spitze ich die Ohren. „Du hast mir gestern Abend etwas vorgemacht. Du warst unmöglich schon müde, wenn du erst so spät aufgestanden bist.“ Er lachte und schloss zufrieden meine Augen. Das war der Unterschied zwischen Drachen wie Tukiyan oder Rubeen und Karthek. Karthek würde mir nie etwas übel nehmen.
Ich versuchte lange, wieder Schlaf zu finden, doch es gelang mir nicht. Ich hatte wahrscheinlich in letzter Zeit einfach zu viel Schlaf bekommen. Also genoss ich einfach das Gefühl von Karthek schwerem Kopf und schaltete alle zweifelnden Gedanken in meinem Kopf aus.
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Ha! Dank Nightfall0408 bekommt ihr dieses Kapitel wahrscheinlich viel früher, als erwartet. Wer weiß, wann ich erst damit fertig geworden wäre, wenn ich kein klares Terminziel vor Augen gehabt hätte ;) Also, ich hoffe es gefällt euch und es verkürzt deine Fahrtzeit zumindest ein gaaaanz klein wenig (@Nightfall0408) :D
lg. magicstarlight
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