Die Ausgestoßenen
Hey Leute,
Ich bin gerade am korrigieren dieser Story. Ich hoffe, dass dadurch das Lesen noch etwas mehr Spaß macht ;)
Ganz liebe Grüße, Magicstarlight :D
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Jahr 2344, 14. Tag der Vizia
Die Ausgestoßenen
Mina schob vorsichtig die Tür auf. Die Straße vor ihr war leer und still. Sie stieß die Tür noch ein wenig weiter auf und schlüpfte hinaus. Hinter ihr verließ ein etwas kleinerer Junge das Haus und schloss die Tür mit übertriebener Vorsicht. Beide liefen unbemerkt die Straße entlang.
„Wenn Vater erfährt, dass ich schon wieder außerhalb der Stadtmauern war, bringt er mich um“, flüsterte der Junge. Mina verdrehte die Augen.
„Ich habe keine Eltern mehr, aber du kannst auch in der Stadt bleiben, wenn du willst. Außerdem ist Septim eine große Stadt. Du könntest genauso gut im Nordviertel mit Kelifa oder Zoltin spielen. “
„Aber, ich kann Kelifa nicht ausstehen“, sagte der Junge und zog angewidert die Nase kraus.
Mina lachte laut auf und ahmte sein Gesicht nach, als sie plötzlich jemanden kommen hörte. Sie packte den Jungen und zog ihn in eine versteckte Seitenstraße. Sie hörten Schritte, dann lief eine Frau summend an ihrem Versteck vorbei.
„Was sucht Warans Mutter hier, Timon?“, fragte Mina den Jungen.
„Mein Vater bringt ihr das Flötenspiel bei“, kam es vom Ende der Gasse.
Mina und Timon fuhren herum. Im Schatten stand Berion, der Sohn des Stadtmusikers Galeon.
„Was suchst du hier?“, fauchte Mina ihn an.
„Dasselbe wie ihr, ein Versteck.“, er deutete mit einer kurzen Handbewegung auf die Stelle, an der Warans Mutter eben aufgetaucht war.„Du gehst auch zur alten Eyche?“, Mina fiel es schwer ihre Überraschung zu verbergen, „Wer hat dich eingeladen?“
„Lana“, flüsterte er ein wenig gekränkt. Sie maßen sich gegenseitig mit Blicken.
„Die Luft ist rein!“, unterbrach sie Timon.
Sie schlichen von der Gasse, auf eine Hauptstraße, vorbei am belebten Marktplatz, bis zum östlichen Teil der Stadtmauer.
„Wie kommen wir raus, ohne gesehen zu werden?“, fragte Berion vorsichtig. Mina wurde klar, dass er ohne ihre Hilfe wohl kaum zur alten Eyche gekommen wäre.
Sie deutete wortlos auf einen besonders großen Mervas-Busch, der direkt an der Mauer stand.
Erstaunt sah Berion zu, wie sie die schneebedeckten Mervas-Zweige beiseiteschob und so ein großes Loch in der Mauer offenbarte.
„Schnell, da durch!“, wisperte Timon ihm zu.
Zögernd trat Berion auf das Loch zu. Dann lies er sich auf Hände und Knie fallen und kroch vorsichtig durch es hindurch. Hinter dem Loch befand sich eine Art Tunnel, der in das dichte Gestrüpp von Mervas-Pflanzen geschlagen worden war. Er hielt inne. Hinter ihm kam Timon durch das Loch gekrochen.
„Los weiter, wir wollen nicht zu spät kommen“, kam es hinter dem Loch von Mina.
Zögernd kroch Berion weiter. Die dünnen Äste der Büsche peitschten ihm ins Gesicht und der Saft der gelben Giftbeeren, die an den Mervas wuchsen, färbte seine Hände und Knie gelb. Seine Hose war schon ganz nass von all dem Schnee.Plötzlich war der Gang zu Ende und vor ihm war glatter Stein. Hilfe suchend schaute er hinter sich, wo Timon hockte.
„Was nun?“, fragte er zögernd.
„Warte!“, Timon kramte in seiner Tasche, holte einen kleinen Schlüssel hervor und reichte ihn Berion.
„Hier nimm den. Rechts unten ist ein kleines Loch.“
Berion nahm den Schlüssel und tastet nach dem Loch. Es war nicht schwer zu finden, denn der Schnee war an der Stelle schon ganz zerwühlt. Er drehte den Schlüssel im Loch. Es klickte und der Stein schwang auf. Berion kroch durch die Tür und konnte sich endlich wieder aufrichten.
Er stand in einer Höhle aus Stein. Das Tageslicht fiel nur durch einige Ritzen in der Höhlendecke hinein. Ein Dutzend Kinder standen in Gruppen zusammen.
Hinter ihm kamen Timon und Mina durch das Loch. Die anderen Kinder drehten sich zu ihnen um.
„Habt ihr Lana schon gesehen?“, fragte sie Erena, ein großes schlankes Mädchen mit kurzem schwarzen Haar.
„Nein“, antwortete Mina knapp und durchquerte den Raum. „Wieso, was willst du von ihr?“
„Meine Schwester Kelifa möchte sie zu einem Kletterwettkampf herausfordern“, antwortete Foron, ein Junge von etwa 15 Jahren. Er schob seine jüngere Schwester nach vorne.
Kelifa war groß. Ihr dunkles Haar war in einem langen Zopf zusammengebunden. Ihre mandelförmigen Augen richteten sich scharf auf Berion.
„Du bist auch hier, Sängerknabe?“, fragte sie spöttisch.
Foron lachte. Noch ehe Berion ihr eine ebenso spöttische Antwort erwidern konnte, hörten sie das scharren der Steintür. Ein zierliches Mädchen kroch aus dem Tunnel. In der Höhle wurde es still. Das Mädchen hatte nicht die leiseste Ähnlichkeit mit den Menschen aus Septim. Feuermenschen hatten dichtes schwarzes Haar und mandelförmige Augen, doch das traf auf Lana nicht zu.
Sie hatte glatte, rote Haare, eine bleiche Haut und eine nahezu zerbrechliche Gestalt.
Sie richtete sich auf, ihr Blick fiel auf Berion und sie lächelte schüchtern.
„Komm ich zu spät?“, fragte sie dann an Mina gewandt.
Mina schüttelte den Kopf. Lana war erst 7 Jahre alt, sie war zwei Jahre älter. Seit sie denken konnte, hatte sie das Mädchen beschützt. Es war mit Abstand die beste Kletterin der ganzen Stadt. In einer besonders stürmischen Nacht war Lana mit ihrer Mutter vor den Westtoren Septims aufgetaucht. Lanas Mutter war noch in dieser Nacht gestorben. Lana hatte ihnen weder sagen können von wo sie kamen, noch wieso sie nach Septim gekommen waren.
Sie schaute sich in der Höhle um. Berion, der Sohn des Musikers stand zurückhaltend neben Timon. Der Junge passte genauso schlecht in das Bild der Feuermenschen-Kinder wie Lana.
Er hatte wildes blondes Haar und ein ungesund blasses Gesicht. Er war selten draußen bei den anderen Kindern und diese vermuteten, dass sein Vater ihn fast jeden Nachmittag Balladen spielen lies. Das dem nicht so war, wussten nur Berion und Galeon, sein Vater.
„Können wir nun los?“, kam es von Foron.
Mina, die Anführerin der Kindertruppe durchmaß den Raum mit großen Schritten. Ohne Foron zu antworten lief sie zur gegenüberliegenden Seite der Höhle und öffnete dort eine weitere Tür.
Die Kinder strömten hinaus in einen kleinen, eingeschneiten Wald. Berion blieb dicht bei Timon.
„Wie seit ihr an diesen Schlüssel gekommen?“, fragte er ihn leise.
„Oh ...“, Timon überlegte, „Die Höhle und den Tunnel haben keine Kinder angelegt, glaube ich. Aber die Schlüssel für die Geheimtür, die hat Riado gemacht, nachdem er Lehrling bei Teron, dem Schlosser geworden ist.“
Sie betraten eine Lichtung, in dessen Mitte eine riesige Eyche stand. Erstaunt schaute Berion an ihr empor. Sie überragte die anderen Bäume um Längen.
„Beeindruckend, was?“, wisperte jemand neben ihm.
Lana hatte sich neben ihn gestellt und schaute ihn mit ihren großen grünen Augen an.
„Und du kletterst da bis ganz oben hin?“, fragte er sie beeindruckt.
Sie nickte. „Kelifa hat mich herausgefordert.“
„Ich weiß“, antwortete er tief in Gedanken versunken. „Macht ihr das oft?“
Lana nickte und trat dann schnell zu Mina. Das Mädchen war bereits in die Mitte der Lichtung, gleich neben den Baum getreten. Erwartungsvolle Stille legte sich über die Kinderschar.
„Schön, dass ihr alle gekommen seid!“, rief sie, „Heute möchten wir unser Treffen mit einem kleinen Wettkampf im Klettern beginnen. Lana tritt gegen Forons Schwester Kelifa an.“
Foron trat breit grinsend hervor. Vor ihm stand Kelifa und lächelte selbstsicher.
Berion war erstaunt, dass Foron und Kelifa überhaupt verbotenerweise bei einem Treffen außerhalb der schützenden Mauern waren. Schließlich waren sie die Kinder des Stadtherren Kovian. Zugegeben, allen Kindern war es in der kleinen Stadt langweilig, aber da immer mal wieder Ausgestoßene ihr Glück hier versuchten, war es wohl intelligenter innerhalb der Mauern zu bleiben. Jedenfalls theoretisch. Praktisch gesehen machten den Kindern ihre kleinen, geheimen Treffen an der Eyche einfach viel zu viel Spaß.
„Seid ihr bereit?“, fragte Mina die beiden Mädchen.
Lana nickte und trat vor die Eyche. Foron schob seine Schwester vor.
„Gut. Auf mein Zeichen geht es los.“, sie hielt zwei Finger an den Mund und pfiff.
Der Ton hallte laut und klar zwischen den Bäumen wider. Die beiden Mädchen begannen zu klettern. Staunend beobachtete Berion die Geschicklichkeit mit der Lana sich an den Ästen empor zog. Schon wenige Sekunden nach Minas Startzeichen war klar das sie siegen würde. Kelifa war vielleicht stark, aber neben Lanas Gewandtheit sahen ihre Bewegungen langsam und ungelenk aus. Lana hangelte sich an den dünnsten Ästen entlang, als wöge sie nicht mehr als eine Feder.
Jubel ertönte, Lana hatte es geschafft. Sie saß in den obersten Ästen, hielt sich mit den Beinen am Ast fest und hob beide Arme siegessicher in die Höhe. Ihr Blick fiel nach Osten. Ihre Augen weiteten sich.
„Was ist los Lana?“, rief Mina nach oben. Der Jubel verklang. Die Kinder sahen verstört zu Lanas erschrockenem Gesicht hinauf.
Hinter Lana erreichte Kelifa gerade die obersten Wipfel. Sie keuchte auf.
„Da sind Ausgestoßene!“, rief sie hinunter, „Ein ganzes Heer. Vielleicht 500 oder 600 Männer. So viele hab ich noch nie gesehen.“
Erschrockenes Wispern durchlief die Kinder. Auch Berion schauderte. Die Ausgestoßenen griffen Septim oft an. Die Städte an der Grenze zu den Feldern der Ausgestoßenen waren immer damit klargekommen. Aber das waren immer nur kleine Gruppen gewesen. Gruppen, die aus höchstens 50 Mann bestanden. Ein Heer hatte die Stadt noch nie abwehren müssen.
Einige Kinder machten Anstalten ebenfalls hinaufzuklettern, doch Erena schritt ein.
„Kelifa, Lana kommt sofort runter da!“, befahl sie gebieterisch, „Wir gehen sofort zurück in die Stadt.“
Lana half Kelifa beim herab klettern. Die älteren Kinder begannen die Jüngeren schnell in Richtung Höhle zu scheuchen. Ein eiliges panisches Getummel entstand. Berion begegnete Timon.
„Was denkst du wollen die Verstoßenen?“, fragte er ihn ängstlich.
„Nichts Gutes da bin ich mir sicher“, antwortete er knapp.
Dann trat er neben Mina und Lana.
„Los, wir müssen schnell zurück ins Dorf. Die haben das Heer bestimmt auch schon bemerkt und suchen nun ihre Kinder!“
Berion wurde klar, dass beinahe ganz Septim kinderlos war und das es keine Ausreden geben würde.
Mina schob Lana den Pfad Richtung Höhle entlang.
„Na das wird bestimmt noch lustig“, flüsterte sie düster.
Mit diesen Worten schob sie Timon und Lana durch den Höhleneingang.
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