Am Ende kommt immer der Schluss

Sooo, beinahe am Schluss angelangt ;) Bevor noch mehr Missverständnisse aufkommen, natürlich ist das nicht das Ende. Es kommen noch zwei Kapitel, dann ist die Geschichte offiziell abgeschlossen.

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Am Ende kommt immer der Schluss

Ein Blitz erleuchterte das Plateau, auf dem Karthek stand. Donner folgte grollen und kaum einen Augenblick später. Sie waren nun im Zentrum des Sturm, nur sie beide am Abgrund.

Er traf eine letzte Entscheidung. Mit zitternden Krallen griff er nach dem nassen Menschenkörper und erhob sich in ie Luft.

Karthek.

Mit einem letzten Schrei spannte ich alle meine Muskeln an, bevor mir völlig der Atem ausgehen würde. Es reichte zumindest für einen kurzen Überraschungsmoment, doch die Ablenkung reichte, um ihr die Knie in den schlanken Körper zu rammen und unter dem Stab hervor zu rollen, bevor sich die Falle wieder schließen würde. Noch in der Bewegung griff ich nach dem Schwert und stand der überrumpelten Solana gegenüber.

Ohne noch mehr Zeit verstreichen zu lassen, beschleunigte ich, bis ich selbst kaum noch meine Bewegungen spüren konnte und griff an. Zwei Schwerthiebe in Richtung ihrer Seite, parieren, Ausfallschritt, noch ein Stoß, noch ein Angriff … Dann lag mein Schwertspitze an ihrer Kehle.

Ich hielt inne.

Das Schwert lag plötzlich schwer in meinen Händen.

Es fehlte nur noch eine Bewegung, ein letzter finaler Stoß, doch meine Finger begannen zu zittern. Nie hatte ich groß über diesen letzten Teil meiner Aufgabe nachgedacht. Immer hatten meine Gedanken dem Kampf mit Solana gegolten, aber dieser letzte Schritt, das Töten …

Du kann mich nicht töten, Drachenbrut“, stellte Solana fest. Noch immer zeigte sich die Überraschung auf ihrem Gesicht. „Du kannst kämpfen und die Zeit bändigen, doch du kannst nicht töten … du bist zu schwach!“

Ich schluckte schwer und vor meinen Augen sah ich all das, für das ich hier kämpfte. Ich konnte – ich durfte nicht an dieser Stelle scheitern.

Für meine Welt, kann ich alles tun!“, erwiderte ich zitternd. „Und für meine Freunde und Feinde gleichermaßen, denn diesem übernatürlichen Tod werde ich sie nicht aussetzen. DU wirst sie nicht kriegen, nicht meine Stadt ...“ Vor meinen Augen sah ich Septim. „Nicht meine Freunde ...“ Die Oldiin, Ades, Timon, Lana, Tukiyan, Byna. „Und erst recht nicht meinen Drachen!“ Karthek. Tief luftholend spannte ich die Muskeln zum finalen Schlag.

Zweifel. Er blitzte in ihren Augen auf. Nur für ein paar wertvolle Sekunden. Und das machte sie angreifbar. Nicht für mich, aber für jemanden, der wie aus dem Nichts, was wahrscheinlich sogar ziemlich zutreffend war, hinter mir auftauchte.

Zweifel.

Ich musste mich nicht umdrehen, um zu sehen, dass er lächelte. Ich würde Solana nicht töten können, aber ich wusste dass er mir die Bürde abnehmen würde. Ich wusste es einfach.

Ich spürte seine kalten, bleichen Finger auf meiner Haut. Sie fuhren meinen Arm entlang und schlossen sich dann um meine Hand, die noch immer das Schwert umklammert hielt.
„ICH ÜBERNEHME HIER!“, erklärte er und warf mir seinen typischen zynischen Blick zu.

Langsam ließ ich das Schwert los und ließ damit zu, dass sich seine Finger endgültig um dessen Griff schlossen.

Warum machst du das?“, fragte ich leise.

WEIL DU NICHT DARAN ZWEIFELST, DASS ICH ES TUN WERDE?“, erwiderte er amüsiert, aber ich war nicht sicher, ob er es ernst meinte. „... UND VIELLEICHT WEIL ICH DIE ORDNUNG SO WIE SIE IST IN MEIN HERZ GESCHLOSSEN HABE.“ Er stockte und sein Grinsen wurde noch breite. „INSOFERN ICH DENN EIN HERZ HABE.“

Auch ich musste lächeln. „Auch daran zweifele ich nicht.“

Er griff mit der freien Hand nach meiner Hand und drückte sie mit seinen eisigen Fingern. „ICH WERDE SIE VON HIER WEGBRINGEN. AN EINEN ORT, VON DEM SIE NICHT WIEDERKEHREN KANN.“

Das ist gut“, hauchte ich und starrte auf seine weißen Finger hinab.

AUCH ICH WERDE NICHT VON DORT ZURÜCKKEHREN.“ Trauer überflutete mich … Trauer und Dankbarkeit, weil ich wusste, dass er es dennoch tun würde. „ABER DIE WELT WIRD MICH TROTZDEM BRAUCHEN. BEDENKE, MIT UNS GEHEN IMMER ZWEI. WO KEIN ZWEIFEL IST, IST NICHT AUTOMATISCH HOFFNUNG.“

Und auch Zweifel sind manchmal gar nicht so schlecht, glaube ich“, erwiderte ich leise.

DU HATTEST IMMER SEHR WENIG DAVON, ZWEIFEL MEINE ICH“, antwortete Zweifel nachdenklich. „UND DU HAST ANDEREN WESEN VON DEINER ZUVERSICHT, DEINER HOFFNUNG ABGEGEBEN. ES KANN KEINE WELT OHNE ZUVERSICHT UND ZWEIFEL GEBEN, DAS IST DIR KLAR, NICHT WAR?“

Ich nickte. „Du wirst aber trotzdem gehen, oder?“

ICH WERDE ERSETZT WERDEN.“

Ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Einfach so? Aus dem Nichts?“

ES GIBT NICHTS, WAS EINFACH SO AUS DEM NICHTS KOMMT. NICHT EINMAL HIER, MINA“, erklärte er leise.

Und wie soll dann ...“ Ich stockte. Endlich wurde mir die Bedeutung seiner Worte klar. Das Herz wurde mir schwer, trotzdem nickte ich erneut.

Ich werde deine Aufgabe übernehmen“, antwortete ich mit zitternder Stimme.

ICH WEIẞ!“ Zweifels Finger wurden einen Moment lang warm und es war, als würde eine fremde Macht meine Finger hinauf in meinen Arm kriechen. „ES IST KEINE ANGENEHME AUFGABE, ABER AUCH KEINE UNANGENEHME.“ Er kicherte. „DU KENNST UNS JA.“

Aber ich bin nicht so wie ihr.“

DAS SIND NUR ÄUẞERLICHKEITEN. AUẞERDEM IST DA JA ETWAS, WAS DU AM ALLERBESTEN WISSEN SOLLTEST. MIT DER ZEIT KANN VIEL PASSIEREN.“

Ich nickte wieder, auch wenn ich die Bitterkeit nur schwer ignorieren konnte. Traurig blickte ich auf meinen Arm hinab. Er wurde von einem schwarzen Zeichen geziert, von einer Rune.

EIN ZEICHEN AUS DER ALTEN SPRACHE“, erläuterte mir der, der früher einmal Zweifel gewesen war. „ES BEDEUTET ZWEIFEL UND ZUVERSICHT.“

Wie passend.“

NATÜRLICH.“ Er wandte sich wieder Solana zu seinen Füßen zu.

Warum gerade ich? Und warum die Zeitkontrolle? Ich meine, am Ende konnte ich sie nicht besiegen, auch nicht mit der Zeit.“

Er lachte sein kaltes Lachen und warf mir einen letzten Blick zu. „ABER ZUMINDEST HATTEST DU GENUG ZEIT UM ZWEIFEL IN IHR ZU SÄHEN. UND MAN MUSS DIR AUCH ZU GUTE HALTEN, DAS NUR WENIGE OHNE ZU ZÖGERN MICH ERSETZT HÄTTEN.“

Ich hatte keine andere Wahl.“

MAN HAT IMMER EINE ANDERE WAHL, AUCH WENN SIE MANCHMAL NICHT ZUR DEBATTE ZU STEHEN SCHEINT. ALLERDINGS MUSS MAN ZWEIFELN, UM SIE ZU SEHEN, NICHT WAR? DU ZWEIFELST NICHT.“

Ich seufzte und warf dann einen letzten Blick auf Solana. Kaum zu glauben, dass sie der Auslöser zu alledem gewesen war. „Und die Zerstörung in unserer Welt wird auch ein Ende haben?“

JA, AUCH WENN BEREITS ZERSTÖRTES WOHL UNWIEDERBRINGLICH SEIN WIRD.“ Er lächelte wieder, ließ meine Hand los. Mir fiel auf, dass seine Finger sich am Ende gar nicht mehr kalt angefühlt hatten. Ich bezweifelte … ja, bezweifelte wohl dass seine Finger mit der Zeit warm geworden waren. Wahrscheinlicher war, dass die meinen bereits kalt wurden. Mit der freien Hand umschloss er nun auch den Schwertgriff.

LEBE WOHL, KLEINE WELTENRETTERIN. ICH ZWEIFELE NICHT DARAN, DASS MAN DEINEN KAMPF UND DEIN OPFER IN HÖCHSTEM MAẞE EHREN WIRD.“ Er lachte leise über seine Wortwahl und versank dann im aufgewühlten Wolkenmeer. Solana zu seinen Füßen ebenso. Als die Wolkendecke sich wieder schloss, beruhigte sich die Umgebung und kaum etwas wies darauf hin, dass die Ereignisse wirklich geschehen waren – kaum etwas, bis auf die Tatsache, das kein Schwert mehr in meiner Hand lag und eine schwarze Rune die Innenseite meines Unterarmes zierte. Zweifel und Zuversicht.

Der Donner verstummte und die Blitze versiegten. Die Erde hörte auf zu beben und der Wind versiegte. Die Wolken hingen weiterhin mit ihrem schweren Regenvorhang über dem Land, doch die Katastrophe war abgewendet worden. Über die Stadt hinweg flog die mächtige Gestalt eines Drachen mit einer leblosen Gestalt in den Krallen und landete auf einem der Berge direkt neben der Stadt. Niemand wagte es zu jubeln und so blieb nur die Stille. Stille und Zerstörung.

Plötzlich erfasste mich eine unerwartete Schwäche und ich sank zitternd zu Boden. Ich hatte eben tatsächlich mein ganzes Leben aufgegeben ohne zu zögern. Bei der Erinnerung an Karthek traten mir plötzlich die Tränen in die Augen. Ich hatte ihn aufgegeben ohne mit der Wimper zu zucken. Vielleicht hatte ich ihn auch schon aufgegeben, als ich ihn verlassen und ins Tairasy gegangen war, um den finalen Kampf auszufechten. Es blieb mir nur zu hoffen, dass er sich gerettet hatte und auch ohne mich glücklich werden konnte.

Mina!“ Ich hörte ihre Rufe, aber ich fühlte mich viel zu träge, um aufzustehen. Einer der anderen Wächter würde mir erklären müssen, wie ich meine Aufgaben auszuführen hatte. Ich hatte meine Aufgabe, das Besiegen von Solana nicht erfüllen können, nun hatte ich sie gegen eine andere eingetauscht. Wenn es kein fairer Tausch gewesen wäre, dann wäre ich ihn nicht eingegangen. Für mich wäre es schlimmer gewesen, das wehrlose Wesen zu meinen Füßen zu töten, als bis zur Unendlichkeit meine Aufgabe gegenüber der Welt zu erfüllen.

Mina!“ Es war die Stimme von Jeorelan. Es fiel mir schon jetzt schwer, in Vater zu nennen. Es war schade um uns, wir hatten kaum Zeit miteinander gehabt.

Mina!“ Diesmal Sovine. Trotzdem reagierte ich nicht darauf. Vielleicht, weil ich nicht länger Mina war. Ich war Zweifel und Zuversicht. Unwillkürlich stellte ich mir die Frage, wie wohl der frühere Zweifel damals zu dieser Aufgabe gekommen war.

Einer von ihnen hatte mich erreicht. Ich hob den Kopf und sah zu, wie Eramon mit besorgtem Gesicht vor mir niederkniete.

Ist alles in Ordnung mit dir? Bist du verletzt? Und wo ist Solana?“

AN EINEM ORT, VON DEM SIE NICHT WIEDERKEHREN WIRD“, antwortete ich, ehe ich eine Hand vor den Mund schlug. Eramon schaute mich erschrocken an. Es gab keinen Zweifel mehr, oder besser, es gab ihn doch. Ich war Zweifel geworden.

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