Kapitel 8:

Kapitel 8:

Makoto atmete schwer und von ihren Händen und ihrer Kleidung tropfte Blut. Um sie herum nichts als Tod und Zerstörung. Sie hatte viele ihrer Leute verloren, doch der Preis hatte sich gelohnt. Vor ihr lag eine Kette, wie sie schöner nicht hätte sein können.

Ein großer, weißer Stein glänzete in einer silbernen Einfassung. Schlicht und doch auf eine Weise wunderschön. Doch selbst wenn sie hässlich gewesen wäre, hätte Makoto nun gelächelt und die Kette an sich genommen. Sie hielt sie in der Hand, spürte wie ihr Herz laut in ihrer Brust hämmerte. Endlich. Endlich war es so weit.

Etwas abseits versuchte sich ein Berg aus Schuppen aufzurichten. Ein Auge öffnete sich müde. „Gib… es… zurück“, brachte das Wesen hervor, „Diebin!“ Makoto achtete nicht auf das sterbende Geschöpf. So lange hatte sie danach gesucht.

Sie drückte die Kette zwischen ihren Fingern. Spürte das Gewicht und die Kraft, die darin lag. Ihre roten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und sie drehte sich zu dem Drachen um. Er war riesig und einer der Wächter, doch seine Flügel waren gebrochen. Seine Glieder unschön verrenkt.

Makoto trat auf den Drachen zu und nahm die Kette so, dass sie diese dem Drachen umhängen konnte. Sie wollte es testen. Wollte wissen, ob es funktionierte.

Fasziniert sah Makoto zu, wie die Kette sich perfekt um den Drachenhals schmiegte. Der Weiße Kristall wurde langsam dunkler, leicht gelblich und der Drache fauchte und seine Haut fiel ein. Als würde er austrocknen, begann er zu verdorren. Ganz langsam und unter schrecklichen Schreien.

Makoto lächelte zufrieden und nahm die Kette ab, als der Drache schließlich zu Staub zerfiel. Es funktionierte tatsächlich. Manchmal hatte sie daran gezweifelt, dass es die Kette überhaupt gab und dass sie solche Kräfte besaß. Doch die alten Schriften hatten nicht gelogen. Sie hatte nur Bruchstücke gefunden, aber genug um zu wissen, wie mächtig die Kette. „Mylady?“, erklang eine zittrige Stimme. Makoto drehte sich um und blickte einer ihrer Clan-Mitglieder an. „Was ist das?“, fragte die Frau und nickte zur Kette. Makoto lächelte. „Eine Waffe mit der wir die Drachen vernichten können“, sagte sie. Es war eine Halbwahrheit, denn allein dafür wollte sie die Kette bestimmt nicht. Sie sah sich um. Sie wollte die Kette erneut testen. Da entdeckte sie einen der Soldaten, die sie mitgenommen hatte.

Er war schwer verletzt und würde sowieso nicht überleben. Also konnte sie ihm auch einen schnellen Tod verschaffen.

Sie trat auf den Mann zu und beugte sich hinab. Ihre Finger legten seinen Hals frei und dann legte sie die Kette an. Gespannt wartete sie, doch es geschah nichts. Makoto knurrte. Warum hatte es bei diesem Drachen funktioniert und bei dem Mann nicht? Das war seltsam. Gab es etwas anderes, das sie wissen musste? Sie nahm die Kette wieder ab und stierte nachdenklich ins Nichts. Sie musste die Kette prüfen. Vielleicht… vielleicht funktionierte sie nur bei Drachen. Wäre möglich, da sie laut den Schriften von Drachen erschaffen worden war. Es konnte jedoch auch sein, dass dieser Mann hier einfach schon zu sehr tot war. Makoto steckte die Kette ein. Sie würde es zu Hause erneut testen. Die Möglichkeiten dazu hatte sie.

Mit diesem Plan wandte sie sich ab. „Sammelt die Überlebenden zusammen und dann verbrennt die Leichen“, sagte sie und lief einfach aus dem kleinen Tempel. Wenn sie hier fertig waren, musste sie dringend jegliche Spuren beseitigen. Die Drachen würden nicht wissen, wer die Kette hatte. Sie waren hilflos und zum sterben verurteilt. Mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht machte sie sich auf den Heimweg.

Sezuna erwachte, als die Sonne sie blendete. Jemand hielt sie im Arm und hatte sie fest an sich gezogen. Finger strichen über ihren Arm und sie riss die Augen auf. Was hatte sie getan? Das konnte doch nicht… Sezuna setzte sich ruckartig auf und starrte Riley entsetzt an. Dieser hob eine Augenbraue und setzte sich ebenfalls auf. Er war noch immer nackt.

Sezuna schluckte. „Verdammt“, machte sie keuchend und suchte ihre Sachen zusammen. „Zieh dich an und verschwinde“, knurrte sie. „Unsere Abmachung ist erfüllt. Ich will dich nie wieder sehen“, erklärte sie verärgert. Wie hatte ihr das passieren können? Ja, er war gut gewesen und ja, es hatte ihr gefallen, doch die möglichen Konsequenzen waren verheerend. Wenn Makoto das jemals herausfand, würde sie wütend werden, dass wusste Sezuna.

Riley sass immer noch im Bett und sah sie an. Schmiss sie ihn etwa raus? Die Antwort davon bekam er sofort, als sie sich erneut zu ihm umdrehte. „Verschwinde!“, rief sie und knallte die Tür zum Bad zu. Riley zuckte zusammen. Autsch, das war ein klares Nein. Offenbar hatte er wirklich nur einen guten Moment erwischt. Missmutig fischte er nach seinen Sachen und zog sich an. Immerhin hatte er guten Sex gehabt und sie würde bestimmt mehrere heiße Träume haben, da war er sich sicher. Sie würde noch zu ihm kommen und darum betteln, dass er wieder mit ihr schlief. Und wenn nicht, würde er sie das nächste Mal zum betteln bringen.

Jetzt aber zog er sich an und machte sich auf den Weg nach Hause, während er sich überlegte, wie er das nächste Mal an sie heran kommen konnte.

Riley seufzte und stieg in die Kutsche, die ihn nach Hause bringen würde.

Jemand zog die Vorhänge auf und Licht blendete ihn. Gideon knurrte und drehte sich rum. Was war denn jetzt los? „Mylord, aufstehen, Eure Mutter möchte mit Euch Frühstücken“, erklärte eine weibliche Stimme ruhig und dann hörte er, wie die Fenster geöffnet wurden. Er stöhnte nur auf und zog die Decke über seinen Kopf. Genau deshalb wollte er keine Dienstmägde… Sein Kopf zuckte hoch. Seit wann hatte er denn eine? Eine Sekunde später viel es ihm ein. Genau, er hatte Lika in seine Dienste genommen. Er musste betrunken gewesen sein. Er knurrte unwillig als sanfte Hände ihn schüttelten. „Mylord, Eure Mutter besteht darauf…“ Gideon knurrte und schob sie von sich. „Geh weg“, murrte er. Lika seufzte. „Wenn ich Euch nicht in einer halben Stunde nach unten bringe, kommt sie persönlich hoch“, erklärte sie und zog ihm einfach die Decke weg. Gideon richtete sich auf und gab ein echtes Knurren von sich. Lika riss die Augen auf und wich zurück. „Ist. Mir. Egal“, sagte er mürrisch und wollte nach der Decke greifen. Allerdings war sie vom Bett gerutscht und wenn er sie holen wollte, müsste er aufstehen. Das war zu viel Aufwand. Er stöhnte und liess sich zurückfallen.

Lika sah ihn irritiert an. Der zweite Sohn der MacRaes erschien oft sehr geheimnisvoll und gefährlich, aber offenbar war er auch unglaublich faul.

Lika seufzte. Was sollte sie denn jetzt mit ihm machen? Vielleicht würde eine kalte Dusche helfen. Aber ihn ins Bad zu bringen war sicherlich nicht einfach. Und wenn sie das kalte Wasser zu ihm brachte, dann würde sie das komplette Bett neu waschen müssen. Davon abgesehen würde er sie wahrscheinlich rausschmeisen. Aber seine Mutter hatte gesagt sie solle alles tun, um ihn zum Frühstück nach unten zu bringen.

Vielleicht sollte sie es mit Bestechung versuchen, aber wie? Sie kannte Gideon zu wenig um zu wissen, womit er sich bestechen lassen würde. Was ass er am liebsten? Was waren seine Freizeitbeschäftigungen? Sie hatte keine Ahnung, in dieser Hinsicht blieb der MacRae geheimnisvoll. Lika verspürte jedoch den Reiz, es herauszufinden.

Aber das musste warten. Wie sollte sie ihn jetzt dazu bewegen aufzustehen? Es schien nicht, als würde er sich dem Wunsch seiner Mutter fügen. Irgendwie musste sie herausfinden, wie sie solche Dinge in Zukunft umgehen konnte. „Eure Mutter hat gedroht Euch unter die kalte Dusche zu stellen“, erklärte sie nüchtern und machte sich daran seine Kleider vom vergangenen Tag aufzusammeln. Hoffentlich half das. Aus dem Bett kam ein Grummeln. „Soll sie mal versuchen“, nuschelte er. Lika biss sich auf die Lippe. „Sie meinte auch, dass ich alles tun müsse, damit Ihr aufsteht“, erklärte sie bedenklich. Überrascht stellte sie fest, dass er sich aufgesetzt hatte – zwar schoss er ihr böse Blicke zu, aber immerhin. „Wessen Dienstmagd bist du, hm? Meine oder ihre?“ Lika blickte ihn nüchtern an. „Eure, aber vor Eurer Mutter habe ich mehr Angst“, sagte sie ruhig und sah ihn einfach nur an. Gideon knurrte und warf das Kissen nach ihr. Lika machte nur eine leichte Drehung und wich dem Kissen aus und fing es sogar auf, ehe sie es mit einer weiteren Drehung wieder zu ihm zurück warf. Dieser war zu verblüfft, dass sie es wagte, dass es ihn auf der nackten Brust traf. Eine Weile starrten sie sich nur an, dann fragte er ganz langsam: „Hast du gerade ein Kissen nach mir geworfen?“

„Ja“, sagte sie und fuhr mit ihrer Arbeit fort. Gideon war sprachlos. Was hatte er sich da nur angeschafft? Er verstand die Welt nicht mehr. Normalerweise hatte jeder mehr Angst vor ihm, allein weil er eine unbekannte Grösse war. Keiner wusste zu was er fähig war oder wie er reagieren würde. Lika jedoch schien das nicht zu kümmern – anscheinend weil seine Mutter beim letzten Mal zu grossen Eindruck hinterlassen hatte.

Gideon seufzte und stand auf, ehe er auf sie zuging. Vielleicht sollte er kurz klar stellen, dass er hier der Boss war. Langsam und äusserst bedrohlich lief er auf sie zu. Unmittelbar vor ihr blieb er stehen und sah auf sie herab.

Lika merkte, dass sich etwas geändert hatte. Sie spürte es in der Luft. Plötzlich strahlte Gideon eine unglaubliche Kälte aus, nicht so wie bei Yuna, es war mehr… etwas Finsteres als effektive Kälte.

Lika blickte auf und automatisch strahlte auch sie ihr Licht aus. In Makotos Gegenwart hatte sie dafür mächtig Ärger bekommen, doch sie war nicht da, als würde sie strahlen und seiner Kälte standhalten. Gideon hob ihr Kinn an. Auch wenn er dieses Licht bemerkte, so ließ er sich nicht abhalten. „Kleine. Du bist meine Dienstmagd und du wirst tun, was ich dir sage und nicht, was meine Mutter will. Sonst sitzt du schneller wieder auf der Straße, als du dir vorstellen kannst.“

Lika blinzelte und senkte dann den Blick. „Wenn ich nicht tue, was du sagst, schmeisst du mich raus. Wenn ich nicht tue, was deine Mutter sagt wird sie mich rausschmeissen. Da sie das Oberhaupt ist, wird sie wohl mehr Einfluss darauf haben, also tue ich, was sie mir aufträgt.“

Gideon kniff die Augen zusammen. Das lief gar nicht wie er wollte. Er knurrte bedrohlich und zwang sie dazu, ihm in die Augen zusehen. „Sie wird dich nicht rauswerfen, wenn ich es nicht will. Du bist meine Dienstmagd  und wenn du tust was ich will, lass ich nicht zu, dass sie dich rauswirft. Du entscheidest: Mir dienen oder sofort auf der Strasse landen.“ Sein Blick war hart wie Stahl, das eisblau verstärkte den Effekt noch.

„Und du würdest dir wirklich die Mühe machen dich deshalb mit deiner Mutter anzulegen?“, fragte sie und klang nicht sehr begeistert. Das hier war ihre einzige Chance, aber wollte sie nicht zu sehr aufs Spiel setzen. Dennoch wusste sie nicht, was sie tun sollte. Auch wenn er irgendwie bedrohlich wirkte, so hatte sie keine Angst vor ihm. Er war irgendwie wie ihre Schwester, wenn sie wütend war. Doch vor ihrer Mutter hatte sie mehr Angst. Genau so, wie sie vor seiner Mutter mehr Angst hatte.

Gideon stutzte kurz. Ehrlich gesagt wunderte es ihn auch warum er das gesagt hatte. Sie war schließlich nur eine Dienstmagd. Gut, er hatte sie selbst hergebracht, aber es war doch nichts dabei. Wieso also hatte er das gesagt. Er runzelte die Stirn und dann seufzte er genervt. Er stand sowieso schon, dann konnte er auch gleich runter essen. Er schob sie grob beiseite und lief zum Bad. Der Tag fing ja grossartig an.

Lika blickte ihm hinterher und seufzte, ehe sie begann sein Bett zu machen. Vielleicht schaffte sie irgenwie heruas zu bekommen, was er mochte, dann konnte sie sich für das gerade eben entschuldigen. Aber im Moment wusste sie leider noch nicht wie. Sie wollte sich mit ihm vertragen, aber er schien nicht wirklich oft mit anderen Zeit zu verbringen, sonderte sich ab. Würde er sie an sich ranlassen? Sie war nur eine Dienerin. Sie musste Zeit mit ihm verbringen, immerhin würde sie sein Zimmer aufräumen und ihm auch das Essen aufs Zimmer bringen und ihn für Feste fertig machen. Lika seufzte. Sie hoffte wirklich, dass nicht jeden Tag so laufen würde.

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