Kapitel 2:

Kapitel 2:

Sezuna lief direkt auf Riley zu, versuchte aber noch immer einen Plan zusammen zu bauen, der nicht darin bestand sich zu den sabbernden Frauen dazu zu stellen. Vielleicht konnte sie ihn ja auf sich aufmerksam machen, oder sein Interesse wecken.

Sezuna lief an ihm vorbei, schenkte ihm einen abschätzenden Blick, der erwidert wurde und dann trat sie auf das Buffet zu und suchte sich eine Kleinigkeit. Wie erhofft, spürte sie plötzlich eine sehr eindeutige Wärme hinter sich. „Wen haben wir denn da?“, fragte eine tiefe Stimme, aus dem Spott herausdrang, „Die Kayas lassen sich also herab eines unserer Feste zu besuchen?“, fragte er. Sezuna drehte sich zu ihm um und musterte ihn betont gelangweilt. „Gehen Sie mir aus dem Weg Mylord, ich würde mir gerne eine nette Gesprächsgruppe suchen“, sagte sie und schlüpfte an ihm vorbei.

Riley sah ihr eindeutig verwirrt nach. Normalerweise zogen seine Sprüche immer, ob sie nun schmeichelnd oder provozierend waren. Er sagte sich, dass das nicht weiter wichtig war. Dann gab es eben eine Frau, die ihm nicht gleich verfiel, na und?

Dann würde er sich eben ein wenig mehr Mühe geben müssen. Riley zuckte die Schultern und schlängelte sich ein wenig durch die Menge, ehe er ihr wieder den Weg abschnitt. „Es gehört sich nicht den Gastgeber nicht zu begrüßen“, erklärte sie. Sie zog eine Augenbraue nach oben. „Ich habe euren Vater und eure Mutter bereits begrüßt“, erklärte sie betont gelangweilt und sah sich scheinbar suchend um. Doch eigentlich achtete sie darauf, was er nun tun würde. Riley kniff leicht die Augen zusammen. „Du bist ganz schön unverfroren“, meinte er und hob eine Braue. Irgendwie war das sexy und herablassend zugleich. „Aber wahr“, sagte sie und wollte weiter. Doch er packte sie am Arm. „Du solltest mich nicht ignorieren“, sagte er gefährlich leise. Sezuna stufte es sofort als Drohung ein.

Sie hob eine Augenbraue und schenkte ihm einen kurzen, abschätzenden Blick. In seinen Augen konnte sie lesen, dass es wirklich eine Drohung war. Sehr faszinierend. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. Da kam sie ihren Informationen doch schon näher. Immerhin war sie diejenige mit den besonderen Fähigkeiten. Warum war er also der Meinung, er könnte sie bedrohen und es überleben? Das galt es heraus zu finden. „Was sonst?“, fragte sie herausfordernd. Plötzlich erschien ein verschwörerisches Lächeln auf seinem Gesicht. Es beunruhigte sie irgendwie. Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich werde dafür sorgen, dass du es ansonsten bereust“, meinte er und sein Atem streifte ihren Nacken. Sie schauderte unwillkürlich. „Und wie gedenkt Ihr das zu schaffen? Ich bin eine Kaya“, stellte sie fest.

Riley ließ nicht von ihrem Ohr ab. „Aber vergiss nicht Liebes, wir sind die Familie mit mehr Einfluss“, erklärte er und Sezuna erschauderte, versuchte es aber zu überspielen. „Das seid ihr in der Tat, doch es wird eurer Stadt nicht besonders gut tun, wenn ihr uns vergrault. Ich habe viel Einfluss auf meine Mutter“, erklärte sie ruhig und für Außenstehende sah es wohl so aus, als würden sie sich normal unterhalten. Hoffte sie. Zumindest gab es noch keine seltsamen Blicke.

Riley war leicht verärgert. Was bildete sich die Frau ein? „Ersetzbar, das seid ihr“, zischte er, „Es gibt andere Clans mit Fähigkeiten, Schätzchen, die den deinen liebend gerne ersetzen würde.“

Sezuna lächelte und drang dann für einen kurzen Augenblick in Riley Geist ein. *Nein mein Lieber, dass stimmt nicht* erklärte sie und wandte sich um und ging einfach. Ließ ihn stehen und konnte ein leichtes Grinsen nicht vermeiden. Sie spürte die Verärgerung hinter sich, wie brennendes Feuer. Wenn sie ihn wütend machte, konnte sie vielleicht herausfinden, ob er ein Drache war, oder nur ein Mensch mit Fähigkeiten. Denn er besaß sie, dass konnte sie förmlich schmecken. Und sehen. Ein weiterer Aspekt ihrer Gabe. Sie spürte und sah die Ausstrahlung, die Aura, von Personen. Rileys war ungewöhnlich. Und sie würde schon herausfinden warum dem so war. Egal welche Mittel sie dazu anwenden musste.

Riley sah ihr bebend vor Zorn nach. Er war immer schnell wütend, das war nicht weiter bemerkenswert. Die Sache war nur, dass man seine Wut nie, absolut niemals unterschätzen sollte. Besonders nicht so eine kleine Frau, die sich einbildete, besser zu sein, weil sie in Köpfen anderer herumpfuschen konnte.

Und schon für die Tatsache, dass sie es gewagt hatte in seinen Geist einzudringen, gehörte sie bestraft. Sowas sollte sie sich gar nicht erst erlauben. Er würde ihr schon zeigen, was sich gehörte.

Im Gang lief eine junge Blauhaarige Frau hin und her und versuchte eine Stelle zu finden, von der sie gut Sezuna und Yuna beobachten konnte. Lika war den beiden als Dienstmädchen gefolgt und versuchte nun heraus zu finden, warum Makoto sie beide hier her geschickt hatte. Es kam ihr seltsam vor. Vielleicht hatte Makoto herausgefunden, dass einige Bekannte der MacRaes Drachen sind? Es würde das Ganze erklären. Kurz erhaschte Lika einen Blick auf Sezuna, die sich von einem furchteinflößenden Mann abwandte und davonlief. Ein Stich durchzuckte ihre Brust als sie sie sah. Sie wollte Sezuna helfen, aber Makoto hätte sofort gewusst, dass sie es gewesen war und würde sie bestrafen. Und sie wollte das nicht. Sie hatte Angst vor ihr.

Lika schüttelte den Kopf und eilte links den Gang entlang. Sie musste einen anderen Blickwinkel finden. Plötzlich knallte sie gegen jemanden und fiel fast um. Eine kräftige Hand packte sie und bewahrte sie vor dem Sturz. „Autsch, vielen Dank“, sagte sie und sah auf – und alles Blut verließ ihr Gesicht. Vor ihr stand ein Mann, der nur wenig von den Kerzen beleuchtet wurde. Er besass breite Schultern und wirkte kräftig, war aber sonst schlank. Sein Haar war windzerzaust und dunkel, seine Augen jedoch blitzten eisblau auf, verstärkten das gefährliche Auftreten des Mannes. Seine Kleidung war weniger ordentlich als es auf einem Ball erfordert war und sowohl der Stoff als auch sein Haar war triefnass.

Und sie kannte ihn. Hatte von ihm gehört. Er war der mittlere Sohn der MacRaes. Gideon. Soweit sie sich erinnerte. Das war… nicht besonders Vorteilhaft.

„E…Entschuldigen Sie Mylord“, stammelte sie verlegen und blickte weg. Warum musste sie ausgerechnet in ihn hinein rennen? Gideon sagte nichts, sondern sah sie nur kurz an. Er setzte sie zurück auf die Füsse. Dann sagte er: „Nächstes Mal, halte die Augen offen.“ Es wirkte kühl, aber da war ein Hauch von Gefahr der ihn umgab. Lika hatte gehört, dass der zweite Sohn als der Unabhängigste und Geheimnisvollste galt. Jetzt konnte sie es bestätigen. Er wirkte irgendwie… rau und wild. Überhaupt nicht wie ein Adeliger. Und er hatte wirklich eine geheimnisvolle Ausstrahlung, die sie reizte.

Lika riss die Augen auf, als er einfach an ihr vorbeilief. Er rief nicht nach ihren „Herrinnen“? Er wollte sie nicht bestrafen? Sie konnte es kaum glauben, aber er liess sie einfach in Ruhe, schüttelte sein nasses Haar und war drauf und dran in den Saal zu gehen.

„Mylord, ihr könnt so nicht zu Euren Eltern. Sie werden sicher nicht sehr erfreut sein“, flüsterte sie leise und wusste überhaupt nicht, warum sie das sagte. Warum machte sie sich jetzt auch noch Ärger? Vielleicht weil sie insgeheim nicht wollte, dass er ging?

Gideon blieb stehen und wand sich zu ihr um. Sein Blick war kühl und abschätzig. Er hob lässig eine Braue. „Und das kümmert dich weil?“, fragte er und sein raubtierhafter Blick durchbohrte sie. Lika schluckte und hielt den Kopf gesenkt. Als sie nicht antwortete drehte er sich ganz zu ihr um.

Gideon wusste nicht warum, aber etwas an ihr war faszinierend. Obwohl es dunkel war, sah er sehr gut, eine Fähigkeit seiner Art, aber er war sich ganz sicher, dass bisher kein Mensch geleuchtet hat. Es war, als würde etwas in ihr glänzen und um Aufmerksamkeit schreien. Er schmälerte die Augen etwas. Die Dienstmagd war anders, aber er konnte nicht sagen, inwiefern. Sie antwortete immer noch nicht. Er fuhr sich durchs Haar. Eigentlich war es auch egal. Sie sollte ihn einfach in Ruhe lassen. „Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen“, sagte er knapp.

Lika hob überrascht den Kopf. Warum hatte sie das Gefühl, als wäre diese Drohung zweideutig? Sie wollte etwas erwidern als er die Tür öffnete und in den Saal ging. Mist.

Riley machte zwei Schritte hinter Sezuna nach und packte sie schon fast am Handgelenk, als eine Tür aufgemacht wurde und somit seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er stöhnte innerlich auf. In der Tür stand Gideon. Und er war komplett nass. Dummkopf, fluchte Riley lautlos, verdammter Dummkopf. Gideon wusste ganz genau, dass seine Mutter ausflippen würde. Doch Gideon hatte sich noch nie um Regeln geschert. Er war manchmal wie seine eigensinnige Großmutter.

Auch Sezuna blieb stehen und drehte sich um. Ihr Blick glitt abschätzig zu Gideon. Dieser sah sich im Saal um und entdeckte dann Rachel und Wallace. Seine Mutter sah weniger erfreut aus und wirkte, als würde sie gleich in die Luft gehen. Doch das würde sie wohl kaum vor so vielen Leuten. Das würde nur ein schlechtes Bild auf sie werfen. Also betrat er den Saal und schlenderte umher. Die meisten Gäste warfen ihm einen verstohlenen Blick zu und versuchten dann nicht auf ihn zu achten. Aber alle neigten leicht den Kopf, als er vorbei ging.

Sezuna drehte sich in seine Richtung und lief langsam auf ihn zu. Noch ein MacRae den sie kennen lernen konnte. Sie war fast an ihm heran als er vor ihr stehen blieb. Seine Miene wirkte genervt. Sie streckte die Hand aus, damit er sie küsste. „Sezuna Kaya, erfreut“, sagte sie ruhig. Der MacRae, der deutliche Ähnlichkeit mit seinem älteren Bruder hatte, nahm ihre Hand und küsste sie. Allerdings verließ kein Wort seine Lippen. So einer war er also. „Sie sind recht spät“, meinte sie. Der Blick, den er ihr zuwarf war mörderisch. „Ich hab meine Gründe.“

„Die wären?“, hakte sie süßlich nach. Jetzt war er ganz offensichtlich genervt. Er trat ganz nah an sie heran und sah auf sie herab. „Nichts, das eine nervende Göre erfahren müsste“, zischte er leise. Sezuna sah ihn empört an. Bevor sie den Mund aufmachen konnte, hatte er sich mit einem monotonen „Entschuldigt mich“ entfernt und lief zu seinen Eltern.

Sezuna blickte ihm nach. Okay, damit war klar, den würde sie erst einmal außen vor lassen. Sie seufzte genervt und drehte sich wieder um und krachte fast in Riley hinein. Sie murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und drehte sich um, ehe sie davon stapfen wollte. Sie hatte keine wirkliche Lust das Theater von Gideon und seiner – defintiv wütenden – Mutter mit anzuhören, doch dabei ließ sich vielleicht etwas Interessantes erfahren. Also versuchte sie sich einen Weg dort hin zu bahnen.

Gideon stand vor Rachel, die sichtlich brodelte. „Was soll das denn?“, zischte sie leise, wobei sie ein freundliches Gesicht aufsetzte, damit niemand auf die Idee kam sie stritten, „Wieso kannst du dich nicht einmal anständig anziehen für einen Ball?“

„Ich mag Bälle nicht“, sagte Gideon knapp. Er hatte sie nie gemacht. Viel zu viele Leute auf einen Haufen und dann musste man auch noch dauernd lächeln. Definitiv nicht sein Gebiet. Deshalb war er auch bis eben bei seiner Großmutter Tara gewesen. Sie und Rachel lagen sich seit der Heirat in den Haaren, weshalb er sich oft zu ihr zurückzog, auch wenn sie oft herumnörgelte. Seine Mutter würde definitiv nicht zu ihr gehen. Leider hatte Tara von dem heutigen Ball erfahren und ihn dann doch weggescheucht. Gideon sah kühl zu seiner Mutter. Diese funkelte ihn nun doch an. „Gideon, ich hab wirklich nichts dagegen, wenn du deinen eigenen Weg gehst. Du bist nun mal unabhängig, dafür verurteile ich dich nicht. Aber, um GOTTES WILLEN, du könntest versuchen nicht STÄNDIG gegen meinen Willen zu handeln!“ Gideon zuckte die Schultern. Gut er mochte es nicht, wenn er sich mit seiner Mutter stritt, aber er war nun einmal unabhängig. „Wenn sich dein Wille mit meinem Weg vereinbaren lässt, werde ich auch nicht dagegen verstoßen“, erklärte er und schaffte es, dass seine Mutter noch wütender wurde. „Du weißt ich mag Bälle nicht und Menschenmassen schon gar nicht. Ich bin nur hier, weil du sonst noch wütender auf mich wärst. Ich hab mich blicken lassen und verschwinde jetzt wieder“, erklärte er. Er wandte sich bereits ab, als Rachel ihn am Arm packte. Für Zuschauer musste es so aussehen, als ob sie ihn nur leicht berührte, aber eigentlich war ihr Griff hart und fest. Gideons Miene wurde finster. Rachels konkurrierte mit seiner. „Du. Bleibst“, knurrte sie, „Du lässt dich ordentlich herrichten und bleibst anwesend.“

„Nein“, sagte er knapp. Wieso konnte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Rachel war drauf und dran ihm an die Gurgel zu springen als plötzlich eine Hand sich auf ihren Rücken legte. Sie drehte sich um und Hamish sah sie an. „Lass ihn, Mutter“, sagte er mit seiner immer sanften Stimme, „Es hat doch keinen Sinn, du sorgst nur dafür dass…“

„Nichts da“, sagte sie schnippisch, „Er bleibt und wird auch dem Essen beiwohnen…“

„Mutter!“, sagte Hamish deutlich, sein Blick war fest, „Diskutiert das wo anders.“ Rachel blinzelte und sah sich verstohlen um. Tatsächlich hatten sich ein paar Köpfe zu ihnen umgedreht. Sie schürzte die Lippen. Sie würde ganz bestimmt nicht nachgeben. Da schaltete sich auch Wallace ein. „Geh doch mit Gideon in seine Räume. Dann kannst du ihn herrichten und ihr kommt später wieder runter, einverstanden?“, schlug er pragmatisch vor. Gideons wütende Blicke wurden geflissentlich ignoriert. Rachel holte tief Luft. Ohne Hamish und ihren Mann, wäre ihre aufbrausende Seite längst bekannt.

„Gut machen wir es so“, gab sie nach und führte Gideon mit sich. Er hatte gar keine andere Wahl. Ihr Griff war fest und sie zog ihn mit. Auch wenn es nach außen hin nicht so wirkte.

Hamish seufzte, als Gideon den Saal verließ und wandte sich wieder um. Er hatte Yuna draußen einfach stehen gelassen, doch der Weißhaarige schien das egal. Sie saß draußen auf der kleinen Bank und blickte in den Himmel.

Er wusste nicht, dass sie die ganze Szene interessiert beobachtet hatte, genau wie ihre Schwester.

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