Kapitel 19:
Kapitel 19:
Riley streichelte über Sezunas Wange und küsste ihre Schläfen. Murmelnd schien sie langsam auf zuwachen und drückte sich in die Kissen. „Aufstehen. Mutter und Vater wollen, dass wir runter zum essen kommen. Wir wollen den Plan besprechen", erklärte er und Sezuna sah blinzelnd auf. „Es ist noch dunkel", grummelte sie und drückte sich fester in die Kissen. Sie hörte, wie er lachte. „So dunkel nun auch wieder nicht", widersprach er, „Komm, du kannst das Essen gebrauchen." Sezuna murrte in ihr Kopfkissen, während sie spürte, wie die Wärme sich davon schlich. Blöder Riley. „Komm zurück", maulte sie, doch er war schon dabei sich anzuziehen. Riley lachte. „Was hast du denn? Wird dir kalt?", fragte er, weil er wusste, warum sie meckerte. Sezuna seufzte und schob ihre Beine unter der Decke hervor, ehe sie wankend aufstand. „Ich hab noch nie ausgeschlafen", murmelte sie ein wenig beleidigt und setzte dann leise hinten dran: „Wenigstens gibt es Frühstück." Riley schmunzelte. „Ich verspreche dir, später darfst du so viel Ausschlafen wie du willst", meinte er grinsend, „Nur nicht im Moment."
„War ja klar", murrte sie und zog sich an. Riley wartete auf sie und schien nicht den Wunsch zu verspüren höflich zu sein und wegzuschauen. Er beobachtete sie sogar sehr genau. Sezuna zog eine Schnute, beeilte sich und sagte dann: „Gut, wir können runter." Riley musterte sie von oben bis unten. Ihr schwarzes Haar hatte sie zu einem einfachen Zopf gebunden und das Kleid war auch nur sehr einfach. Er zog eine Augenbraue in die Luft. „Ich bin immer der Meinung gewesen du würdest dich gern in Schale werfen", sagte er und schmunzelte. Sezuna schnaubte. „Ja natürlich. Ich ziehe ja so liebend gerne Sachen an in denen ich nicht atmen kann, oder mich bewegen", murrte sie und strich das Kleid glatt. „Aha", machte Riley und schmunzelte. Dann bot er ihr den Arm an und führte sie nach unten. Hamish sass mit Yuna schon hier, Nanari auf dem Schoss, die über das ganze Essen staunte. Gideon sass gelangweilt und recht missmutig auf der anderen Seite. Er war ein bekannter Morgenmuffel. Seine Eltern kamen gleich nach ihnen herein. Sezuna blickte sich um. Wo war Lika? Nicht nur ihr schien das Fehlen der Blauhaarigen aufgefallen, denn auch Rachel bemerkte es. „Wo ist denn eure Schwester?", fragte sie und sah sich um. „Wen interessierts", murmelte Gidoen ganz leise und erntete einen bösen Blick seiner Mutter. „Oh, ich denke sie wird gleich kommen", murmelte Sezuna, die schon ahnte, dass Lika ihnen keine Gesellschaft leisten würde. Nicht, wo sie doch so darauf gedrillt wurde sich fernzuhalten, wenn sich jemand zum essen versammelte. Rachel zögerte, doch dann setzte auch sie sich. „Greift zu", sagte sie, „Es hat genug hier." Das war Nanaris Stichwort. Sie langte vor und probierte alles Mögliche aus. Sie schien begeistert zu sein, so viel essen zu dürfen.
Riley indes sah zu seiner Mutter und meinte gedämpft: „Wir haben einiges zu planen." Sie nickte. „Aber zuerst müsst ihr euch stärken", erklärte sie und Riley nickte, während er begann zu essen. „Makoto wird noch eine Weile brauchen, ehe sie uns erneut angreift, oder?", wollte Wallace wissen. Yuna und Sezuna blickten auf und den MacRae an. „Möglicherweise, aber nicht sehr lange. Sie wird versuchen die Kette wieder aufzuladen, denk ich", murmelte Yuna. Rachels Gesicht verfinsterte sich. „Ist sie stark genug um einen Drachen zu töten? Alleine?"
„Mithilfe den restlichen Kräften der Kette ganz bestimmt", sagte Sezuna, „Wir müssen also davon ausgehen, dass sie bald angreift." Rachels Gesichtsausdruck wurde noch finsterer. „Aber sie muss zuerst Drachen finden, denen sie die Kräfte nehmen kann. Das wird eine Weile dauern", sagte sie hoffend. Yuna schüttelte den Kopf. „Keiner weiß wie viele Drachen sie in ihrer unterirdischen Stadt festgehalten hat", erklärte sie. „Sie war schon als Jägerin stark und schlau genug alleine gegen einen Drachen zu kämpfen, oder ihn wenigstens gefangen zu nehmen. Gut möglich, dass sie dort noch immer welche hat." Rachel knurrte laut. „Wenn ich die in die Finger kriege, kann sie was erleben!", fauchte sie und hätte fast auf den Tisch geschlagen, als sie sich um des jungen Mädchens Willen besann. Sie setzte kontrollierte Miene auf und sagte: „Im Normalfall hätte ich Späher ausgeschickt, jedoch besteht die Gefahr, dass Makoto sie überwältigt."
Sezuna griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck, als sie etwas seltsames bemerkte. Sie runzelte die Stirn und trank noch einen Schluck. Es schmeckte... seltsam. Sie keuchte auf, als sie ein leichtes brennen in der Kehle bemerkte. „Nicht den Wein trinken", rief sie erschrocken und Rachel blickte sie verständnislos an. Genau wie Wallace und die anderen hatte sie schon davon getrunken. „Was ist mit dem Wein?", fragte Riley alarmiert. „Es ist das Zeug, dass die Verwandlung beeinträchtig", erklärte Sezuna, die spürte, wie ihre Hand begann zu zittern.
Makotos Substanz hielt normalerweise Drachen davon ab sich zu verwandeln. Je nach Dosis bis zu 2 Stunden und länger. Bei Menschen hatte es keine Wirkung, aber bei Jägern beeinträchtigte es ein wenig die Wahrnehmung. Was auch der Grund war, warum vor Sezunas Blick plötzlich bunte Punkte tanzten. Riley fluchte laut und sprang wie alle anderen auf die Füsse. „Nanari", sagte Hamish und zog sie mit sich in eine hintere Ecke. Er würde sie schützen, egal was kommen sollte. Rachel knurrte und sie zuckte heftig zusammen. Ihr Blick wurde noch wütender als sie merkte, dass die Verwandlung tatsächlich nicht funktionierte, doch die Schmerzen durch das Gift ignorierte sie tapfer. Die Teufelin würde dafür büssen! Auch Sezuna und Yuna sprangen auf und sahen sich panisch um. War sie hier irgendwo?
Etwas knirschte und Sezuna kniff die Augen zusammen. Was war das? „Oh Gott", keuchte Yuna und zeigte voll Panik geweiteter Augen auf eine der Staturen. Diese begann sich ganz langsam zu bewegen. Stein bröckelte, dann riss der Löwe das Maul auf und brüllte.
„Oh verflucht", machte nun auch Gideon und Riley packte eine seiner Äxte. Vorsorglich hatte er diese bereits an seiner Kleidung befestigt.
Sezuna sprang zur Seite und eilte auf eine Wand zu, an der zwei Schwerter hingen. Sie brauchte eine Waffe. Ihre Sicht war noch leicht verschwommen, aber es reichte um zu laufen. Ein Krachen ertönte und Sezuna schrie auf, ehe sie sich wegduckte. Ein weiterer Steinlöwe hatte sich vor ihr aufgebaut und schnappte nach ihr. Sie wich zurück und sah sich nach mehr Waffen um. Dabei sah sie, wie Riley versuchte dem anderen Wesen den Kopf einzuschlagen, während Gideon flink weiteren Steingebilden auswich und sie mit einem Stuhl zum Wanken brachte. Selbst Wallace und Rachel beteiligten sich rauchend vor Zorn am Kampf. Dann wurde Sezuna am Bein gepackt und verlor den Halt. Sie krachte zu Boden und schrie, als eine Ranke sie zum nächsten Fenster hinaus zog. Holz splitterte, als sie den Fensterrahmen erwischte und dann krachte sie gegen den Boden und spuckte Blut. Was war das nur?
Sie hörte Riley wütend schreien und ein Steinlöwe flog aus dem Fenster und erschellte an der Außenwandt des Schlosses.
Yuna sprang hoch und der Tiger an ihr vorbei. Sie packte das Steintier und schwang sich auf seinen Rücken, ehe sie ihre Hände auf den Stein drückte und diesen fror.
Der Tiger rannte weiter, verlor aber bald auf dem gefrorenen Boden den Halt und schlitterte gegen eine Wand, an der er zerschellte. Sie hob den Kopf und sah, wie einige Steintiere sich auf Hamish stürzen wollten, der Nanari hinter sich gestellt hatte. Sie rannte zu ihnen. Ein Löwe setzte zum Sprung an und aus Angst, sie käme zu spät hob Yuna die Hand und schuf eine Eiswand vor Hamish. Der Löwe knallte gegen das Eis und wandte sich ihr zu. Er schüttelte den Kopf und knurrte Yuna wütend an. „Solange diese Steintiere existieren kommen wir nicht an Makoto heran", rief Yuna und sah, wie der Löwe zum Sprung ansetzte. Yuna rannte auf ihn zu und kurz bevor sie ihn erreichte, ließ sie sich fallen und schlitterte unter dem Löwen über den Boden.
Das Tier kam am Boden auf und drehte sich sofort wieder rum, wurde aber von einem fliegenden Stuhl erwischt. Dieser zertrümmerte den halben Kopf des Steintieres, doch dieses schüttelte sich nur und sprang erneut auf Yuna zu.
Yuna riss die Augen auf, als ein Eisenpfeil das Tier streifte und dieses das Gleichgewicht verlor und vor Yuna zu Boden ging. Etwas flog auf sie zu und Yuna griff danach und spürte das vertraute Gefühl ihrer Waffe in der Hand. Sie streckte den Speer aus, berührte den Löwen und dieser gefror. Yunas Blick wanderte zur Tür, in der Lika stand. Sie hielt einen Bogen und zielte. Auf ihrem Rücken eine große, silberne Sense. Ohne zu Zögern schoss sie auf die Wesen, die sich langsam der neuen Gefahr bewusst wurden. Doch durch die Ablenkung gelang es den MacRaes an die Waffen an den Wänden zu kommen und die Tiere zu zerschmettern. Die Drachen hatten einen so harten Schlag, dass es die Tier förmlich in der Luft zerris.
„Lika, bring die Waffe zu Sezuna", rief Yuna über den Lärm von zersplitterndem Stein hinweg. Lika nickte und rannte auf das Fenster zu. Sie beugte sich hinunter und suchte nach ihrer großen Schwester. „Oh Gott", machte sie, als sie bemerkte, dass der gesamte Innenhof in Flammen stand. „Sezu!", schrie sie panisch. Wo war ihre Schwester. Ihre Augen huschten umher, doch zwischen den Flammen war niemand.
Ein wütender Schrei erklang und Lika konnte in den nahen Gängen zwei Gestalten ausmachen. Sie sprang aus dem Fenster, landete am Boden und sprang durch die Flammen auf den Flur zu. Kurz bevor sie diesen erreichte, konnte sie sehen wie etwas Sezuna von den Beinen hob und ihr entgegen warf. Sie hatte nicht mehr die Zeit sich zu ducken und wurde von sezuna förmlich umgerissen. Beide fielen wieder hinaus in den Garten und wurden genau in die Flammen geschleudert.
Sezuna keuchte auf und rollte sich ab und zog Lika wieder mit hoch, ehe sie versuchte den Flammen zu entkommen. Eine Stienmauer baute sich vor ihrem Fluchtweg auf und Rauch drang den Mädchen in die Nase und Lika hustete auf. Was sollten sie tun? Makoto war so unendlich stark mit diesen Elementarkräften.
Sezuna packte ihre Sense und schlug damit auf die Steinwand ein. Auch wenn der Sensekopf hindurch glitt, wie durch Butter, konnte sie doch keinen wirklichen Schaden an der Wand hinterlassen, da diese sich zu ‚heilen' schien.
Sie biss die Zähne zusammen. Das war schlecht. Schon jetzt reizte der Rauch ihren Hals und zwang sie zum Husten vom Feuer ganz zu schweigen. Es kroch immer näher und die Hitze war beinahe unerträglich. Wenn das so weiterging, verbrannten sie und Lika am lebendigen Leib. Feuer züngelte an ihrem Kleid hinauf und sie schrie auf, wärend sie versuchte sich weiter an die Mauer zu drücken. Irgendwas mussten sie tun, sonst würden sie verbrennen. *Riley!*, schrie sie in der Hoffnung dieser würde ihren mentalen Ruf aufschnappen, auch wenn sie nicht wusste, was er gegen das Feuer tun konnte.
Dieser hob ruckartig den Kopf als ihn der Ruf erreichte. „Sezuna", flüsterte er leise und sah sich suchend um. Die Steinstatuen wollten nicht weniger werden und da er mit ihnen beschäftigt war, fiel ihm erst jetzt auf, dass Sezuna weg war. „Verdammt", fluchte er.
Sezuna schrie, als das Feuer sie und Lika erreichte. Sie schmiss sich schützend auf ihre Schwester und drückte diese zu Boden, ehe sie begann die Blauhaarige so weit wie möglich mit Erde zu bedecken, wärend sie spürte sie ihre Füße immer weiter vom Feuer verschluckt wurden.
Riley holte mit der Axt aus und wollte erneut einen der Löwen zerschmettern, als dieser plötzlich im Flug inne hielt und unbewegt zu Boden krachte. Riley blinzelte und sah zu, wie auch der Rest der Tiere zu Boden ging. Er tauschte einen Blick mit den Anderen, dann rannte er zu einem der kaputten Fenster. Sezunas Geruch wurde stärker und ohne zu zögern sprang er hinaus und folgte der Spur. Wo war sie? Was war ihr zugestossen?
Der Geruch führte ihn quer durch den Innenhof und in einen Flur. Überall roch es nach Feuer und nach verbranntem Fleisch. Sein Blick schweifte umher und dann erblickte er sie. Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, als er begriff, was genau er da sah.
Die Kleidung war völlig vom Feuer verzehrt wurden und die Haut war rot und sogar teilweise schwarz. In ihren Armen Lika, die so weit von Sezunas Körper bedeckt war, dass sie lediglich einige rote Stellen an der Haut hatte, doch der Rauch hatte sie ohnmächtig werden lassen. Keiner von beiden regte sich. „Nein", hauchte er und rannte auf sie zu. Er ging vor Sezuna in die Knie, wagte es aber nicht sie anzufassen, aus Angst ihr wehzutun. „Sezuna", hauchte er und schluckte. Das durfte nicht sein. Wo war Hamish wenn man ihn brauchte? Sie gab keinen Ton von sich und Rileys Herz schien zu zerspringen. War sie... Er schüttelte wild den Kopf. Nein, daran durfte er nicht denken. „Hamish?", brüllte er, weil er wusste dass im Saal alle nur leicht verletzt waren. Hamish streckte seinen Kopf zum Fenster hinaus und sprang dann in den Innenhof. Sein Vater und seine Mutter folgten ihm. Als Hamish ankam riss er die Augen auf. Er fluchte verhalten, dann legte er die Hände auf Sezunas Haut und begann mit der Heilung. Riley sah sich misstrauisch um. Es war, als hätten alle Angriffe mit einem Mal gestoppt. „Was meint ihr, was hat sie vor?", fragte er seine Eltern. Rachel knurrte. „Keine Ahnung, aber ich hoffe, die Wirkung dieses Giftes hält nicht zu lange. Es macht mich rasend."
„Es scheint, als würde sie mit uns spielen", brachte Hamish keuchend hervor. Riley hob eine Augenbraue, schaffte es aber nicht in Hamishs Richtung zu schauen. Nicht solange nicht klar war, ob Sezuna überlebte. „Was meinst du?"
Hamish holte Luft und widmete sich wieder der Heilung. „Makoto hätte uns locker töten können. Sie hätte uns einfach im Feuer mit einschliessen können und wir wären elendig verbrannt. Aber das hat sie nicht. Und sie hat das Feuer gelöscht, bevor es für Sezunas lebensgefährlich geworden ist. Auch ohne mich als Heiler hätte sie diese Flammen überlebt, wenn auch nicht ganz so unbeschadet." Nun linste Riley kurz zu Hamish. Es ärgerte ihn nur noch mehr, dass Makoto offensichtlich mit ihnen spielte. Gleichzeitig machte es ihm Sorgen, dass sie so ungeschützt waren. Er war noch nie in einer solchen Lage gewesen. Nicht einmal in seinen jungen Jahren, als die MacRaes sich noch das Territorium hier hatten erkämpfen müssen.
Hamish erhob sich und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich habe getan, was ich konnte, sie braucht viel Ruhe und viel Trinken und ein paar kühle Verbände könnten die Schmerzen lindern, aber ich kann sie nicht noch mehr heilen, dass würde ihr Körper nicht aushalten", erklärte er und blickte auf Sezuna. Diese schien jetzt nur noch zu schlafen und ihre Haut war rot, als hätte sie einen Sonnenbrand. Lika hingegen sah man überhaupt nicht mehr an, dass sie im Feuer eingeschlossen war.
Er lehnte sich an die Wand und versuchte etwas zu ruhen. In den letzten Stunden hatte er seine Heilerkräfte viel öfters gebraucht als früher. Er vermutete, er hatte grösseres Potential, wie Grossmutter Tara oft angedeutet hatte, aber er war nicht geübt. Heilen kostete Kraft und diese hatte er nun oft genug fast aufgebraucht. Irgendwie musste er diese wieder regenerieren, wie sie alle. Eine lange Pause würde ihm gut tun, doch konnte er ruhig schlafen? Ob sie sich vielleicht irgendwo verstecken konnten? Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass es einen Platz gab, den Makoto nicht finden würde. Nicht mit der Kraft der Kette.
„Komm, wir ziehen uns in den Wohnsaal zurück", meinte Rachel, „Dort haben wir Sofas wo wir sie hinlegen können, ausserdem will ich ein paar unserer Wachen mit Nanari wegschicken. Ich hoffe nur sie leben noch", sagte sie dann besorgt. Riley beugte sich hinab und hob Sezuna auf und folgte dann seiner Mutter hinein in den Saal.
Yuna kam ihnen entgegen und sah sich Sezuna und Lika, die von Wallace getragen wurde, genauer an. „Geht es ihnen gut?", fragte sie mit besorgter Stimme. Hamish nickte und Yuna seufzte erleichtert. Dann musterte sie Hamish. „Du brauchst Ruhe", stellte sie fest. Er gab sich nicht erst die Mühe, ihr zu widersprechen. Sie hatte ja Recht, aber ob er die Ruhe bekam, war eine andere Sache. „Wo ist Nanari?", fragte er stattdessen. Yuna sah zu einem Sofa, wo Nanari nervös und ängstlich auf sie wartete. Als die Kleine Hamish sah, rannte sie zu ihm und umarmte ihn fest. Hamish drückte sie fest an seine Brust und sah dann zu seiner Mutter. Es wäre wohl wirklich das Beste, wenn sie Nanari mit ein paar Wachen aus dem Land schafften, bis das hier geklärt war. Solange die Kleine bei ihnen war, wäre sie permanent in Lebensgefahr. Rachel sah sich um und rief dann laut nach Wachen. Zuerst schien es als käme niemand, dann hörte man das Krachen einer Tür und mehrere Soldaten kamen herein. Sie sahen entsetzt zu den MacRaes. „Mylady", keuchte einer, „Wir wollten herein als wir den Krach hörten, aber... die Tür..."
„Macht euch keinen Kopf, wir sind mehr oder weniger heil", erklärte sie und schob ihnen Nanari zu. „Bringt sie in Sicherheit. Vielleicht zu Grossmutter Tara. Schützt sie mit eurem Leben", sagte sie und ihr Blick war eindringlich. Sie sah zu ihren Söhnen. „Ich weiss, ich werde euch nicht überzeugen können, aber ich wünschte ihr würdet mit ihr mitgehen", sagte sie leise und mütterliche Fürsorge sprach aus ihrem Blick. Hamish schüttelte den Kopf. „Das würde nichts nützen und das weißt du. Sobald wir Nanari begleiten, wird Makoto uns folgen", sagte er und drückte Nanari noch einmal, weil sie Angst vor den Wachen hatte.
Yuna beugte sich zu ihr hinab. „Alles wird gut Kleine, das verspreche ich dir. Sie werden gut auf dich aufpassen und wir kommen dich holen, wenn alles vorbei ist, okay?", sagte sie ruhig und sanft, während sie Nanari über die Haare streichelte. Nanari nickte langsam und liess sich von einem der Wachen an der Hand nehmen. „Bis später", sagte Hamish und strich ihr über die Wange. Sie winkte den beiden und wurde weggebracht.
Hamish seufzte und wandte sich mit ernsterer Miene wieder zu den anderen um. „Was machen wir jetzt?", warf er die Frage in den Raum und ratlose Mienen waren die Antwort. Yunas Blick huschte zu Sezuna. „Ich denke sie wird erst einmal nicht mehr angreifen. Sie mag es zu spielen, wenn sie überlegen ist. Also wird sie uns ein wenig Zeit geben wieder zu Kräften zu kommen. Augenscheinlich hat es ihr nicht so viel Spaß gemacht, sonst wäre einer von uns bereits tot." Riley zuckte zusammen. Ihm war als wüsste er genau, wer es gewesen wäre und sein Blick glitt zu Sezuna. Er setzte sich auf den Rand des Sofas und strich ihr über das Haar. Er wollte sie nicht verlieren. Sie war seine Gefährtin, er hatte seine endgültige Wahl getroffen. Jetzt würde es niemanden mehr geben, dem er sein Herz verschenken konnte. Yuna blickte in Rileys Richtung. „So wie ich sie kenne würde sie mit Sezuna anfangen, oder sie ganz zum Schluss töten. Ihr Verrat wird sie ärgern, da sie viel Zeit in ihre Ausbildung gesteckt hat. Ich hab nicht erwartet, dass sie Sezuna einfach so töten würde. Ich wusste ja, dass sie nie etwas für mich oder Lika übrig hatte, aber ich hätte erwartet dass sie Sezuna wenigstens ein bisschen mag", Yuna schüttelte den Kopf, als wolle sie so die lästigen Gedanken los werden. Jahrelang hatte sie versucht die wenige, immer an Bedingungen geknüpfte Liebe ihrer Mutter festzuhalten und sich einzureden, dass sie ihr doch etwas bedeutete, doch dann war sie Hamish begegnet und hatte gelernt, was es hieß jemanden etwas zu bedeuten. Jetzt wollte sie diese Frau nie wieder sehen.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und eisblaue Augen blickten in ihre. Hamish lächelte ihr aufmunternd zu. „Ich bezweifle, dass die Frau überhaupt jemand anderes lieben kann als sich selbst", knurrte Rachel, „Sie hat ihre eigene Schwester getötet. Obwohl sich Shioni immer um sie gekümmert hat und ihr sogar die Führung überlassen hat." Yuna seufzte und lehnte ihren Kopf an Hamishs Brust. Er spendete ihr so viel Trost, dass sie fast Weinen musste. Seine Gegenwart fühlte sich so gut an.
Rachel strich sich noch immer verärgert durch die Haare. „Ruht euch aus. Ich hoffe sie gibt uns wirklich ein wenig Zeit uns auszuruhen und zu wappnen, auch wenn ich keine Ahnung habe wie wir sie bezwingen können."
„Wir finden einen Weg", sagte Wallace und küsste seine Frau, „Das haben wir immer. Wir haben drei grossartige Söhne gross gezogen ohne dass uns das Dach auf den Kopf gefallen ist, also überwinden wir es auch dann." Rachel verdrehte die Augen und knuffte den blonden Hünen. „Wenn wir genau sind hat es Riley schon einmal geschafft erinnerst du dich?" Wallace lachte. „Das ignoriere ich jetzt einfach."
Riley blickte zu seinen Eltern. Sie waren schon so lange zusammen und noch immer wirkten sie wie ein frisch verliebtes Paar. Das wollte er mit Sezuna. Aber ob sie das auch wollte? Das war eine Frage, die er sich die letzte Zeit immer wieder gestellt hatte, seit ihm klar geworden war, dass er sie wollte, sie brauchte. Er strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht und Sezuna zuckte und gab ein leises Stöhnen von sich, ehe sie flatternd die Augen öffnete. Ihr Blick war verschwommen und sie hatte Probleme damit sich zu orientieren. Wo war sie? Das sah überhaupt nicht aus wie ihr Zimmer, oder ein anderer bekannter Raum. Sie blinzelte mehrmals und versuchte die Sillouetten um sie herum scharf zu erkennen. Was war passiert?
Langsam setzte sie sich auf und hielt sich den Kopf. „Was ist passiert?", fragte sie heißer und spürte ein Kratzen in ihrem Hals. Jemand strich ihr sanft über die Wange und sie wusste sofort, dass es Riley war. „Makoto hat angegriffen mit Steingeschöpfen. Sie hat dich und Lika von uns getrennt und euch fast verbrannt. Dann hat sie plötzlich den Angriff gestoppt und Hamish hat euch geheilt. Aber du bist noch nicht voll auf, Hamish meinte du brauchst viel Ruhe." Sezuna stöhnte auf. Ruhe klang verlockend. Sie öffnete die Augen ganz und schenkte Riley einen verliebten Blick. Sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, bis Makoto erneut angriff und das nächste Mal würde bestimmt jemand sterben. Sie wollte diese Zeit nicht mit ausruhen vergeuden, sondern die letzten Stunden ihres Lebens geniesen. Am besten mit dem Mann, der ihr wichtig war. Deshalb erhob sie sich etwas vom Sofa und küsste Riley sanft. Er erwiderte den Kuss und legte ihr eine Hand in den Rücken um sie zu stützen. Er war so ein wundervoller Mann. Was würde sie geben, damit sie ein langes Leben mit ihm führen konnte. Doch sie kannte Makoto zu gut, um nicht zu wissen, wie stark diese war und wenn sie ehrlich mit sich selbst war, dann gab sie sich und Riley keine ganze Woche mehr zusammen. Denn sobald Makoto herausgefunden hatte, was sie einander bedeuteten, würde sie alles daran setzen sie zu zerstören.
Riley löste sich von ihr und strich ihr sanft über die Wange. „Lass und hoch gehen", sagte er sanft. Sezuna nickte und schlang die Arme um ihn, so dass er sie hochheben konnte. Er küsste ihre Schläfe, dann ging er aus dem Raum und brachte sie hoch in sein Zimmer. Sezuna schmiegte sich an ihn und gab dem Drang nach seinen Hals zu küssen. Er schmeckte so lecker und seine Nähe tat ihr so gut. Sie hauchte zarte Küsse auf seine Haut und hörte nicht auf als er sich mit ihr auf das Bett setzte. Riley strich über ihre Taille und schloss die Augen. Ihre Berührungen waren wie Streicheleinheiten. Sezuna schmiegte sich weiter an ihn und küsste seinen Hals hinauf und hinunter und schmiss ihn schließlich um und küsste ihn innig auf die Lippen, während ihre Hände immer wieder seine Brust auf und ab fuhren. Als Riley den Kuss erwiderte, seufzte sie wohlig auf. Er war jedoch vorsichtig, schliesslich wusste er nicht, in wie weit Hamish sie geheilt hatte. Er wollte ihr nicht wehtun. Vorsichtig strich er über ihre Haut, schob den Stoff zur Seite und erwiderte den Kuss. Ihre Haut war noch immer ungewöhnlich warm und schien auch besonders empfindlich, doch das schien Sezuna nicht zu stören. Sie drückte sich an ihn und küsste ihn erneut. Ihr Kuss war wild und fordernd, so als würde sie ohne ihn ertrinken. Er packte sie sanft, aber bestimmt und drehte sie auf den Rücken. Sie sah ihn kurz an als wolle sie protestieren, doch dann kam sie nur erneut hoch und zog ihn zu sich herab um ihn ebenso leidenschaftlich zu küssen wie zuvor. Sie krallte sich in seine Haare und hielt ihn fest, während ihre Lippen über seine Wange und sein Kinn wanderten und jeden Zentimeter Haut küssten, den sie erreichen konnte.
„Was ist los mit dir?", wollte Riley mit heißerer Stimme wissen. Sie verhielt sich doch sonst nie so klammerhaft. Sezuna schnappte zwischen zwei Küssen nach Luft. „Ich will...", damit küsste sie ihn erneut und leckte über sein Ohr. „...die letzten Stunden meines Lebens gern mit dem Mann verbringen, der mir so viel bedeutet", keuchte sie und drückte sich dann an ihn. Seine Wärme und Nähe war ungemein beruhigend.
Riley konnte nur mit Mühe ein Knurren unterdrücken. Das klang ja so als hätte sie aufgegeben. Als würde sie glauben zu sterben. Er kniff die Augen zusammen. Sie würde nicht sterben, nicht so lange er lebte! Sie drückte sich an ihn und hielt ihn fest, während sie weiter seinen Hals küsste. Sie wollte so viel wie möglich von ihm haben, solange sie noch lebte. Denn sie erwartete nicht, dass sie die nächsten Tage überstand. Nicht solange Makoto es auf die Drachen abgesehen hatte.
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