Kapitel 18:
Kapitel 18:
Ganz langsam lichtete sich der Schleier des Schlafes und Sezuna spürte ihre Umgebung wieder. Sie lag auf etwas weichem und war zugedeckt. Ihr war warm und sie fühlte sich geborgen. Eine Hand strich ihr über die Wange und sie öffnete träge die Augen. Ihre Sicht war noch verschwommen, doch selbst die Silluette sagte ihr, wer da an dem Bett saß. Ein Lächeln glitt über ihre Züge. „Riley", sagte sie. Der gute Riley. Nie hätte sie gedacht so etwas zu ihm zu sagen. Anfangs hatte sie ihn als arrogant eingestuft, aber dahinter war er einfach... Riley. Harte Schale, weicher Kern traf es wohl am besten.
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als er sah, dass sie wach war. „Wie geht es dir?", fragte er mit leiser Stimme. Sezuna lächelte matt. „Ich denke gut, da wir augenscheinlich nicht begraben wurden, kann ich nicht klagen." Sein Lachen war leise und doch so voller Wärme. Was für ein Mann. „Und dir?", fragte sie. Riley küsste ihre Stirn. „Mit dir an meiner Seite geht es mir immer perfekt", sagte er. Etwas anderes konnte er nicht sagen. Sie lachte und hob dann die Hand, um über seine Wange zu streichen. „Ich bin so froh, dass du lebst", flüsterte sie und ihre Stimme klang so voller Sehnsucht, dass es Riley kurz die Sprache verschlug. Ihr Blick sprach Bände und Riley schüttelte ein wenig benommen den Kopf, ehe er ihr auf half. „Ich hab Suppe für dich", erklärte er und Sezuna lachte leise. Noch immer fühlte sie sich müde und erschöpft. „Was ist mit ... Makoto?" Seine Miene verdüsterte sich kurz. „Wissen wir noch nicht, aber wir werden sie finden und zur Strecke bringen", sagte er mit so viel Ernst, dass sie kurz schauderte, „Aber dazu später mehr. Erst iss was und komm wieder zu Kräften." Sezuna seufzte und ließ sich dann ergeben füttern. Sie fühlte sich noch so schwach, dass sie nicht einmal den Löffel richtig halten konnte.
Lika spielte unruhig mit ihren Fingern und lief vor Gideons Tür auf und ab. Sie wollte wissen, was mit ihm los war und ob sie etwas Falsches getan hatte, doch sie traute sich nicht in sein Zimmer. Sie hatte Angst vor seiner Reaktion. Er war der erste gewesen, den sie mochte und der sie zu mögen schien. Doch das alles hatte sich geändert als er herausgefunden hatte, wer sie war. Als hätte man einen Schalter umgelegt. Zudem schien etwas... Dunkles in ihm zu wachsen. Lika konnte es nicht anders beschreiben. Und schon wieder war es ihre eigene Mutter, die sie zu einem Leben in Einsamkeit und Grausamkeit verdammt hatte.
Lika hob die Hand, um anzuklopfen, doch sie ließ sie wieder sinken und lehnte kurz ihre Stirn gegen die Wand. Es tat so weh. Tränen traten ihr in die Augen. Es war besser, wenn sie jetzt ging. Eine weitere Zurückweisung würde sie nicht überleben. Traurig wendete sie sich ab und lief von dannen.
Gideon starrte die Eichentür an als könne sie ihm sagen was er wisse wollte. Doch was wollte er wissen? Er hatte gehört, wie sich Schritte genähert hatten. Es war lange still geblieben und nun entfernten sich die Schritte wieder. Warum stand er vor der Tür als würde er darauf warten dass sie zurückkam? Er schüttelte energisch den Kopf. Sie war eine Jägerin, er ein Drache. Er verabscheute Jäger. Jeden einzelnen von ihnen. Aber dieses helle Licht, dass in den letzten Wochen seine Welt ein wenig erhellt und erwärmt hatte... Es war weg. Dunkelheit blieb zurück. Hinterließ eine Leere in seinem Herzen, die er kaum beschreiben konnte. Und da war noch etwas. Unbändige Wut und etwas Dunkles, Animalisches.
Er ballte die Fäuste und stapfte auf sein Bett zu. Er sollte aufhören an sie zu denken, dass war gesünder für ihn.
„Das ist ja groß", staunte Nanari und betrachtete das Bad. In dessen Mitte war ein großes Viereck eingelassen, dass mit warmem Wasser gefüllt war. Kräuter und Blumenblätter schwammen darin herum und leichter Dampf stieg auf. Hamish trat hinter ihr ins Bad und lachte über ihre Neugier. Sie erkundete jeden Zentimeter des Bades und hatte ihren Spaß. Einige Dinge davon betrachtete sie jedoch, als hätte sie diese noch nie gesehen und das machte Hamish Sorgen. Wie alt war sie gewesen, als Makoto sie gefunden hatte? Konnte sie sich überhaupt an ein Leben außerhalb der Gitterstäbe erinnern? Er lief zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Nana, wie lange warst du da unten gefangen?", fragte er sie. Nanari sah ihm in die Augen und wusste sofort, was er meinte. Sie zuckte leicht mit den Schultern und umarmte seine Beine. „Ganz lange", sagte sie dann. Hamish wusste nicht, was er darauf sagen sollte, als Yuna sich zu der Kleinen nach unten beugte. „Nana? Kannst du denn schon zählen?", wollte sie wissen. Die Kleine sah auf und steckte einen Finger in den Mund und überlegte. Sie hob die Finger und begann völig falsch zu zählen. Hamish war fassungslos. Ein Blick zu Yuna sagte ihm, dass sie genauso dachte. Er ging in die Knie. „Wir werden dir ganz viele Dinge beibringen, Süsse, auch richtiges Zählen", sagte er und zwinkerte. Nana blickte ihn mit großen Augen an. „War das nicht richtig?", fragte sie und das erste Mal bemerkte Hamish, dass sie durch ihre Zahnlücke die Worte ein wenig eigenartig aussprach. Yuna lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, aber das ist nicht schlimm. Geh jetzt mit Hamish baden, ja?", sagte sie und schob die Kleine ein Stückchen weiter ins Bad. Nanari sah sie an und klammerte sich an ihre Hand. „Kommst du auch mit?", quengelte sie, „Bitte!" Sie sah sie mit einem flehenden und unglaublich süssen Blick an, der ihr Herz weich werden liess. Yuna lächelte sanft und strich ihr durch das Haar. „Wenn Hamish nichts dagegen hat", sagte sie und wurde leicht rot um die Nase und warf ihm einen kurzen Blick zu. Dieser hatte ein Grinsen aufgesetzt. „Überhaupt nicht, ich fände es sogar angenehm deine Gesellschaft geniessen zu dürfen", meinte er und neigte den Kopf. Yuna würde noch röter und hüstelte. Immerhin war ein Kind bei ihnen. „Ja", rief Nanari erfreut und rannte auf das Becken zu, während sie ihre Sachen einfach von sich schmiss. Sie tauchte einen Fuß ein und sprang dann zurück. „Das ist ja heiß", beschwerte sie sich und sah Hamish empört an. Dieser lachte und lief auf Nanari zu. „Warte, wir machen es kälter", erklärte er und nahm einen der Eimer, die mit kaltem Wasser gefüllt waren und schüttete ihn ins Wasser. „So besser?", fragte er und Nanari versuchte es erneut. Sie seufzte wohlig und ließ sich ins Wasser gleiten. Yuna lachte und nahm sich eines der Handtücher, ehe sie begann sich zu entkleiden. Hamish tat es ihr gleich und schon bald sassen sie alle im Becken und genossen die Wärme. Nanari schien am meisten Spass zu haben. Offenbar hatte sie noch nie in warmem Wasser gebadet, geschweige denn in einem solch grossen Becken. Sie planschte herum, tauchte ab und zu und sah immer wieder begeistert zu, wie das Wasser, das sie in die Luft warf, zurück fiel.
„Vielleicht ist sie ein Wasserdrache", überlegte Hamish und sah zu Yuna, „Was meinst du?" Yuna zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht ich kenn mich damit nicht so gut aus", erklärte sie und lächelte, als sie Nanari zusah, wie sie mit dem Schaum spielte. „Aber es würde sicherlich zu ihr passen. Sie scheint eine kleine Wasserratte zu sein." Er schmunzelte. Das stimmte. Sie schien sich im Wasser pudelwohl zu fühlen. Hamish hatte noch nie einen Wasserdrachen gesehen, aber von seinem Vater wusste er, dass sie nicht nur Fliegen, sondern auch Schwimmen und Tauchen konnten und meist einen Kamm und Schwimmhäute besassen. „Sag mal, hast du dich einmal verwandelt, Nana?", fragte er die Kleine. Nanari sah ihn mit großen Augen an. „Wie verwandelt?", fragte sie und es klang, als hätte sie noch nie davon gehört.
Yuna zupfte an ihren Haaren. „Na in einen Drachen", sagte sie und Nanari grinste sie an. „Sowas kann ich? So wie Hamish es gemacht hat?" Hamishs Lächeln gefror. „Aber sicher, du bist doch ein Drache", sagte er mit einer bösen Vorahnung. Sie bestätigte sich als das Mädchen die Augen weitete. „Echt?" Er tauschte einen Blick mit Yuna. Das gabs doch nicht. Sie wusste nicht einmal was sie war! „Oh weh", murmelte er und fuhr sich durchs Haar. Da würden einige Übungsstunden aufkommen. Yuna lächelte Hamish entschuldigend an. „Makoto hat ein Serum besessen, dass es Drachen unmöglich gemacht hat sich zu verwandeln, damit sie euch besser festhalten kann", erklärte sie und klang deprimiert. „Ich nehme an die Kleine hat es auch bekommen und sich daher nie verwandelt", erklärte sie flüsternd. Nanari war schon wieder so damit beschäftigt mit dem Schaum zu spielen, dass sie Hamish und Yuna ignorierte. Hamish seufzte. „Das wird sich ändern wenn sie einen Trotzanfall bekommt", murmelte er und sah sie vielsagend an. Im jungen Alter von Nanari konnte das schnell passieren. „Ich würde es ja gerne meiner Mutter aufhalsen. Sie hat schon drei Kinder grossgezogen, aber ich wette sie sagt nein." Er seufzte und lehnte sich zurück. Yuna rückte etwas zu ihm und gab dem Drang nach über seine Wange zu streicheln. „Das wird schon", sagte sie. „Ich könnte es versuchen, ich hab Lika auch alleine großgezogen", erklärte sie und blickte Nanari mit einem fast schon verliebten Blick an. Yuna hatte schon immer eine Schwäche für Kinder und dieses Kind hatte es ihr besonders angetan. Soweit Yuna wusste war es hin und wieder vorgekommen, dass Makoto zu Forschungszwecken zugelassen hatte, dass Drachenkinder zur Welt kamen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Nanari eines dieser Kinder war. Drachen lebten, im Gegensatz zu Menschen, sehr lange und auch Jäger lebten länger als gewöhnliche Menschen, wenn auch nicht so lange, wie es Drachen taten. Daher war schwer abzuschätzen wie lange diese unterirdische Stadt bereits existierte. Hamish lächelte sanft. „Du würdest mir zumindest den Teil mit den Manieren abnehmen", sagte er und lachte, „Die Drachensache wird schon funktionieren. Sie wird es hier geniessen." Yuna nickte und legte den Kopf auf Hamishs Brust. Noch immer war dort die kleine Brandnarbe, die sie immer an die Experimente erinnern würde, aber das schob sie jetzt beiseite und sie genoss seine Wärme, während sie Nanari zusah. Hamish hob die Arme und drückte sie fest an sich. Während er bei Makoto gewesen war hatte er sie so vermisst.
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