Kapitel 8.
Rie hatte es also geschafft den Rettungstrub begleiten zu dürfen, jedoch konnten sie erst aufbrechen sobald ihre Großmutter wusste wo sich das Versteck dieses Bakúm's befindet und solange war sie zum Nichtstun verdammt.
Und das stank ihr gewaltig.
Nach der Besprechung im Tempelsaal waren alle getrennte Wege gegangen.
Múriel hatte sich wieder daran gemacht herauszufinden wo Bakúm steckte, die Zwillinge waren ihre Eltern besuchen gegangen, um zu sehen ob es ihnen gut geht.
Tsuki, Koga und seine Jungs waren ebenfalls ins Dorf zurück gegangen um zu helfen. Rie hatte sie begleiten wollen, doch sie meinten, dass das nicht nötig sei und sie sich lieber auf die bevorstehende Mission vorbereiten solle.
Nun tigerte sie aufgebracht durch das Wohnzimmer ihrer Großmutter und maulte vor sich hin.
„Was glauben die eigentlich wie alt ich bin? So eine Frechheit! Als müsste ich mich besser als sie auf diese Mission vorbereiten. Es ist doch wirklich unglaublich!" schimpfte sie und bemerkte dabei nicht, dass noch jemand den Raum betreten hatte.
„Wenn du so weiter machst, läufst du noch ein Loch in den Boden." erklang es plötzlich.
Überrascht blieb sie stehen, hob den Kopf und schaute zur Tür.
Dort stand mit verschränkten Armen Koga und grinste sie breit an.
Er stieß sich von der Wand ab, an der er lehnt hatte und ging zu ihr, blieb jedoch an einer kleinen Kommode stehen.
Dort standen unzählige gerahmte Bilder.
Er betrachtete sie eine Weile schweigend und nahm dann eines davon in die Hand.
Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Kannst du dich daran noch erinnern?" fragte er.
Rie, die ihn bis dahin nur schweigend betrachtet hatte, stellte sich nun neben ihn und sah sich das Foto ebenfalls an. Auch auf ihr Gesicht schlich sich ein Lächeln und sie nahm Koga das Bild aus der Hand.
„Oh ja, sehr gut sogar." sagte sie etwas wehmütig.
Das Bild zeigte Tsuki, Koga, Lúcca und sie selbst wie sie sich alle vier in den Armen lagen und breit in die Kamera grinsten. „Es war der Tag am dem wir unsere Abschlussprüfung bestanden hatten." sagte sie.
Koga lachte auf. „Weißt du noch wie aufgeregt wir alle waren?"
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Ich war so nervös, dass ich die Nacht davor nicht schlafen konnte und völlig übermüdet antrat." erzählte sie.
„Stimmt,..." sagte er nickend „du sahst echt schrecklich aus."
Rie verpasste ihm einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen. „Danke für die Blumen." sagte sie sarkastisch und Koga lachte kurz auf. „Aber wir haben es, wider aller Erwartungen geschafft." sagte er dann und sah sie nach kurzer Zeit lächelnd an.
Verblüfft erwiderte sie seinen Blick, doch schnell begann auch sie zu lächeln und ließ ihren Blick wieder zu dem Bild schweifen. „Ja, du hast Recht." sagte sie und stellte das Bild wieder zurück an seinen Platz.
Da klatschte er plötzlich in die Hände. „So! Wie wär es mit einem kleinen Trainingskampf, um die Zeit tot zu schlagen?" fragte er und grinste breit. „Na? So wie in guten alten Zeit."
Erst war sie erstaunt über den abrupten Themenwechsel, doch dann lächelte sie.
Es war ihr klar, dass es ihm nicht darum ging die Langeweile zu vertreiben, denn zu Tun hätte er genug gehabt. Nein, es ging ihm darum ihre düsteren Gedanken zu verscheuchen und dafür war sie ihm sehr dankbar.
Sie schüttelte erst kurz den Kopf, doch dann grinste sie zurück. „Klar, warum nicht." erwiderte sie.
Die beiden gingen auf eines der großen Trainingsfelder in der Nähe des Hauses und stellten sich einander gegenüber auf.
„Ohne Waffen. Einfach eine kleine Nahkampfübung." sagte Koga und dehnte noch einmal kurz seine Arme.
Rie stand mit in die Hüften gestemmten Händen da und sah ihn skeptisch an.
Koga liebte den Nahkampf und er wusste, dass er ihr in puncto reiner Kraft überlegen war.
Sie rieb sich die Hände. „Na gut. Dann wohl'n wir mal." sagte sie und ging in eine gebückte Kampfhaltung.
Koga tat es ihr gleich und schoss dann auf sie zu.
Er versuchte sie zu fassen zu bekommen, doch was Koga ihr an Kraft voraus hatte, macht sie durch Geschicklichkeit wieder weg.
Eine ganze Weile versuchte er sie in dem Schwitzkasten zu nehmen, doch sie wand sich immer wieder geschickt heraus. Er setzte auf seine Ringertaktiken, doch Rie war Gelenkig wie ein Katze, sodass er sie nie richtig zu fassen bekam.
Gerade als er glaubte sie endlich in der Falle zu haben, brüllte jemand quer über den Platz.
Verdutzt hielten sie inne und sahen sich nach dem Störenfried um.
Und entdeckten Tsuki, die wild gestikulierend am anderen Ende des Platzes stand.
„Ich glaube, den Kampf müssen wir vertagen." sagte Rie und sah Koga an.
Dieser grinste schief. „Ja, sieht wohl so aus. Gerade als ich dich fast gehabt hätte." meinte er und sie gingen in Tsuki's Richtung.
Rie lachte auf. „Du mich gehabt? Das glaubst du doch selbst nicht!" stichelte sie, doch noch bevor er etwas erwidern konnte, waren sie auch schon bei einer sehr ungeduldigen Tsuki angekommen.
„Na endlich!" schnaubte sie mit in die Hüfte gestemmten Händen. „Ich hab euch schon überall gesucht! Ba-chan möchte uns sprechen." erzählte sie, drehte sich um und ging voraus.
Rie's Blick wurde ernster und auch Koga spannte sich an, während sie Tsuki zurück zum Haus folgten.
Dort angekommen wartete Múriel schon auf sie.
„Baba-chi!" rief Rie schon von Weitem. „Hast du etwas heraus gefunden?"
Múriel wartete bis sie vor ihr standen und begann dann zu erzählen. „Ja, ich weiß nun wo sich dieser Bakúm aufhält. Also, Tsuki, Rie zieht euch um." sagte sie zu den beiden Frauen, diese nickten nur und verschwanden sofort im Inneren des Hauses, während Koga und Múriel draußen auf sie warteten.
Da sie es gewohnt waren sich schnellst möglichst bereit zu machen, dauerte es nicht lange und die beiden waren wieder da.
Sie trugen nun die gleiche Lederkleidung und einseitige Schulterpanzerung wie Koga, jedoch steckten unter ihren Bauchbinden noch jeweils zwei kurze dunkelrote Tücher, vorne und hinten.
An Rie's Gürtel hing ihr Krummsäbel und sie hatten jede eine große Hüfttasche, die durch einen zusätzlichen Riemen am Oberschenkel befestigt war, umgebunden.
Múriel, Tsuki, Koga und Rie gingen nun gemeinsam in Richtung Waffenschmiede um sich vollends auszurüsten.
Währenddessen informierte Múriel sie darüber was sie über Bakúm wusste. „Die Information, die ich finden konnte, sind leider etwas spärlich. Also, soweit mir bekannt ist, lebt er mit seinen Untergebener in einer Art unterirdischer Bergfestung, die Koordinaten der Dimension gebe ich euch später. Er ist wohl ein recht geschickter Kämpfer und Taktiker, sowie in Magie bewandert, hauptsächlich wohl Bann- und Illusionsmagie." erzählte sie.
Koga nickte. „Das erklärt, wie er Lúcca und mich austricksen konnte." sagte er und Rie sah wie er die Fäuste ballte.
Tsuki lief neben Múriel. „Und wie schlägst du vor, sollen wir vorgehen, Ba-chan?" fragte sie schnell, denn auch sie hatte Koga's Reaktion gesehen.
„Ich denke, er wird von uns erwarten, dass wir Lúcca befreien wollen. Nur wird er wohl nicht mit so wenigen Leuten und damit, dass Rie dabei sein wird rechnen. Also habt ihr das Überraschungsmoment auf eurer Seite. Ihr werdet euch anschleichen und versuchen sowenig Aufmerksamkeit wie möglich auf euch zu ziehen." Sie sah Koga mit hochgezogener Augenbraue an. „Auch wenn das manchen etwas schwerer fallen dürfte." sagte sie mit einem mehr als sarkastischen Unterton.
Koga sah sie überrascht an. „Wieso ich nun wieder?" beschwerte er sich, doch Múriel ging nicht darauf ein.
Tsuki und Rie grinsten und Koga schmollte.
Zwischenzeitlich waren sie am Lager der Waffenschmiede angekommen.
Ein riesiger Raum über und über bestückt mit den unterschiedlichsten Waffen: Schwerter, Äxte, Pistolen, Sperre, Messer, Gewehren und noch vielerlei mehr, in allen nur erdenklich Variationen.
Der Shuraiya Klan war weithin bekannt für seine ausgezeichneten Kampftechniken und Waffenfertigung.
Jeder von ihnen lernte schon als Kind das Kämpfen und den Umgang mit den unterschiedlichsten Waffen.
Die Grundausstattung war bei den dreien gleich: Rauchbomben, Wurfmesser, Kletterhaken.
Dazu kamen dann noch die persönlichen Lieblinge.
Tsuki griff nach einer Kettensichel und nach hauchdünnen, doch extrem stabilen Nadeln, mit denen man auf die empfindlichen Akupunktur Punkte des Gegners zielte.
Sie war eine wahre Meisterin im Umgang mit diesen Dingern, Rie hatte noch nie viel für sie übrig gehabt, sie erinnerten sie zu sehr an Spritzen.
Koga schnallte sich zwei kurze Beile auf den Rücken und zwei Trommelrevolver, einen links, den anderen rechts an die Hüfte.
Das praktische an diesen Revolvern war, dass Koga als Erd- und Metalldrache, sowohl mit normalen Metallkugeln als auch mit kleinen Steinen schießen konnte.
Tsuki, Lúcca und Rie fanden das als Kinder schon fies, denn ihm ging so gut wie nie die Munition aus.
Rie schliff gerade ihren Krummsäbel nach, den sie sowieso immer dabei hatte.
Lúcca lachte sie deswegen oft aus, er meinte es sei ein Kinderspielzeug.
'Tzz, arrogante Luftschlange!' dachte sie sich, doch ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Züge.
Als sie damit fertig war, ging sie rüber in eine Ecke des Raumes, in der ein großes Regal mit vielen kleinen Fläschchen stand.
Das war die Giftabteilung. Sie schnappte sich einige Giftnadeln, die etwas dicker, kürzer und nicht so Spritzen ähnlich wie Tsuki's Nadeln waren und eine lederne Unterarmmanschette, in die eine Vorrichtung eingebaut war, um diese unbemerkt abzuschießen.
Einige Giftfläschchen und weitere Nadeln, verstaute sie in ihrer Hüfttasche, genau wie Tsuki es mit ihren Nadeln tat.
Sie legte die Manschette an und ging zum nächsten Regal, von dem sie sich eine weitere holte. In diese wiederum war eine sehr scharfe versteckte Klinge eingebaut, die bei Bedarf nach Vorne schnellen konnte.
Koga schüttelte den Kopf. „Ihr immer mit euren Spielsachen, in einem richtigen Kampf, verlass ich mich lieber auf die hier." sagte er, zog seine Revolver aus den Halftern und ließ sie um seine Finger kreisen.
Tsuki schaute ihn zweifelnd an. „Ja, dein rumgeballere hat sich auf den letzten Missionen, als es darum ging sich anzuschleichen, auch so super bewährt." sagte sie und er ließ leicht den Kopf hängen. „Aber hey, es hatte auch sein Gutes." meinte sie und Koga schaute sie hoffnungsvoll an. „Sämtliche Wachen waren hinter dir her und wir konnten uns in Ruhe um den Rest kümmern." Sie lachte und Koga war nun endgültig geknickt.
Rie konnte sie sich nur zu einem schwachen Grinsen durchringen, die Sorge um Lúcca machte ihr schwer zu schaffen.
Sie wollte endlich los, es war schon zu viel Zeit vergangen.
Múriel, die die Drei bis dahin nur schweigend beobachtet hatte, erriet Rie's Gedanken, ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Mach dir nicht so viele Sorgen, du brauchst jetzt einen klaren Kopf, außerdem du kennst doch Lúcca, der ist zäh." sagte sie und lächelte sie aufmunternd an.
„Genau, wahrscheinlich bereut Bakúm es schon längst ihn entführt zu haben." meinte Tsuki und zwinkerte ihr zu.
Das brachte sie dann doch zum lachen. Auch die anderen fingen an zu lachen, doch man merkte genau, dass es nicht so unbeschwert war wie sonst.
Jeder von ihnen überprüfte noch einmal seine Ausrüstung und dann gingen sie wieder in die Vorhalle zurück, in der Rai, Rei und die Jungs schon auf sie warteten.
Die Zwillinge kamen Rie entgegen. „Rie nee-sama, wir haben noch etwas für dich." meinte Rei und wurde leicht rot.
„Es ist von Rei, mir und...Lúcca nii-sama." sagte Rai, auch mit roten Wangen und hielt ihr einen kleinen, roten Stoffbeutel entgegen.
Sie nahm das Präsent entgegen, öffnete es und ließ den Inhalt auf ihre Hand fallen.
Es war eine lange silberne Kette, mit drei kristallenen Anhängern.
„Der Blitz ist von mir, da ich ja ein Blitzdrache bin." rief Rai aufgeregt.
„Der Wassertropfen ist von mir, wegen Wasserdrache und so..." stammelte Rei.
„Und der Stern..." fing Rai gerade an „...ist von Lúcca." beendete Rie seinen Satz.
Es war ein kleiner Stern, der in allen Regenbogenfarben leuchtete und funkelte, so wie ihr Drachenherz damals, als es auf Lúcca reagierte.
Sie erinnerte sich noch sehr gut an diesen Tag.
Es war der Tag, an dem sie zur Prinzessin auserwählt wurde.
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