Kapitel 2.
Während Lunata immer noch versuchte herauszufinden warum Rie grinste, öffneten sich die schweren Tore der Gilde erneut und herein kam ein hochgewachsener Junge.
Sein blondes Haar, wie auch seine Kleider waren Mehl verstaubt und abgetragen.
Den großen Korb mit Backwaren, den er dabei hatte, balancierte er gekonnt auf einem Arm als würde er nichts wiegen.
Mühelos stellte er ihn bei der Bardame auf dem Tresen ab.
Diese lächelte ihn wissend an und während sie ihm das Geld für die Lieferung reichte, nickte sie mit dem Kopf in eine ganz bestimmte Ecke.
Dort am Tisch saßen zwei Frauen und ein Mann.
Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und zielsicher bewegte er sich auf sie zu.
Jeder der ihn sah fing an zu grinsen und hinter vorgehaltener Hand wurde aufgeregt getuschelt.
Auch Bjero, der mit Rie und Lunata an besagtem Tisch saß, entdeckte ihn und lächelte breit.
Lunata, die gerade mit ihm sprach, sah ihn irritiert an. „Was grinst du jetzt auch noch so blöd?" fragte sie.
Auch Rie war sichtlich verwirrt.
Sein Grinsen wurde breiter und eine Spur gehässig. „Einer eurer Verehrer ist wieder da." sagte er und wies mit einem Nicken über Rie's Schulter.
Die beiden drehten sich in die gezeigte Richtung und erstarrten im selben Moment.
Der Junge hatte den Tisch mittlerweile erreicht und strahlte sie mit weit aus ausgebreiteten Armen an. „Einen wunderschönen Guten Morgen, meine Schönheiten!" trällerte er gut gelaunt und warf jeder von ihnen ein durchaus charmantes Lächeln zu. „Wie geht es den beiden schönsten und wundervollsten Frauen denn heute an diesem herrlichen Tag! Habt ihr mich bereits vermisst?" fragte er und zwinkerte ihnen frech zu.
Lunata verdrehte genervt die Augen, während Rie einfach nur den Kopf in die aufgestützte Hand fallen ließ.
Dieser aufreizend gut aussehende und schrecklich von sich selbst überzeugter Kerl vor ihnen, hieß Hak.
Er war gerade achtzehn Jahre alt geworden, seine Eltern führten die Bäckerei, von der die Gilde ihre Backwahren bezog und er hatte es schwer auf die beiden gänzlich uninteressierten Magierinnen abgesehen.
Er ließ keine Gelegenheit aus in der Gilde aufzuschlagen und sie mit Komplimenten und Geschenken zu überhäufen.
Ständig bombardierte er sie mit Fragen oder himmelte sie unentwegt an.
Meistens ignorierten die beiden Frauen ihn einfach und ließen ihn stehen.
Anfangs hatten sie noch guten Miene zum bösen Spiel gemacht, doch sie merkten schnell dass das ein Fehler war.
Letztes Mal hatten sie ihn im wahrsten Sinne des Wortes aus der Gilde geworfen, was allerdings dazu geführte, dass er ein Gedicht darüber schrieb und es ihnen lauthals vorgetragen hatte.
Selbst wenn sie gemein zu ihm waren, kam er immer wieder zurück, ganz so als würde er es genießen von ihnen abgewiesen zu werden.
Es war wie verhext! Sie wurden ihn einfach nicht los!
Doch dieses Mal, hatten sie einen anderen Plan.
Viel sagend sahen sich die beidne an und ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen als sie sich zu nickten.
Mit aufreizend langsamen Bewegungen standen Lunata und Rie von ihrem Tisch auf und gingen mit wiegenden Hüften auf Hak zu, während er sie nur mit großen Augen anstarrte.
Lunata blieb vor ihm stehen, drehte sich leicht zur Seite und bog den Rücken etwas durch. Dadurch kam ihre üppige Oberweite noch besser zur Geltung als sonst und zusätzlich hakte sie noch ihre Daumen in den Bund ihrer Lederhose.
Dadurch zog sie diese, wie unbeabsichtigt ein wenig nach unten, sodass man den Rand ihrer Unterwäsche sehen konnte.
Rie stand halb hinter ihm und hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt. Sie drückte sich leicht an ihn, sodass er sie deutlich im Rücken spüren konnte.
Beide hatten immer noch dieses gewisse Lächeln auf den Lippen, das Männer rasend machte.
„Du bist ganz schön frech und echt süß." sagte Lunata und strich mit einem Finger abwärts über seine Brust, bis sie an seinem Nabel angekommen war.
Dann gab sie ihm einen kleinen Schubs, Rie trat zur Seite und so taumelte er einen Schritt nach hinten. „Doch Kleiner, du bist noch ein Kind." fuhr sie fort.
Hak machte wieder einen Schritt nach vorne und Streckte mit einem siegessicherem Lächeln die Arme nach ihr aus, da tauschte sie mit Rie die Plätze.
Lunata stand nun hinter ihm und schmiegte sich wie ein Kätzchen an seinen Rücken.
Nun stand Rie direkt vor ihm und drückte sich mit dem Rücken leicht gegen ihn.
Sein Herz begann zu rasen, nervös ließ er seine Augen zwischen ihnen hin und her wandern.
Dann warf er Bjero einen hilfesuchenden Blick zu, doch der musste auch erst einmal kräftig schlucken. Bei dem was die beiden da abzogen wurde selbst ihm ganz heiß.
Davon dieser Seite also keine Hilfe zu erwarten war, beschloss Hak das Beste aus seiner Situation zu machen und ein sehr zweideutiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Ich bin mir nicht ganz sicher wie ich das finden soll, aber wenn ich dich so ansehe, sagt mir dein Lächeln, dass deine Gedanken nicht mehr ganz so unschuldig sind, wie sie sein sollten." sagte Rie, dabei sah sie über ihre Schulter und lächelte ihn verführerisch an.
„Wenn es dir gefällt, können wir mit dir flirten und tanzen,..." übernahm Lunata.
Die beiden bewegten und rieben leicht ihre Körper an seinem, als würden sie zu einer lautlosen Musik tanzen.
Sie konnten spüren wie er sich verkrampfte, als sie eine gewisse Körperstelle versteifte. „...doch um uns so an zu sehen, bist du eindeutig noch viel zu jung." beendete Rie den Satz.
Noch bevor er etwas tun konnte, hatten die beiden sich von ihm gelöst und standen nun, nach einer eleganten Drehung vor ihm.
Mit betörend glänzenden Augen, sahen sie ihn an.
„Wir sind ja nicht blind, wir wissen das du gut aussiehst." sagte Lunata und drehte sich zur Seite, sodass er einen perfekten Blick auf ihrer Rundungen hatte. „Und wir wissen ganz genau was du willst, wenn du uns so anlächelst." ergänzte Rie, auch sie präsentierte sich ihm im Profil. Nun sie standen Rücken an Rücken.
Wie hypnotisiert ging Hak auf sie zu, um sie an sich zu ziehen.
„Doch dafür bist du eindeutig noch viel zu jung!" riefen sie gleichzeitig und stießen ihn sanft von sich.
Er taumelte ein paar Schritte rückwärts, bis er sich gefangen hatte.
Plötzlich standen beide wieder vor ihm, packten jede eine seiner Hände und drehten sich wie beim Tanzen ein.
So hatte er nun in jedem Arm ein Mädchen.
Hak stockte der Atem und sein Gesicht wurde immer röter, er war ihnen völlig ausgeliefert.
Sie ließen seine Hände los und glitten etwas um ihn herum. Dann schmiegten sie sich wieder an ihn und pressten ihre Oberschenkel seitlich an den seinen.
„Also mein Süßer..." hauchte Lunata ihm mit rauer Stimme ins Ohr, während eine ihrer Hände sich langsam unter sein T-Shirt schob.
Zur gleichen Zeit ließ Rie ihre Hand gekonnt langsam seinen Oberschenkel hinauf wandern.
„Was glaubst du würde deine Mami sagen, wenn sie wüsste was du hier treibst?" hauchte Rie ihm ins andere Ohr.
Ihre Hand rutschte noch etwas weiter hoch und blieb genau auf seiner Mitte liegen.
Nach Luft schnappend und mit hoch rotem Kopf fuhr Hak in die Höhe, drehte sich auf dem Absatz um und rannte wie von der Tarantel gestochen aus der Gilde.
Lunata und Rie klatschten sich grinsend ab und sahen ihm hinterher, genau wie der Rest der Gilde.
„Oh! Fix fix!" pfiff Rie anerkennend.
„Das gibt bestimmt einen neuen Rekord." stimmte Lunata ihr zu, als der Junge nicht mehr zu sehen war.
In der ganzen Gilde brach mit einem mal schallendes Gelächter aus. Hak tat ihnen zwar leid, aber das hier war einfach zu komisch, er würde es nie lernen.
Zufrieden mit sich gingen Lunata und Rie zurück zu ihrem Tisch und setzten sich wieder.
Das was die beiden da abgezogen hatten, hatte sich nicht nur auf den Jungen ausgewirkt. Jedes männliche Wesen der Gilde starrte sie an und sogar die Prügelei hatte für eine kurze Zeit inne gehalten.
Bjero schüttelte benommen den Kopf.
Als er wieder einigermaßen klar denken konnte, drehte er sich zu den beiden grinsenden Frauen. „Das war schon echt fies, der arme Junge hatte ja überhaupt keine Chance gegen euch." sagte er mitleidig.
Die beiden sahen ihn ernst an. „Nein, natürlich hatte er die nicht. Wir sind erwachsene Frauen und keine kleinen Schulmädchen." sagte Lunata energisch.
„Und das sieht er jetzt hoffentlich auch endlich ein." ergänzte Rie und sah Lunata zwinkernd an. „Apropos, ich hab seine Mutter heute morgen getroffen." fiel ihr ein.
Die beiden anderen sahen sie überrascht aber neugierig an.
„Sie hat mich dabei beobachtet wie ich versucht habe meinen Gürtel zu richten. Da schlug sie mir vor ich sollte mir vielleicht mal überlegen etwas anderes anzuziehen. Sie meinte ich würde mir irgendwann noch den Tod holen und dass ich ja auch nicht jünger werden würde." sagte Rie und rümpfte leicht die Nase.
Bjero und Lunata sahen sie kurz verblüfft an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
„Und das sagt sie ausgerechnet dir!?" prustete Lunata vor lachen.
„Ja! Der Hammer, oder?" sagte Rie und sah ihre Freundin pikiert an, während diese sich die Lachtränen aus den Augen wischte.
„Aber mal ehrlich, so wie ihr rumlauft, braucht ihr euch nicht wundern, dass so manch einer da hinter euch her sabbert." sagte Bjero und grinste anzüglich.
Lunata lächelte zurück. „So manch einer oder du?" konterte sie zwinkernd.
Bjero schoss ertappt die Röte ins Gesicht und schaute verlegen zur Seite.
Die beiden Freundinnen grinsten sich an undschlugen ihre Fäuste aneinander.
„Wir finden unsere Klamotten toll!" stellte Lunata klar.
„Genau und deswegen bleiben die auch so wie sie sind!" stimmte Rie ihr zu und somit war die Sache erledigt.
Dann stand Rie auf und sah ihrer Freunde an. „Ich hol mir was zu trinken, will noch jemand was?"
Die Beiden verneinten und Rie steuerte gut gelaunt auf die Bar zu.
Dort angekommen begrüßte sie schon von weitem winkend, Aki die Bardame.
Eigentlich hieß sie Akania Botu, sie war eine Kristallmagierin und immer fröhlich.
Wie eine typische Bardame sah sie in ihrem hellgrünen Mieder mit dem hohen Kragen, der hellbraunen bis zur Taille gehende Leder Shorts und den bis zu den Oberschenkeln gehende Stiefel nun wirklich nicht aus.
Doch passte es zu ihr, genau wie der höllisch scharfe Kristalldolch, den sie ständig bei sich trug.
Ihr schönster Zeitvertreib war allerdings, das verkuppeln von anderen Leuten und das konnte sehr anstrengend werden, zumindest für diejenigen, die in ihren Fokus gerieten.
Ihre schneeweißen Zähne leuchteten Rie geradezu aus ihrem schokobraunen Gesicht heraus an, als sie sie breit anlächelte. „Guten morgen Rie. Du bist aber schon früh dran heute." sagte Aki, als Rie endlich die Theke erreicht hatte.
„Guten morgen. Ja, ich weiß. Es ist mir eigentlich auch viel zu früh, doch Rai und Rei haben heut morgen einfach keine Ruhe gegeben, da hab ich sie raus geschmissen und hier her geschickt, um noch etwas zu schlafen." sagte sie und musste gähnen.
Aki lachte. „Das scheint aber nicht wirklich geklappt zu haben."
„Nein, nicht wirklich." sagte Rie kopfschüttelnd, dann sah sie Aki an.„Gibst du mir ein Glas Milch?"
Diese lächelte. „Aber natürlich."
Sofort machte sie sich daran unter der Theke herum zu hantieren und zog gleich darauf ein volles Glas Milch hervor, was sie vor dem müden Drachen abstellte.
Rie lächelte sie dankbar an. „Danke, dir." Nahm das Glas und trank einen großen Schluck, von dem kühlen Getränk.
„Puhh. Das hab ich gebraucht!" rief sie, als sie es wieder abstellte. „Aber mal was anderes." Sie zeigte mit dem Daumen hinter sich, wo die Prügelei schon wieder in vollem Gange war. „Was ist denn da hinten los?"
Aki lächelte nur. „Raven hat aus versehen Aye's Milchshake umgestoßen und Shizaka, macht aus Spaß mit"
„Aha, wie immer also." sagte Rie schon fast gelangweilt.
„Genau, alles wie gehabt." sagte Aki und war auch schon wieder auf dem Weg sich um jemand anderes zu kümmern, noch bevor Rie auch nur die Chance hatte etwas zu sagen.
Kurz sah sie ihr verwunderte hinterher, als plötzlich ein lautes Krachen zu hören war, woraufhin das ganze Gebäude wackelte und ächzte.
Schnell hob Rie ihr Glas hoch, damit es nicht umfällt und drehte sich um, um zu sehen was passiert war, obwohl sie es sich schon denken konnte.
Wie sie vermutet hatte, war Aijana nun endgültig der Kragen geplatzt.
Sie stand vollkommen in Flammen und marschierte auf die Streithähne zu, dazu bereit jedem eine überzubraten, der ihr in die Quere kam.
Die anderen ahnten noch nichts von dem nahenden Unheil, das sich auf sie zu bewegte, nur Harmony hatte Aijana gesehen und die Flucht ergriffen.
Heljim riss gerade jubelnd einen Arm hoch, als sich eine der beiden Äxte löste und genau vor Aijana's Füßen im Boden stecken blieb.
Er bemerkte das etwas nicht stimmte, drehte sich langsam um und wurde schlagartig blass.
Aijana sah auf ihre Zehen, die nur Zentimeter von der scharfen Klinge der Axt entfernt waren, dann sah sie auf und explodierte förmlich!
In alle Richtungen stoben die Flammen davon.
Heljim wurde von den Füßen gerissen und weggeschleudert, dabei wurde seine dunkelgrüne Hose angesenkt und er verlor einen Stiefel.
Auch das Mobiliar wurde arg in Mitleidenschaft gezogen, doch das waren sie gewohnt, hier ging ständig etwas zu Bruch.
Zwischenzeitlich, hatte auch der Letzte der Streithähne und sonstig Beteiligten gemerkt, dass sie gleich gewaltig in der Tinte saßen.
Sie blieben mitten in ihren Bewegungen stehen: Aye hatte Raven am Kragen gepackt und Shizaka holte gerade zum Schlag aus; erschrocken starrten sie Aijana an.
Nur Rai, Rei und Lil hüpften vergnügt herum und versuchten die umherfliegenden Funken zu fangen.
„Ihr werdet jetzt auf der Stelle aufhören zu streiten!" schrie Aijana mit in die Hüfte stemmten Händen und mit jedem Wort loderte sie heller auf.
„Ich glaube, wir sollten verschwinden." sagte Aye noch recht ruhig.
„Weg hier!" brüllte Raven und die drei rannten in Richtung Gildentor davon, Aijana fluchend und die drei Kleinen lachend hinterher.
Als sie draußen waren, flog durch den Sog der vorbei rennenden menschlichen Fackel, das Tor krachend ins Schloss.
Nach einer kurzen Weile, in der alle das Tor anstarrten, ging der gewohnte Trubel weiter, so als wäre nichts geschehen, denn es war einfach nur ein weiter Tag in Gilde.
Heljim rappelte sich in seiner Ecke, in die er geflogen war wieder auf, schüttelte sich leicht und suchte seinen Stiefel.
Dann ging er zur Bar, bestellte einen Met und hielt, als er ihn bekam Ausschau nach dem Nächsten mit dem er sich prügeln konnte.
Rie, die gerade überhaupt keine Lust auf eine Klopperei hatte, schnappte sich schnell ihr Glas und ging zu ihrem Tisch zurück.
Dort an gekommen sah sie, dass sich schon zwei neue Gestalten zu Lunata und Bjero gesellt hatten.
Es waren zwei etwa fünfzehn Jahre alte Jungen. Der, der neben Lunata saß hatte schulterlange schwarze Haar, die sein halbes Gesicht verdeckten. Schüchtern blinzelten weiße Augen Rie an, während er mit dem Kabel der Kopfhörer spielte, die um seinen Hals hingen und farblich super zu seinem weißen Hemd und der schwarzen Weste passten.
Der Junge hieß Pixtra, aber alle nannten ihn nur Pix. Er war ein Technikmagier und man konnte ihn schon mit Recht als Nerd bezeichnen. Immer hatte er einen Laptop ähnlichen Kasten dabei und tippte darauf herum.
Ihm gegenüber saß sein Zwillingsbruder Paxus, von allen nur Pax genannt, er war das genaue Gegenteil von Pix.
Seine kurzen weißen Haare standen ihm zu Berge und seine schwarzen Augen strahlten meist eine leichte Überheblichkeit aus.
Unruhig saß er da und zupfte ständig am Kragen seines schwarzen Hemds und der weißen Weste herum.
Auch er war ein Technikmagier, ein kleiner Nerd und liebte wie sein Bruder die Musik.
Pix spielte leidenschaftlich gern Gitarre, während Pax auf allem herum trommelte was er finden konnte. Zudem schwärmte Pax für Raven undtzeigte es ihr auch ganz offen. Was diese meist mit einem breiten Grinsen hinnahm.
Die beiden Jungs waren eines Tages einfach in der Gilde aufgetaucht und seither geblieben. Keiner wusste woher sie kamen oder was sie vorher gemacht hatten. Doch war es auch nicht wichtig, das war das Gute an dieser Gilde.
Es interessierte hier keinen was oder wer man vorher war, nun war man hier und gehörte somit zur Familie.
Zumindest war das die Philosophie von Aijana.
Rie schmunzelte bei diesem Gedanken und setzte sich an den Tisch.
„Morgen Boss. Was liegt an?" fragte Pax und grinste Rie breit an.
Die beiden Jungs wollten unbedingt in ihr Team und hatten so irgendwann damit begonnen Lunata und sie mit ' Boss' anzusprechen.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich nehme an, es ist sinnlos dir erneut zu sagen, dass du mich nicht 'Boss' nennen sollst, oder?" fragte sie.
Lunata lachte. „Ich hab es vorhin auch schon versucht." Sie wandte sich wieder an Pax. „Sag mal, was bist du denn heut so hibbelig? Ständig zupfst du an deinen Klamotten rum." sagte sie leicht genervt.
„Er will Raven seine Liebe gestehen." kam es ganz leise von Pix, der kleinlaut hinter seinem Computer hervor schaute.
Die drei Älteren lachten und schüttelten den Kopf.
„Das wievielte Mal ist das diese Woche schon?" fragte Lunata.
„Etwa das achte." antwortete ihr Rie.
Anerkennend klopfte Bjero Pax auf die Schulter. „Richtig so! Nur nicht aufgeben!" sagte er und lachte.
„Das sagst du dir auch jeden morgen vor dem Spiegel, oder?" fragte Rie und grinste ihn spöttisch von der Seite an.
Lunatatprustete los und sogar Pix konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Leicht eingeschnappt, versuchte Bjero Rie's Kommentar zu ignorieren und widmete sich wieder Pax, der ihn angrinste.
Das Gildentor wurde geöffnet und Aijana kam mit drei anderen Gestalten herein.
Während sie die drei Übeltäter vor sich her scheuchte, hielt sie ihnen eine Standpauke, die sich gewaschen hatte.
Geknickt setzten sie sich an die Bar und warteten darauf, das Aijana die Puste oder die Argumente ausgingen, doch da konnten sie lange warten. Wenn sie erst einmal angefangen hatte zu Schimpfen, hörte sie so schnell nicht mehr auf.
„Oje, so schnell kommen die drei da nicht weg." flüsterte Lunata Rie zu und wies mit einem Kopfnicken in Richtung Bar.
Rie nickte bestätigend. „Ja, heute scheint sie besonders gut drauf zu sein. Aber haben die nicht jemanden vergessen?" fragte sie und sah sich im Raum um.
Lunata verstand sofort was sie meinte und sah sich ebenfalls um. „Vielleicht sind unsre drei Plagegeister den Heldentod gestorben." meinte sie, als auch sie Lil, Rei und Rai nirgends sehen konnte.
Rie schüttelte den Kopf. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Aija den Drein etwas antun könnte. Sie lässt ihnen doch sowieso immer alles durchgehen."
Frustriert nickte Lunata. „Ja, da hast du recht."
Rie wollte gerade Luft um weiterzusprechen, da flog da Gildentor erneut auf.
Verwundert sahen sie sich die zwei junge Mädchen an, die soeben den Raum betraten.
Eine davon war Yori Traska. Sie ist eine ständig an allem herum meckernde 16 jährige Gefühlsmagerin.
Eigentlich war sie herzensgut, doch ihr unentwegtes Gemecker konnte einem schon auf die Nerven gehen.
Ihre schulterlangen roten Haare mit dem Sidecut, die eisblauen Augen, die zerrissene Hose, die Turnschuhe und das zerschnittene T-Shirt, das sie trug verliehen ihr das Aussehen eines trotzigen Teenagers.
Neben ihr ging Keiko Silverio. Sie war ebenfalls 16 Jahre alt und Yori's Halbschwester. Doch im Gegensatz zu ihr war sie eine draufgängerische Erdmagierin, was man an den ganzen Pflastern, die über ihren Körper verteil waren gut sehen konnte.
Ihre langen schwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und ihre grauen Augen blitzen neugierig in die Runde.
Auch ihre kurze schwarze Hose hatte schon einige Löcher, darüber trug sie ein enges blaues Top und an jeder Hand einen Panzerhandschuh.
Sie ließ keine Gelegenheit aus, sich irgendwo ein paar Beulen zu holen. Obwohl sie eigentlich in ihrem Team, die Vernünftigste war.
Das besagte Team bestand aus ihr, Yori und Raven und trug den klangvollen Namen 'NightFire'.
Die beiden gingen gut gelaunt in Raven's Richtung, da entdeckte Keiko Lunata und Rie und winkte ihnen zu.
Die beiden winkten zurück und sahen wie sie etwas zu Yori sagte, diese nickte und sie dann zu ihnen an den Tisch kam.
Als sie bei ihnen angekommen war, grinste sie breit. „Hey, Leute! Wie geht's?" fragte sie und sah sie nacheinander an.
„Gut, und dir?" fragte Lunata sie und lächelte zurück.
Keiko's Grinsen wurde breiter. „Oh, mir geht es prima." sagte sie, doch ihre Augen blitzten diebisch auf.
Rie zog argwöhnisch eine Augenbraue hoch. „Warum grinst du so?" fragte sie.
Sie stemmte die Hände in die Hüfte. „Nun, Yori und ich haben auf dem Weg hier her Lil, Rai und Rei getroffen."
„Und was ist daran jetzt so überraschend?" fragte Bjero, der mittlerweile auch skeptisch wurde.
Keiko kicherte. „Na ja, sie waren nicht allein. Bembó war bei ihnen und sie waren in Richtung Zoo unterwegs." beendete sie ihre Erzählung und registrierte mit großer Genugtuung wie Lunata und Rie gerade die Gesichtszüge entgleisten.
Die beiden Magierinnen sah sich kurz an und schossen gleichzeitig in die Höhe.
Ohne viele Worte zu verlieren und ohne sich um die irritierten Gesichter um sich herum zu kümmern, eilten sie zum Gildentor hinaus.
„Was ist denn jetzt kaputt?" fragte Pax verständnislos.
Bjero schüttelte den Kopf. „Das könnte übel werden." sagte er, stand auf und rannte Lunata und Rie hinterher.
Nun war Pax noch verwirrter als vorher. „Was könnte übel werden?" rief er ihm noch hinterher, erhielt jedoch keine Antwort.
Er sah ratlos zu Keiko und Pix, doch dieser zuckte auch nur mit den Schultern, während Keiko grinsend zu ihrer Schwester zurück ging.
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