Kapitel 8


Elaine

Die qualvollen Schreie meiner Freunde und meiner Familie erfüllten meinen Kopf. Selbst der beißende Geruch ihres brennenden Fleisches, das von ihrer Haut schmolz, hing schwer in meiner Nase.

Die Erinnerungen ließen mich würgen und mein Magen verkrampfte sich immer mehr. Ihre entsetzten, überraschten und schmerzerfüllten Gesichter verfolgten mich und brannten sich in mein Gedächtnis ein, genauso wie ihre Stimmen.

Ich ertrug das einfach nicht. Es war zu viel. Der Schmerz, die Qual und das Entsetzen, die mich durchströmten, verwandelten sich in Wut.

Ich war schuld an dem, was geschehen war. Nur wegen mir hatten sie sich alle bei uns gesammelt. Wäre ich nicht so versessen darauf gewesen, Sharon eine auszuwischen, wären nur mein Vater und ich dort gewesen. Oder vielleicht nicht einmal wir.

Der Rest hätte sich nicht dort gesammelt und wäre nicht auf diese Weise gestorben.

Dieser Drache hatte mir alles genommen, was mir wichtig war und auch ihm gegenüber empfand ich Wut. Sie war jedoch viel geringer als die, die ich gegen mich selbst verspürte.

Meine Gefühle waren so intensiv, dass ich das Gefühl hatte, sie würden in meinem Körper förmlich explodieren.

Ein scharfer, schmerzhafter Krampf brannte durch meinen Körper, ließ mich zittern und schreien, während ich spürte, dass mit mir irgendetwas nicht stimmte. Da war mehr als dieser Krampf.

Es fühlte sich so an, als würde sich in meinem Körper etwas verschieben und dann nach außen dringen.

„Sie verwandelt sich", rief Hakon, doch ich hörte ihn noch immer gedämpft und wusste nicht, was er damit meinte. In meinem Kopf waren nur Schmerzen, die alles einnahm. „Jetzt holt schon endlich einen Heiler!"

Als würde dieser mir helfen können. Vermutlich war das hier die Strafe für mein Vergehen. Ich hatte sie verdient. Da wegen mir alle gestorben waren, waren diese Qualen eine gerechte Bestrafung.

Um mich herum geschah etwas, doch ich konnte die Stimmen nur gedämpft hören. Mein Verstand konnte kaum mehr wahrnehmen als den intensiven Schmerz, der meine Sinne gewaltsam zu überwältigen drohte.

Ich kämpfte gegen diesen an, doch er drohte, meinen Geist in Milliarden kleiner Stücke zu zerreißen. Auch kämpfte ich gegen den Juckreiz an, der meinen Körper überflutete. Es war, als würden überall Ameisen auf mir herumkrabbeln, die sich nicht abschütteln ließen.

Manchmal fühlte es sich sogar an wie eine Bestie, die versuchte, unter meiner Haut hervorzubrechen. Das machte mir Angst, doch ich konnte nichts dagegen tun.

Der Schmerz und das Jucken wurden so intensiv, dass ich schrie. Das Geräusch, das meinen Mund verließ, klang jedoch nicht wie ein normaler Schrei. Es war ein tiefes, unmenschliches Knurren. Es war furchtbar laut und schüchterte mich ein. War das dieses Wesen, das ich in mir spürte? Machte sich das Biest in mir Luft?

Ich verstand nicht, was mit mir geschah. Warum passierte das jetzt?

Zwanghaft versuchte ich, meine Augen zu öffnen, aber meine Sicht war nicht richtig. Als würde ich die Welt nicht mehr so wahrnehmen, wie sie eigentlich sein sollte. Stattdessen war die Umgebung in unterschiedliche Farben getaucht. Als würde ich durch farbige Fensterscheiben blicken, die jedoch ständig ihre Farbe änderten.

Die warme, weiche, aber faltige Handfläche der alten Frau ruhte auf meiner Stirn, doch ich spürte sie kaum. Ich bemerkte, dass sie wütend einige unverständliche Worte sang, konnte aber nicht verstehen warum. Allerdings hatte ihre Stimme eine überraschende Wirkung auf mich. Mit jedem Ton, den sie hervorbrachte, hatte ich das Gefühl, dass der Schmerz und die Wut, die meinen Körper heimsuchten, verblassten. Als wäre ihre Stimme der Regen, der die Gefühle einfach von mir wusch, bis ich nackt und leer zurückblieb.

Mein Herzschlag verlangsamte sich und ich spürte Erschöpfung durch meine Glieder wandern. Ich fühlte mich, als wäre ich mehrere Tage durch die Stadt gerannt und jetzt holte sich mein Körper mit einem Schlag die gesamte Ruhe, die er brauchte. Meine Glieder wurden schwerer und ich schloss erschöpft meine Augen. Die Müdigkeit legte sich über mich wie ein Leichentuch.

Das Letzte, was ich hörte, bevor ich ohnmächtig wurde, war die Stimme der alten Frau. Vermutlich sprach sie zum König. „Sie hat mit ihrer Verwandlung begonnen, Mylord", verkündete sie, auch wenn ich nicht verstand, was sie meinte. Verwandlung? „Sie ist der mächtigste Drache, den ich seit Jahrzehnten gesehen habe."

Drache? Ich musste mich verhört haben. Das ergab keinen Sinn. Ich war kein Drache, oder? Besaß meine Familie diese Essenz, von der mein Vater gesprochen hatte? Wenn ja, warum wusste ich davon nichts?

Und was hieß, dass ich mächtig sein sollte?

Alles hier war wirr und unlogisch. Im Moment wollte ich allerdings auch nur eines: Schlafen. Darum gab ich mich der Schwärme hin, um meinem Körper die benötigte Ruhe zu gönnen.

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