Die Nasumpa

>>Gleich ist es so weit!<<

rief Reddy aufgeregt. Es war ihr erstes Gelege was schlüpfen würde.

Dass das eine Ei ungewöhnlich silbern war, störte sie nicht. Ihr Gefährte saß neben ihr und versuchte sie zu beruhigen.

Es war nicht sein erstes, er hatte schon mal eine Gefährtin. Sie ist allerdings gestorben, worüber er fast ein Jahr lang getrauert hatte.

>Ich werde den Mörder finden und mich an ihm rächen< hatte er damals geflucht. 

Ein leises Knacken ertönte, dann brach das goldene Ei entzwei. Ein wunderschönes, goldenes und gesundes Männchen.

Er quiekte und ließ ein Rauchfähnchen aufsteigen.

>>Süß!!!<< rief Reddy.

>>Wie sollen wir ihn nennen? Ich würde...<<

>>Immer mit der Ruhe, Schatz. Er ist doch gerade erst geschlüpft!<<

>>Ich wollte ja nur sagen, dass ich ihn am liebsten Goldfire nennen würde. Ist der Name ok?<<

>>Ja wunderschön.<<

Während sie noch zankten, knackte es und auf dem anderem Ei bildete sich ein langer Riss.

>>Es kommt!!!<<

Dann machte es ein weiteres mal Knack und ein kleiner Drache fiel heraus.

Reddy erschrak, es war ja weiß-silber! Drachen waren IMMER Rot, golden, grün, sandfarben, orange-rot, schwarz oder rot-gold wie das andere Junge.

Aber weiß? Silber? Nein, niemals.

'Ich hätte etwas merken müssen. Das Ei hatte ja schon die falsche Farbe!'

Es ist ein Nasumpa, was soviel bedeutete wie „Verfluchter“.

Ein Nasumpa musste ausgesetzt werden, dort wo es kaum Überlebenschancen hatte. Ein Nasumpa, so sagt man, verflucht die ganze Familie und wenn man in einem Rudel lebte, das ganze Rudel. In dem Falle das es überlebte, musste es als Palaboy, als Ausgestoßener sein Leben fristen. Normalerweise sind Nasumpare Drachen, die mit z.B. nur einem Flügel oder nur mit drei Beinen geschlüpft sind.

'Ob eine falsche Farbe auch ein Nasumpa ist? Eigentlich sieht es ja ganz hübsch aus'.

Doch Shadow, ihr Gefährte hielt sich an die Regel, nie eine Ausname zu machen. Er wollte es soeben wegtragen, an einen Suspindihin zu bringen, als Reddy Einwand erhob.

>>Warte! Sie soll wenigstens einen Namen haben!<<

>>Warum?<<

>>Hast du dir schon mal überlegt, wie sich Jungen fühlen, wenn sie von ihren Eltern ausgesetzt werden? Wie würdest du dich fühlen?<<

>>Ich bin aber kein Nasumpa!<< knurrte er.

>>Shadow! Sie ist deine Tochter! Geb ihr wenigstens einen Namen!<<

>>Na gut, wie gefällt dir Nasumpa?<<

>>Jetzt reichts aber! Wir geben ihr einen richtigen Namen, damit sie wenigsten nicht namenlos ist wenn sie überlebt.<<

Er verdrehte die Augen und sagte:

>>Was schlägst du vor?<<

>>Silberflügel<<

Shadow flog mit dem Drachenbaby durch das Tal.

'Silberflügel.Sie wird eh nicht überleben' Angestrengt sah er sich nach einem Suspindihin um, einen Ort wo er das Kleine aussetzen konnte.

Sein Blick schweifte über scharfkantige Berge,steile Abgründe und schneebedeckte Gipfel. Als er schließlich das Kleine auf einen Felsvorsprung an eine steilen Klippe absetzte, fiel im etwas an dem Kleinem auf, etwas, was ihm nicht geheuer war.

Auf ihrem einen Flügel sah er schwach einen silbernen Blitz.

'Was immer es auch ist, sie wird bald nicht mehr auf dieser Welt sein'.

Er hatte diesen Platz bewusst ausgesucht. Entweder sie verhungerte,sie stürzte ab oder sie wird von Adlern gefressen.

Als er bereits zurückflog,verbannte er das Kleine aus seinem Gedächnis. Er wollte sich nie wieder an dieses Junge erinnern. Doch dieser Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen.

Wo war diese Wärme geblieben? Die Wärme, die sie bereits im Ei gespürt hatte. Sie hatte sich tapfer aus dem Ei gekämpft, als sie dann plötzlich aus dem warmen Nest gehoben wurde.

Scharfe Klauen hatten sie mitgenommen, hoch hinauf in den Himmel und sie dann auf diesen kalten Stein abgesetzt.

Anfangs war sie noch so gut wie taub gewesen. Als sie dann wieder besser hören konnte, hatte sie nur ein Wort ihrer Mutter hören können: Silberflügel.

Das war ihr Name. Jetzt hörte sie nur den Wind heulen, wie er durch die Schluchten und um die Berggipfel pfiff.

Eine Träne lief ihr die Wange hinunter.

Hatten ihre Eltern sie Absichtlich ausgesetzt oder war sie entführt worden? Und wenn sie entführt worden ist, warum hat ihre Mutter nicht versucht es zu verhindern?

Laut schrie sie in den Wind hinein. 

>>Was habe ich den getan? Was ist falsch an mir<<

  Erst nach Stunden öffneten sich Silberflügels Augen.

Als sie sich umsah, sah sie nichts außer Nebel und Stein. Und ein gähnender Abgrund vor, rechts und links von ihr. Hinter ihr türmte sich eine gewaltige Felsklippe auf.

'Ich bin gefangen' dachte sie 'und ich kann erst fliehen, wenn ich fliegen kann'.

Dort saß sie nun, im Nichts und hatte nur eine Chance zu überleben:

Fliegen lernen.

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