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Das Summen verstärkte sich, während der Drache langsam wieder etwas zurückwich.
Das Kind, was sich zögerlich an das Gefühl der Wärme und Geborgenheit gewöhnt hatte, sah mit großen Augen zu dem majestätischen Koloss auf.
Lange, grade Hörner sprossen aus dessen Stirn, weiß und makellos wie Elfenbein. Die geschlitzten Pupillen betrachteten ihn unergründlich, während aus den Nüstern kleine, verhaltene Rauchwolken aufstiegen. Die gespaltene Zunge schoss aus dem Maul – der Drache kostete die Luft – wobei kurz einige messerscharfe, ebenfalls elfenbeinfarbene Zähne zum Vorschein kamen. Der lange Hals saß auf massigen Schultern, die weiter unten in gewaltigen Vorderpranken mündeten, mit jeweils fünf Krallen bestückt. Der gesamte Leib zog sich, dank des langen Schwanzes, in eine beinahe unglaubliche Länge. Ein zweites Paar Beine stützte den Körper, identisch mit dem ersten, lediglich etwas kräftiger. Spitze, weiße Zacken liefen vom knochigen Kopf bis zur Schwanzspitze.
Und schlussendlich überzog den ganzen Leib ein wunderschöner Mantel aus scharfkantigen, harten, im Mondlicht jedoch umso mehr funkelnden Schuppen.
Als der riesige Drache zu dem Schluss kam, dass das Kind ihn zur Gebühr betrachtet hatte, packte er die schmutzige Kleidung und riss sie kurzerhand entzwei. Er empfand keine Scham oder Unbehagen, verstand ja nicht einmal den Grund von der Kleidung und reagierte dementsprechend überrascht auf die Reaktion des Kindes. Erst war dieses überrascht, dann entsetzt und letzten Endes starrte es das majestätische Geschöpf vorwurfsvoll an, während es versuchte sich mit den Händen zu bedecken. Offensichtlich fror der Mensch, aber während der Drache noch über den Grund nachsann und stupsend versuchte, die Hände von dem ausgemergelten Körper wegzuschieben, ertönte ein verschlafenes:
„Verdammt, ich hab doch gesagt, du hast still zu sein, wenn wir Gäste empfangen. Dafür prügel' ich dich windelweich!"
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