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Langsam richtete das Kind seinen Oberkörper auf und starrte lange auf seine Knie. Würde es funktionieren? Konnte es wirklich wahr und es geheilt sein? Das Kind hoffte es sehr, so sehr, dass es wehtat. Aber es fürchtete sich gleichzeitig davor, wieder enttäuscht zu werden.

Wieder und wieder war der junge Mensch kurz davor, seine Muskeln anzuspannen, jedoch verließ ihn jedes Mal im letzten Moment der Mut.

Irgendwann stupste der alte Drache ihn ermunternd an und richtete ein großes Auge auf das hin- und hergerissene Kind.

Der Druck, der dem Kind sagte, dass er den Stoß an seinem linken Bein wirklich spürte, riss es aus seiner Trance. Vorsichtig und ganz langsam beugte es das Knie und konnte nicht beschreiben, was es fühlte, als es funktionierte.

Mit einem Satz sprang es auf die Beine und wäre beinahe mit dem Drachen zusammengestoßen, der ganz nah neben ihm wachte. Dieser senkte den Kopf, schnaubte und zerzauste dem Kind damit das ungepflegte Haar.

Tränen füllten seine Augen und es begann, dümmlich und überglücklich zu grinsen. Mit einer zu ihm unpassenden Unverfrorenheit, legte das Kind die kleine Hand auf die schuppige Schnauze. Aber vermutlich war diese Unverfrorenheit seiner unbändigen Freude, Erleichterung, Dankbarkeit und neuer Lebensfreude entsprungen.

Endlich hatte es wieder Hoffnung. Endlich war es wieder frei, endlich konnte es seine Träume wieder erreichen.

„Danke."

Ein erbärmliches Wort, für die Fülle an Gedanken und Gefühlen, die das Kind mit der Wucht einer Sturzflut trafen.

Doch der Drache schien es zu verstehen, denn er blinzelte, ein inzwischen untrügliches Zeichen, dass er mitbekam, was in seiner Umwelt geschah.

Jetzt hatte der Drache seine Neugier befriedigt, hatte dem Jungen die Angst genommen und ihm ein weiteres Leben in Hoffnung geschenkt.

Das war leicht daran zu erkennen, wie das Junge einen Freudenschrei ausstieß und Auf und Ab sprang. Einen Moment beobachtete er das Junge besorgt – die Flüssigkeit lief schon wieder aus seinen Augen, doch diesmal schien es trotzdem kein schlechtes Zeichen zu sein – und traf dann eine Entscheidung.

Es war Zeit zu gehen.

Langsam trat der Koloss näher, und als das Junge einen Moment stillhielt, blinzelte er und drückte kurz seine Schnauze gegen dessen Brust. Er wollte weiterziehen und nun würde das Junge alleine zurechtkommen.

Bevor der Drache seinen Kopf wieder wegziehen konnte, umarmte das Kind die Schnauze so fest es konnte.

„Danke. Wirklich. Die Drachen – und besonders du – werden auf ewig das Symbol meines neuen Lebens sein. Du hast mich gerettet. Nicht nur vor... ihnen, sondern auch vor mir selbst. Dank dir kann ich frei von allen Ketten leben. Natürlich werden Schatten übrigbleiben, doch weil du sie nach Leibeskräften verwischt hast, werden sie schneller verschwinden. Als Gegenleistung für dieses neue Leben werde ich das Geheimnis um deine Art hüten wie meinen Augapfel. Das ist das Mindeste, was ich tun kann."

Der Drache stupste das Kind kräftig vor die Brust, sodass es auf den Hosenboden fiel, breitete die ledernen Flügel aus und wuchtete seinen muskelbepackten Körper in die Luft. Das Gras und auch das Junge wurden niedergedrückt, weshalb der Drache schon zu hoch flog, als dass das Junge noch nach ihm greifen könnte, als es wieder auf die Beine kam.

Er wünschte dem Jungen ein besseres Leben – ein neues Empfinden für das alte Geschöpf – und beschloss, dem Jungen die Entscheidung zu überlassen.

Ich überlasse dir das Wissen um unsere Existenz. Entscheide selbst, was du daraus machst.

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ENDE

Das ist dann wohl das Ende.

Was sagt ihr?

Nebenbei bemerkt, das ist meine erste beendete Geschichte und ich bin irgendwie stolz. ^-^

Angefangen am:    25.08

Beendet am:    23.12

Wörter:        5.689

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Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch wünsche ich euch!

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